Gerhard Hoffmann: Treffsicher seit mehr als 40 Jahren - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.03.2016 um 13:00 Uhr
Gerhard Hoffmann: Treffsicher seit mehr als 40 Jahren
MAGAZIN 51 Jahre ist Gerhard Hoffmann mittlerweile alt. Aber noch immer spielt er Fußball mit Leidenschaft und Hingabe. Schon nach wenigen Sätzen des Gesprächs merkt man: Da sitzt einer vom "alten Schlag". Der ehemalige Roßdorfer Kreisliga-Torjäger trifft mittlerweile für die Reserve der DJK-SC Mistendorf. Und zwar noch regelmäßig und gegen Gegenspieler, die in der Regel halb so alt sind wie er.
Von Markus Schütz
Gerhard Hoffmann hat ca. 1500 Spiele auf dem Buckel und dabei mehr als 1200 Treffer erzielt.
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In jedem kleineren Verein gibt es alte Haudegen, die immer mal wieder in der Zweiten aushelfen müssen. Gerhard Hoffmann könnte mit seinen 51 Jahren so einer sein. Ist er aber nicht! Er ist noch immer ein unverzichtbarer Bestandteil der Mistendorfer Reserve in der B-Klasse 2. Für die traf er in den vergangenen dreieinhalb Spielzeiten in 53 Einsätzen 36 Mal. Auch in dieser Saison gehen schon wieder zehn Treffer auf sein Konto, nur Stefan Bezani aus Kleukheim traf ligaweit häufiger. Wir sprachen mit einem, für den Fußball nicht nur Hobby, sondern nach wie vor ungebrochene Leidenschaft ist! Und der gerne für diese Leidenschaft immer viel Zeit und Hingabe aufgebracht hat.

Gerhard Hoffmann hatte seine Glanzzeit in einer Phase, in der es die heutigen medialen Voraussetzungen und die Aufmerksamkeit durch Internet-Portale wie anpfiff noch nicht gab. Aber hätte es beispielsweise die anpfiff-Datenbank da bereits gegeben, dann stünden heute außerordentlich gute Werte für den Roßdorfer drin: "Ich habe von meinem 100. Spiel bis zu meinem 1000. Spiel Statistik geführt. Ich schätze, dass ich mittlerweile 1500 Partien absolviert und dabei etwa 1200 Treffer erzielt habe.", so der Verwaltungsangestellte, dessen Fußball-Leidenschaft bereits im Treppenaufgang bildhaft deutlich wird: zahlreiche Mannschaftsfotos, Auszeichnungen, Ehrungen und sogar ein gerahmter Zeitungsausschnitt empfangen die Besucher des schlaksigen Fußballers in seinem Haus in Roßdorf. In seinem 1000. Spiel übrigens traf er gegen die Viktoria sage und schreibe acht Mal.

Gerhard Hoffmann als junger Fußballer im Trikot der SG Roßdorf am Forst. Wenn man den alten Kadett im Hintergrund sieht, kann man erahnen, wie alt dieses Bild in etwa ist...
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Mit zehn Jahren in Roßdorf begonnen

1974 begann Gerhard Hoffmann als Zehnjähriger bei seinem Heimatverein SG Roßdorf am Forst. Er entstammt einer Fußballer-Familie, denn auch sein Vater war Spieler und Spielleiter in Roßdorf. Seine ersten Erinnerungen an den Beginn seiner aktiven Zeit sind keine schönen: "Die meisten Gegner waren älter und größer und im ersten Jahr haben wir manchmal zehn oder gar zwanzig Stück bekommen - und sind weinend heimgegangen!" Darüber kann er heute natürlich grinsen, denn das Blatt hat sich ziemlich schnell gewendet. Sogar an seinen ersten Treffer im Trikot kann er sich erinnern: "So etwas vergesse ich nicht, das war ein Freistoß gegen Breitengüßbach!" Und Standards sollten - neben seiner Beidfüßigkeit - in seiner weiteren Laufbahn immer die große Stärke bleiben. "Meine Schwäche dagegen war und ist das Kopfballspiel. Ich habe vielleicht 15 Tore mit dem Kopf gemacht!", gibt er zu. Dafür ist darunter eines seiner kuriosesten Tore: "In einem Spiel gegen Lichteneiche gab es Abstoß. Während der Torhüter abschlagen wollte, bin ich Richtung Mittellinie gelaufen. Als ich mich umdrehe, fliegt der Ball genau auf mich zu. Ich habe meine Birne hingehalten - und der Ball ging aus ca. 25 Metern ins Tor!"

Zur A-Jugend wechselte Gerhard Hoffmann dann nach Strullendorf. "Unter Trainer Richard Rödel hatten wir eine richtig starke Mannschaft!", blickt er zurück auf eine Zeit, in der "man auch mal in richtigen Stadien wie beispielsweise in Bayreuth auflaufen" durfte. Schließlich spielte der 1. FC Strullendorf damals in der zweithöchsten bayerischen Jugendliga. Leider musste der heute zweifache Familienvater dann ein Jahr Pause machen, nachdem er bei einem Motorradunfall ziemlich schwer verletzt wurde.

Ein häufiges Bild zu den Roßdorfer Glanzzeiten Mitte der Neunziger Jahre: die Mitspieler bejubeln einen Treffer von Gerhard Hoffmann (Mitte).
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Mit Roßdorf von der C- bis in die A-Klasse

Zum Einstieg in den Seniorenbereich wechselte Gerhard Hoffmann wieder zurück zu seinem Heimatverein SG Roßdorf am Forst. Mit der Unterbrechung der Spielzeit 89/90, als er schon einmal ein Jahr in Mistendorf spielte - und in dieser Zeit seine Frau kennenlernte - kickte er ausnahmslos für seinen Heimatverein. Bis er vor dreieinhalb Jahren wieder zur DJK-SC wechselte, weil er nur noch Zweite oder Alte Herren spielen wollte. "Ich hatte im Laufe der Zeit schon einige Angebote. Aber erstens konnte man mich mit Geld nie locken! Mir war eher wichtig, dass die Kameradschaft passte und der Verein über ein gemütliches Sportlerheim verfügt!" All das hatte er bei seinen Kumpels in Roßdorf - und auch den Erfolg. Von der heutigen A-Klasse ging es bis in die Kreisliga - und auch im Toto-Pokal sorgten die Brüder am Forst immer wieder für Überraschungen gegen Landesligisten wie Memmelsdorf oder Nullacht Bamberg. Der erste Aufstieg, in die damalige B- und heutige Kreisklasse, gelang in der Spielzeit 91/92. 1995/96 dann der absolute Höhepunkt: der Aufstieg in die heutige Kreisliga!

Die SG Roßdorf a.F. als Meister der damaligen B-Klasse 2 1995/96 mit Gerhard Hoffmann (hinten, 2.v.re.).
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Sechs Treffer im ersten Kreisliga-Spiel

"Wir hatten eine tolle, seit Jahren eingespielte Mannschaft, die überwiegend aus Einheimischen bestand!", charakterisiert er seine damaligen Mitspieler unter dem Trainer-Duo Felser/Steppan. "Umso schöner war der Aufstieg, weil wir im Winter elf Punkte Rückstand auf Mistendorf hatten. Eigentlich aussichtslos. Im drittletzten Saisonspiel gelang uns dann ein entscheidender Sieg in Sassanfahrt - vor damals 450 Zuschauer, wahrscheinlich 350 aus Roßdorf!", erinnert sich der Torjäger, der in diesem Spiel einen Freistoß aus 35 Metern gegen den damaligen Keeper Thomas Starklauf ins Dreieck setzte. "Ich erinnere mich noch heute, wie er rief: 'Da brauche ich keine Mauer!'", lacht Hoffmann, der "gegen Sassanfahrt komischer Weise immer getroffen" hat. "In diesem Spiel sind wir an Mistendorf vorbeigezogen, das war der entscheidende Sieg und wir haben uns das nicht mehr nehmen lassen!" Die Frage, ob denn auch anständig gefeiert wurde, beantwortet Hoffmann mit hochgezogenen Augenbrauchen und zwei Worten: "Ach, Gottla...". Dann steht er auf und holt ein Fotoalbum mit zahlreichen Beweisen, dass die Roßdorfer es sehr wohl anständig haben krachen lassen! Fußball und Feiern schlossen sich in Roßdorf nie aus, erklärt Gerhard Hoffmann und erinnert sich: "Wir standen vor einem Spiel in Giech mal bei einem Mitspieler Spalier und ich hatte schon zwei Bier getrunken - und trotzdem habe ich drei Mal getroffen! Allerdings hatte ich auch Chancen für sieben oder acht Tore.", grinst er.

Krachen lassen hat es Gerhard Hoffmann immer wieder, nicht nur in der Aufstiegssaison, als er 30 Treffer beisteuerte. Unvergessen auch das erste Kreisliga-Spiel. 7:1 gewann Roßdorf gegen den TSV Schlüsselfeld, Sechsfach-Torschütze war Gerhard Hoffmann. Selbstverständlich hat der "Vollblutstürmer, der im Mittelfeld begonnen hat und auch jetzt wieder im Mittelfeld spielt", den FT-Bericht noch zuhause aufbewahrt. Am Ende der Saison reichte es für die SG zwar nicht zum Klassenerhalt, aber es war trotzdem die erfolgreichste Zeit der Roßdorfer - und Hoffmann war ein wichtiger Baustein in diesem Mosaik.

Mit den Senioren A der SG Roßdorf a.F. wurde Gerhard Hoffmann (stehend, 2.v.re.) Hallenkreismeister 1998.
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"Ich werde sicher nicht mehr ewig spielen..."

Es gibt keine Jungen und Alten, sondern nur Gute und Schlechte. Gerhard Hoffmann ist mit seinen mittlerweile 51 Jahre der treffsichere Beweis, dass dies eben kein abgedroschener Fußball-Spruch ist!
"Ich werde aber sicherlich nicht ewig spielen!", grinst er. Aber wer kann das schon. "Und außerdem möchte ich keinem jungen Spieler den Platz wegnehmen. Aber solange ich das Gefühl habe, dass ich der Mannschaft noch helfen kann, möchte ich schon noch weitermachen!" Sein Körper gibt es her: "Ab und zu zwickt es nach den Spielen im Rücken, aber das gehört dazu!", weiß er. "Mein Glück war, dass ich eigentlich von Verletzungen verschont geblieben bin!", erklärt der Freistoßspezialist. Erzählt aber im gleichen Atemzug, von seinem Motorradunfall als Jugendspieler, von einem weiteren doppelten Armbruch ein paar Jährchen später. Und er berichtet von einer weiteren Geschichte, die verdeutlicht, wie wichtig ihm der Fußball war und ist.
"Vor einem Spiel gegen Unteroberndorf hatte ich extreme Kopfschmerzen. Habe das Spiel aber noch durchgezogen. Im Krankenhaus hat man dann festgestellt, dass ich eine Hirnhautentzündung hatte.", erinnert er sich. Übers Wochenende durfte ich kurz nach Hause, aber der Arzt bat mich, keine Dummheiten zu machen. Das erste, was Gerhard Hoffmann allerdings machte, war, seinen damaligen Trainer Rainer Hafenecker anzurufen und zu sagen: "Hafi, stell mich auf!" Vorher allerdings ging er noch zum Fußballplatz in Roßdorf, ließ sich ein, zwei Flanken in den Strafraum schlagen, um zu sehen, ob der Kopf hält. Er hielt: "Wir haben das Spiel 4:1 gewonnen, ich habe vier Stück gemacht - und bin danach wieder in die Klinik!"

Feiern und Fußball gehörten in Roßdorf zur damaligen Zeit dazu. Gerhard Hoffmann mit Meister-Zigarre (2.v.re.) und der damals modernen Mähne.
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"Ich war früher ein Narrendatzer..."

"Ich bin ruhiger geworden!", charakterisiert er den früheren und jetzigen Fußballer. "Früher war ich ein ganz schöner Narrendatzer!", findet er ein schönes, fränkisches Wort für sich und sein Verhalten auf dem Platz: "Ich habe mit allen Mitteln gearbeitet." Und als solcher handelte er sich einige Rote Karten und die eine oder andere Zeitstrafe ein. Heute geht es ihm vor allem darum, Spaß zu haben und alte Bekannte beim Fußball zu treffen. Würde er etwas anders machen? "Es war bisher eine richtig schöne Zeit, aber ich bin ehrlich: Wenn ich nochmal die Gelegenheit hätte, würde ich es vielleicht doch einmal höherklassig versuchen. Und wenn ich sehe, was heute der eine oder andere in den unteren Ligen bekommt, würde ich wahrscheinlich auch nicht mehr umsonst spielen wollen!"

"Ach ja", fällt ihm dann noch zu seinen Verletzungen ein: "Vor eineinhalb Jahren habe ich mir beim Fußball den Fuß gebrochen. Aber mir war gleich klar: so höre ich ganz sicher nicht auf!" Und so spielt Gerhard Hoffmann auch heute noch, wie ein Relikt aus einer anderen Fußball-Zeit, dass sich auch im Hier und Heute wunderbar zurechtfindet. "Es hat sich schon einiges geändert mittlerweile! Die wenigsten nehmen den Fußball so ernst, wie wir es damals gemacht haben.", weiß der begeisterte Skifahrer, der auch als einer der Betreuer der Zweiten Mannschaft fungiert. Wie zum Beweis klingelt sein Handy, am anderen Ende ein Spieler, der eigentlich absagen möchte: "Es wäre aber schon wichtig, dass du dabei bist. Gib dir einen Ruck, wir brauchen dich!", bearbeitet der 51-Jährige den wahrscheinlich halb so alten Mitspieler. Eigentlich sollte es andersherum sein... "Die Spieler von heute können sich wahrscheinlich gar nicht mehr vorstellen, dass damals die Aufstellung für Sonntag schon am Donnerstag stand - und wir das damals ohne Handy oder Whatsapp geschafft haben!", lacht er. "Aber wir waren halt irgendwie immer da!" Und Gerhard Hoffmann ist noch immer da. Wenn auch nicht mehr "für ewig." Aber ein paar Hoffmann-Tore kommen sicher noch dazu. "Ich fühle mich in Mistendorf richtig wohl! Wechseln werde ich sicher nicht mehr", schmunzelt er, "sondern dort meine Karriere beenden!", weiß Gerhard Hoffmann. Nur wann das sein wird, weiß keiner...

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Steckbrief G. Hoffmann

Gerhard Hoffmann
Alter
59
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Rossdorf am Forst
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
178 cm
Gewicht
70 kg
Beruf
Verwaltungsangestellter
Hobbies
Fußball, Skifahren
Starker Fuß
Beidfüßig
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
Aufstiege mit Rossdorf a.F. 1991/92, 2000/01, 2003/04, 2008/09. Meister B-2 1995/96, Torschützenkönig B-2 1995/96, Torschützenkönig A-2 2000/01, Hallenkreismeister Senioren A 1998. Reservemeister 1998/99, 2003/04. Trainer und Meister mit den D und C-Junioren 2006/07 und 2008/09 SG Mistendorf/Rossdorf/Wernsdorf .
Stationen Schüler/Jugend:
- SG Roßdorf a.F.
- 1. FC Strullendorf

Stationen Senioren:
- SG Roßdorf a.F.
- DJK-SC Mistendorf


Bilder-Galerie


Saisonbilanz G. Hoffmann

 
21/22
5
3
4
0
R
0
0
19/21
5
2
5
0
R
0
0
18/19
13
12
3
0
R
0
0
17/18
16
6
5
1
R
0
0
16/17
20
16
4
1
R
1
0
15/16
16
14
7
0
R
0
0
14/15
17
8
5
0
R
0
0
13/14
20
16
4
0
R
0
0
12/13
7
1
1
0
R
0
0
12/13
5
2
0
0
R
0
0
11/12
8
0
0
0
R
0
0
10/11
9
0
0
0
R
0
0
10/11
12
26
0
0
R
0
0
09/10
1
0
0
0
0
0
0
08/09
5
0
0
0
1
0
0
07/08
9
0
0
3
0
0
0
06/07
8
3
0
3
0
0
0
00/01
26
33
0
0
3
0
0
99/00
24
6
0
0
4
1
0
98/99
16
6
0
5
2
0
0
97/98
30
29
0
1
5
0
0
Gesamt
272
183
38
14
15
2
0

Bilanz 2015/16 G. Hoffmann

ST
Gegner
Erg.
Min
11
K
Nt.
1
R
 
0
0
0
 
-
2
R
 
1
1
1
 
1,8
4
R
 
1
1
0
 
2,0
7
R
 
1
0
0
 
2,3
9
R
 
1
0
0
 
2,3
13
R
 
1
0
0
 
2,2
14
R
 
1
1
0
 
2,2
16
R
 
2
1
1
2,2
17
R
 
1
0
0
 
2,1
18
R
 
1
2
0
 
1,1
Gesamt
-
 
10
7
2
 
2,1
Nur in drei seiner zwölf Einsätze hat Gerhard Hoffmann in dieser Spielzeit nicht getroffen.

Torschützen B-Klasse 2 Bamberg


Scorerpunkte B-Klasse 2 Bamberg



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