Das 0:0 aus dem Hinspiel war für die Gastgeber Warnung genug. Mit dem SCW Obermain reiste eine ebenso spiel- wie kampfstarke Truppe auf die Andreas Faust Sportanlage in Walsdorf an. Das Fehlen der etablierten Stammkräfte Laura Ziegmann, Sarah Henkel und Hanna Schnapp wollte Gäste-Trainer Norbert Ziegmann von Beginn an nicht als Ausrede gelten lassen, doch über die gesamte Spieldauer fehlte dem Tabellendritten die nötige Entlastung, so dass es der Ligaprimus am Ende deutlich machte. Aus einer homogenen Mannschaft einzelne Akteurinnen herauszuheben, fällt schwer, doch vier Tore von Lena Friedel, ein lupenreiner Hattrick der eingewechselten Susanna Müller sowie eine nahezu fehlerlose Partie von Sophie Schmittschmitt verdienen außerordentliche Anerkennung.
Da nützt auch die Hacke von Sabrina Schmitt (li.) nichts mehr. Alissia Leicht lässt sie ins Leere laufen.
Bernd Riemke
"Bei den Toren ist es wie beim Ketchup. Wenn etwas kommt, kommt gleich alles auf einmal", wusste schon Fußballphilosoph Cristiano Ronaldo und ähnlich frustriert mussten sich die Damen des SCW Obermain schon früh in der tabellarischen Spitzenbegegnung beim Tabellenführer fühlen. Personell geschächt angetreten galt die Devise möglichst lange die defensive Null zu halten, um im Gegenzug nach vorne den ein oder anderen Nadelstich zu setzen. Dort betrieb Elena Kerling auch enormen Aufwand, lief viele Löcher zu und schaffte es gelegentlich durch hohe Ballsicherheit für kurzzeitige Entlastung zu sorgen. An der Übermacht der heimischen SG konnte freilich auch sie nichts ändern, denn die Hoffnung, das torlose Remis zu verteidigen, schwand schon in der Anfangsviertelstunde. Zwei Mal gelang es dem Ligaprimus durch gut getimte vertikale Anspiele durch das Zentrum ihre Torjägerin in Abschlussposition zu bringen und Lena Friedel ließ sich beide Male nicht lange bitten, so dass der enthusiastische Stadionsprecher Oliver Teufel schon nach zehn Minuten zwei Mal zum Mikrofon greifen durfte, um das 2:0 zu verkünden. Die erste Vorarbeit gebührte Sophie Schmittschmitt, die damit schon früh ihre bärenstarke Form untermauerte. Im weiteren Verlauf überzeugte die gesamte Mannschaft der SG Stegaurach/Walsdorf, doch die 18-Jährige lieferte im zentralen defensiven Mittelfeld einen nahezu fehlerfreien Auftritt und verdiente sich ein Sonderlob. Nachdem die bayernligaerfahrene Neuverpflichtung Anne Hecker in ihrem zweiten Auftritt im Dress des Spitzenreiters ihren zweiten Treffer erzielen durfte, keimte beim SCW Obermain kurzzeitig Hoffnung auf als Jule Schramm nach einem Standard im Fünfmeterraum das Leder zum 1:3-Anschluss über die Linie bugsierte. Da Lena Friedel jedoch beinahe postwendend den alten Abstand wieder herstellte, ging Stegaurach/Walsdorf mit einer beruhigenden Drei-Tore-Führung in die Halbzeitpause.
Sophie Schmittschmitt (li.) spielte eine enorm starke Partie. Hier spürt sie Elena Kerling im Nacken.
Bernd Riemke
Der zweite Durchgang begann, wie der erste aufhörte: Mit einem Friedel-Tor. Dass die Goalgetterin ihr 21. Saisontor dabei sehenswert mit dem linken Schlappen erzielte, ließ sie selbst umso fröhlicher strahlen. Die Entscheidung war zu diesem Zeitpunkt längst gefallen, doch Trainer Seidler hatte noch einen weiteren Pfeil im Köcher. Die Hereinnahme von Susanna Müller wirkte sich noch einmal belebend auf das Angriffsspiel der SG aus. Die 22-Jährige benötigte kaum Anlaufzeit, um das Leder gegen den Querbalken zu jagen. Den Abpraller setzte die umtriebige Spielführerin Sabrina Schmitt fulminant in der 64. Minute in die Maschen. Stegaurach/Walsdorf behielt auch beim Stande von 6:1 stets die Kontrolle über das Geschehen, doch die Gäste kämpften aufopferungsvoll und waren trotz des hohen Rückstandes immer bemüht, auch eigene Akzente zu setzen. Mitte der zweiten Halbzeit gelang dies phasenweise sehr anschaulich, so dass sich das Spielgeschehen ein wenig verlagerte und SCW Obermain gegen einen an diesem Tage übermächtigen Gegner immerhin ein achtbares Ergebnis anstrebte. Ein zweiter eigener Treffer wollte jedoch nicht gelingen. Im Gegenteil, in der Schlussphase müllerte es noch drei Mal. Es lief bereits die 84. Minute, als Susanna Müller nach feiner Einzelleistung sehenswert traf und sie sich in der Folgezeit zweifellos in den Geschichtsbüchern verewigte. Zwischen ihrem ersten und dem zweiten Treffer lag keine ganze Zeigerumdrehung und mit der Vollendung ihres lupenreinen Hattrick binnen weniger als 180 Sekunden gereichte sie ihrem für Qualität bürgenden Nachnamen im Stile des "Bombers der Nation" zur Ehre.
Sophie Schmittschmitt (li.) muss sich der Attacke durch Elena Kerling erwehren.
Bernd Riemke
Nach dem Schlusspfiff des unauffällig leitenden Unparteiischen stand ein 9:1 auf der Anzeigetafel. Ein Ergebnis, das am Ende dennoch etwas zu hoch ausfiel, da die Gäste spielerisch gute Ansätze zeigten und sich kämpferisch zu keiner Zeit aufgaben. An der herausragenden mannschaftlichen Leistung der SG gab es jedoch ebenfalls nichts zu deuteln. Ohne Ausfall überzeugte der Ligaprimus mit strukturiertem Angriffsspiel und der nötigen Ruhe im Aufbau, so dass Stegaurach/Walsdorf mit Tempoverlagerungen stets die Kontrolle behielt und mehr als nur eine eindrucksvolle Duftmarke im Meisterschaftskampf hinterließ.
Spielbericht eingestellt am 11.10.2020 09:29 Uhr