Natürlich lässt sich nach dem Titelgewinn leicht anmerken, dass die Memmelsdorfer auch im Falle einer Niederlage noch einen Matchball zur Meisterschaft gehabt hätten. Bei sechs Punkten Vorsprung wäre im letzten Treffen sogar ein Unentschieden gegen die Saaser möglich gewesen, um letzte Zweifel am Aufstieg zu beseitigen. Jeder der Zuschauer merkte jedoch frühzeitig, dass es beiden Teams auch ums Renommee ging. Kein Wunder: Weder Memmelsdorf noch Bayreuth hatte bisher eine Begegnung verloren und waren natürlich bestrebt, den Nimbus über das Kräftemessen hinaus aufrecht zu halten.
FSV-Akteur (in blau) Tobias Streng brachte viel Schwung, zu Boden und in der Luft.
Hans Wunder
Obwohl am Nebenplatz des FC–Stadions bereits die Zelte für die Oberfrankenausstellung aufgebaut worden waren, sahen die zahlreichen Zuschauer von Beginn an alles andere als Standfußball. Besonders die Liebhaber von rassigen Zweikämpfen dürften dabei auf ihre Kosten gekommen sein. Trotz Leidenschaft und Erfolgsdruck ging es beim Kampf um den Ball jedoch meist sauber zur Sache, so dass der Unparteiische im ersten Abschnitt nur zwei Mal an seiner Brusttasche nesteln musste. Gleichzeitig lässt sich die Frage schwer beantworten, ob die Viererkette der Memmelsdorfer oder die Abwehrvariante mit Libero Fabio Szydlik, wie im Falle des FSV, effektiver ist. Fest steht, dass es auf beiden Seiten kaum zu Torchancen kam. Nur bei Freistößen, wie dem von Gästestürmer Björn Vogel oder dem Geschoss von SV-Kapitän Michael Kutzelmann, das von Maximilian Ludwig knapp über das eigene Tordreieck gelenkt wurde, lag ein Treffer in der Luft. Und richtig durchgeschnauft dürfte der Bayreuther Trainer Michael Schreiber erst haben, als sein Keeper Tim Tscheuner einen harmlosen Rückpass erhielt, der kurz vor ihm auf dem holperigen Boden tückisch aufsprang und nach einem Querschläger fast ins eigene Netz trudelte. Auf der anderen Seite war Torgefahr fast völlig Fehlanzeige. Lediglich einige gefährliche Vorstöße der Bayreuther Tobias Streng und Felix Angerer brachten das Blut von Gästekeeper Florian Schuster etwas in Wallung. Ansonsten hätte man an diesem Tag die Tore fast abmontieren können. Immerhin verteidigte Gästetrainer Marco Krötsch beide Teams zur Pause, indem er darauf hinwies, dass auf dem unebenen Platz nur schwer Fußballspielen möglich sei.
Der Bayreuther Trainersohn Christian Schreiber (in blau) ist zunächst auf Ballsicherung bedacht.
Hans Wunder
Zunächst einmal schien es, als ob der Tabellenführer gleich einmal für klare Verhältnisse sorgen möchte. Bei einem Freistoß von Daniel Krüger aus 22 Metern strich der Ball kurz nach der Pause haarscharf am linken Pfosten vorbei. FSV-Torhüter Tim Tscheuschner wäre wohl machtlos gewesen. Fast im Gegenzug steuerte der einheimische Tobias Albrecht auf den Kasten des Spitzenreiters zu und schob den Ball am heraus stürzenden Torwart Florian Schuster vorbei in Richtung leeres Tor. Doch sein Abschluss geriet zu schwach, so dass ein zurückgeeilter Abwehrspieler den Ball von der Linie kratzen konnte. Jetzt wurde die Begegnung ruppiger und als Gästespieler Daniel Krüger im Strafraum hart angegangen wurde, hätte der Unparteiische wohl auf den ominösen Punkt zeigen müssen. Doch der Referee wartete den Vorteil ab, der keiner war, weil Markus Saal weit verzog. Allerdings drückte er wenige Minuten später auch der anderen Seiten beide Augen zu, als Christian Schreiber alles andere als regelgerecht vom Ball getrennt wurde und auch hier ein Elfer fällig gewesen wäre. Die hektische Schlussviertelstunde, in der der einheimische Felix Angerer wegen Ballwegschlagens und später Björn Vogel wegen Schwalbe fünf Minuten abgekühlt wurden, leitete eine Großchance der Memmelsdorfer ein. SV-Kapitän Michael Kutzelmann hatte sich links durchgetankt, doch seine präzise Flanke konnte Björn Vogel fünf Meter vor dem Tor nicht verwerten und setzte die Kugel knapp am Pfosten vorbei ins Aus. So mussten die Gäste noch bange Minuten überstehen, in denen der FSV die Bälle hoch und weit in den Memmelsdorfer Strafraum drosch. Am Ende entlud sich die Spannung jedoch in Freudentänzen und einer verdienten Meisterschaft als Lohn für eine konstant starke Saisonleistung.
Beide Teams haben auch an diesem Nachmittag bewiesen, dass sie hervorragende Abwehrarbeit leisten können und dies auch im Saisonverlauf getan haben. Entscheidend war allerdings, dass die Gäste im Angriff etwas stärker besetzt sind. Während die Bayreuther die Partien oft nur knapp für sich entschieden haben und sich auch drei Mal mit einem Remis begnügen mussten, wirbelten die Krötsch-Schützlinge ihre Gegner oft recht ordentlich durcheinander. Allerdings darf die FSV-Abwehr für sich in Anspruch nehmen, den Gegner erstmals ohne Torerfolg gelassen zu haben.
Spielbericht eingestellt am 29.05.2011 01:35 Uhr