"Der Fußballgott ist eine Frau": Walsdorfer Himmelsstürmerinnen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 10.05.2009 um 22:25 Uhr
"Der Fußballgott ist eine Frau": Walsdorfer Himmelsstürmerinnen
Damit hätten wohl selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet. Die Frauen des SV Walsdorf wurden einen Spieltag vor regulärem Saisonende Meister der Kreisliga Süd und steigen damit im ersten Jahr ihrer „Neugründung“ direkt in die Bezirksliga auf: ein Erfolg, der viele Namen hat…
Von Bernd Riemke
Alle Hände an die Schale. Sogar die Fingernägel wurden zu gegebenem Anlass pink lackiert...
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„Unsere einzige Chance war, dass wir keine hatten“, bringt es Spielführerin Julia Weber auf den Punkt. Die Fürsprecherin und Initiatorin der Gründung einer Damenmannschaft beim SVW im Sommer 2008 weiß sehr wohl, dass die „blutigen Anfängerinnen“ gerade in den ersten Saisonspielen wohl von ihren Gegnern unterschätzt wurden. Die Befürchtung des Abteilungsleiters Stefan Huttner – „wenn ihr überhaupt drei Punkte holt, habt ihr eine Menge Glück“ – wurde jedenfalls schnell widerlegt. Die Frauen um Spielgestalterin und Torschützin vom Dienst, Tanja Zenk, eilten von Sieg zu Sieg und rangierten schon zur Winterpause aussichtsreich im Vorderfeld der Tabelle. „Von da an war unser Ziel ganz klar der Aufstieg“, korrigierte Meistermacher Armin Baureis zum Jahreswechsel die Marschroute, sollte jedoch zunächst befürchten müssen, dass seine Damen mit dem neuen Druck nicht ganz zurecht kamen. Nach einer eher durchwachsenen Vorbereitung setzte es im Frühjahr prompt zwei Niederlagen gegen Stappenbach und in Motschenbach. Die Felle schienen dem SVW davon zu schwimmen, doch zwei Wochen Pause während der Osterfeiertage taten dem angeschlagenen Team gerade gut.


Ob da etwas dran ist...?
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Davon könnte Klinsi lernen...

„In dieser Zeit konnten wir uns gezielt vorbereiten und haben anschließend auch kein einziges Spiel mehr verloren“, hat Baureis alles richtig gemacht, der voller Stolz auf eine Mannschaft blicken kann, die wohl ihresgleichen sucht. „Er liebt uns alle, ist geduldig und für jeden Spaß zu haben“, findet auch Julia Weber im Gegenzug nur anerkennende Worte für ihren Coach, dem es binnen kürzester Zeit gelungen ist, jede einzelne Spielerin individuell zu verbessern und zugleich Spielzüge und taktische Konzepte einzustudieren, aufgrund derer der Siegeszug der Walsdorferinnen nicht mehr aufzuhalten war. Verlassen kann sich Baureis dabei auf die Unterstützung eines ganzen Trainerteams. Während Dieter Trunk einmal wöchentlich die Übungseinheiten übernimmt, verbessert Robert Göbhardt die Torhüterinnen und in Adolf Schmitt weiß Baureis zudem einen kompetenten Assistenztrainer an seiner Seite. Einen Spieltag vor Schluss haben die Damen bei 57:27 Toren die beste Abwehr der Liga und zugleich den treffsichersten Sturm.

Ein Star, der keiner sein will!

„Tanja Zenk hat uns durchgeschossen“, hebt Spielführerin Julia Weber aus dem kompakten Kader ganz bewusst jedoch diejenige Spielerin hervor, die mit 31 Toren und ungezählten Vorlagen das Herz der Mannschaft bildet. In ihrem Sog schwangen sich ihre Mitspielerinnen zu ungeahnten Höhen auf. „So schöne Feiern habe ich in Drosendorf nie erlebt“, gibt die Gefeierte während der Meisterparty das Lob an ihre Kolleginnen gerne zurück: ein Lob, das sich nicht nur die Spielerinnen verdienen, denn wohl kaum eine zweite Damen-Mannschaft kann sich auf derart treues und ebenso begeisterungsfähiges Publikum verlassen. „Vor allem bei Heimspielen stehen die Fans wie ein zwölfter Mann hinter uns“, ist Armin Baureis begeistert, welchen Anklang der Frauen-Fußballsport binnen kürzester Zeit in Walsdorf gefunden hat.


Zur Feier des Tages ließen sich die Damen die eigens kreierte Meister-Torte schmecken.
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Ein Dorf im Ausnahmezustand

Dass die Frauen nicht nur Fußballspielen, sondern auch feiern können, bewiesen sie nach dem letzten Heimspiel gegen TSV Staffelstein – das für die Gastgeberinnen bedeutungslos 2:2 endete – auf eindrucksvolle Art und Weise. Noch auf dem grünen Rasen knallten die Sektkorken, ein überdimensionales Banner wurde ausgerollt, um sich bei den „besten Fans“ zu bedanken ,und nach einem zünftigen Spanferkel-Essen wurde manche Sektflasche geköpft. Um 17 Uhr ging es auf einem eigens präparierten Bulldog quer durchs ganze Dorf. Begleitet von der Aurachtaler Blaskapelle ernteten die Spielerinnen verdienten Applaus von den umstehenden Neugierigen, die dem ausgelassenen Jubel der Walsdorferinnen spontan beiwohnten. Über den weiteren Verlauf der Meisterfeier ist der anpfiff-Redaktion zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts bekannt, es dürfte jedoch als sicher gelten, dass die Frauen sich auch beim Feiern meisterlich zeigten und die Nacht zum Tage machten…

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