Ein Gründungsmitglied am Abgrund?: Abstiegskampf am Maindamm - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.02.2010 um 18:18 Uhr
Ein Gründungsmitglied am Abgrund?: Abstiegskampf am Maindamm
Im Gründungsjahr der Bezirksoberliga feierten die Damen des 1. FC Michelau im Sommer 2005 prompt die Meisterschaft und den Aufstieg in die Landesliga. Dem folgte zwar der sofortige Wiederabstieg, doch seither stand die Elf von Trainer Uwe Stammberger nie schlechter als Rang sechs im Endklassement. Nun droht der Abstieg in die Bezirksliga. anpfiff sprach mit Spielleiterin Carolin Hagel…
Von Bernd Riemke
„Dass es nicht leicht werden würde, haben wir von Anfang an gewusst. Trotzdem haben wir natürlich gehofft, im Mittelfeld bleiben zu können“, legt Spielleiterin Carolin Hagel offen dar, dass man sich zu Beginn der Saison keinen großen Illusionen hingegeben hat. Die Vizemeisterschaft im Vorjahr erreichte ein Team, das auf wichtigen Positionen zwangsweise verändert werden musste und im Sommer 2009 wichtige Stützen verlor. Kerstin Schnapp geht inzwischen für den Ligakonkurrenten Schwabthaler SV auf Torejagd und Anna Illmer entwickelte sich gar zur Stammkraft des Bayernligisten SpVg Eicha. Noch schwerwiegender scheint aber der Verlust von Melanie Stettner. „Sie ist unser Ruhepol, verteilt die Bälle geschickt und ist immer wieder in der Lage, selbst Tore zu erzielen“, umschreibt Hagel die Fähigkeiten der routinierten Akteurin, die krankheitsbedingt noch kein einziges Saisonspiel bestreiten konnte und wohl auch in den verbleibenden Partien nicht wird mitwirken können. Diesen Aderlass konnten die Kickerinnen vom Maindamm bislang nicht kompensieren. Mit den Schwestern Jasmin und Sabrina Lindner sind lediglich zwei junge Akteurinnen zur Mannschaft gestoßen. Jasmin Lindner führt zwar mit vier Treffern die interne Torjägerliste an und auch Sabrina erkämpfte sich einen Stammplatz, doch „gerade die jungen Spielerinnen benötigen Zeit, um sich auf das Niveau in der Bezirksoberliga umzustellen“, weiß Hagel, dass es den Nachwuchsspielerinnen beinahe folgerichtig noch an der nötigen Konstanz fehlt, um dauerhaft herausragende Leistungen erzielen zu können.

Mit vollem Einsatz geht es in die verbleibenden Partien. Karina Fischer (li.) macht es vor, wie man im Abstiegskampf zu Werke gehen muss.
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Jungem Team fehlt die Erfahrung

So dauerte es bis zum vierten Spieltag, ehe die Blau-Weißen Damen überhaupt den ersten Dreier bejubeln durften. Der Sieg im Korbmacher-Derby gegen den 1. FC Lichtenfels schmeckte zwar besonders gut, doch außer den beiden Siegen über die benachbarten Kellerkinder aus Münchberg und Marktleugast sollte keine weitere Punktausbeute mehr dazukommen. „Wenn man die einzelnen Spiele Revue passieren lässt, hätten schon ein paar mehr Zähler herausspringen können“, weiß Carolin Hagel zum einen um das Potenzial, welches in der Mannschaft steckt, beklagt aber im gleichen Atemzug, dass in entscheidenden Situationen oft auch nicht das notwendige Quäntchen Glück auf Seiten des FCM war. „Nach Fehlern bricht die Moral dann schnell zusammen“, vermissen die Michelauerinnen vor allem eine Führungsspielerin, die die Ärmel hochkrempelt. Nicht weniger als zehn Spielerinnen aus dem aktuellen Kader haben noch nicht oder gerade erst das 20. Lebensjahr vollendet, was in der Folge einen altersdurchschnitt von gerade einmal 21,4 Lenzen ausmacht.

Carolin Hagel hat die Hoffnung längst nicht aufgegeben, denn der Abstand zum rettenden Ufer ist gering.
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Vertrauen in die eigene Leistungsstärke


Doch gerade die eigenen Juniorinnen sind es, die den berühmten Silberstreif am Horizont bilden. „Wir verbinden sehr viel Hoffnung mit den Mädchen. Wenn die für die 1. Mannschaft spielberechtigt sind und sich rasch zurechtfinden, können wir die Gruppe stärken und vielleicht wieder in die obere Tabellenhälfte schielen“, betont Hagel jedoch, dass diese Zukunftsmusik ob des bevorstehenden Abstiegskampfes zunächst in den Hintergrund rücken muss. Trainer Uwe Stammberger, ein ruhiger, ausgeglichener Vertreter seiner Zunft, der in vielen Einzelgesprächen und abwechslungsreichen Trainingsmethoden immer wieder das Beste aus den Spielerinnen herausholt, hofft zudem mit personellen Veränderungen den Umschwung einleiten zu können. Erfahrene Spielerinnen sollen in der Rückrunde aus der Abwehr ins Mittelfeld beordert werden, um dem eigenen Spiel mehr Struktur und vor allem den jüngeren Spielerinnen mehr Halt und Sicherheit zu geben. „Wir werden auf alle Fälle kämpfen, doch wenn man am Ende absteigt, dann hat man es eben nicht verdient in der Klasse zu bleiben“, kennt Carolin Hagel die Gesetze des Fußballs. Ein solches lautet jedoch auch „Wer nicht kämpft, hat bereits verloren“ – und das werden sich die Damen des FC Michelau im ungewohnten Abstiegskampf nicht nachsagen lassen. Sieben Spiele stehen noch aus. Sieben Spiele bis zur Rettung – und wenn es sein muss über die erstmals eingeführte Relegation mit den Bezirksliga-Zweiten…

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