Immer mehr Sportsbars geben auf: Gema sorgt für miese Stimmung - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 15.04.2024 um 21:00 Uhr
Immer mehr Sportsbars geben auf: Gema sorgt für miese Stimmung
ANZEIGE Die Fußball-Bundesliga nähert sich dem Saisonfinale, die Fußball EM 2024 steht vor der Tür, das Wetter wird besser. Alles gut? Nicht ganz. Viele Fans, die sich normalerweise in der Sportsbar oder Eckkneipe treffen, um gemeinsam Fußball zu schauen, müssen sich demnächst darauf einstellen, dass es bald keine Live-Übertragungen mehr gibt. Der Grund ist, dass neben immer teureren Abos auch die GEMA kräftig mitkassiert.
Von Manni Meisenkaiser
yousafbhutta | pixabay
Preise verdreifacht

Ein gemütlicher Fußballnachmittag oder -abend beim Bierchen in der Stammkneipe gehört für viele zum festen Bestandteil ihrer Freizeitgestaltung und ist letztlich auch eine Art Kulturgut. Damit könnte es in vielen Fußballkneipen jedoch bald vorbei sein.

Nicht nur, dass die Pay-TV-Anbieter wie Sky und DAZN, ihre Preise bereits kräftig erhöht haben, kommt nun auch die GEMA mit saftigen Gebührenbescheiden dazu. Die GEMA-Gebühren waren bislang mit dem Fußball-Abo abgegolten. Offenbar konnten sich die Anbieter nicht mehr mit der Rechteverwertungsgesellschaft einigen, sodass nun zusätzlich GEMA-Gebühren neben dem monatlichen Abo für das Pay-TV fällig werden. Die Preise haben sich ohnehin in den letzten zehn Jahren schon nahezu verdreifacht.

In Berlin beispielsweise machen die zusätzlichen Kosten durch die GEMA-Gebühren für die Wirte im Durchschnitt bis zu 1.000 Euro im Jahr aus. Besonders ärgerlich ist, dass die Gebühren für Fußballübertragungen nach der Einwohnerzahl der Bezirke berechnet werden, was zu völlig unrealistischen Werten führt, die mit tatsächlichen Verhältnissen, also der Anzahl der Fußballfans, die in einer Bar Fußball schauen, überhaupt nichts zu tun hat. Die Folge ist, dass die ersten Wirte bereits geschlossen haben und andere ebenfalls ans Aufhören denken.

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Inflation sorgt für zusätzlichen Druck

Angesichts der Tatsache, dass die meisten Wirte auch im Tagesgeschäft schon stark mit der Inflation zu kämpfen haben und daher auch die Preise für Getränke und Essen schon kräftig erhöhen mussten, überlegt sich so mancher Wirt bereits aufzugeben. Die Preiserhöhungen können in vielen Fällen nicht voll auf die Kundschaft umgelegt werden und gehen somit zu Lasten der Wirte. Viele Kneipenbesucher, die selbst nicht das Geld haben, um ins Stadion zu gehen, müssen ihrerseits wegen der allgemein steigenden Preise sogar überlegen, ob sie sich den Besuch noch leisten können. Mit anderen Worten: Es sieht nicht rosig aus, was die Zukunft der Sportsbars angeht.

Alle Fußballspiele sehen? Ein Abo reicht schon lange nicht mehr!

Um alle Spiele der ersten Fußball-Bundesliga live zu sehen, werden aktuell zwei Abos benötigt. Der Pay-TV-Sender Sky und der Streamingdienst DAZN teilen sich die Rechte. Bei Sky werden alle Samstagsspiele sowie die am Dienstag und Mittwoch stattfindenden Spiele live übertragen. Hochgerechnet auf die gesamte Saison sind das 200 Übertragungen plus die Konferenzschaltung.

DAZN zeigt dagegen alle Freitags- und Sonntagsspiele der ersten Liga und kommt so auf 106 Live-Übertragungen. Im freien Fernsehen sind dagegen über die gesamte Saison 5 Spiele zu sehen.

Bei Sky sind außerdem auch alle Spiele der zweiten Bundesliga zu sehen. Hinzu kommen insgesamt 63 Spiele im DFB-Pokal. Bei ARD und ZDF können 15 DFB-Spiele inklusive Halbfinale und Finale live angesehen werden.

Auch bei den Spielen in der UEFA Champions League werden zwei Abos benötigt. Hier Trumpft DAZN groß auf und überträgt insgesamt 121 der 137 Partien, inklusive Konferenzschaltung. 16 Top-Spiele, die am Dienstag stattfinden sind dagegen bei Amazon Prime zu sehen. Das Finale, in diesem Jahr am 1. Juni 2024 in London ist immerhin frei zugänglich bei ZDF zu sehen. Wer ein SkyAbo hat, kann sich die Champions League Spiele bei DAZN und Amazon Prime über Sky-Q hinzubuchen.

Einige Spiele in der Europa League laufen dagegen bei RTL und Nitro und sind somit frei empfangbar. Einige andere Partien werden über das Onlineportal RTL+ kostenpflichtig übertragen.

Fans, die alle Bundesliga- und die meisten Champions League-Spiele sehen wollen, müssen im Kombiangebot mit Sky und DAZN 468 Euro jährlich bezahlen. Für eine 100% Abdeckung aller Spiele inklusive der bei Amazon Prime und RTL+ würden knapp 600 Euro im Jahr fällig.

Der Grund für das Abo-Durcheinander ist nicht etwa, dass den Abo-Anbietern nicht möglich wäre, jeweils die Rechte an einem Wettbewerb insgesamt zu kaufen. Vielmehr verbietet das Kartellamt solche Monopole und gibt vor, dass die Spiele in einem Wettbewerb bei mehreren Anbietern zu sehen sein müssen. Wie die Aufteilung genau erfolgt, wird jedoch nicht vom Kartellamt vorgegeben.

Warum die GEMA im Fußball mitkassiert?


Manch einer fragt sich, was Fußballspiele und die GEMA miteinander zu schaffen haben. Das Problem ist, dass es rund um das Spiel jede Menge Musik gibt. Die Vereine spielen vor dem Spiel und in der Pause Songs ab. Bei TV-Übertragungen gibt es zusätzlich Musik im Intro und bei vielen Turnieren sogar Live-Auftritte von Künstlern. Die GEMA, die die Rechte von Künstlern vertritt, sieht sich daher gehalten auch von den Kneipenwirten Gebühren für das "öffentliche Abspielen" von Musik zu nehmen. Hinzu kommt, dass die GEMA auch die Rechte von Journalisten und Sportreportern wahrnimmt, deren Beiträge urheberrechtlich geschützt sind. Daher setzt sich der Lizenzbetrag der Gema aus den GEMA-Gebühren selbst sowie aus Forderungen der VG Wort und Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) zusammen.

Bei einer Bildschirmdiagonale von mehr als 106 Zentimetern und einer Raumgröße von mehr als 100 Quadratmeter kommen so knapp 150 Euro GEMA-Gebühren pro Bildschirm zusammen, die seit dem 1. Januar 2024 zusätzlich zum Fußball-Abo von den Kneipenwirten bezahlt werden müssen.

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