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Artikel veröffentlicht am 19.06.2019 um 12:00 Uhr

ERDINGER Meistercup 2019: Holger Arneths emotionale Heimat Willersdorf

MAGAZIN Seit 2017 wohnt Holger Arneth in Unterhaching, hat es aber nie in Betracht gezogen seinen Spielerpass von Willersdorf abzuziehen. Viel zu sehr hängt er an seiner fußballerischen Heimat und durfte zuletzt sogar im Meisterschaftsspiel der DJK mitwirken. Für den ERDINGER Meistercup auf dem Sportgelände des SV Schwaig am 30. Juni hat er sich bereits angeboten.

Von Uwe Kellner

Holger Arneth war bereits als junge Bub' Fan von Oliver Kahn, weswegen er die Gelegenheit beim Schopfe packte und sich nach dem Ausfall des eigentlichen Torhüters selbst zwischen die Pfosten stellte. Seit der F- bzw. E-Jugend hat ihn danach niemand mehr aus dem Tor herausgebracht. "Die Hände funktionierten besser als die Füße", lacht der heute 31-Jährige. Der Unterstürmiger Fußballer begann seine Laufbahn bei der DJK Eggolsheim, unternahm in der B-Jugend einen zweijährigen Ausflug zum TSV Hirschaid, kehrte für eine halbe Saison nach Eggolsheim zurück und landete letztlich in der A-Jugend bei der JFG Aischtal, in der auch der FC Wacker Trailsdorf eingebunden war. Als Holger Arneth aus der Jugend rauskam, war Trailsdorf noch ambitioniert und Udo Ganz stand als gestandener Keeper unumstritten in der Kiste. Deswegen war der junge Schlussmann froh, dass ihn seine JFG-Mitspieler Sebastian Fischer und Florian Martin mit zur DJK Willersdorf nahmen. Seit Sommer 2007 hat sich an seinem Verein nichts mehr geändert. "Moni", wie ihn seine Mitspieler bei der DJK nennen, weil er bei seinen Paraden ähnliche Laute von sich gibt wie Tennisspielerin Monica Seles bei ihren Schlägen, fühlt sich seit jeher pudelwohl. "Wenn du Willersdorf einmal kennengelernt hast, dann willst du deine Wurzeln aus dieser Dorfgemeinschaft nie wieder lösen", sagt Holger Arneth.

Für Holger Arneth ist die DJK Willersdorf die emotionale fußballerische Heimat.

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Fahrstuhlfahren mit den Willersdorfern

Die ersten Jahre waren für Holger Arneth noch schwierig. Er war beruflich stark eingebunden und kam nur unregelmäßig zum Fußball und außerdem stand Tim Scheppe in der Kiste. Erst in der Saison 2014/15 fing die Zeit von Holger Arneth an und er mauserte sich zum unumstrittenen Stammkeeper der Willersdorfer, die sich gerade in der A-Klasse befanden. "In der Saison habe ich jede Minute gespielt. Egal was war, ich habe mich durchgebissen. Aber ich war nicht der einzige in der Mannschaft, der so gedacht hat. Wir hatten einen unheimlichen Teamspirit", erinnert sich Holger Arneth. Die Willersdorfer waren nicht der Favorit in der Liga, haben sich aber über das Kollektiv zur Meisterschaft gekämpft. Zwei Siege gegen den Mitbewerber SV Pretzfeld blieben dem Torhüter in guter Erinnerung. "Das war mein emotionalster Aufstieg, weil jeder alles dafür gegeben hat."

In der Folgesaison legte Trainer Michael Hobner eine Pause ein, blieb als Spieler und auch andere Fußballer hörten auf, so dass Qualität aus der Mannschaft verschwand und auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Trainerduo keine große Liebe wurde. "Es lief sportlich nicht und wir sind direkt wieder abgestiegen." Das war in der Saison 2015/16.

Holger Arneth hat für die DJK Willersdorf schon viele Schlachten geschlagen. In den letzten Jahren war in dem kleinen Verein immer etwas los, es ging stets hoch und runter.

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Weltreise kommt dazwischen

Zurück in der A-Klasse wollte sich Willersdorf erst wieder positionieren und startete nicht unter dem Credo direkt wieder aufsteigen zu wollen. Michael Hobner hat das Traineramt erneut übernommen und brachte wieder den nötigen Teamspirit in die Mannschaft. "In der Hinrunde stand ich im Tor, in der Rückrunde war ich weg, weil ich mir ein halbes Jahr Auszeit genommen habe", erzählt Holger Arneth. Zum Jahresende 2016 kündigte er seinen Job in der Gemeinde und begab sich auf Weltreise mit dem Fahrrad. Es ging durch Südostasien, am Persischen Golf entlang bis nach Irland. 5000 Kilometer strampelte der Fußballer durch die Welt, während seine Jungs zuhause in Willersdorf den Wiederaufstieg in die Kreisklasse perfekt machten. "Ich weiß noch, dass wir damals zuhause auf dem Sofa erfahren haben, dass der zweite Platz auch direkt aufsteigt. Das war dann nicht so emotional im Vergleich." Den Aufstieg nahm die DJK gerne mit.

Zweitspielrecht in Unterhaching

In der Kreisklasse spielte die DJK Willersdorf in der Saison 2017/18 eine schlechte Hinrunde. Erst in der Rückrunde stellte der Aufsteiger den Kontakt zum Rest der Liga wieder her. Bei Holger Arneth begann im Herbst 2017 nach seiner Weltreise ein neuer Lebensabschnitt. Er zog nach Unterhaching zu seiner Frau, wagte es aber nicht, seinen Spielerpass von der DJK Willersdorf mitzunehmen. "Willersdorf ist mein emotionaler Heimatverein. Den Pass könnte ich nie von dort wegnehmen." Stattdessen forderte er ein Zweitspielrecht für Fortuna Unterhaching an, wohin ihn ein Arbeitskollege mitnahm, und fuhr zu den Heimspielen der DJK Willersdorf an jedem Wochenende nach Hause. "Ich weiß noch, dass die Geburt meiner Tochter eingeleitet werden musste und der Termin auf einen Spieltag fiel. Als sie dann doch schon am Freitagabend zur Welt kam, hatte ich eine heiße Diskussion mit meiner Frau, ob ich am nächsten Tag zum Fußballspiel fahren durfte." Sie hatte letztlich Verständnis, weil sie selbst Tänzerin ist, und Holger Arneth stand gegen die Spvgg Hausen zwischen den Pfosten und hielt den 2:1-Sieg fest. Willersdorf stand teilweise sogar über dem Strich, stieg aber in einem spannenden Saisonfinale dennoch ab. "Es war knapp, hat aber nicht gereicht. Leider wurden wir für unsere Mühen nicht belohnt."

Holger Arneth in Aktion. Der Torhüter wohnt mittlerweile in Unterhaching, spielt dort mit Zweitspielrecht, hat seinen Pass aber weiterhin in Willersdorf.

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Dritter Aufstieg

Wieder stieg die DJK Willersdorf in der A-Klasse ab und wieder wäre Holger Arneth aus Unterhaching in die Heimat gefahren, um zu spielen, aber es ergab sich, dass die DJK mit Philipp Männel einen Torhüter mit einem kürzeren Anfahrtsweg auftrieb. Drei Spiele absolvierte Holger Arneth in der Vorrunde für Willersdorf und kickte dann hauptsächlich in der neuen Heimat. Lange Zeit wurde der Torhüter nicht gebraucht und Willersdorf arbeitete sich in der aktuellen Saison 2018/19 durch eine sagenhafte Rückrunde auf den ersten Tabellenplatz. Am letzten Spieltag war dann jedoch der eigentliche Keeper im Urlaub, so dass alle Augen erneut auf Holger Arneth gerichtet waren. Zur Zeit des entscheidenden Spiels gegen den TKV Forchheim hatte der Keeper eigentlich einen Grillnachmittag mit der Familie, da seine Frau Geburtstag hatte, aber erneut erwies sich seine Gattin nach ein paar Zugeständnissen als verständnisvoll und gab ihm ein paar Stunden frei, um mit seinen Kumpels den dritten Aufstieg binnen fünf Spielzeiten fix zu machen. "Ich war absolut froh, dass mein Pass noch in Willersdorf war und ich mitspielen konnte. Es war emotional und wichtig für mich, auf dem Platz dabei zu sein und meinen Teil beizutragen", sagt Holger Arneth.

Auch weiterhin bleibt der Pass des Torhüters in Willersdorf und vielleicht wird Holger Arneth in Zukunft wieder gebraucht. Bis dahin will er bei seinem zweiten Verein, der Fortuna Unterhaching, Fuß fassen und seinem Hobby weiter nachgehen.

Als Meister der A-Klasse 3 nimmt die DJK Willersdorf am ERDINGER Meistercup am 30. Juni 2019 auf dem Sportgelände des SV Schwaig teil. Auch Holger Arneth hat sich bei Bedarf bereits zur Verfügung gestellt, wenn nötig auch als Stürmer. "Wir waren ja schonmal dabei und es hat Spaß gemacht, sich mit anderen Meistern zu messen - ohne Leistungsdruck. Ich finde diesen Cup eine interessante Veranstaltung", so der Torhüter.