Die Wagschale neigt sich zur anderen Seite: RSV Drosendorf tankt Selbstvertrauen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.09.2006 um 20:59 Uhr
Die Wagschale neigt sich zur anderen Seite: RSV Drosendorf tankt Selbstvertrauen
Seit vier Jahren ist in Drosendorf ein anhaltender Abwärtstrend zu beobachten. Nach drei Auftaktniederlagen in dieser Saison drehte der RSV aber auf einmal den Spieß um und rückt in der Tabelle stetig nach vorne.
Von Bernd Riemke
Dass der Saisonstart kräftig daneben ging, wunderte in Drosendorf freilich niemanden. Die anhaltenden Negativerlebnisse der letzten desaströsen Spielzeit zum einen und die jugendliche Unerfahrenheit zum anderen, stellten eine Mischung dar, die die Hoffnung auf bessere Zeiten eigentlich von selbst im Keim erstickten. Mit Uwe Jahn kam vom Kreisklassen-Absteiger Post-SV Bamberg jedoch ein Trainer zum RSV, der den Verein schon lange kennt (der Übungsleiter betreute auch schon die Damen in der Regionalliga) und der müden Truppe im Lauf der letzten Monate neues Leben einhauchte. So kommt der Aufwärtstrend der letzten Woche mit zehn Punkten aus den letzten fünf Spielen für den Neu-Trainer auch nicht überraschend.

Das Blatt wendet sich langsam

Er ist vielmehr das konsequente Ergebnis einer zielstrebigen Trainingsarbeit, bei der die ganze Mannschaft wieder voll mitzieht und an sich glaubt. Gerade das fiel den Spielern natürlich schwer. Nach einer schier endlos langen Durststrecke in der Serie 2005/06 verliert man irgendwann den Glauben daran, auch wieder ein Spiel zu gewinnen. "Das Glück muss man sich aber erarbeiten", impfte Jahn seinen Spielern seit Amtsantritt immer wieder ein - und sollte Recht behalten. Die Mannschaft spielte sich zwar stets zahlreiche Chancen heraus, verwertete aber nur einen sehr geringen Teil ihrer Tormöglichkeiten. Inzwischen konnte sich die Elf steigern und ist vor allem cleverer geworden, wie beispielsweise der Siegtreffer in Zeckendorf in der 90. Minute untermauert, obwohl man keine 120 Sekunden vorher den bitteren Ausgleich schlucken musste. Solche Erlebnisse werfen die Grün-Gelben aber nicht mehr so leicht um.

Mit der Jugend zum Erfolg

Ein Knippser, der pro Saison mal eben 20 Tore erzielt, fehlt den Drosendorfern zwar immer noch, aber Jahn legt ohnehin mehr Wert auf ein funktionierendes Kollektiv, denn auf wenige "Starspieler. Mit Oliver Lieb zwischen den Pfosten, Andreas Brockard, Klaus Leisner auf dem Liberoposten und Thomas Schmitt im Mittelfeld verfügt der RSV auch nur über wenige erfahrene Spieler, die die tragenden Säulen im taktischen Konzept des Trainers darstellen. Aus der Jugendspielgemeinschaft mit Weichendorf drängen dagegen mit Christian Senger und Sebastian Albert schon die nächsten eigenen Nachwuchskicker in den Kader der ersten Mannschaft, die auch in dieser Spielzeit bereits ihre Einsatzzeiten bekommen. Um namhafte Verstärkungen an Land zu ziehen, fehlen in Drosendorf ohnehin die (finanziellen) Mittel. Die umliegenden Vereine wie Weichendorf, Merkendorf, Scheßlitz oder Giech hätten da ganz andere Möglichkeiten, so Jahn, der aus diesem Grund darauf hofft, Akteure zu verpflichten, die bei anderen Teams nicht so zum Zug kommen und eine neue Herausforderung suchen.

Fehlende individuelle Klasse mit Einsatz wettmachen

Eine Herausforderung, die man in Drosendorf gerne annimmt. Denn in einer Liga, in der "bis auf Gundelsheim annähernd zehn Mannschaften auf gleichem Niveau spielen, entscheidet oft die Tagesform über den Sieg", weiß Uwe Jahn, der sein Hauptaugenmerk nun auf die noch fehlende Konstanz legen möchte. Ein Sensationssieg an einem Wochenende ist beinahe wertlos, wenn man sieben Tage später wieder eine dumme Niederlage kassiert, hadert der Trainer zwar hin und wieder mit seinen "jungen Wilden", weiß aber auch, dass in der A-Klasse eben keine Wunderdinge erwartet werden dürfen. "Fehler passieren immer wieder, dafür ist die individuelle Klasse der Spieler eben manchmal zu gering. Deswegen gibt es in den A-Klassen auch immer wieder hohe Ergebnisse mit einer Vielzahl an Toren. Dass eine Mannschaft ein Ergebnis verwaltet gelingt kaum", so Uwe Jahn. Aber auch daran wird gefeilt. Fleißig und akribisch. Und im stillen Kämmerlein, denn aufsteigen muss Drosendorf wirklich nicht.

Ohne Druck mutig nach vorne

"Stabilisieren und mehr Punkte holen als letztes Jahr" lautete die Zielsetzung vor der Saison. In Anbetracht der Tatsache, dass der RSV jetzt schon doppelt so viele Punkte hat wie nach der gesamten letzten Hinrunde, kann man dieses Unterfangen wohl jetzt schon als Erfolg verzeichnen. Obwohl von Vereinsseite keinerlei Druck ausgeübt wird, wagt der neue Trainer an alter Wirkungsstätte dennoch einen Blick in die Zukunft: "Aus der A-Klasse gibt es normalerweise nur das Ziel rauszukommen und auch die Mannschaft würde sich auf lange Sicht gern mal unter den ersten 5-6 Mannschaften einnisten, um in ein paar Jahren vielleicht um den Aufstieg mitzuspielen." Edle Ziele, aber eben derzeit noch Zukunftsmusik. "Im Mittelfeld festbeißen" langt für diese Saison - und da ist der RSV Drosendorf auf dem besten Wege.

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