Artikel vom 12.03.2025 07:00 Uhr
Ex-Profi Roberto Hilbert ist aktuell Cheftrainer bei den U19-Junioren der SpVgg Greuther Fürth.
INTERVIEW Roberto Hilbert hat es im Fußball weit gebracht. Der in Forchheim geborene Kicker ist Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart und Nationalspieler sowie Pokalsieger in der Türkei geworden. Angefangen hat seine Karriere mit 17 Jahren beim 1. SC Feucht, was für ihn letztlich zum Sprungbrett in den Profibereich geworden ist. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 40-jährige U19-Trainer der SpVgg Greuther Fürth.
Roberto, Du hast im Jugendbereich bei der SpVgg Jahn Forchheim, dem 1.
FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth gespielt. Mit 17 Jahren bist Du zum 1.
SC Feucht gewechselt. Wie war das damals für Dich?
Roberto Hilbert (40): Ich bin in Feucht in eine
gestandene Herren-Mannschaft gekommen. Die Mitspieler waren fast alle deutlich
älter als ich. Da habe ich viel gelernt und bin fußballerisch zum Mann
geworden. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Wir sind dann gleich im ersten
Jahr 2002/03 Bayernliga-Meister mit 13 Punkten Vorsprung vor dem TSV 1860
München II geworden und haben mit 107 Toren einen Bayernliga-Rekord
aufgestellt, der heute noch Bestand hat. Ich war damals noch offensiver, bin
erst später in der Türkei zum rechten Verteidiger umgeschult worden.
Das war eine tolle Zeit in Feucht, mit vielen besonderen Spielen
und dann ging es für Dich als damals 18-Jähriger schon rauf in die Regionalliga
Süd, die seinerzeit die dritte Liga war. Wie war das für Dich, denn das war ja
schon Profibereich?
Hilbert: Das war damals eine spannende Liga, mit vielen tollen Mannschaften, mit Traditionsvereinen wie dem FC Augsburg, Jahn
Regensburg oder den Kickers Offenbach. Besonders waren die Heimspiele im
Feuchter Waldstadion Freitagabend unter Flutlicht. Da haben wir mit unseren
Leistungen doch so einige Zuschauer angelockt. Wir sind am Ende Achter
geworden, eine gute Platzierung für einen Aufsteiger.
Roberto Hilbert als Jungspund beim 1. SC Feucht, der damals in der Regionalliga gegen namhafte Gegner antrat, wie hier gegen die TSG Hoffenheim.
Dirk Meier
Feucht hatte immerhin einen Zuschauerschnitt von 1.032 Fans pro
Spiel. Wie war das für Dich als junger Fußballer, später hast Du ja noch vor
viel größeren Kulissen gespielt?
Hilbert: In Feucht war das schon alles sehr
professionell für die damalige Zeit und es sind viele Zuschauer gekommen.
Manfred Kreuzer war damals der Macher, ohne den wir sicherlich nie da hingekommen wären. Im Nachgang betrachtet war das natürlich für mich als so junger
Spieler schon eine sehr schöne Erfahrung, die mich auch für meinen späteren Weg
geprägt hat. Ich möchte die Zeit in Feucht nicht missen.
2004 bist Du eine Liga höher eingestiegen, die SpVgg Greuther
Fürth hat Dich ins Profiteam in die 2. Liga geholt. In den zwei Jahren bis 2006
hast Du in 60 Spielen sieben Tore erzielt. Wie lief es in Fürth für Dich?
Hilbert: Sehr gut, auch das war eine sehr schöne
Zeit, ich habe ja schon in der Jugend beim Kleeblatt gespielt. Ich habe
in diesen zwei Jahren 2. Liga mit der Spielvereinigung nochmal viel dazulernen und eine
sehr gute Basis für meinen späteren Weg schaffen können.
Roberto Hilbert bei der SpVgg Greuther Fürth im Duell mit Freiburgs Dennis Aogo.
Dirk Meier
Der Weg hat Dich 2006 zum VfB Stuttgart geführt und dort hattest
Du eine sehr erfolgreiche Zeit, wie lief das denn ab?
Hilbert: Die vier Jahre beim
VfB waren sehr schön. 2007 sind wir unter
Trainer Armin Veh Deutscher Meister geworden, und ich bin in
die Nationalmannschaft berufen worden, wo ich insgesamt acht Spiele absolvieren
durfte. 2007 war mein erfolgreichstes Jahr, da habe ich sehr viel Positives
erlebt und da ging es steil nach oben, vielleicht sogar etwas zu steil.
Von Stuttgart aus bist Du 2010 in die Türkei zu Besiktas Istanbul
gewechselt. Wie kam es dazu?
Hilbert: Mein Vertrag beim VfB war ausgelaufen und wir haben nicht
verlängert. Ich hätte in der Bundesliga bleiben können, aber wollte bewusst ins
Ausland wechseln, Erfahrungen sammeln, das auch für meine persönliche
Entwicklung nutzen und das hat sich auch gelohnt. Ich bin im Nachhinein sehr
froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Auch in der Türkei durfte ich sehr
viel erleben und viele Erfahrungsschätze sammeln. Besiktas Istanbul ist
immerhin einer der größten Vereine des Landes. 2011 sind wir Pokalsieger
geworden, ein sehr schöner Erfolg. Es waren drei spannende Jahre.
Nach drei Jahren am Bosporus bist Du wieder zurück nach
Deutschland, bist 2013 für vier Jahre zu Bayer 04 Leverkusen gewechselt. Wen
hattest Du dort als Trainer und was hast Du dort erlebt?
Hilbert: Meine Trainer in Leverkusen waren Sami
Hyypiä, Sascha Lewandowski, Roger Schmidt und Tayfun Korkut. In Leverkusen lief
es schon auch gut, wir haben in den ersten drei Jahren zweimal den vierten und
einmal den dritten Platz belegt, jedes Jahr Champions League gespielt. Leider
hat es für ganz oben in der Bundesliga in dieser Zeit nicht gereicht.
Aktuell ist Leverkusen Deutscher Meister. Wie beurteilst Du die
jüngste Vergangenheit beim Werksklub?
Hilbert: Trainer Xabi Alonso hat bei Leverkusen
eine sehr stabile Mannschaft geformt und hat vor allem Konstanz reingebracht,
was zu meiner Zeit noch etwas gefehlt hat. Sie sind zusammen
mit Bayern München die stärkste Mannschaft in der Bundesliga.
Roberto Hilbert kümmert sich inzwischen selbst um die Entwicklung der jungen Talente beim Kleeblatt.
SpVgg Greuther Fürth
Im Sommer 2017 ging es dann wieder zurück in die Heimat zur SpVgg
Greuther Fürth. Wie hatte sich das ergeben?
Hilbert: Der Kontakt zum damaligen, langjährigen
Präsident Helmut Hack ist nie abgerissen und er hat mich wieder zurück nach
Fürth geholt. Es war schön, wieder nach Hause zu kommen. Der Verein hat mir die
Möglichkeit gegeben das zweite Kapitel in meiner Laufbahn zu starten, hier als
Trainer zu arbeiten, dafür bin ich froh und dankbar. Seit 2022 bin ich
Cheftrainer der U19. Wir alle hier im Nachwuchsleistungszentrum arbeiten
täglich daran, dass wir unsere Talente bestmöglich fordern und
fördern, damit sie im besten Fall den
Sprung in unsere Profiabteilung schaffen werden. Junge Spieler zu entwickeln,
ist eine spannende Aufgabe, die mir viel Freude bereitet.
Bleibt sonst noch Zeit neben dem Trainerjob für andere Dinge?
Hilbert: In meiner Freizeit verbringe ich besonders
gerne viel Zeit mit meiner Familie.
Und der Kontakt zum 1. SC Feucht, pflegst Du den noch?
Hilbert: Wenn es mir zeitlich möglich
ist, schaue ich bei dem einen oder anderen Heimspiel vorbei. Im Moment läuft es
ja nicht so gut für den SC, aber es werden auch wieder bessere Zeiten kommen.
Besonders freue ich mich, wenn wir uns frühere Spieler mit dem Allstar-Team in
Feucht treffen und im Einsatz sind und über alte Zeiten reden.