Fremdenfeindliche Äußerungen?: Herausfordernde Probleme - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 12.11.2012 um 20:00 Uhr
Fremdenfeindliche Äußerungen?: Herausfordernde Probleme
Der SV Walsdorf hat in den letzten Wochen bemerkt, dass es immer mehr Vorfälle im Zusammenhang mit seinen beiden türkischen Spielern Tolga Topcu und Hüseyin Cakir gab. Der Trainer sah sich zum Handeln gezwungen und bat um Gehör bei anpfiff.info. Mit den beiden neu verpflichteten Spielern, die vor der Saison vom SV Priesendorf zum Verein stießen, steht der Verein offensichtlich aktuell vor einer gewissen Herausforderung.
Von Ralf Riemke
Immer wieder fallen nach übereinstimmenden Angaben des Spielers Cakir und seines Trainers rassistische Äußerungen auf dem Spielfeld. „Scheiß Kanake, scheiß Türke“ sind nur zwei davon. Dabei scheint es so zu sein, also ob diese Worte für manchen Gegenspieler zum normalen Umgangston gehören. In der Regel haben diese Äußerungen, die vielleicht nur in einem Zwiegespräch nach einem Zweikampf fallen, keine öffentliche Wirkung. Wirkung auf die Spieler haben sie - und das gestehen sie ein - dennoch. Trainer Jonsson Beck erweckte bei dem Gespräch, das auf seine Initiative hin zustande kam, den Eindruck, als ob er die Meinung des SV Walsdorf widerspiegelte. Dies war der Ausgangspunkt für die Verfassung dieses Artikels. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, war dies nicht der Fall.

Wertevermittlung des BFV

Generell ist zu sagen, dass der BFV seit Jahren ein starkes Interesse daran hat, gegen jede Art von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorzugehen. Dazu ist er allerdings auf die Hilfe der Vereine angewiesen. Dort muss in den wöchentlichen Zusammenkünften bereits Vorarbeit geleistet werden. Es muss den Spielern und anderen Beteiligten klar gemacht werden, dass ein solches Verhalten nicht toleriert wird! Dazu haben die Vereine sicherlich etliche Möglichkeiten.

Aktuelle Fälle

In den aktuell vorliegenden Fällen des Spielers Cakir fühlt sich dieser stark angefeindet. Er musste in zwei Spielen hintereinander nach dem Zeigen einer Roten Karte durch den Schiedsrichter vorzeitig das Spielfeld verlassen. Seinen Aktionen vorausgegangen waren seinen Angaben zufolge rassistische Äußerungen, durch die er sich hat leiten lassen. Aufgrund diverser Aussagen, die anpfiff.info in persönlichen Gesprächen ermittelt hat, sollen hier exemplarisch diese zwei Fälle nachvollzogen werden:

In Röbersdorf kam es zu einem Foulspiel Cakirs, in Folge dessen ein Betreuer der Heimelf auf das Spielfeld lief und Cakir geschubst hat. Er schubste diesen daraufhin ebenfalls zu Boden, woraufhin er rassistisch beleidigt wurde. Folge war ein Feldverweis auf Dauer und eine Sperre für zwei Spiele für den Spieler des SV Walsdorf. Auch der Betreuer wurde vom Sportgericht bestraft. Er wurde zudem vereinsintern ganz klar angehalten, so ein Verhalten nicht wieder an den Tag zu legen.

So kann es auch gehen. Nach dem mit Spannung erwarteten Rückspiel zwischen dem FC Frimmersdorf und dem SV Priesendorf in der vergangenen Saison umarmten sich Manuel Ochs und Hüseyin Cakir freundschaftlich.
anpfiff.info

In Thüngfeld fiel der Ausgleich für die Heimelf kurz vor Spielschluss. Der Torschütze provozierte Cakir, indem er sich vor ihn hinkniete. Danach soll Cakir ihm eine Kopfnuss gegeben haben, was er allerdings bestreitet. Allerdings gingen hier nach Vereinsangaben des SV Walsdorf diverse Provokationen, bereits vor Spielbeginn, voraus.

Heiße Diskussionen


Diese beiden Vorfälle sorgten, nicht nur auf unserer Homepage, bereits für reichlich Gesprächsstoff. Cakir selbst muss wohl zumindest unterstellt werden, dass er sich immer wieder zu solchen Reaktionen hinreißen lässt. Diesbezüglich zeigte er sich einsichtig und hat genau das als sein Problem erkannt. Auf der anderen Seite fühlt er sich, einer „Hetzjagd“ (O-Ton Cakir) gleich, den Anfeindungen seiner Gegenspieler ausgesetzt. Vielleicht, so seine Vermutung, hallt hier auch der Vorfall aus dem Skandalspiel der letzten Saison zwischen dem SV Priesendorf und dem FC Frimmersdorf nach.

Keine augenscheinliche Zunahme

Laut Schiedsrichterobmann Günther Reitzner ist in den vergangenen Monaten keine Zunahme in Sachen Ausländerfeindlichkeit auf den Plätzen der Region zu erkennen. Gleichwohl ist das subjektive Empfinden einiger ausländischer Spieler ein anderes. Cakir selbst mag durch seine bekannt aggressive Spielweise und seine ausgelebte Emotionalität auf dem Spielfeld seinen eigenen Beitrag zu provokanten Äußerungen leisten. Sobald diese jedoch in eine gewisse Richtung abgleiten, sind sie unentschuldbar. Mit Fairplay haben sie sicherlich nichts zu tun.

Dass der Spieler nicht unschuldig an den beiden Feldverweisen ist, weiß er. Sein südländisches Temperament und seine leichte Reizbarkeit gingen mit ihm durch. Dass es überhaupt soweit kommen musste, schiebt die betroffene Seite auch auf immer wiederkehrende Anfeindungen fremdenfeindlicher Art auf dem Fußballfeld.

Diese haben in der Tat dort nichts zu suchen und offenbaren ein Niveau tiefster Art mancher Gegenspieler. Fußball ist eine Sportart, in der Emotionen eine große Rolle spielen. Jedoch sollte sich jeder soweit im Griff haben, dass er die Menschenwürde des anderen achtet!

Richtigstellung

anpfiff.info hat in persönlichen Gesprächen versucht, diese beiden Fälle - ohne selbst eine Wertung vorzunehmen - aufzuarbeiten. Hierbei entstand der Eindruck, dass der Trainer im Namen des Vereines SV Walsdorf sprach. Wie mittlerweile feststeht, war das nicht der Fall. Der Verein hat mittlerweile mitgeteilt, dass er Wert darauf legt, nicht an anpfiff.info herangetreten zu sein. Der Klub möchte zu diesem Thema auch keine Stellung beziehen.

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