Manfred Dedaj im Interview: Mein 8. Frühling und die schönste Zeit in Stadeln! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 19.10.2022 um 07:00 Uhr
Manfred Dedaj im Interview: Mein 8. Frühling und die schönste Zeit in Stadeln!
INTERVIEW Wenig erfolgsverwöhnt waren die Stadelner noch im Frühjahr, ein Umbruch stand ins Haus und auch wenn der Saisonauftakt eine Niederlage brachte, sammelte der FSV doch elf Siege auf dem Weg an die Tabellenspitze der Landesliga Nordost. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Geburtstagskind Manfred Dedaj über die Entwicklung und blickt voraus auf das Gipfeltreffen gegen den FSV Erlangen-Bruck am Samstag (15 Uhr).
Von Marco Galuska
Trainer Manfred Dedaj erlebt nach eigener Aussage seine derzeit schönste Zeit beim FSV Stadeln.
fussballn.de / Oßwald
Hallo Manni, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Zu was darf ich denn mehr gratulieren - dem Wiegenfest oder dem Erfolg beim FSV?

Manfred Dedaj (49):
Dankeschön! Ich habe mir früher nicht so viel aus Geburtstagen gemacht, heute eigentlich auch nicht, aber wenn man älter wird, weiß man seine Gesundheit schon umso mehr zu schätzen. Mein größtes Geschenk ist aber meine Familie, meine beiden Kinder, mein Mädchen und mein Junge, Zwillinge, sieben Jahre alt, die sind mein größtes Geschenk! Sportlich ist der Erfolg natürlich schön, vor allem auch im sechsten Jahr nimmt man das sehr gerne mit so wie es ist, und daran will ich weiter arbeiten.

Schaust du dir vor der Saison eigentlich den Spielplan genauer an? Zum Beispiel gegen wen es zum Abschluss geht?

Dedaj:
Die ersten Spiele gehe ich immer durch, wobei es ja auch eigentlich egal ist, denn letztlich muss man gegen jede Mannschaft spielen. Aber manchmal entsteht im Fußball doch so etwas, dass es so besondere Spiele gibt, wie jetzt am Samstag. Erlangen ist meine Heimatstadt, ich habe dort mit dem Fußball begonnen, wenn auch nicht beim FSV.

Dass der FSV Stadeln am Samstag als Tabellenführer den Zweiten FSV Erlangen-Bruck empfängt, wäre aber eher ein gewagter Tipp vor der Saison gewesen!

Dedaj:
Ich wusste schon, dass wir eine gute Mannschaft haben, die für Furore sorgen kann. Das Einspielen hat schnell geklappt, das ist aber auch die Aufgabe eines Trainers, dass man dafür sorgt, dass das nicht allzu lange dauert. Wir nehmen die Situation super gerne an, freuen uns sehr auf das Spiel gegen Bruck, denn das sind doch so Highlights, für die man den Aufwand betreibt. Ich hoffe auch auf eine gute Zuschauerkulisse - wenn nicht jetzt, wann dann?

Du bist seit 2017 Trainer in Stadeln. Erlebst du dort gerade deine schönste Zeit?

Dedaj:
Ich habe viele gute Jungs dort kennenlernen dürfen, auch wenn es nicht immer nur einfache Zeiten gab. Da gehört schon auch viel Arbeit dazu, Tage an denen man wirklich alles geben muss. Aber ich bin nie müde geworden. Das liegt vor allem an den Leuten hier, dem Präsidenten, Sportvorstand, Sportlicher Leiter, meinem Trainer-Team, Physio, die Sprecherkabine, das macht einfach Spaß mit der gesamten Truppe! Und ja, ich würde schon sagen, dass es die schönste Zeit derzeit ist!

Du warst sechs Jahre beim BSC Erlangen Trainer, sechs Jahre werden es zum Saisonende in Stadeln sein. Kommt noch mehr?

Dedaj:
In allererster Linie soll man seine Gesundheit schätzen, das macht einen das Beispiel meines Kollegen aus Deutenbach deutlich, dem ich die allerbesten Genesungswünsche schicke! Ich will den Trainerjob weiterhin genießen. Wir haben jetzt praktisch eine fast neue Mannschaft, die sehr viel Spaß macht und Potential hat. Die Ansprache vor der Truppe gelingt mir immer noch, ich kann mir gut vorstellen, dass ich den Weg hier weiterhin gehen werde.

Einige Erfolge durfte Manfred Dedaj in seinen fünfeinhalb Jahren beim FSV Stadeln bejubeln.
fussballn.de

Nach der Ära Thomas Reiser, der über zehn Jahre den FSV gecoacht hat, bist du der Trainer in Stadeln mit der zweitlängsten Amtszeit der letzten Jahrzehnte. Passt es einfach zwischen dem FSV und dir?

Dedaj:
 Die Mentalität passt auf alle Fälle zusammen, das habe ich aber gleich gemerkt, als ich damals angefangen habe. Ich habe da schon gewusst, dass ich lange bleiben werde, der Verein wollte Kontinuität und ich auch. Und natürlich gehört auch der Erfolg dazu. Ich wollte das nie groß thematisieren, aber ich kann sicherlich auf einen gewissen Punkteschnitt verweisen. Grundsätzlich muss ich aber auch keinem mehr was beweisen, will aber trotzdem als Trainer weiterhin meine Leistung bringen. Dazu gehört auch beispielsweise, dass man "No-Name-Spieler" entwickelt. Ich fühle mich pudelwohl hier - es kann also auch noch länger gehen!

Vor der Saison war klar, dass ein großer Umbruch stattfinden wird. Wie viel Energie hat der Neuaufbau gekostet?

Dedaj:
 Es war ja schon im Winter klar, dass wir was tun müssen. Mir persönlich sogar noch etwas früher. Das war sicherlich harte Arbeit, viele Gespräche, viele Kontakte, aber da muss ich unseren Kaderplaner Hennes Weiß loben, dazu unseren Sportvorstand, das ist einfach eine super Zusammenarbeit. Letztlich haben wir Jungs mit tollen Charakter bekommen. Dass davon neun zuvor abgestiegen sind, sollte man auch nicht vergessen, da muss man als Trainer auch Psychologe sein.

Der Saisonauftakt endete mit einem 1:4 in Buckenhofen. Gab es da die ersten Unkenrufe vom Abstiegskampf?

Dedaj:
Natürlich gab es die! Ehrlich gesagt, hat mich das schon gestört, gleich nach dem 1. Spieltag. Vor allem, wenn man die letzten Jahre in der Landesliga von uns sieht: Im ersten Jahr haben wir als Aufsteiger eine souveräne Runde gespielt, im zweiten trotzdem die Meisterrunde erreicht - und im dritten Jahr sind wir jetzt oben voll dabei.

Beim Saisonstart in Buckenhofen landeten die Stadelner noch hart, dann aber begann der Marsch an die Tabellenspitze.
Sebastian Baumann

Genugtuung?

Dedaj:
Das will ich so nicht sagen. Ich habe immer mit voller Leidenschaft meinen Job gemacht. Und nicht dass das falsch rüber kommt: die allermeisten Leute, vor allem die Entscheider im Verein, standen auch immer hinter mir!

War dann das 3:0 gegen Schwabach am 2. Spieltag der Wendepunkt - oder der kuriose 3:2-Sieg in Buch in der Nachspielzeit?

Dedaj:
Das waren absolut Schlüsselspiele! Wir waren gegen Schwabach, die einen super Kader haben, unter Druck, wollten gegen den Favoriten unbedingt gewinnen. Dass wir Yasin Kaya nach hinten gezogen haben, war meiner Meinung nach der entscheidende Schachzug. Der Sieg in Buch hat diese Mentalität gezeigt, die ich immer erwarte. Dass hat sich schon ziemlich schnell in dieser Truppe entwickelt.

Nun trennen euch noch 90 Minuten gegen Bruck von der Herbstmeisterschaft. Wie lauten die Erfolgsfaktoren der bisherigen Saison?

Dedaj:
90 Minuten im Fußball sind wie ein Aktienkurs - das hängt von vielen Faktoren ab. Natürlich braucht man auch das nötige Glück in den entscheidenden Momenten an seiner Seite. Entscheidend ist aber, dass wir eine Hierarchie in der Mannschaft haben, die funktioniert. Die Jungs gehen auch zusammen weg, das macht mich als Trainer stolz, dass das so harmoniert. Das ist eine Truppe, für die ich durchs Feuer gehen würde. Ich glaube, ich erlebe da gerade meinen 8. Frühling! (lacht)

Kommt mit Erlangen-Bruck nicht nur tabellarisch der stärkste Gegner der Liga?

Dedaj:
Ja, das würde ich schon sagen! Das sind viele junge, willige Spieler, technisch versiert. Ich kenne ganz viele dort, habe einige auch selbst schon trainiert. Es wird ein ganz schweres Spiel, das von der Tagesform entschieden wird.

Mit Yasin Kaya (rechts) in der Defensive ging es bergauf, allerdings fehlt dieser nun nach Rotsperre für das Spitzenspiel gegen Bruck.
fussballn.de / Schlirf

Nach dem Ausfall von Leon Siefert im Sturm muss nun auch Yasin Kaya im Abwehrzentrum wegen seiner Roten Karte in Seligenporten pausieren. Lässt sich das kompensieren?

Dedaj:
Ehrlich gesagt, nur ganz schwer! Wir werden langfristig beide brauchen. Vorerst werden wir uns etwas einfallen lassen müssen. Aber ich will nicht jammern: uns geht's gut! Wir haben nichts mehr mit dem Abstieg zu tun, das war zunächst einmal das Ziel.

Und wie schaut die neue Zielausrichtung aus?

Dedaj:
Wir haben bis zur Winterpause noch ein brutal schweres Programm vor uns. Wir wollen weiter oben dabei sein, um dann mit einem besonderen Ehrgeiz und Spaß in eine harte Wintervorbereitung zu gehen. Wir müssen nichts, aber wir wollen gerne oben bleiben. Es ist immer wichtig, dass man Ziele vor Augen hat!

Stichwort Winterpause: Sind Transfers geplant und wird die eigene Zukunft geklärt?

Dedaj:
Wir hören und schauen uns sicherlich um. Es kommen ja jetzt schon Spieler auf uns zu, was auch normal ist, wenn man oben steht. Aber entscheidend wird immer sein, dass ein Transfer zum einen im Winter machbar und zum anderen auch sinnvoll für unseren Weg ist. Was meine Zukunft angeht, bin ich recht entspannt, weil das Verhältnis zum Verein super ist. Ich glaube, beide Seiten haben ein Interesse daran, dass wir den Weg in der Konstellation weitergehen und diese Jungs weiter aufbauen.

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Steckbrief M. Dedaj

Manfred Dedaj
Alter
50
Geburtsort
Erlangen
Familie
2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
170 cm
Gewicht
71 kg
Beruf
Leiter einer Fußballschule
Lieb.-Position
offensives Mittelfeld
Erfolge
Aufstieg mit dem FSV Stadeln in die Landesliga; Aufstieg mit dem SC Adelsdorf in die Bezirksliga;


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17. Spieltag Landesliga Nordost


Tabelle Landesliga Nordost

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
15
28:13
35
5
15
31:23
27
7
15
32:23
21
8
14
22:22
21
10
15
19:22
19
11
14
27:25
18
14
15
16:28
12
15
15
23:41
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