Andreas Niklaus vom Post SV blickt zurück: Highlight ohne Happy end - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.07.2007 um 08:00 Uhr
Andreas Niklaus vom Post SV blickt zurück: Highlight ohne Happy end
MAGAZIN Andreas Niklaus hat viel erreicht in seiner Fußball-Karriere. Achtmal stieg er mit den verschiedensten Mannschaften auf. Doch wird Niklaus nach seinem persönlichen Höhepunkt gefragt, erhält man eine überraschende Antwort. Ein Spiel mit dem Post SV Nürnberg von 1986 ruft bei ihm immer noch Gänsehaut hervor. Für anpfiff blickt der 41-Jährige zurück. Ein Highlight ohne Happy end.
Von Christoph Laskowski
Rückblick: Andi Niklaus erinnert sich. 
Foto: Christoph Laskowski 
„Nicht so schlimm. Wir nehmen einen neuen Anlauf!“ Die Worte meines damaligen Trainers Günter Plank waren wohl gut gemeint, doch als gerade noch 19-Jähriger verstand ich die bislang heile Fußballwelt an diesem schwarzen Sonntag im Mai 1986 nicht mehr. Verwöhnt von Jugend-Bayernliga-Fußball (damals höchste Spielklasse), verwöhnt von zwei Aufstiegen hintereinander mit der bis 1983 in der untersten Spielklasse dümpelnden 1. Mannschaft des Post SV, war der Tag und auch - wie sich im Nachhinein herausstellen sollte – die nächsten Monate versaut. Dabei war der Rahmen für unser junges Team, das sich komplett aus gelb-blauen Eigengewächsen rekrutierte, an diesem letzten Spieltag in der A-Klasse Nürnberg-Fürth (jetzige Kreisliga) wie geschaffen. Die Bezirksliga wartete eigentlich schon sehnsüchtig auf die Himmelstürmer vom Ebensee – so der Gedanke. Bis auf zwei Punkte (bei der Zwei-Punkte-Regel) hatten wir uns an Tabellenführer ASC Boxdorf herangeschlichen, den wir – wer auch immer dies inszeniert hatte – zum Showdown an der heimischen Ziegenstraße erwarteten.

1200 Zuschauer

Großkampftag auf dem Post SV-Gelände, das zum ersten und auch einzigen Mal in der Geschichte des Vereins komplett abgeriegelt wurde, um die angekündigten Zuschauermassen an sämtlichen Eingängen gebührend empfangen zu können. „700 Zuschauer werden zum Schlager erwartet“, hieß es in der heimischen Presse, eine für Nürnberger und vor allem für PSV-Verhältnisse unvorstellbare Kulisse. Ja, o.k., in der Jugend-Bayernliga war das Derby gegen den 1. FCN um den späteren Nationalspieler Stefan Reuter mit knapp 400 Zuschauern auch gut besucht. Aber der Gedanke an ein „volles Haus“ machte uns Jungspunde richtig heiß auf die Partie und auch den Spitzenreiter. Dass Verfolger ESV Rangierbahnhof mit einem Punkt Rückstand im Nacken saß, tangierte uns wenig, die Meisterschaft war unser erklärtes und auch einziges Ziel.   Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Die Videokamera war auf dem Kabinendach aufgebaut, um das historische Ereignis festzuhalten, die Zuschauer drängten sich um den Platz. Es waren aber weit mehr, als die kühnsten Optimisten prognostiziert hatten. 1200 (!) Zuschauer wollten den A-Klassen-Gipfel verfolgen, für ihr Kommen wurden zumindest die Fans aus Boxdorf belohnt.

Feuer frei! Mit seinem starken, linken Fuß zieht Andreas Niklaus ab, zwei Boxdorfer können ihn nicht daran hindern.
Foto: privat


Große Leere

Nach dem kurzfristigen Ausfall unseres Liberos (ja, das gab es damals noch), zeigten wir Nerven und ließen uns schnell die berühmte Butter vom Brot nehmen. 1:2-Pausenrückstand, nach 67 Minuten war die Messe dann mit dem Gegentreffer zum 1:4 gelesen. Am Ende gab es eine 2:6-Packung, garniert mit der Nachricht des Sieges von Rangierbahnhof – Rang drei, kein Aufstieg, keine Relegation, keine Feier. Nur große Leere nach einer Lehrstunde. Und am nächsten Tag auch noch die Schlagzeilen in den hiesigen Gazetten - „Boxdorf verhinderte einen Niklaus-Tag“, „Post SV nach 2:6-Niederlage im Endspiel undankbarer Dritter“. Der Höhenflug war gestoppt, die Erinnerung an ein großes Fußballfest vor einer imposanten Kulisse bleibt aber auch 21 Jahre später als größtes Highlight hängen – trotz der insgesamt acht Aufstiege, fünf Abstiege, einem Kreis- und einem Bezirksmeister-Titel in der Halle, einem dreijährigen Gastspiel in der BOL und einer sich langsam dem Ende neigenden Karriere (nach über 900 Spielen in der 1. Mannschaft und nun 41 Jahren darf man ja wohl auch einmal daran denken). Nicht nur die Videokassette zeugt von einem Ereignis am Ebensee, das alles in den Schatten stellte. Schwarzer Sonntag hin, Niederlage her...
                                                              Andreas Niklaus

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