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Artikel veröffentlicht am 20.05.2021 um 12:00 Uhr

Valon Korqaj - Nahaufnahme: "Damals war ich jung und dumm"

MAGAZIN Valon Korqaj ist ein Straßenfußballer. Bevor er mit dem Vereinsfußball anfing, schärfte er seine Fähigkeiten auf dem Nürnberger Asphalt. Beim 1. FCN wäre er gerne Profi geworden, muss aber im Rückblick einsehen, dass er damals noch "jung und dumm" war, wie er es selbst nennt.

Von Uwe Kellner

Als Valon Korqaj vier Jahre alt war, zogen seine Eltern aus dem Kosovo nach Deutschland. "Ich bin hier groß geworden", so der heute 34-Jährige nach 30 Jahren in seiner neuen Heimat. Als Kind wohnte er in Nürnberg und kam durch die Nachbarsjungen zum Fußballspielen. Mit sechs oder sieben Jahren fing die Leidenschaft an. "Ich habe am Rathenauplatz gewohnt und mit den anderen so gut wie jeden Tag gekickt. Wir haben uns gleich nach der Schule getroffen, Tore markiert und gegeneinander gespielt. Das ging teilweise fünf bis sechs Stunden pro Tag." Der Asphalt direkt beim 'Blauen Reiter' vor der Mensa nördlich der Insel Schütt war die fußballerische Heimat der jungen Straßenfußballer. Dort eigneten sie sich ihre Skills an und lernten das Spiel mit dem runden Leder zu lieben. "Das ging jahrelang so. Erst mit elf oder zwölf Jahren bin ich durch meine Kumpels zum Vereinsfußball gekommen." Valon Korqaj schloss sich der DJK Sparta Noris Nürnberg an. Von dort schaffte er es rasant in das mittelfränkische Auswahlteam seines Jahrgangs. Dadurch wurden die Scouts auf ihn aufmerksam. "Wolfgang Schellenberg vom 1. FC Nürnberg kam auf mich zu, ob ich nicht mal bei ihnen mittrainieren möchte", erinnert sich der Kicker. Nach einer Probewoche schlug der Bundesliga-Nachwuchs zu und holte Valon Korqaj in den Verein.

Valon Korqaj (mittlere Reihe 3. v. re.) beim 1. FC Nürnberg unter Trainer Wolfgang Schellenberg.

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Der Traum vom Fußballprofi

Beim Club lernte der Straßenfußballer den regelmäßigen Trainingsbetrieb kennen, genauso wie alle anderen strukturierten Abläufe. Er brachte sein Können bei den Spielen seiner Mannschaft ein und feierte viele Erfolge. Gegenspieler bei Aufeinandertreffen mit anderen Nachwuchsmannschaften von Bundesligisten waren beispielsweise Nuri Sahin oder Sami Khedira. In der B-Jugend holten sich die Clubberer die Vize-Meisterschaft in Süddeutschland. "Ich hatte zu jener Zeit die Hoffnung, Profi zu werden", muss Valon Korqaj offen zugeben. Der Linksfuß, der eigentlich am liebsten über die linke Abwehrseite seine Offensivqualitäten ausspielt, wurde in Nürnberg oft auf der linken Außenbahn eingesetzt. "Bis zur A-Jugend ist alles gut gelaufen. Dann hat sich der Wind gedreht."

Unter Wolfgang Schellenberg oder Claus Ostermeier war Valon Korqaj gesetzt. Im ersten A-Jugendjahr unter Trainer Reinhold Hintermaier wendete sich das Blatt. "Ich war jüngerer Jahrgang und wurde nicht eingesetzt. In dem Alter wollte ich mich zeigen, aber der Trainer hat mir nicht die Chance gegeben. Stattdessen war ich Auswechsler." Die Enttäuschung war groß und Valon Korqaj hatte in jungen Jahren nicht die nötige Geduld. "Vielleicht war ich mir zu sicher, dass ich es packen würde. Je älter ich wurde, desto mehr habe ich verstanden, dass ich damals in der U19 mehr hätte geben können. Ich war jung und dumm." Valon Korqaj fiel in ein Loch, hörte mit dem Kicken auf und wendete sich für ein Jahr komplett vom Fußball ab.

Valon Korqaj beim 1. FC Hersbruck neben Thomas Ziemer.

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Das Fußballspielen half weiter

Erst sein Cousin brachte Valon Korqaj zurück auf´s Spielfeld. In der A-Jugend des SC 04 Schwabach fand der Fußballer die Freude am Spiel wieder. "Ich habe dann erstmal mit meinen Kumpels aus Spaß am Zocken gekickt", erinnert er sich. Ein paar Euros sprangen auch raus. Aufgrund der fußballintensiven Jugendzeit hatte Valon Korqaj nicht so viel Zeit für den schulischen Werdegang. "Ich habe die Schule ein wenig vernachlässigt und nur die Mittlere Reife gemacht." Deswegen war er froh, als er ein Angebot des 1. FC Hersbruck bekam. Dort organisierte ihm der Verein bei Hauptsponsor Geru-Plast eine Ausbildungsstelle. In der Bezirksoberliga kickte er in Hersbruck mit anderen guten Kickern, als der Verein noch großzügige monetäre Mittel zur Verfügung hatte. Der nächste Stop war ab Sommer 2011 der TSV Kornburg. Achim Kokott machte ihm ein Angebot und lotste den Kicker zum TSV. Von dort ging es über die SpVgg Ansbach und den SC Eltersdorf wieder zurück nach Kornburg. Im Sommer 2015 stieg Kornburg in die Landesliga auf.

"Ich hatte die Möglichkeit zum ATSV Erlangen und meinem Landsmann Shippo Skeraj zu wechseln. Im Nachhinein hätte ich wahrscheinlich dorthin gehen sollen", erzählt Valon Korqaj. Allerdings hatte er gerade berufliche Schwierigkeiten und war auf der Suche nach einem neuen Job. "Dann hat mich die SpVgg Diepersdorf angerufen und konnte mir sehr schnell eine Arbeitsstelle bei deren Sponsor, den Bolta-Werken, verschaffen. Deswegen habe ich dann dort unterschrieben", erinnert sich der Fußballer. "Ich habe es zwar nicht zum Profi geschafft, aber in der Beziehung hat mir der Fußball immer weitergeholfen." Mit den Diepersdorfern wurde die Bezirksliga erst nicht gehalten, aber im Sommer 2018 stand der direkte Wiederaufstieg zu Buche.

Valon Korqaj (li., grätschend) beim TSV Kornburg. Er spielte bei mehreren guten Vereinen.

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Mit den jungen Leuten in Brand

Mittlerweile wohnt Valon Korqaj in Eckental. Seit 2018 spielt er für den TSV Brand in der Kreisliga 2. "Mit Alexander Roth, der in Brand Trainer ist, habe ich in der Club-Jugend zusammen gespielt. Er hat Spieler gebraucht und mich gefragt. Dann wurde noch kurz mit dem Sponsor gesprochen und ich bin hingewechselt", erzählt Valon Korqaj. Aus Forth braucht er nur zehn Minuten zu seinem neuen Verein und der Kreisligist drückt ein Auge zu, wenn er aufgrund seiner Schichtarbeit mal nicht zum Training kommen kann. "Jetzt, da ich schon ein bisschen älter bin, liebe ich die Herausforderung, mit den jungen Spielern im Training und im Spiel immer noch mitzuhalten", lacht der 34-Jährige. "Solange ich die Luft habe und mir das Kicken Spaß macht, werde ich mich weiter mit den anderen Fußballern auf dem Platz messen." Ob er irgendwann die Trainerschiene einschlagen wird, kann er noch nicht sagen. "Ich bin mit dem Fußball immer glücklich gewesen und werde sicherlich noch einige Jahre dabei bleiben!"

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Steckbrief Valon Korqaj

Valon Korqaj

Alter

Geburtsort

Gjilan

Wohnort

Forth (Eckental)

Familie

verheiratet, 1 Kind

Nation

Kosovo

Größe

170 cm

Gewicht

73 kg

Beruf

Kommissionierer

Hobbies

Basketball, Fußball

Starker Fuß

Linksfuß

Lieb.-Position

Außenverteidiger

Erfolge

Vize-Süddeutschermeister in der B-Jugend des 1. FC Nürnberg.

Bisherige Vereine
DJK Sparta Noris Nürnberg, 1. FC Nürnberg, SC 04 Schwabach, 1. FC Hersbruck, TSV Kornburg, SpVgg Ansbach, SC Eltersdorf, SpVgg Diepersdorf, TSV Brand