Ralph Zall im Interview: Von Wiederaufstehern und Staubsaugervertretern - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 04.12.2008 um 10:00 Uhr
Ralph Zall im Interview: Von Wiederaufstehern und Staubsaugervertretern
Bereits neun Treffer hat Ralph Zall auf dem Konto und somit maßgeblichen Anteil an der guten Platzierung seiner SG Roßdorf a.F. in der A-Klasse 4. Dabei ist der 28-Jährige auch neben dem Platz sehr aktiv, veranstaltet er doch jährlich mit seinem Kumpel Alexander Keiling Turniere für einen guten Zweck. Warum Wiederaufstehen nach schweren Schlägen sein Lebensmotto ist, was ihn nach Roßdorf verschlagen hat und wie ihm Christoph Daum beim Toreschießen hilft lesen Sie im anpfiff-Interview.
Von Benni Hofmann
Neun Treffer bisher: Ralph Zall.
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Ralf, zunächst einmal Danke, dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst. Dabei hast Du ja, wie der Ein oder Andere vielleicht weiß, gerade im Winter Einiges zu organisieren.
Ralph Zall: Das ist richtig, gemeinsam mit Alex (Keiling, d. Red.), dessen und meinen Eltern und meiner Freundin veranstalten wir seit fünf Jahren Jahr vom Club Real aus ein Hallenturnier, den Copa Real. Im vergangenen Jahr ging dieHälfte des Erlöses an einen guten Zweck. Allerdings muss Alex das heuer alleine machen, denn ich trete ein bisschen kürzer. Ich hoffe, es klappt bei mir nächstes Jahr wieder.

Alexander Keiling kennst Du aus Deiner Stappenbacher Zeit, genauso wie Deinen jetzigen Coach Benny Iskra. War er der Grund, nach Rossdorf zu wechseln?
Ralph Zall: Sicherlich war es mit ein Ausschlag dafür, doch ich bin in Zeegendorf groß geworden und spiele jetzt wieder mit vielen Freunden aus meiner Jugendzeit zusammen.
 
Nachdem es in der vergangenen Serie nur Rang sieben war: seid Ihr heuer reif für den Aufstieg?
Ralph Zall: Ich sags mal so: es wird langsam Zeit, dass wir rauskommen aus der A-Klasse. Benny Iskra ist jetzt im vierten Jahr da und leistet hervorragende Arbeit. Es wäre auch ein Lohn für ihn. Im Moment sieht es ja ganz gut aus, aber die Saison ist noch lang und es liegt noch viel Arbeit vor uns.

Du hast in der Jugend lange hochklassig gespielt – könntest Du Dir vorstellen, noch einmal weiter oben anzugreifen?
Ralph Zall: Ja, das stimmt. Nach meiner Zeit beim FC Bamberg und beim „Club“ ging ich zu den „Zwölfern“, von da aus nach Stappenbach, dann nach Vorra und schließlich bin ich jetzt in Rossdorf gelandet. Vielleicht geht es ja mit der SG noch etwas höher. Ansonsten denke ich nicht, dass ich noch mal großartig höher spielen werde. Schon allein wegen meiner Krankheit nicht.

Du spielt auf Deine Krebserkrankung an – ein harter Schlag für einen jungen Mann wie Dich.
Ralph Zall: Die Diagnose kam 2006. Hodenkrebs.

Wie bist Du damit umgegangen?
Ralph Zall: Ich bin von Natur aus jemand, der positiv denkt. Mein Lehrer in der siebten Klasse hat mal einen Spruch gebracht, der mich geprägt hat: es ist keine Schande am Boden zu liegen, aber eine Schande, nicht wieder aufzustehen. Von daher gab es damals eigentlich nicht viel zu überlegen, es ging alles relativ schnell. OP und Chemo und so weiter. Zum Glück waren ständig Freunde und Familie bei mir, ich war im Krankenhaus quasi nie alleine. Ihnen bin ich sehr dankbar.

Ist diese Krankheit auch ein Grund dafür, dass Du und Alexander Keiling die Erlöse Eurer Turniere für gute Zwecke spendet?
Ralph Zall: Das würde ich nicht sagen, denn die Turniere machen wir ja schon länger. Vor kurzem habe ich noch eine Patenschaft eines afrikanischen Kindes bei worldvision übernommen. Ich denke, wenn es im nächsten Jahr wieder mit einem Turnier klappt, dann wird es sicher etwas für worldvision geben.

Hast Du den Krebs endgültig besiegt?
Ralph Zall: Normalerweise dauert die Karenzzeit fünf Jahre. Doch die Ärzte haben mir gesagt, so wie es aussieht, wird bei mir nichts mehr kommen. Ich war ja dann auch ein halbes Jahr später schon wieder auf dem Fußballplatz gestanden.

Immer wieder versuchen: Ralph Zall und die Staubsaugervertreterphilosophie.
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Ein Fußballverrückter im positiven Sinne also. Könntest Du Dir vorstellen, die Schuhe irgendwann einmal ganz an den Nagel zu hängen?
Ralph Zall: Ich glaube, dieser Sport lässt mich nicht los. Vielleicht mache ich ja später Trainer oder besser Spielertrainer, am liebsten würde ich spielen, bis ich sechzig bin (lacht).

Du bist diese Saison schwer in Tritt gekommen, hattest nach acht Spieltagen erst einen Treffer auf dem Konto. Nun läuft es besser, Du hast mittlerweile neunmal eingelocht. Bist Du jemand der einen Lauf braucht?
Ralph Zall: Ich würde mich schon so beschreiben. Man muss aber auch dazu erklären, dass ich zu Saisonbeginn öfters angeschlagen oder verletzt war. Aber wenn es bei mir dann läuft, dann richtig.

Was tust Du, um einen negativen Lauf zu durchbrechen? Ralph Zall: Christoph Daum hat einmal meinem Vorbild Ulf Kirsten die Staubsaugervertreterphilosophie erklärt: immer wieder hingehen und irgendwann kommt man dann rein. Das nehm auch ich mir dann in solchen Situationen zu Herzen.

Gemeinsam mit Ralph Zall oft Organisator verschiedener Hallenturniere: Stappenbachs Alex Keiling.
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„Der Schwatte“ ist also Dein Idol. Dein Lieblingsklub demnach auch die Werkself aus Leverkusen?
Ralph Zall: Das stimmt, ich bin Fan von Bayer 04.

Dann hast Du ja bestimmt zu Stefan Kießling gute Kontakte an den Rhein, oder?
Ralph Zall: Leider kenne ich ihn nicht so gut, doch vorige Saison waren wir gemeinsam mit seiner Schwester beim UEFA-Cup Spiel gegen den HSV und haben ihn nach der Partie kurz getroffen. Das war schon toll.

Ein anderer Klub mischt derzeit die Bundesliga auf, der Dorfklub aus Hoffenheim. Wie stehst Du zu der Thematik „Großinvestoren“?
Ralph Zall: Es ist natürlich gut, wenn es einen Verein wirklich nach vorne bringt. Andererseits hat man oft das Problem: was macht man, wenn die Sponsoren abspringen. Ich glaube, das Beispiel Weismain hat das in unserer Region gezeigt. Insgesamt wird die Bundesliga aber dadurch attraktiver, weil mehr Topspieler verpflichtet werden können. Und außerdem stehen dann am Ende nicht mehr immer nur die Bayern oben (lacht).

Zurück in den Bamberger Kreis: was wünscht Du Dir und der SG Rossdorf a.F. für das Jahr 2009?
Ralph Zall: Ich will einfach gesund bleiben und für Rossdorf lautet mein Wunsch ganz klar: Aufstieg in die Kreisklasse.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Deinen weiteren Lebensweg!

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