Einwurf - die Fußball-Glosse: Leitfaden für den modernen Trainer von heute - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 20.03.2013 um 20:00 Uhr
Einwurf - die Fußball-Glosse: Leitfaden für den modernen Trainer von heute
MAGAZIN Panta rhei - alles fließt! Auch im Fußball gilt es, mit der Zeit zu gehen, sich dem Wandel, der Entwicklung und dem Fortschritt nicht zu verschließen - denn Fußball ist mittlerweile eine Wissenschaft für sich. Insbesondere für den Trainer, egal, ob er in der A-Klasse oder der Bundesliga eine Mannschaft betreut. Deshalb gibt es hier bei anpfiff den ultimativen Leitfaden für den modernen Trainer von heute!
Von Markus Schütz
Einwurf - die Fußball-Glosse
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Ein großer Anspruch spiegelt sich in der Überschrift wider. Am Ende des Artikels wird er nicht erfüllt werden, das wissen Sie - und ich weiß es sowieso. Dieses Eingeständnis befreit ungemein beim Schreiben der restlichen Zeilen. Und senkt leider auch auf einen Schlag die Erwartungen all der verunsicherten Trainer 'da draussen', die voller Hoffnung, endlich ein Meister ihres Faches zu werden, auf diesen Artikel geblickt und geklickt haben. Lösen wir uns also besser gleich von fußballspezifischen, taktischen Feinheiten oder von der neuesten Trainingslehre - also von Dingen, die ich im Übrigen sowieso erst googeln müsste und die nur aufhalten. Und widmen wir uns etwas komplett anderem: dem oft unterschätzten, gerade in unteren Klassen so wichtigen, zwischenmenschlichen Aspekt - dem Verhalten des Trainers gegenüber seiner Umwelt, also seiner Außendarstellung. Aber auch dem Umgang mit den Untergebenen (im Folgenden Spieler genannt) und der Vorstandschaft. Diesbezüglich bietet es sich an, nach der bekannten buddhistischen Weisheit zu verfahren: "Nach oben buckeln, nach unten treten!" Ich jedenfalls, bin damit bisher immer gut gefahren!

Von den Besten lernen... oder eben nicht

Spieler, Presse, Vorstandschaft und nach dem Spiel zuhause die Ehefrau... sie alle wollen etwas von Ihnen, liebe Trainer. Ein wichtiger Hinweis gleich zu Beginn: bleib immer du selbst, egal wie schwierig die Situation auch sein mag, wie viel Wut sich nach einer Niederlage auch angestaut hat, bewahren Sie immer die Contenance. Ein Verhalten (hier zu sehen), wie das des ehemaligen Trainers von Florenz, Rossi, der auf einen seiner Spieler nach dessen Auswechslung losging, sollte die Ausnahme bleiben - gegenüber der Ehefrau übrigens auch, aber in Ihre privaten Angelegenheiten möchte ich mich an dieser Stelle nicht einmischen...
Die Chinesen - und der FC Bayern - machen es vor: sie lernen von den Besten... und von Dortmund. Sie kopieren ganz einfach das, was andere vormachen. Wir machen es genauso: wir blicken auf Trainer und Spieler im Profibereich und ahmen das Gute nach, das weniger Gute versuchen wir zu vermeiden. Mehr ist es nicht, mit einigen wenigen, gezielten Hinweisen kommen Sie prima durch eine komplette Saison! Nicht zu unterschätzen ist der Umgang mit der Presse, verkaufen Sie sich nach einem Spiel gut, unabhängig davon, ob sie es mal wieder vercoacht haben. Ein lobenswertes Beispiel lieferte hier einst Charly Körbel, der als Trainer von Eintracht Frankfurt nach einer Niederlagenserie sagte: "Den größten Fehler, den wir jetzt machen könnten, wäre, die Schuld beim Trainer zu suchen!" Damit ist alles gesagt, vielleicht lassen sich Fans und Vorstandschaft damit beruhigen. Tappen Sie auch nie in die Fallen der Journalisten und werden Sie nicht zu politisch. Mahnendes Beispiel ist die Antwort von Manni Kaltz vor der WM 78 in Argentinien, das damals von einer Militärdiktatur regiert wurde. Gefragt nach den dort herrschenden Zuständen gab er zur Antwort: "Belasten tut mich das nicht, dass dort gefoltert wird - ich habe andere Probleme!" Auch, wenn Sie so denken, behalten Sie das für sich. Verwirren Sie eher mit nebulösen Antworten, wie Felix Magath: "Die Tabelle, die ja nie lügt, täuscht ja oft!" Wenn auch das nichts hilft, gehen Sie wie Jose Mourinho doch ruhig in die Offensive: "Wahrscheinlich wollten Sie Trainer werden, aber es hat nur zum Journalisten gereicht!" Wichtig: bleiben Sie auch im Erfolgsfall cool und gelassen. Sätze wie "Den Sieg nehme ich als Trainer auf meine Kappe!", kommen gut an, legen Sie aber ruhig noch nach: "Trotz des Erfolges halten wir es wie der Flughafen Berlin-Brandenburg: bei uns hebt niemand ab!"

Gehen Sie auf Ihre Spieler ein

Also, sich nach außen gut zu verkaufen, ist die halbe Miete! Fehlt eigentlich nur noch der richtige Umgang mit den Spielern. Passen Sie sich dabei bitte unbedingt den heutigen Gegebenheiten und Befindlichkeiten Ihrer Spieler an. Diese sind komplett anders gelagert, als zu Ihrer eigenen aktiven Zeit. Hängen Sie nicht den Erinnerungen nach und um Himmels willen, erzählen Sie nicht von der guten alten Zeit - die Spieler wollen es nicht hören. Denn was damals eine leichte Erkältung war, ist heute eine schwere Grippe, die die Teilnahme an Training und Spiel über Wochen hinweg komplett ausschließt. Das Wort "verletzt" verwendeten Sie frühestens bei einem Riss oder Bruch. Immer wieder werden sich Spieler bei Ihnen entschuldigen, auch noch wenige Minuten vor dem Training - während Sie selbst früher nicht einmal die Telefonnummer Ihres Trainers kannten, warum auch. Sie mussten sich nicht entschuldigen - Sie waren ja immer da. Und wenn Sie einmal nicht da waren, dann wusste der Trainer sowieso, dass Sie entweder im Koma liegen oder entführt wurden. Leben Sie also mit diesen kurzfristigen Abmeldungen, aber: gestatten Sie Ihren Spielern NIE (!), sich per sms vom Training oder Spiel abmelden zu dürfen. Es sei denn, Sie sind ein großer Fan von humoristischer oder gar Science-Fiction-Literatur. Es kann Ihnen durchaus passieren, dass Ihnen ein verletzter Spieler zum Beweis per WhatsApp ein Bild seines lädierten Beines aufs Smartphone schickt - meine früheren Trainer würden sich im Grab umdrehen, wenn Sie schon tot wären. Zu meinen Abmeldungs-Favoriten zählen: "Hallo, Coach! Ich kann morgen nicht spielen, mir ist eingefallen, dass ich da mit meiner Verlobten beim Trauring-Schmieden bin!", oder "Hi, Trainer! Kann mich kaum bewegen, habe gerade eine riesen Lammkeule verdrückt, zu der du auch nicht nein gesagt hättest!", oder "Hallo, Trainer! Kann heute nicht trainieren, meine Freundin kommt später und ich muss noch mein Zimmer aufräumen!" Für solche Fälle - und hier zeigt sich dann wirklich der moderne Trainer - habe ich mit meinem Smartphone unsere Auswechselbank fotografiert - das Bild schicke ich dann immer als Antwort per WhatsApp...

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