Der FSV Großenseebach vor der Rückrunde: Jung, euphorisch - und einer, der plant - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 04.03.2009 um 13:30 Uhr
Der FSV Großenseebach vor der Rückrunde: Jung, euphorisch - und einer, der plant
In der Vorrunde waren sie das Maß aller Dinge in der Kreisklasse 1: Mit vier Punkten Vorsprung vor Frauenaurach und Hammerbach überwinterten die jungen Wilden des FSV Großenseebach auf dem Platz an der Sonne. anpfiff versucht, das Erfolgsgeheimnis herauszufinden und hat den FSV in der Vorbereitung besucht.
Von Benni Kraus
Auf den ersten Blick scheint die Erklärung denkbar einfach, denn der beste Torschütze der Liga ist ein Seebacher: Michael Galster hat in 15 Spielen bereits 19 Mal getroffen. Doch wenn man Trainer Uwe Voit auf seinen Torgaranten anspricht, bügelt er sofort ab: „Mir ist das gar nicht so recht, dass alle immer über den Michael reden“, sagt er dann und tauscht den Blick mit Spielleiter Dietmar Schaub. Und warum nicht? „Weil Spieler wie Bernd Büchl für unser System viel wichtiger sind.“

Das erfolgreiche Trainerteam des FSV Großenseebach: Uwe Voit (links) und Karl Mirschberger, der Trainer der zweiten Mannschaft. Auch der FSV II führt die Tabelle an: In der A-Klasse 6 stehen die Mannen von Mirschberger mit sechs Punkten Vorsprung auf Rang 1.
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Uwe Voit ist ein ruhiger und besonnener Mensch. Der Trainer der Seebacher sich vor der Wochentags-Einheit für den anpfiff-Reporter Zeit genommen und stellt sich der Suche nach dem Erfolgsgeheimnis. Zusammen mit Spielleiter Dietmar Schaub sitzt er im Sportheim und wirkt fast so, als sei er selbst ein wenig verwundert über die großartige Entwicklung seiner Mannschaft.

Gegen alle Widerstände

„Das ist eigentlich hochinteressant: Wir haben in einem Pokalspiel in der A-Jugend früh zurückgelegen, und deshalb nach 20 Minuten den Libero aufgelöst“, erklärt Uwe Voit. Seitdem wird beim FSV die Viererkette gespielt. Mit seinem starken Jugendjahrgang rückte Voit auch als Trainer in den Herrenbereich auf und etablierte dort das 4-4-2. „Er hat das gegen alle Widerstände knallhart durchgezogen“ sagt Dietmar Schaub.

Der FSV in der Wintervorbereitung: Training im Schnee war mehr als einmal angesagt.
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Denn in Seebach gibt es durchaus ein kritisches Publikum, vor allem in der älteren Generation. „Das habe ich selbst manchmal als störend empfunden, als ich selbst noch hier gespielt habe“ gibt Voit zu. Dann schaut er wieder hinüber zu Dietmar Schaub und bekräftigt: „Aber wir lassen uns nicht reinreden!“

Der Erfolg gibt dem Trainer recht: Im ersten Jahr unter seiner Leitung stieg die Mannschaft aus der A-Klasse auf, und dem sicheren Klassenerhalt in der vergangenen Saison folgte dieses Jahr die Herbstmeisterschaft. „Uwe hat das Fachwissen, verlangt die nötige Disziplin und plant sehr genau“ beschreibt Schaub die Qualitäten des Trainers. Der Spielleiter verspürt seit dessen Amtsantritt eine Aufbruchstimmung im Seebachgrund: „Wir haben zu den Heimspielen die Jugend bei uns auf dem Balkon, die uns mit Trommeln und Gesang anfeuert. Die Entwicklung einer solchen Fankultur ist natürlich eine schöne Geschichte für uns.“

Kameradschaft und Kollektiv

Überhaupt setzen die Seebacher verstärkt auf die Kameradschaft, die sich mit der neuen Spielergeneration entwickelt hat. Dazu gehören die regelmäßigen Festivitäten wie die Silvesterparty, die der Mannschaftskreis organisiert. Oder die Idee der Kreation eigener FSV-Fanartikel, die der Kapitän  der zweiten Mannschaft, Oliver Lang, zusammen mit Gerald Bauer umgesetzt hat. „Wahnsinn, was die da aufgezogen haben“, sagt Trainer Uwe Voit. Auch beim Kicker machte der Seebacher Teamgeist unlängst schon von sich reden.

Großenseebach schneller als Frauenaurach (hier Rene Rattmann in Gelb und Jochen Ebersberger): Bleibt das bis zum Ende der Saison so?
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„Bei uns ist finanziell nicht viel drin: Es gibt keine Gehälter, nur ab und zu Klamotten und Zuschüsse zu Mannschaftsfeiern. Auch unsere Neuzugänge holen wir über die freundschaftliche Basis“, erklärt Dietmar Schaub. Für Trainer Voit ist dies wohl die größte Stärke seiner Mannschaft: „Wir können über das Geld nicht zusätzlich was aufbauen und wollen das auch gar nicht. Deshalb werden wir die Rückrunde genauso locker angehen wie die Vorrunde und die Jungs nicht unter Druck setzen. Den Druck, aufsteigen zu müssen, haben andere – wir können das auch noch nächstes Jahr.“

Eines ist klar: Uwe Voit denkt im Kollektiv, denkt langfristig und wird sich auch durch zeitweilige Rückschläge nicht von seinem Weg abbringen lassen. „Die Jungs kommen fleißig aufs Training und kriegen dort viel beigebracht – der Rest kommt von selbst“ sagt er. Wenn man den Trainer besser kennengelernt hat, versteht man auch, warum er Bernd Büchl im Vergleich mit Michael Galster so hervorhebt.

Galster? "Von Vorbereitung hält der wenig."

„Der Bernd spielt bei uns seit 5-6 Jahren auf konstant hohem Niveau, gibt immer 100 Prozent und trägt als klassischer Sechser unser System voll mit“, beschreibt Uwe Voit die fußballerischen Vorzüge des 30-jährigen. „Er trinkt keinen Tropfen Alkohol in der Vorbereitung und ist total fixiert auf das gemeinsame Ziel.“ Und Michael Galster? „Naja, Vorbereitung, da hält er wenig davon. Er ist halt nicht der trainingsfleißigste“, schmunzelt der Coach, der natürlich trotzdem weiß, was er an seinem schnellen und durchsetzungsstarken Stürmer hat.

Eine von zwei Saisonniederlagen brachte der TSV Frauenaurach den jungen Seebacher bei. Gelingt im Heimspiel die Revanche? Am Wochenende startet der FSV auswärts im Derby bei den abstiegsgefährdeten Niederlindachern.
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Aber wie heißt es so schön: „Offense wins games, defense wins championships“. Klar müssen die Seebacher auch noch einige Spiele gewinnen, um Meister zu werden. Aber wo – ganz im Sinne des systematisch und im Kollektiv denkenden Trainers – die wahre Stärke der Mannschaft liegt, verrät tatsächlich ein simpler Blick auf die Tabelle: Nicht vorne, sondern hinten sind sie bärenstark: Nur 13 Gegentore in 15 Spielen bedeuten den absoluten Spitzenwert der Liga.

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