Lynn Köppe im Porträt: Per Flick-Flack in die Viererkette gestürmt - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 17.02.2016 um 06:00 Uhr
Lynn Köppe im Porträt: Per Flick-Flack in die Viererkette gestürmt
MAGAZIN Seit Beginn dieser Saison trägt die 23-Jährige schwarz-gelb und ist in der Landesliga für Aufsteiger SpVgg Bayreuth aktiv. Ihre fußballerischen Ursprünge liegen freilich an der Waterkant, wo sie zudem fünffache Hamburger Meisterin im Leistungsturnen war und zumindest kurzzeitig das Trikot des HSV trug. anpfiff.info begab sich auf die Spuren der hanseatischen Fränkin.
Von Bernd Riemke
Hasen, Hamster, Meerschweinchen, Mäuse, Katzen – und ein Pferd. Dank einer tierlieben Mama ist Lynn Köppe, die mittlere von drei Geschwistern, inmitten eines eigenen kleinen „Zoos“ ausgewachsen. Womöglich rührt daher auch ihre Vorliebe für Tierparks, in denen die 23-Jährige überdurchschnittlich viel Zeit verbringen kann. „Ich habe da grundsätzlich den positiven Eindruck, dass es den Tieren gut geht“, so die gebürtige Hamburgerin, die als ausgleichendes Hobby zum Studium der Betriebswirtschaftslehre der Malerei nachgeht. „Ob Acryl oder Wachs – hauptsächlich Tiere“, schmunzelt der sympathische Blondschopf, der im Alter von zehn Monaten erstmals auf dem Rücken eines Pferdes saß und dort wohl hinsichtlich Körperbeherrschung und Akrobatik die Grundlagen für eine ihrer Leidenschaften verinnerlichte: das Leistungsturnen.

Fünffache Hamburger Meisterin

Bis ins Alter von zwölf Jahren hinein trainierte Lynn Köppe dreimal wöchentlich an Schwebebalken, Stufenbarren, Trampolin oder im Bodenturnen. „Ich kann eigentlich nicht verlieren. Ich bin immer angetreten, um Erste zu werden“, blickt Köppe auf eine überaus erfolgreiche Zeit zurück, in der sie nicht weniger als fünf Hamburger Landestitel einheimste. Getrieben wurde sie von großem, aber nicht übersteigertem Ehrgeiz. „Zu ehrgeizig war ich nicht, denn es hat mich dorthin gebracht, wo ich heute bin“, so das sportliche Multitalent, für das als junger Teenager die Entscheidung nahte, auf ein Sportinternat zu wechseln, um dem Turnen noch intensiver nachgehen zu können. Köppe entschied sich aus dem Bauch heraus dagegen, weil sie nicht in einer Sportart „gefangen“ sein wollte. Zu groß war die Neugier auf Anderes, auf Neues – unter anderem auf Fußball. Dabei reizte sie nach Jahren des Einzelkämpfertums vor allem das Gefüge einer Mannschaft. Die BWL-Studentin ist eine, die das gegenseitige Messen im fairen Zweikampf sucht und braucht. Die Herausforderung, auf den Punkt eine bestimmte Leistung abzurufen, treibt sie immer wieder an. War es im Kunstturnen ihre eigene Entscheidung, welche Kür sie den Punktrichtern vorführte, so ist es nun eine Trainerin, die festlegt, wer in der Startelf aufläuft. „Das sehe ich als Ansporn für mich. Erfolge sind schön, aber noch befriedigender ist es, diese zu wiederholen und sich sogar noch zu steigern“, betont die leidenschaftliche Sportlerin, ihren gewählten Weg zu keiner Zeit bereut zu haben.

Im Landespokalfinale gegen den HSV

Dieser führte sie schließlich zum Duvenstedter SV, der im Norden Hamburgs im Frauenfußball großes Ansehen genießt. Matthias Norden und Georg Frank waren ihre ersten Trainer, die es in mühevoller Trainingsarbeit nicht nur geschafft haben, für jede Spielerin eine ihren Fähigkeiten entsprechende Position zu finden, sondern diese anschließend in ihren Stärken zu fördern und die Schwächen auszumerzen. „Vor allem haben sie uns mit viel Feingefühl als Gemeinschaft vorangebracht“, zollt Lynn Köppe ihren ersten Übungsleitern noch heute großen Respekt. Die Qualitäten der hoch aufgewachsenen Offensivkraft, die mit dem DSV zahlreiche Juniorinnen-Meisterschaften erringen konnte, blieben auch dem großen Nachbarn aus dem Volkspark nicht verborgen und nach einem einmaligen Sichtungstraining in nagelneuen Fußballtretern war der Wechsel zum Hamburger SV in trockenen Tüchern. Es sollte ein kurzes Gastspiel werden, aber eines, das eine nachhaltige Fan-Leidenschaft für die Rothosen bei Lynn Köppe entwickelte. Über allen sportlich hohen Ambitionen, stand und steht immer der Wohlfühlfaktor, um die eigene Leistung bestmöglich abrufen zu können. Der war beim HSV nicht zwingend gegeben, so dass die schnelle Angreiferin pünktlich zum Saisonstart wieder zu ihrem Duvenstedter SV wechselte. Ein ebenfalls vorliegendes Angebot des FC St. Pauli musste die inzwischen zum leidenschaftlichen HSV-Fan gewordene Lynni aus nachvollziehbaren Gründen ablehnen. Einmal sollten sich die Wege des DSV und des HSV noch kreuzen – im Landespokalfinale 2010. „Gegen meine ehemaligen Mannschaftskolleginnen habe ich das 1:0 erzielt und mich noch nie so sehr über ein eigenes Tor gefreut wie über dieses“, erinnert sich Köppe schmunzelnd auch wenn sie den Pokal schlussendlich nach einer 1:3-Niederlage im Endspiel nicht in die Höhe strecken konnte.

Im letzten Pflichtspiel des Jahres 2015 gelangen Lynn Köppe (li.) ihre ersten beiden Tore für die SpVgg Bayreuth.
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Von der Hansestadt in die Altstadt

Das Studium führte sie schließlich in die Richard-Wagner-Stadt, wo sie dem Fußball zunächst eher passiv nachging, als treuer Stammgast jedoch stets den Spielen ihres Freundes Phillipp Lämmert beim TSV Neudrossenfeld beiwohnte. „Als ich es selbst immer mehr vermisst habe, hat er mich überzeugt, wieder anzufangen“, schildert Köppe ihre Beweggründe, die sie zur SpVgg Bayreuth brachten. Bis sich der „Sport-aholic“ schließlich dazu entschied, wieder aktiv in den Spielbetrieb einzugreifen sollte freilich eine weitere lange Spielzeit vergehen. Trotz ihres eher zierlichen Erscheinungsbildes verfügt Lynn Köppe neben ihrer ausgemachten Schnelligkeit und einem ebenso gut ausgeprägten taktischen Spielverständnis auch über die nötige Robustheit im Zweikampf. Womöglich waren das die Gründe, die Trainerin Renate Kraus dazu bewegten, die hanseatische Neuverpflichtung mangels Alternativen in die Defensive zu beordern. „Hinten kannst du jeden reinstellen, aber doch nicht Lynn Köppe“, rieb sie sich zunächst etwas verwundert die Augen, ehe sie sich selbstverständlich in den Dienst der Mannschaft stellte und ihre neue Aufgabe als Innenverteidigerin in der Viererkette mit Bravour, gutem Stellungsspiel und schnörkellosem Aufbauspiel  löste. Bis in den Herbst hinein blieb die Personalsituation in der Defensive leidlich angespannt, so dass Lynn Köppe erst gegen Ende der Vorrunde in die Abteilung Attacke zurückkehrte. „Vor allem in meinem zweiten Spiel im Sturm war ich ein Ausfall. Dann kam das Spiel gegen Reitsch und meine Trainerin gab mir mit auf den Weg, dass ich in diesem Spiel zeigen werde, was ich kann“, lässt die Torjägerin mit der Rückennummer 16 die letzte Partie des Jahres 2015 Revue passieren, in der sie mit zwei Treffern und einer Vorlage zur Spielerin des Spiels avancierte und nun endgültig in der Altstadt angekommen zu sein scheint. „Der Sturm ist das, was ich liebe“, lässt Lynn Köppe ihre Augen strahlen und hofft auf weitere Einsätze in vorderster Front, um mit weiteren Toren dazu beitragen zu können, frühzeitig den Klassenerhalt sicher zu stellen. Diese erzielt sie mit ausreichend Anlauf. „Meist so, dass ich relativ weit vors Tor komme und dann nur noch einschieben muss“, gibt ihre Erinnerung kaum Gewaltschuss-Treffer von außerhalb des Strafraums preis. Fans und Mitspielerinnen hoffen unter anderem deshalb auf weitere Tore, weil die Lieblingsübung ihrer sprungkräftigen Angreiferin früher der Flick-Flack mit einfacher Schraube gewesen ist – der eignet sich wiederum prächtig als Torjubel…


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Steckbrief L. Köppe

Lynn Köppe
Spitzname
Lynni
Alter
31
Geburtsort
Hamburg
Wohnort
Bayreuth
Familie
in Beziehung, 0 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
172 cm
Beruf
BWL-Studentin
Hobbies
Tennis, Turnen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm


Top Fünf von Lynn Köppe

Top-Verein
Hamburger SV
"Wenn ich zu Hause bin, verknüpfe ich das gern mit einem Besuch im Stadion. Wenn ich den HSV im TV anschaue, trage ich auf jeden Fall mein Trikot dazu. Mein Lieblingsspieler im Verein ist der neue Schwede Albin Ekdal."
Top-Getränk
Heiße Schokolade mit Sahne
" Ich mag Süßes und trinke gerne warme Getränke, aber keinen Kaffee."
Top-Reiseziel
Schweden
"Das Land fasziniert mich, die Leute auch. In Schweden ist man weltoffen und von Hamburg aus ist es ja nicht weit, so dass ich da auch eher einen Bezug habe. Ich selber bin auch eher nordisch angehaucht."
Top-Song
Happy
"Mein Freund hat mir das Lied vor zwei Jahren geschickt und es passt auch irgendwie zu mir. Ich werde nicht satt davon, es zu hören und das Video dazu finde ich auch richtig stark."
Top-Fußballer
Robert Lewandowski
"... ist für mich in seinen Qualitäten als Stürmer vollkommen. Messi möchte ich hier nicht nennen. Der spielt eh in einer Liga für sich."

Bilder-Galerie


Entweder...oder

Altstadt oder Hansestadt
Hansestadt. Meine Familie wohnt dort. Die Mentalität passt einfach zu mir. Dort fühle ich mich heimisch und außerdem mag ich das Wasser in der Stadt.
Abwehr oder Sturm
Sturm. Da kann ich meine Stärken am besten ausspielen und es bringt mir auch am meisten Spaß.
Kleine Schwarze oder Jogginghose
Das ist schwer, aber ich entscheide mich für das kleine Schwarze (lacht). Ich bin eigentlich beides und möchte mich vor allem wohl fühlen. Aber natürlich bin ich auch gerne Frau und mach mich schick.
Studium oder Arbeit
Arbeit! Ab März schreibe ich meine Bachelor-Arbeit und möchte danach auch nicht weiter studieren. In der Uni bekommt man kaum ein Feedback für seine Leistungen. Ich möchte aber Kritik hören ? positive wie negative. Ich möchte wissen, was ich gut gemacht habe und was ich noch ändern kann. Ein stückweit möchte ich wohl auch die Regelmäßigkeit im Berufsleben.

Saisonbilanz L. Köppe

 
17/18
4
1
1
1
2
0
0
17/18
1
0
0
0
R
0
0
16/17
16
4
2
2
7
0
0
15/16
19
6
2
1
5
0
0
Gesamt
40
11
5
4
14
0
0

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