Ruhe beim Tabellenletzten: Zufriedenheit und Zuversicht in Staffelbach - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 05.10.2006 um 20:10 Uhr
Ruhe beim Tabellenletzten: Zufriedenheit und Zuversicht in Staffelbach
Zehn Spiele und kein Sieg - eine Bilanz, die schon so manchen Trainer den Kopf kostete. Doch die üblichen Mechanismen greifen in Staffelbach nicht. Trainer Helmut Kettler sitzt fest im Sattel, das Umfeld ist entspannt - und der Klassenerhalt weiterhin das angestrebte Ziel.
Von Bernd Riemke
Das Sportheim in Staffelbach ist ein wahres Schmuckstück.
TSV Staffelbach
"Ich bin mit unserem Auftreten in der Kreisklasse absolut zufrieden und zugleich überrascht, wie gut wir in der Lage sind in dieser Liga mitzuspielen", sagt nicht etwa ein Aufstiegsaspirant, sondern der Trainer des derzeitigen Tabellenletzten in der Kreisklasse 1. Doch beim TSV Staffelbach scheinen die Uhren ruhiger zu laufen. Seit vier Jahren nun sitzt Kettler beim TSV am Ruder und die Harmonie im Verein ist ungebrochen. Sicher, der Aufstieg vergangene Saison war ein großer Erfolg, der Motivation freisetzte, doch der zumindest den Ergebnissen nach verpatzte Saisonstart gibt nicht unbedingt Anlass zur Euphorie. "Wir waren uns im Vorfeld schon einig, dass es ein ganz schwieriges Jahr für uns werden wird", gibt der Spielertrainer einer "Oldie-Truppe" zu bedenken.

Oldies but Goldies

Wie wahr: Helmut Kettler selbst ist 41 Jahre, sein Bruder Thomas 36, Frank Postler, Goalgetter vergangener Tage inzwischen 37. Mittelfeldstratege Holger May (32) muss beim "Eckla" vor dem Trainingsbeginn meist in die Mitte - ein Schicksal, das die "jungen" trifft. Doch die "alten Herren" - der Altersdurchschnitt von knapp 32 Jahren dürfte im gesamten Spielkreis unerreicht bleiben - machen inzwischen mit ihrer Erfahrung das wett, was die jugendlichen Gegenspieler an Laufbereitschaft voraus haben. Exemplarisch hierfür steht sicherlich jener Frank Postler, an dem die Jahre zwar auch nicht spurlos vorüber gegangen sind, der aber seine neue Rolle im offensiven Mittelfeld gefunden hat und von dort aus die Mannschaft führt. Unverzichtbar für den TSV Staffelbach, genauso wie ein Matthias Friedla (35), der sich dank seiner Kopfballstärke mitunter auch in vorderster Front eingesetzt sieht. Alter schützt vor Toren nicht ist eine Binsenweisheit, die wohl selten so zutreffend war wie für den Klassenneuling. "Ich hatte seit dem ersten Saisonspiel nie den Eindruck, dass wir deutlich schlechter waren als die Gegner", verlor Kettler auch in den niederlagenreichen Wochen nie die Zuversicht und die Hoffnung auf die Wende zum Guten. Jammern ist beim TSV ohnehin tabu. Grund genug dazu gäbe es. In den ersten elf Saisonspielen musste der Trainer bereits 29 Akteure einsetzen. Die enorm hohe Fluktuation führt dazu, dass selten zweimal die gleiche Startelf aufläuft, rührt aber vor allem daher, dass gerade die älteren Spieler nicht jeden Sonntag zu Verfügung stehen.

Der erste kleine Schritt ist getan

Doch im "Paradies Staffelbach" scheint weiterhin die Sonne. Der erste Saisonsieg ist geschafft. 5:3 gegen SV RW Lisberg. Ein Sieg, den sich die Mannschaft schon lange verdient hat. Trotz des permanenten Misserfolgs sahen sich Trainer und Spieler immer auf dem richtigen Weg. "Das wird sicher nicht unser letzter Dreier gewesen sein", blickt Helmut Kettler optimistisch in die Zukunft, in der schon eine kleine Serie von zwei bis drei erfolgreichen Spielen ein Vorrücken ins Mittelfeld bedeuten kann. Nichts anderes besagt die interne Zielvorgabe beim TSV. In absehbarer Zeit möchte man den Anschluss ans Mittelfeld geschafft haben, um sich bis zum Rückrundenstart nach der Winterpause noch alle Chancen auf den Klassenerhalt offen zu halten. Danach sah es freilich lange Zeit nicht aus, als Staffelbach zwar stets gut mitspielte, aber letzten Endes eben doch immer das kleine i-Tüpfelchen zum Sieg fehlte und die mangelnde Chancenverwertung das große Manko des Aufsteigers war. "Wir sind nie unruhig geworden, aber wenn du hinten drin stehst, fliegt ein Ball halt mal 2cm zu weit nach links", behielt Kettler auch in rauhen Zeiten die Ruhe und arbeitete weiter akribisch daran, die 2cm-Flugbahn des Balles mit seinen Schützlingen im Training zu korrigieren.

Der Nachwuchs macht große Freude

Vor allem die allerdings wenigen jungen Spieler sind es, die dem routinierten Übungsleiter dabei am Herz liegen. Manndecker Peter Zöcklein (20) blüht im Schatten der erfahrenen Kollegen förmlich auf, zeigt sich willig und lernbereit und schaffte nach einer kurzen Eingewöhnungszeit den Sprung in die Stammelf. Benny Krapp (20) - vor der Saison aus Viereth gekommen - hat vielleicht körperlich noch bessere Voraussetzungen, ein erfolgreicher Stürmer zu werden, steht sich aber zu oft noch selbst im Weg. Alles in allem hat die Mannschaft bewiesen, dass sie in der Kreisklasse 1 kein Kanonenfutter darstellt und mit vielen Gegnern auf Augenhöhe spielte. "Unsere angespannte Situation wird im Lauf der Saison nicht besser. Von den 3-4 Leistungsträgern darf niemand langfristig ausfallen, dann werden wir bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen können", gibt sich Helmut Kettler in jedem Fall zuversichtlich - wohl auch weil er sich seines Trainerjobs sicher sein kann, egal wie schlecht der Tabellenstand seines TSV Staffelbach auch sein mag. Das Umfeld harmoniert und es ist ein ruhiges Arbeiten möglich. Das sind Voraussetzungen, auf denen Erfolg gedeihen kann. Abschreiben sollte man den Liganeuling in keinem Fall, denn der TSV Staffelbach hat gerade erst begonnen seine Spiele zu gewinnen!

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