Lonnerstadts Trainer Erich Kaiser im Interview: "Wir haben eine Philosophie" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.09.2008 um 14:00 Uhr
Lonnerstadts Trainer Erich Kaiser im Interview: "Wir haben eine Philosophie"
Der TSV Lonnerstadt lässt aufhorchen: Nur die wenigsten haben wohl mit einem Auswärtserfolg der jungen Truppe beim TV 48 Erlangen gerechnet. Vater des Erfolges ist Trainer Erich Kaiser. Grund genug für anpfiff, beim sympathischen, ruhigen Fußballehrer mal nachzufragen – ob denn die Ziele des TSV jetzt neu definiert werden müssen.
Von Benni Kraus

Erich Kaiser

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Herr Kaiser, beim Favoriten TV 48 auswärts 1:0 gewonnen: Da muss die Mannschaft umgesetzt haben, was Sie verlangen…
Erich Kaiser: Naja, zumindest in der Defensive. Wir wollten kompakt stehen und mit kontrollierter Offensive agieren – ersteres ist uns auch gelungen. Aber nach vorne haben wir normalerweise mehr drauf. Gegen den TV kam oft der letzte, tödliche Pass nicht an. Aber vielleicht hatten wir einfach zuviel Respekt: Beim Gegner ist natürlich Top-Qualität in der Mannschaft – dagegen haben wir viele junge, unerfahrene Spieler.

Die allerdings recht erfolgreichen Fußball spielen. Gibt es ein Erfolgsrezept Marke Lonnerstadt?
Erich Kaiser: Klar trägt uns momentan der Zusammenhalt und die Unbekümmertheit. Und beim Favoriten TV 48 konnten wir natürlich nur gewinnen. Aber wir dürfen das nicht überbewerten. Im Fußball entscheidet oft ganz wenig zwischen Gut und Böse. Hans Meyer hat auch einmal gesagt, er könne gar nicht erklären, warum es gerade so gut läuft.


Erich Kaiser an der Seitenlinie beim TV 48 Erlangen

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Was muss denn überhaupt noch verbessert werden?
Erich Kaiser: Eine gute Frage. Ich denke, wir müssen es noch besser hinbekommen, die Bälle so zu spielen, wie wir es eigentlich können, damit der banale letzte Pass eben in Zukunft ankommt. Wir haben technisch beschlagene Spieler, aber es fehlt die Ruhe, die Abgeklärtheit. Dies sieht man an Situationen wie gegen den TV, wo wir 1:0 führen, einen Freistoß bekommen, diesen schnell ausführen, den Ball dabei verlieren und dann in einen Konter laufen. Warum? Dafür besteht keine Notwendigkeit. Das ist vielleicht das größte Problem: Der Übereifer. Wir brauchen einen Tick mehr Ruhe in unseren Aktionen.

Mit 19 Punkten aus den ersten 9 Spielen, dazu Verbesserungspotential, das man eigentlich leicht aktivieren kann: Muss man da das Saisonziel nicht neu definieren?
Erich Kaiser: Nein. Wir denken von Spiel zu Spiel, das haben wir immer gemacht, wir machen nix anderes. Auch letztes Jahr hatten wir einen sehr guten Start, und es kann immer mal eine Phase kommen, in der es nicht so läuft. Für uns ist es wichtig, die Distanz nach unten zu wahren. Da sieht es momentan sehr gut aus.

Von den 19 Punkten hat Ihr Team 15 auswärts geholt. Ist es auf fremden Plätzen für Ihre Mannschaft einfacher?
Erich Kaiser:
Ich weiß es nicht – wir versuchen, das noch zu ergründen. Bei uns schauen immer – im Gegensatz zu einigen anderen Kreisligavereinen - mindestens 200 Leute beim Heimspiel zu. Darüber freuen wir uns natürlich. Und so etwas wie einen Heimkomplex reden wir uns erst gar nicht ein.

Beim TSV wurde in den letzten Jahren ein solides Fundament gelegt: Ein schönes, neues Gelände mit Sportheim, eine gute Jugendarbeit, die mittlerweile die in der Kreisliga mehr als etablierte erste Mannschaft trägt. Existiert keine „Vision Bezirksliga“ beim TSV?
Erich Kaiser: Sehen Sie, wir haben eine Philosophie, und die heißt: Keine bezahlten Spieler. Klar könnten wir im Winter zwei, drei Kracher holen und ganz vorne angreifen. Aber wir haben das noch nicht gemacht und werden das wohl auch in Zukunft bleiben lassen. Einfach deswegen, weil wir damit in der Vergangenheit gut gefahren sind. In unserem Umfeld existieren mit Uehlfeld und Gutenstetten warnende Beispiele dafür, was passiert, wenn auf einmal kein Geld mehr da ist und man auf bezahlte Spieler sein Fundament aufgebaut hat.

Vielen Dank für das Gespräch und Viel Glück für die nächsten Spiele.


Auszeit für den Sohn: Vater Erich Kaiser leistet Sohn Steffen moralischen Beistand und verliert dabei das Spiel beim TV 48 Erlangen nie aus den Augen. Laut Erich Kaiser ist sein Rechtsaußen Steffen der schnellste Mann der Kreisliga. 

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