Ehrenamtspreis 2009: Fußball braucht Ehrenamt - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.11.2009 um 22:00 Uhr
Ehrenamtspreis 2009: Fußball braucht Ehrenamt
In einem außergewöhnlichen Rahmen fand am Samstag, dem 07. November 2009 die 14. Ehrenamtspreisverleihung des Bayerischen Fußball-Verbandes statt. Im Münchner GOP Variete-Theater, wo ansonsten Variete von Weltklasse gezeigt wird, adelte „Fußball-Kaiser“ Franz Beckenbauer als Festredner das Ehrenamt. Erneut wurden vom Bayerischen Fussballverband und dem Bayerischen Sparkassenverband ehrenamtliche Mitarbeiter von Vereinen ausgezeichnet, die sich in Führung, Betreung oder persönlicher Unterstützung der Aktiven ihres Clubs in besonderem Maße hervorgetan und beispielhafte Leistungen innerhalb der letzten 3 Jahre erbracht haben. Für den hießigen Spielkreis war es eine Dame die als Kreissiegerin geehrt wurde.
Von Stefan Deuerling
Ralf Sperber der Vorstand des SV Heubach berichtet uns von der Veranstaltung bei der einer Funktionärin seines Vereins eine große Ehre zu Teil wurde.


Ralf Sperber, der Vorstand des SV Heubach berichtet für anpfiff von der Veranstaltung in München.
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Ralf Sperber: Es wurden die aus insgesamt 330 Eingaben ermittelten 24 Kreissieger, sowie die in großer Zahl erschienenen Ehrengäste aus Sport, Politik und Wirtschaft, vom Präsidenten des Bayerischen Fußballverbandes, Dr. Rainer Koch, begrüßt. Er hob hervor, dass diese Veranstaltung längst zu einer Herzensangelegenheit für alle Beteiligten geworden ist. In einer Zeit, in der die Gesellschaft immer fragmentierter werde, leiste das Ehrenamt einen unschätzbaren Beitrag, den Zusammenhalt untereinander zu fördern und zu stärken. Ehrenamt ist ein wesentlicher Bestandteil und wertvoller Beitrag dazu, der breit in der Gesellschaft verankert ist und besonders im sportlichen Bereich für das Überleben der Vereine unverzichtbar ist. „Soziales Handeln ist Engagement jedes Einzelnen“ stellte er fest und wies darauf hin, dass der Fußball die größte Integrationsbewegung überhaupt darstellt. Ein Grußwort der Stadt München überbrachte die Stadträtin Birgit Volk, die sich als und ihre gesamte Familie als sportbegeistert vorstellte und die selbst in einem kleinen Verein eine ehrenamtliche Führungsaufgabe innehat. Auch sie beschrieb eindrucksvoll die Bedeutung des Ehrenamts, forderte aber auch, dass ehrenamtliche Leistung nicht die eigentliche staatlichen Aufgaben ersetzen dürfe.

Lob vom Kaiser
 
Franz Beckenbauer bezeichnete anschließend als sein größtes Erfolgserlebnis die WM 2006. Er erinnerte sich dabei vor allem auch eindrucksvoll an die 15.000 Volunteers, die als freiwillige Helfer einen maßgeblichen Anteil zum Gelingen dieser Veranstaltung beigetragen haben.
In einer Diskussionsrunde mit dem BFV-Präsidenten Dr. Koch und dem DFB-Vizepräsidenten Dr. Hans-Georg Moldenhauer, dem Mitbegründer der deutschen Fußballeinheit nach dem Mauerfall, ging Beckenbauer auch auf die Situation beim FC Bayern München jetzt und in der Vergangenheit ein, ebenso wie auf die Lage der Nationalmannschaft. Ein weiterer Themenschwerpunkt war natürlich auch die Situation des Fußballs in Deutschland unmittelbar vor und nach der Wende bis heute. Im Anschluss an diese unterhaltsame Runde wurden die 24 Kreissieger von Franz Beckenbauer und Dr. Koch ausgezeichnet. Moderator, Verbandsehrenamtsreferent Hermann Güller, stellte zunächst in seinem Resumee nach 13 Jahren Ehrenamt fest, dass in Bayern keinen Verein geben müsse, der Probleme mit ehrenamtlicher Tätigkeit hat. Er verwies dabei auf die Vielzahl von angebotenen Hilfen durch die Fußballverbände. „Ohne Ehrenamt gibt es keinen Fußball in der Breite und ohne den auch keinen in der Spitze“, stellte er fest. Er rief dann die jeweiligen Kreissieger in der Reihenfolge der Bezirke namentlich auf und stellte bei den drei Erstplatzierten deren Leistungen ausführlich dar.
Aus dem Spielkreis 2 Coburg/Kronach war Carmen Schneider-Glomb vom SV Heubach als Siegerin hervorgegangen. In Begleitung der Vorstandschaft des SV Heubach sowie der Kreisehrenamtsbeauftragten Margot Härtlein, konnte Carmen Schneider-Glomb ihre Urkunde sowie ein kleines persönliches Geschenk aus den Händen von Franz Beckenbauer und Dr. Koch in Empfang nehmen. Zusätzlich erhielt sie die Einladung zu einem „Dankeschön-Wochenende“ im kommenden Jahr. Augrund ihrer hervorragenden Leistungen gehört sie außerdem zu den 14 bayerischen Vertretern im „Club der 100“, auf die zudem eine Einladung zu einem Länderspiel in Hamburg durch den Deutschen Fußball Bund  wartet.


Das Foto zeigt von links: Präsident des Bayerischen Fußballverbandes, Dr. Rainer Koch, Kreissiegerin Carmen Schneider-Glomb, Franz Beckenbauer.
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Carmen Schneider-Glomb ist seit langen Jahren Mitglied im Sportverein Heubach. Auch ihre ganze Familie ist im Verein eingebunden: Die beiden Söhne spielen in den Jugendmannschaften und der Ehmann übt die Funktion des Spielleiters der Reservemannschaft aus. Erstmals im Jahr 2005 ließ sie sich zum damals einzigen Mitglied im Vergnügungsausschuss wählen, da sonst niemand bereit war, diese Posten zu übernehmen und übt diese Funktion, zur vollsten Zufriedenheit aller, auch heute noch aus. Daneben förderte und fördert sie noch diverse weitere Aktivitäten, die u. a. dazu beigetragen haben, dass der Verein den Kriterienkatalog für die „Silbernen Rauten“ erfüllen und letztlich im vergangenen Jahr die „Goldene Raute“ in Empfang nehmen konnte. In ihrer Funktion im Vergnügungsauschuss erfüllt sie im Wesentlichen zwei für den Verein äußerst wichtige Aufgaben; die Organisation und Betreuung des Verkaufs im Sportheim sowie die Unterstützung und Mithilfe bei der Organisation und Durchführung von Vereinsfesten. Seit 2005 kümmert sie sich darum, dass bei Heimspielen der Seniorenmannschaften ausreichend Personal für den Verkauf von Kuchen, Kaffe und sonstigen Getränken im Sportheim bereit steht. Vor Beginn jeder Spielrunde erstellt sie einen Übersichtsplan, den sie dann, oftmals erst nach mühevoller und langwieriger „Überzeugungsarbeit“ mit Namen füllt. Diese Aufgabe ist umso schwieriger zu beurteilen, als in den letzten Jahren der Zuspruch der Helfer langsam aber stetig (trotz vieler gemeinsamer Aktivitäten, wie noch beschrieben wird) rückläufig ist. Da sie parallel dazu auch bei den Heimspielen der Jugendmannschaften das Personal sowie den Verkauf von Getränken und kleinen Speisen organisiert ist die Arbeitsbelastung alleine durch diese Aufgabe sehr hoch. Nicht zu vergessen, dass immer wieder durch kurzfristige Absagen Ersatz gesucht werden muss, so dass sie letzendlich auch nicht selten selbst einspringen und den Verkauf übernehmen muss. Trotzdem gelingt es ihr immer wieder, neue Helfer und Helferinnen, insbesondere auch aus dem Bereich der Eltern der Jugendspieler, zu gewinnen und in ihre „Mannschaft“ zu integrieren.


Allroundtalent Carmen Schneider-Glomb
 
Ebenso wichtig und nicht weniger zeitaufwendig ist ihre Mitarbeit bei der Organisation und Durchführung von Vereinsfesten wie dem traditionellen Sonnwendfeuer, dem Kirchweihpokalturnier und dem Hallenturnier, um nur die wichtigsten zu nennen. Auch hier kümmert sie sich in erster Linie um das Verkaufspersonal, was sich in der Regel noch schwieriger gestaltet wie beim regulären Spielbetrieb, da hier jeweils viele Helfer gleichzeitig gebraucht werden. Trotzdem schafft sie es ímmer wieder, genügend Leute zu motivieren und so zum Gelingen einer Veranstaltung beizutragen. Dass sie daneben auch noch die benötigten Kuchenspenden zusammenträgt, die entsprechenden Übersichtslisten nach dem Hygienegesetz zusammenstellt und die notwendigen Waren für den Küchenbetrieb besorgt, versteht sich bei ihr beinahe von selbst. Die umfassende und verlässliche Erledigung dieser beiden Aufgaben stellt für einen Verein wie den unseren, der einen großen Teil seines Etats aus den Einnahmen der o.g. Veranstaltungen sowie dem Verkauf bei Heimspielen bestreitet, einen nicht unerheblichen Faktor dar, der beinahe lebensnotwendig für das finanzielle Überleben ist. Carmen Schneider-Glomb ist aber auch jemand, der nicht nur in erster Linie die Leute zur Mitarbeit auffordert und anleitet, sondern die immer mit gutem Beispiel vorangeht. Sie sieht, wenn beispielsweise wieder einmal eine gründliche Reinigung der Räumlichkeiten ansteht. Sauberkeit steht bei ihr ganz oben auf der Liste und so ist oft mehrmals in der Woche, vor allem nach den Heimspielen oder Trainingsabenden am folgenden morgen alleine im Sportheim, um mal wieder alles sauber zu machen oder auch nur mal die Toiletten wieder einer Großeinigung zu unterziehen. Sie sagt auch und organisiert das entsprechende Personal dazu, wenn eine Grundreinigung im Frühjahr oder Herbst ansteht. 

"Mach mit - der SV Frauentreff"

Durch die Problematik bei der Suche nach Helfern und der Tatsache, dass die Spielerfrauen vor allem bei Heimspielen sowieso mit am Sportplatz sind, ist sie vor ca. 3 Jahren auf die Idee gekommen, dass man ja auch außerhalb des Spielbetriebes etwas gemeinsam unternehmen könnte. Aus dieser Überlegung heraus hat sich schließlich „Mach mit – der SV Frauentreff“ entwickelt. Inzwischen hat sie auch einige Mitstreiter gefunden, die ihr bei der Ausarbeitung der Programme behilflich sind und sie in allen Belangen unterstützen. Auf ihre Initiative hin wird seitdem immer für ein halbes Jahr ein Plan mit den wichtigsten Eckpunkten der beabsichtigten Unternehmungen erstellt. Wesentlich dabei ist, dass dabei nicht nur die Frauen angesprochen werden, sondern zum großen Teil auch die ganzen Familien. So ist sie maßgeblich an der Organisation und Durchführung von jährlich zwei bis vier Familienwanderungen bzw. Fahrradtouren beteiligt. Die Programme, Einladungen und kleine Berichte dazu erstellt sie meist selbst und lässt sie auf der Website des Vereins sowie in den Aushängen und im Schaukasten veröffentlichen. Höhepunkt dieser Aktivitäten war sicherlich das erstmals 2008 durchgeführte Trainingslager im Thüringer Wald. Zusammen mit einer Mitstreiterin hat sie diese Idee in kurzer Zeit umgesetzt. Von der Teilnehmermeldung über die Reservierung der Ferienwohnung bis zur Ausarbeitung des sportlichen und auch geselligen Programms sowie der Koordination der An-/Abreise mit privaten PKWs lag die Verantwortung größtenteils in ihren Händen. Dass die vielen Teilnehmer mit der Auswahl des Reiseziels, den sportlichen Unternehmungen und der natürlich auch nicht vernachlässigten Geselligkeit rundum zufrieden waren zeigt auch, dass noch für dieses Jahr erneut ein solches Event in der Planung ist. Durch das Einbinden der meisten Spielerfrauen (sowohl von aktiven und auch ehemaligen Spielern) in die „Gemeinschaft“ unter der Überschrift „Mach mit“ hat sie einen wesentlichen Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis geleistet und was noch viel bedeutender ist, dieser Zusammenhalt und das Durchführen gemeinsamer Unternehmungen fördert maßgeblich den Zuammenhalt unter den Mitgliedern im Verein. Schließlich haben sich inzwischen auch, praktisch als „Ableger“ dieser gemeinsamen Unternehmungen, kleinere Gruppen gebildet, die z.B. zweimal in der Woche gemeinsam zum Nordic Walken gehen oder sich zu kleinen Laufgruppen zusammengefunden haben. Neben dem sportlichen und gesundheitlichen Aspekt hat sie damit indirekt auch dazu beigetragen, dass im Bereich Breitensport Kriterien zur Erreichung der Silbernen/Goldenen Raute erfüllt werden konnten.
 
Carmen Schneider-Glomb spricht die Leute an, kommuniziert mit den Eltern der Jugenspieler und versucht durch verschiedenste Aktivitäten vor allem mehr Frauen an den Verein zu binden und möglichst auch für ehrenamtliche Positionen im Verein zu gewinnen. Durch ihren vielfältigen, eben beschriebenen Einsatz für den Verein, der neben ihrer beruflichen Tätigkeit einen großen Teil ihrer Zeit in Anspruch nimmt, ist es ihr immer wieder gelungen, notwendiges Personal und Helfer für die Durchführung einer Vielzahl von Vereinsaktivitäten zu gewinnen. Auch schafft sie es dadurch immer wieder, neue „Gesichter“ in die Gemeinschaft zu integrieren und durch sportliche und gesellige Angebote und Aktivitäten bei „Laune“ zu halten. Sie leistet damit auch einen wesentlichen Beitrag zum finanziellen Überleben und Fortbestehen des Vereins, der auf Einnahmen aus öffentlichen Veranstaltungen angewiesen ist und dazu natürlich in erster Linie eine Vielzahl von ehrenamtlich tätigem Personal benötigt.
Durch ihre Aktivitäten leistet sie zudem einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen und äußerst positiven Darstellung des Vereins nach Außen.

 
Herr Sperber, vielen Dank für die ausführliche Berichterstattung von der für den SV Heubach und vielen anderen Vereinen prestigeträchtigen Veranstaltung. anpfiff wünscht Frau Schneider-Glomb für Ihre ehrenamtliche Tätigkeit auch weiterhin viel Freude und viel Schaffenskraft. Ich denke wir können diese wünsche auch stellvertretend an alle ehrenamtlichen Helfer im Sport richten. Vielen Dank.

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