Leo Swierczynski im Interview: "Die nächsten sechs Spiele sind richtungsweisend" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 05.11.2025 um 07:00 Uhr
Leo Swierczynski im Interview: "Die nächsten sechs Spiele sind richtungsweisend"
INTERVIEW Ende Juni übernahm Leo Swierczynski das Traineramt beim ASV Veitsbronn-Siegelsdorf und betreut seitdem eine junge Truppe mit viel Potenzial, die allerdings noch einigen Formschwankungen unterliegt. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt der 39-Jährige auf seine Anfangszeit im neuen Verein zurück und gibt auch Einblicke in seine Gefühlswelt vor dem Wiedersehen bei Ex-Verein STV Deutenbach.
Von Michael Watzinger
Leo Swierczynski und der ASV Veitsbronn-Siegelsdorf wollen über dem Strich überwintern.
fussballn.de / Oßwald
Hallo Leo, seit Ende Juni bist du nun Trainer beim ASV Veitsbronn-Siegelsdorf. Wie fällt nach dem Ende der Hinrunde ein erstes Zwischenfazit aus? Bist du gut im neuen Umfeld angekommen?

Leo Swierczynski (39):
Ich betrachte das aus zwei Perspektiven: Zwischenmenschlich bin ich super aufgenommen worden, das Umfeld und die Verantwortlichen um Michael Bitzenbauer und Tobi Ultsch haben es mir total leicht gemacht, im Verein anzukommen und unterstützen mich, wo immer es geht. Auch die Mannschaft macht mir großen Spaß, ist jung, äußerst lernwillig und besteht aus wirklich guten Jungs. Insofern habe ich mich sehr schnell wohlgefühlt. Die andere Seite ist die sportliche und da hatte man sich, gerade was das Tabellenbild angeht, vielleicht schon ein wenig mehr erhofft. Allerdings darf man nicht vergessen, dass uns seit Saisonbeginn mit Kapitän Rick Bolz, Dominik Sollfrank und Aleksandar Kovac drei wichtige Säulen mit unheimlich viel Erfahrung verlassen haben und uns im Laufe der Spielzeit dann auch noch Dennis Meier, Samuel Seidel - beide berufsbedingt - Yannik Stutz und Stefan Sieder verletzungsbedingt wegbrachen. Das ist schon ein Aderlass, den ein so junges Team erst einmal verkraften muss. Dennoch sollen die angesprochenen Veränderungen nicht als Alibi oder Ausrede gelten: Ich bin mit den Jungs, die wir zur Verfügung haben, total zufrieden! Für uns gilt es, sich als Team gemeinsam weiterzuentwickeln.

Auf Rick Bolz (in grün) und andere erfahrene Leistungsträger muss der ASV Veitsbronn-Siegelsdorf seit dieser Spielzeit verzichten.
fussballn.de / Oßwald

Mit 16 Punkten aus 17 Spielen steht ihr derzeit auf Platz 12 und damit knapp über dem Strich. Wie zufrieden bist du mit der aktuellen Lage?

Swierczynski:
Aus meiner Sicht wäre es schlimm, wenn man damit zufrieden wäre - zufrieden ist bei uns keiner! Wir haben uns alle etwas mehr erhofft, weil die Truppe über viele gute Fußballer verfügt und reichlich Potenzial besitzt. Man merkt allerdings schon, dass uns in manchen Momenten stellenweise Erfahrung fehlt, um am Ende konstant Zählbares mitzunehmen. Ich denke da beispielsweise an das Spiel gegen Johannis 83, als es nach einer Stunde noch 2:2 stand und wir bis dato ein gutes Spiel abgeliefert hatten, am Ende aber mit 2:7 unterlagen und der Außenstehende denkt sich, dass wir abgeschossen wurden... Auch gegen Hajduk haben wir toll dagegengehalten. Der KSD hatte im Spiel zwei gefährliche Abschlüsse, beide waren drin und so gewinnen sie am Ende die Partie. Insgesamt haben wir zu wenige Punkte geholt, wenn man sich unsere Leistungen ansieht. Das gehört aber schon auch ein Stück weit zur Entwicklung bei einer jungen Mannschaft dazu - das sieht man auch bei ähnlichen Fällen wie dem Post SV oder dem TSV Altenberg. Zuletzt konnten wir das Spielglück mit viel Einsatz und Willen vermehrt auf unsere Seite ziehen. Das war natürlich wichtig, um über den Strich zu klettern!

Gerade der Start verlief für euch durchaus holprig, schließlich konnte erst am 7. Spieltag durch ein 5:0 gegen Eyüp Sultan der erste Sieg eingefahren werden. Was waren aus deiner Sicht die Gründe dafür und beginnt man sich in so einer Phase Gedanken zu machen?

Swierczynski:
Letztlich war es eine Mischung der von mir eben genannten Faktoren: Die Mannschaft musste sich nach den Veränderungen erst einmal finden, ich kam als neuer Trainer ja auch noch dazu. Dann hat man großen Aufwand betrieben, hatte aber in entscheidenden Momenten nicht das Spielglück auf seiner Seite: Gegen Deutenbach rutscht in der Nachspielzeit ein Freistoß an allen vorbei zum 1:2 ins Netz und du verlierst das Spiel, gegen Rangierbahnhof triffst du auf die gleiche Art und Weise, doch der Treffer wird wegen Abseits zurückgenommen... In dieser Saison war das Glück nicht unbedingt auf unserer Seite - solche Phasen gehören dazu, gerade wenn man unten steht. Man muss dann versuchen, das Glück ein Stück weit zu erzwingen...

Im Verlauf der Hinrunde waren Leo Swierczynski und sein ASV Veitsbronn-Siegelsdorf nicht gerade vom Glück verfolgt - entsprechend gab es manchen Moment der Kopfschmerzen bereiten konnte.
fussballn.de / Oßwald

Das gelang zuletzt ganz gut: Auch wenn die große Konstanz bislang noch fehlt, durch vier Punkte aus den letzten beiden Partien gegen Tuspo Nürnberg und den TSV Altenberg konntet ihr euch aus der Abstiegszone schieben. Was funktionierte dabei besser als zuvor?

Swierczynski:
Ehrlich gesagt glaube ich gar nicht, dass wir so vieles komplett besser machen. Wir bleiben aber weiter hartnäckig und werden dafür jetzt mehr belohnt und die Dinger fallen rein! Die Jungs haben schon während der Saisonvorbereitung hart gearbeitet und sind irre fit. Sie marschieren und geben nicht auf... und wurden zuletzt einfach mehr dafür belohnt! Gegen den Tuspo haben wir zum Beispiel erst eine 2:0-Führung zwischenzeitlich hergeschenkt, dann aber weiter an uns geglaubt und so sind wir durch ein Slapstick-Tor erneut in Führung gegangen. Am Ende gewinnst du dieses wichtige Spiel mit 4:2. Auch gegen Altenberg setzte Dylan Meier zuletzt nach, wurde beim Klärungsversuch des Gegners angeschossen und die Kugel flog zum Ausgleich ins Netz. Das alles sind Erfolgserlebnisse, die sich das Team hart erarbeitet hat. Es ist schön, dass wir uns das Spielglück mehr und mehr erkämpfen konnten.

Wo siehst du die größte Stärke deines Teams? Und wo habt ihr noch Raum für Verbesserungen?

Swierczynski:
Als große Stärke sehe ich bei uns schon die mannschaftliche Geschlossenheit: Die Jungs verstehen sich auf und abseits des Feldes hervorragend, unternehmen auch in ihrer Freizeit viel zusammen und sind ein eingeschworener Haufen. Zudem haben wir hervorragende Fußballer in unseren Reihen. Was uns noch fehlt, sind einfach eine gewissen Abgezocktheit und Erfahrung. Die Abgänge von unseren Routiniers haben schon ein gewisses Vakuum hinterlassen, das es erstmal zu füllen gilt. Wir haben Jungs dabei, die in diese Rollen hineinwachsen können und auch werden - das geht allerdings nicht in ein paar Wochen, sondern benötigt einfach seine Zeit. Wir befinden uns in einem Lernprozess und machen dabei unsere Entwicklungsschritte.

Dylan Meier (am Ball) und der ASV Veitsbronn-Siegelsdorf verfügen aus Sicht von Trainer Leo Swierczynski über reichlich Potenzial, welches es aus der jungen Truppe herauszukitzeln gilt.
fussballn.de / Oßwald

Du hast vom großen Potential deiner Truppe gesprochen. Wo würdest du dein Team derzeit in der starken Kreisliga Nürnberg verorten?

Swierczynski:
Ich bin kein großer Freund von zu viel Theorie. Am Ende zählt das, was auf dem Platz ist und dann eben auch anhand der Tabelle abzulesen ist: Es bringt ja auch nichts, vom großen Potential zu sprechen, wenn man am Ende absteigt. Betrachtet man rein die Leistungen der bisherigen Saison, hätten wir schon den einen oder anderen Platz besser stehen können. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Kreisliga äußerst stark und ausgeglichen besetzt ist und dort viele hervorragende Spieler mit höherklassiger Erfahrung unterwegs sind. Wenn du gegen Johannis 83 mit einem Firat Cagli, Vatanspor mit einem Ismail Yüce, oder Hajduk antrittst, dann wirst du ungemein gefordert. Diese Spieler haben schon alles erlebt und wissen in allen Situationen, was zu tun ist. Wir haben eine junge Truppe, die noch einiges lernen muss - und das akzeptieren wir auch.

Wagen wir einen kleinen Ausblick. In den verbleibenden zwei Partien vor der Winterpause geht es für euch zunächst nach Deutenbach, ehe zum Abschluss des Kalenderjahres der FC Bayern Kickers bei euch zu Gast sein wird. Wie blickst du auf die beiden Duelle?

Swierczynski:
Das werden noch einmal zwei sehr anspruchsvolle und intensive Spiele für uns! Deutenbach ist ja ohnehin immer ein heißes Pflaster... Dann kommt noch unsere gemeinsame Vorgeschichte hinzu, was es sicher noch einmal spezieller für manche macht. Ich bin mir sicher, dass es emotional und intensiv wird. Meine Jungs wissen, was auf sie zukommen wird und dass sie da durchaus ihren Mann stehen müssen. Mit Bayern Kickers kommt dann noch ein Team zu uns, das bislang gut geliefert und eine brandgefährliche Offensive zu bieten hat. Auch hier müssen wir alles reinwerfen. Wir wollen aus den beiden Spielen so viele Punkte wie möglich mitnehmen, um unsere Ausgangslage vor der Winterpause noch einmal zu verbessern.

Im Hinspiel traf David Rubio Suarez mit einem krummen Freistoß in der Nachspielzeit zum 2:1-Auswärtssieg des STV Deutenbach und versetzte dem ASV Veitsbronn-Siegelsdorf einen Stich mitten ins Herz. Am Sonntag steigt nun das Rückspiel am Weihersberg und Leo Swierczynski hofft gegen sein Ex-Team auf einen anderen Ausgang.
fussballn.de / Oßwald

Du selbst hast schon kurz die Brisanz des Deutenbach-Spiels angerissen. Du warst dort in der vergangenen Spielzeit Trainer, ehe der für einige überraschende Wechsel nach Veitsbronn erfolgte. Kannst du im Nachgang eine gewisse Enttäuschung im STV-Lager verstehen? Und wie blickst du auf die Geschehnisse des vergangenen Sommers?

Swierczynski:
Ich persönlich bin mit meiner Entscheidung vom Sommer absolut fein, weiß aber auch, dass sie nicht bei allen gut angekommen ist und das akzeptiere ich auch. Mich hatten zuvor schon einige Dinge länger beschäftigt und das Hobby hat dann irgendwann auf den privaten Bereich ausgestrahlt, weil ich meine Emotionen nicht einfach am Sportplatz lassen kann, sondern sie weiterhin mit mir herumtrage. Mir ist der Schritt damals absolut nicht leichtgefallen, weil ich wirklich gerne mit den Spielern zusammengearbeitet habe und eine enge Bindung zu einigen meiner Spielern hatte. Natürlich kriege ich jetzt auch die eine oder andere Nachricht, in der mir aufgezeigt wird, dass die Deutenbacher vor uns in der Tabelle stehen - und das ist völlig ok und ich gönne es den Jungs. Trotzdem habe ich den Schritt nie bereut. Aus meiner Sicht war er für mich absolut nötig: Selbst wenn ich dann im Anschluss nicht Trainer in Veitsbronn geworden wäre, würde ich jetzt wohl nicht mehr an der STV-Seitenlinie stehen. Ich freue mich auf das Spiel am Sonntag, denn ich hatte dort ein wirklich tolles Jahr, in dem meine Mannschaft und auch ich einiges gelernt haben und freue mich darauf, so manches Gesicht wiederzusehen.

Zurück zum Sportlichen: Was ist für den ASV Veitsbronn in dieser Saison noch drin? Wohin soll die Reise gehen?

Swierczynski:
Wenn man die Tabelle betrachtet, hat für uns natürlich der Klassenerhalt oberste Priorität. Aus meiner Sicht sind dabei die nächsten sechs Partien absolut richtungsweisend, schließlich geht es für uns nach den Duellen mit Deutenbach und BaKi im neuen Jahr gleich gegen Eyüp Sultan, Burgfarrnbach, Rangierbahnhof und Eibach los - das sind ausschließlich direkte Konkurrenten! Sollte uns da dann ein guter Start gelingen und wir können ordentlich punkten, könnten wir auf einen frühzeitigen Klassenerhalt hoffen. Wenn nicht, dürfte uns bis zuletzt eine spannende Saison blühen... So oder so glaube ich aber an meine Mannschaft und bin fest vom Ligaerhalt überzeugt!

Auf dem Weg zum Klassenerhalt stehen unmittelbar nach der Winterpause entscheidende Partien für den ASV Veitsbronn an. Kann die Swierczynski-Elf gegen die direkten Konkurrenten jubeln?
fussballn.de / Oßwald

Welche Vision hast du darüber hinaus? Wie siehst du die Zukunft am Hamesbuck?

Swierczynski:
Das Potential, das ich in dieser Mannschaft sehe, habe ich ja schon angedeutet. Ich bin der festen Überzeugung, dass in dieser Truppe richtig viel schlummert und das mit zunehmender Erfahrung deutlich wird. Ich selbst war bei meinen vorherigen Stationen in Burgfarrnbach und Deutenbach ja aus unterschiedlichen Gründen nur jeweils ein Jahr an der Seitenlinie und möchte hier gerne dabei mithelfen etwas aufzubauen. Gepaart mit der einen oder anderen gezielten Verstärkung sehe ich schon eine Truppe, die bei entsprechender Entwicklung den Blick durchaus weiter nach oben richten kann. Wichtig ist aber natürlich, dass wir den ersten Schritt vor dem zweiten gehen und in dieser Saison den Klassenerhalt bewerkstelligen.

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