Artikel vom 15.12.2024 15:00 Uhr
… und zwar nicht nur auf dem Fußballplatz, wo die Aufsteigerinnen
zur Winterpause in der Bezirksoberliga schon wieder von der
Tabellenspitze grüßen, sondern auch mit einem Trikot der ganz
besonderen Art, das wiederum seine eigene Geschichte zu erzählen
weiß. TSV-Trainerin Isabell Helldörfer gewährt „in-teame“
Einblicke.
Im September 2019 debütierte Josephine Laufer, die zuvor für den
FFC Hof exakt 120 Mal in der Bayernliga auf dem Platz stand für die
Frauen des TSV Plankenfels. Drei Jahre später gab sie ihren
Rücktritt bekannt. Drei Jahre, in denen sich die inzwischen
29-Jährige zu einem unverzichtbaren Teil des Teams auf- und
außerhalb des Platzes aufschwang. „Wir wollten sie zum Abschied
nicht nur mit einem geilen Trikot als Dankeschön überraschen,
sondern hatten insgeheim die Hoffnung, dass sie sich vielleicht
überzeugen lässt, weiterzuspielen, wenn wir künftig alle
regelmäßig damit auflaufen“, blickt TSV-Trainerin Isabell
Helldörfer auf jene Tage zurück, in denen sich die
Frauenfußballerinnen aus Plankenfels auf durchaus außergewöhnliche
Weise einkleideten.
Toleranz und Miteinander
„Love Unites“
lautet der Schriftzug, der in verschiedenfarbig bunten Lettern auf
dem weißen Shirt prangt, mit dem die TSV-Mädels seit 2022 um Tore
und Punkte kämpfen. „Wir fanden es einfach geil, finden es immer
noch geil und laufen damit so oft wie möglich auf“, umschreibt
Helldörfer die Begeisterung für das modisch schicke Outfit, mit dem
die Damen vom Fuße des Plankenstein auf Anhieb die Meisterschaft in
der Bezirksliga feierten und nun die Bezirksoberliga rocken. Die
dahinter steckende Botschaft „Liebe vereint“ spielte bei der
Entscheidungsfindung vor dem Kauf des Trikotsatzes zwar keine
maßgebliche Rolle, unterschreiben würde sie die Trainerin des
Aufsteigers aber dennoch. „“Wir haben bei uns – wie in vielen
anderen Mannschaften auch – auch Mädels dabei, die Mädels lieben.
Da gibt es keinerlei Vorurteile, denn schließlich soll jeder leben
und lieben, wie und wen er will“, sagt Helldörfer und verweist im
gleichen Atemzug darauf, dass gerade die Kameradschaft untereinander,
das Miteinander auf und neben dem Platz, das Nicht-Vorhandsein einer
Grüppchenbildung einer der wohl größten Faktoren für den
sportlichen Erfolg bei den Frauen des TSV Plankenfels in den
vergangenen Jahren ist.
Trainerin Isabell Helldörfer führte den Aufsteiger TSV Plankenfels zur Winterpause an die Tabellenspitze der Bezirksoberliga.
Hans Wunder
Plötzlich Erster
Und der ist
durchschlagend, denn nachdem der Durchmarsch von der Kreis- in die
Bezirksoberliga in der Corona-Saison 2019/21 mit dem direkten
Wiederabstieg jäh gestoppt wurde, etablierten sich die
Plankenfelserinnen nach einer einjährigen Konsolidierungsphase auf
hohem Niveau und kehrten im Sommer 2024 schließlich in die höchste
Spielklasse des Bezirks Oberfranken zurück – diesmal um länger zu
bleiben. Dass die TSV-Frauen nach der Vorrunde auf dem 1. Platz
stehen (der zweitplatzierte TSV Arzberg/Röthenbach hat noch ein
Nachholspiel in der Hinterhand), kommt indes auch für die
Erfolgstrainerin ein wenig überraschend. Die Euphorie eines
Aufsteigers paarte sich zu Saisonbeginn mit der glücklichen Fügung,
dass die benachbarte SpVgg Bayreuth ihre Mannschaft vom Spielbetrieb
zurückzog und gleich eine Handvoll Akteurinnen den Weg nach
Plankenfels fanden. Fünf Spielerinnen kurzfristig in ein
harmonisches Mannschaftsgefüge zu integrieren, ist nicht einfach.
Beim TSV ist es gelungen. „Die neuen Mädels tun uns nicht nur
fußballerisch gut, sondern auch vom Feeling in der ganzen Truppe“,
schwärmt Helldörfer, die mit ihren BOL-Rückkehrerinnen „ultra
moviert“ war und ist, um zu beweisen, dass die Frauen des TSV
Plankenfels ein dauerhaftes sportliches Zuhause in der
Bezirksoberliga finden können.
Demut first
Dass der
momentane Erfolg den begeisterten Kickerinnen nicht zu sehr den Kopf
verdreht, dafür sorgt die aufmerksame Trainerin, die nicht müde
wird, die Wichtigkeit der wöchentlich konzentrierten Trainingsarbeit
zu betonen. „Wir fangen in jedem Spiel wieder bei Null an. Egal,
welcher Gegner auf dem Platz steht, wir müssen wissen, dass wir ohne
Arbeit keinen Erfolg haben werden“, bekräftigt Helldörfer, die
die nahezu perfekt gelaufene Hinrunde mit sechs Siegen aus neun
Partien nur allzu gut einzuordnen weiß. Schließlich purzeln die
Dreier nicht wie selbstverständlich in das eigene Haben-Säckchen,
sondern blieben mitunter auch glücklich auf Seiten der
Plankenfelserinnen. Grund genug also, nicht abzuheben und bei allen
warnenden, erhobenen Zeigefingern auch nicht zu vergessen, dass die
derzeitige Tabellensituation eben auch der verdiente Lohn für
akribische Mühen sind. „Die Mädels sind ehrgeizig und
kritikfähig. Sie wollen lernen und abliefern. Das schätze ich
sehr“, ist Helldörfer stolz auf ihr Team, das mindestens genauso
für das gemeinsame Hobby brennt wie die Trainerin selbst, die
intensiv daran feilt, die eigene Mannschaft stetig besser zu machen.
"Love Unites" - in ihren einzigartigen Trikots sehen die Mädels des TSV Plankenfels nicht nur gut aus, sie spielen auch äußerst attraktiven und erfolgreichen Fußball.
privat
Das Team um die Trainerin
Das kann freilich
nicht alleine gelingen. In der Anfangszeit versuchte sich die
28-jährige Macherin an der Seitenlinie noch als Spielertrainerin.
„Das war nichts für mich, weil ich keine zwei Köpfe
habe“,erinnert sich eine schmunzelnde Helldörfer, die nicht
zuletzt aufgrund einer langwierigen Knieverletzung ihre aktive
Karriere beenden musste und fortan nur noch als Trainerin fungierte.
Das tut sie inzwischen im Team mit ihrer Co Caro Krämer, die ebenso
eine wichtige Stütze ist wie Alena Krasser, seit zehn Jahren im
Verein, Spielführerin und verlässliche Ansprechpartnerin. Dem steht
Carina Voit in Nichts nach. Sie kam vor acht Jahren aus der U17 des
SV Mistelgau und ist „mittlerweile mit Leib und Seele
Plankenfelserinnen“, spart Helldörfer nicht mit Lob für ihre
Angreiferin, die das Unterstützungs-Quartett nahezu komplettiert.
Fehlen darf da natürlich nicht „der verlängerte Arm auf dem
Platz“. Vanessa Preißinger ist mit ihrem Ehrgeiz, ihrem Einsatz
und ihrer Leidenschaft eine absolute Führungsfigur. „Wenn sie auf
dem Platz steht, ist die Moral in der Truppe eine andere. Sie war
schon immer ein starker Leader, hat sich aber in den letzten Jahren
noch einmal weiter entwickelt“, gerät Helldörfer ins Schwärmen,
wenn sie von ihrer Mittelfeldstrategin und Antreiberin im Zentrum
spricht, die in bislag 97 Partien für den TSV Plankenfels stolze 55
Mal einnetzen konnte.
Einzigartige Trikots - einzigartiger Erfolg?
Wenn die Frauen
des TSV Plankenfels in ihren weißen Trikots mit den bunten Lettern
in die Rückrunde starten werden, scheint eine (auch langfristig)
rosarote Zukunft vor ihnen zu liegen, zumal es eine von Ramona
Lindner trainierte eigene Mädchenmannschaft gibt und auch die Damen
externe Neuzugänge weiterhin mit offenen Armen empfangen werden.
Über einen erneuten Durchmarsch, diesmal von der Bezirks- in die
Landesliga hat sich Isabell Helldörfer indes noch keine Gedanken
gemacht. „Ich glaube, dass die Bezirksoberliga unser zu Hause sein
sollte. Die Landesliga wäre noch einmal eine andere Hausnummer“,
mutmaßt die Trainerin mit Weitsicht, die zugleich aber auch betont,
dass der Hunger nach sportlichen Erfolgen noch nicht gestillt ist.
„Wir wollen immer gewinnen. Es ist nicht unser Ziel aufzusteigen,
aber annehmen würden wir die Herausforderung in der neuen Saison
selbstverständlich schon“, bekräftigt die 28-Jährige, die im
Team mit dem TSV Plankenfels jetzt schon eine einzigartige
Erfolgsgeschichte verfasst, deren letztes Kapitel noch nicht
geschrieben zu sein scheint.