Gottfried Bindrim im Hallengespräch: „Man kann viel mehr Stallgeruch wahrnehmen!“ - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 05.01.2023 um 18:00 Uhr
Gottfried Bindrim im Hallengespräch: „Man kann viel mehr Stallgeruch wahrnehmen!“
Wenn am Sonntag, 8. Januar, die erste Partie der Endrunde zur Hallenkreismeisterschaft angepfiffen wird, gibt es nach fast drei Jahren endlich wieder ein BFV-Turnier im Spielkreis Schweinfurt. Vor der Rückkehr des Budenzaubers hat sich anpfiff.info mit Gottfried Bindrim unterhalten. Der Kreisspielleiter bricht eine Lanze für Futsal und lenkt den Blick auf eine ganz andere Problematik, die unsere Vereine beschäftigt.
Von Marco Heumann
Herr Bindrim, nach mehr als drei Jahren Pause, gibt es endlich wieder Turniere um die Hallenkreismeisterschaft. Ich nehme einmal an, Sie sehen dem Sonntag und der Endrunde in Trossenfurt mit Freude entgegen?
Gottfried Bindrim: Natürlich! Ich freue mich riesig auf die Hallenkreismeisterschaft. Endlich ist es möglich, einmal wieder einen ganzen Tag zusammen mit den Fußballern verbringen kann. Bei einem Hallenturnier sind es ja nicht nur zwei Mannschaften und deren Anhang mit denen man ins Gespräch kommen kann, sondern, wie in unserem Fall, diesmal 16 Vereine. Man erhält viel eher einen Querschnitt wie es derzeit in den Vereinen aussieht. Und natürlich ist in der Halle auch eine völlig andere Atmosphäre als auf dem Sportplatz. Es ist enger und man ist nah beieinander und kann hier viel mehr den Stallgeruch wahrnehmen.

In den Jahren vor Corona gab es stets auch Vorrundenturniere. Diesmal hat die Zahl der gemeldeten Teams nur für eine Endrunde gereicht. 16 Vereine sind dabei. Viel oder wenig aus Ihrer Sicht?
Gottfried Bindrim: Über die Anzahl der Teilnehmer bin ich nach den Jahren der Pause aufgrund von Corona letztlich sogar positiv überrascht. Schließlich wurde in den letzten Jahren immer wieder alles nur schlecht geredet.

Bricht eine Lanze für Futsal: Kreisspielleiter Gottfried Bindrim.
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Liegt es denn am Futsal, dass es nicht mehr Teilnehmer geworden sind? Früher in der Vor-Futsal-Zeit waren Hallenturniere ja lange ein echter Renner!
Gottfried Bindrim: Es ist nicht die Form des Hallenfußballs alleine, die bei uns die Teilnehmerzahl immer mehr vermindert hat, sondern zum einen die Art und Weise wie von allen Seiten Futsal immer nur schlecht geredet worden ist. Zum anderen spielt, aus meiner Sicht, natürlich auch der allgemeine Wertewandel in unserer Gesellschaft eine Rolle.

Sie würden sich als Futsal-Befürworter bezeichnen?

Gottfried Bindrim: Wieso funktioniert und begeistert der Futsal in all den Ländern, die jetzt auch bei der WM so gut abgeschnitten haben, so gut und nur bei uns nicht? Das sollte man einmal hinterfragen. Fördert diese Art des Hallenfußballs die Fähigkeiten unserer Fußballer, vor allem schon in der Jugend, oder hindert es die Entwicklung unserer Stars von morgen? Ich denke, es fördert und es ist eine Möglichkeit, auch in der spielfreien Zeit im Winter am Ball zu bleiben.

2017 durfte Gottfried Bindrim in Eltmann den FC Geesdorf als Hallenkreismeister ehren.
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Kritiker halten dem mangelnde Attraktivität und zum Beispiel eine geringere Zahl an Toren entgegen.
Gottfried Bindrim: Es mag jeder Futsal sehen wie er will, aber ich für meinen Teil sehe hier gerade nach den Jahren der Corona-Pause keinerlei Unterschied mehr zu den herkömmlichen Spielformen in der Halle, was die Attraktivität betrifft. Es werden ja insgesamt so gut wie fast keine Turniere mehr in dieser Form gespielt, wieso auch immer. Wer in der Halle spielen will, spielt, egal ob Futsal oder ob herkömmlicher Hallenfußball. Für mich liegt das Übel, wie oben schon erwähnt, weniger in der Spielform, als vielmehr darin, dass der Wandel der Gesellschaft dafür sorgt, dass keiner mehr etwas auf die Beine stellen will, sondern nur noch die „anderen“ etwas machen sollen. Nur, wer sind diese „anderen“? Hier sollte und muss wieder ein Umdenken in unseren Vereinen stattfinden. Nämlich in der Form, dass jeder Verein einfach wieder Menschen findet, die etwas auf die Beine stellen. Und das gilt nicht nur für die Halle, sondern auch für unseren Fußball auf dem Rasen.

Vielen Dank für das Gespräch!


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