Unter treffen auf Ober: „Ein großes Spiel mit viel Tradition“ - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.10.2008 um 18:00 Uhr
Unter treffen auf Ober: „Ein großes Spiel mit viel Tradition“
Mehr Konkurrenz geht kaum: Die Gemeindeteile liegen eng beieinander, ebenso die Tabellenränge. Hinzu kommt die Spielansetzung am Kirchweihwochenende. Beste Voraussetzungen, um den zahlreichen heißen Derbys zwischen dem TSV Untersiemau und dem TSV Obersiemau ein weiteres hinzuzufügen. anpfiff wird am Sonntag live dabei sein und ausführlich von dem Nachbarschaftsduell berichten.
Von Stefanie Nowak

Hegt einschlägige Derby-Erinnerungen: Der Untersiemauer Kapitän Sebastian Böhnlein

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„Die Atmosphäre war schon immer sehr hitzig“, erzählt Sebastian Böhnlein, Kapitän bei Untersiemau, „ich kann mich an kein Derby ohne Platzverweis erinnern.“ Am eigenen Leib zu spüren bekam Böhnlein diese Hitzigkeit vor zwei Jahren, als er von seinem Obersiemauer Gegenspieler umgerannt und mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ins Krankenhaus gebracht wurde. Eine Entschuldigung seitens des Gegenspielers gab es nicht. „Doch am Ende war meine Nase doch stärker als der Gegner, und außerdem hat die Mannschaft das Spiel noch mit 6:0 gewonnen. Das war die richtige Reaktion“, meint Böhnlein. Die Emotionen sind es, an die auch die meisten anderen Vereinsverantwortlichen beim Stichwort „Ober gegen Unter“ denken. „Von den Emotionen her ging es schon teilweise ordentlich zur Sache“, erzählt Stefan Janson, Jugendleiter des TSVU. Von „nachbarschaftlicher Zwietracht“ berichtet der Leiter der Untersiemauer Alten-Herren, Olaf Kolb. Sein Kollege auf Obersiemauer Seite, Harry Stürke, spricht von „packenden Kämpfen“. Doch er betont auch, dass die Begegnungen trotz aller Verbissenheit in letzter Zeit fairer geworden seien, „vor zehn Jahren ging’s da mehr zur Sache.“  

Kirchweihkulisse  
 
Schließlich stehen 2008 bedeutend weniger Einheimische auf dem Feld. Kapitän Christian Müller ist das einzige Eigengewächs der Obersiemauer, und ausgerechnet er wird am Sonntag berufsbedingt nicht dabei sein. Etwas anders sieht es bei den Gastgebern aus. Sieben Siemauer stehen in ihren Reihen und sind hochmotiviert. Wie beispielsweise Bastian Stürke. Er kann berufsbedingt nicht jeden Spieltag auflaufen, aber da Obersiemau nicht nur der Nachbarverein, sondern auch sein Ex-Verein ist, hat er seinem Trainer Matthias Rödel schon signalisiert, spielen zu wollen. Doch man muss kein Einheimischer sein, um dem Derby-Fieber zu verfallen. Der Obersiemauer Spielertrainer Hichem Razgallah berichtet, dass in seiner Mannschaft seit Wochen über das Spiel gesprochen wird. „Ich habe schon gemerkt, dass das ein großes Spiel mit viel Tradition ist“, erklärt er, „die Spieler werden 120% bis 130% geben.“ Zusätzlichen Ansporn dürfte die Kulisse des Spiels bieten. In Untersiemau ist am Wochenende Kirchweih, der Untersiemauer Vorsitzende Frank Stöckert rechnet mit über 200 Zuschauern. Und diese waren in den letzten Jahren mindestens so leidenschaftlich dabei wie die Spieler.   

Gegensätzliche Saisonverläufe  


Mit sieben Saisontoren einer der Garanten für den Obersiemauer Aufwärtstrend: Serge Meli

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Nicht nur geographisch bedingt ist es ein Sechs-Punkte-Spiel. Die Tabellensituation birgt zusätzliche Brisanz. Es ist die Partie Sechster gegen Siebter, wer die Punkte mitnimmt, bleibt oben dran. Doch so nahe sich die Vereine in der Tabelle sind, so unterschiedlich verlief ihre Saison bisher. Untersiemau startete vielversprechend und entschied die ersten drei Partien für sich. Doch dann kam mit einer knappen Heimniederlage gegen Unterpreppach der Knacks. Zudem plagen die Mannschaft Personalprobleme. Neben dem in der Hinrunde pausierenden Michael Böhnlein werden am Sonntag verletzungsbedingt Dominik Falk, Taifun Ciray und Mohamed Hilles der Mannschaft fehlen. Der Spielertrainer selbst konnte wegen einer Schleimbeutelentzündung die letzten beiden Wochen nicht trainieren, bei ihm wird sich erst im Abschlusstraining entscheiden, ob er auflaufen wird. Auch das Training läuft für Untersiemau nicht rund, nicht nur verletzte Spieler, auch Studenten oder Schichtarbeiter fehlen bei den Einheiten. „Wenn die Leute nicht trainieren oder angeschlagen spielen, kann man nicht 100% erwarten“, meint Rödel, „momentan bringen wir vielleicht 50%.“ Um den Abwärtstrend der letzten Wochen zu stoppen, soll seine Mannschaft vor allem über den Kampf ins Spiel finden: „Das sage ich immer wieder, in dieser Klasse wird 80% über den Kampf entschieden, der Rest kommt dann von ganz alleine.“ Doch es wird schwer werden gegen einen Konkurrenten, der gerade im Aufwind ist. Entgegengesetzt zur Untersiemauer Formkurve zeigt die des TSV Obersiemau in den letzten Wochen nach oben. „Am Anfang war es etwas schwierig“, berichtet der in dieser Saison neu verpflichtete Spielertrainer Razgallah, „aber jetzt ist die Mannschaft immer besser eingespielt.“ Mit den Erfolgen im Rücken wird sein Team wie ein Favorit auftreten, kündigt er an. Doch auch Obersiemau kann am Sonntag personell nicht aus dem Vollen schöpfen. Neben Christian Müller fehlt eventuell auch der Stammtorhüter Karsten Bauer. Es wird sich noch entscheiden, ob er nach der roten Karte aus dem Spiel gegen Heiligersdorf II eine Sperre erhält. Noch schwerwiegender für die Mannschaft: Ioan Joica hat den Verein verlassen. Den in dieser Saison zweifachen Torschützen zog es zurück in seine rumänische Heimat.  

Torfestivals  

Beim Aufeinandertreffen der Ober mit den Untern gab es neben viel Einsatz auch häufig viele Tore zu sehen, auf beiden Seiten. Der Untersiemauer Abteilungsleiter Stephan Schultheiß erinnert sich beispielsweise noch an eine Partie von vor fünf Jahren, als seine Mannschaft eine 3:1-Führung aus der Hand gab und am Ende 4:6 verlor. Auf ein ähnliches Torfestival tippt der Obersiemauer Spielertrainer Razgallah: „Wir sind zur Zeit vielleicht etwas im Vorteil, darum 3:2 für uns.“ Die zahlreichen Gegentore der letzten Partien im Hinterkopf, hofft Matthias Rödel auf eine Kehrtwende und ein 2:0 seiner Mannschaft. Denn wie könnte man besser in die Erfolgsspur zurück finden als durch einen Derby-Sieg am Kirchweihwochenende.

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