Umfrage bringt es ans Licht: Eindeutiges Votum für den Hallenfußball - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.01.2019 um 06:00 Uhr
Umfrage bringt es ans Licht: Eindeutiges Votum für den Hallenfußball
Das Thema schien viele Fußballer, Zuschauer und Verantwortliche zu bewegen, denn erstaunlich viele User stimmten ab. Bei der Frage, ob Hallenfußball oder Futsal gespielt werden soll, nahmen 1505 Teilnehmern teil und votierten zu 83 Prozent für die traditionelle Variante. Wie stehen bekannte Persönlichkeiten im Spielkreis dazu? anpfiff.info hat sich umgehört und sehr interessante Antworten erhalten.  
Von Hans-Jürgen Wunder
Mit dem 2:1-Sieg gegen den TSV Mönchröden wurde die SpVgg Bayern Hof in Kronach neuer Bezirksmeister. Am Ende freute man sich beim Verband über ein gelungenes Turnier und Spielleiter Gerald Schwan über "interessante, enge Spiele, bei denen die Zuschauer auf ihre Kosten kamen." Bezirksvorsitzender Thomas Unger hatte gar ausgemacht, dass "die Akteure Futsal immer mehr annehmen, weil die Qualität in der Halle mit den Spielern wächst, die auf dem Parkett stehen." Vom Futsal-Beauftragten im BFV-Spielausschuss, Michael Tittmann, war via Facebook bereits letzte Woche zu lesen, dass "Futsal für die Zukunft unserer Sportart von immenser Bedeutung sei." Das stand allerdings im krassen Gegensatz zur anpfiff-Umfrage, die schon wegen ihrer hohen Anzahl an Voten ein aussagekräftiges und breites Meinungsbild abgibt.

Hier das Ergebnis:

Ich spiele/schaue die klassische Form des Hallenfußballs nach wie vor lieber.

83,0 %

Ich bevorzuge als Spieler/Zuschauer Futsal nach FIFA-Regeln.

10,5 %

Ich interessiere mich für beide gleichermaßen.

3,9 %

Weder der klassische Hallenfußball noch Futsal sind etwas für mich.

2,6 %

Insgesamt 1505 Teilnehmer. 

Die spannende Frage bleibt, wie der Verband auf dieses eindeutige Votum reagiert. Gibt es eine Rückkehr zum traditionellen Hallenfußball? Oder wird der Versuch gemacht, diese unliebsame und so erfolgreiche Konkurrenz zu verbieten? Fragen über Fragen. 

Meinungen zur Frage, Futsal oder Hallenfußball

Peter Kemnitzer (Kreisspielleiter Hof-Marktredwitz)
Das Votum pro Hallenfußball hat mich nicht überrascht. Aber ich finde, dass wir auch beim Futsal attraktive Spiele gesehen haben. Am Sonntag war die Halle bei der Bezirksmeisterschaft in Kronach voll und bei den drei Turnieren auf Kreiseben kamen etwa 1000 Zuschauer. Das hängt auch mit dem veränderten Modus zusammen, dass kleine Vereine nicht gleich gegen höherklassige Teams antreten mussten. Der Bayerische Fußballverband sieht ausdrücklich beide Varianten vor und ich genehmige jedes Privatturnier. Im Gegenzug  erwarte ich aber auch, dass man bei der Kreismeisterschaft mitmacht - das ist ein Geben und Nehmen. Und bei manchen Regeln - etwa, dass der Torhüter den Ball über die Mittellinie werfen kann - wurde der Hallenfußball dem Futsal ja bereits angepasst.  


Fulvio Bifano (Trainer beim Futsal-Bezirksmeister SpVgg Bayern Hof)
Ich bin generell mehr für Hallenfußball, weil das näher am normalen Fußball ist. Futsal ist weiter weg von dem, was wir sonst machen. Das beginnt beim Regelwerk und die Spielweise ist sehr taktisch geprägt. Außerdem trainiert man Futsal während des Jahres im Grunde genommen nicht. Die kleinen Tore, die Zeitnahme, das Auswechseln und diese Geschichten sind wesensfremd. Wenn man Futsal richtig betreiben will, müsste man es auch gezielt trainieren. Es ist bezeichnend, dass Futsal-Spieler auf dem Rasen nicht so zur Geltung kommen. Und umgekehrt ist es natürlich auch so. Deshalb bevorzuge ich Hallenfußball mit Rundumbande. Da hat man in der Winterzeit auch einen guten Trainingseffekt. Und für die Zuschauer ist das ein ganz anderes Spektakel, weil mehr Tore fallen. 


Bernd Nürnberger (Vorsitzender Vorwärts Rösau)
Ich bin absolut kein Futsal-Fan, verdamme aber die neue Art, zu spielen, auch nicht generell. Da soll jeder Spieler und Verein für sich entscheiden, was für ihn das Bessere ist.  Für mich, und ich denke auch für die meisten Fußballfans, ist der klassische Hallenfußball, am besten noch mit Rundum-Bande, viel attraktiver. Das sieht man auch an den Zuschauerzahlen. Wenn Vereine Privatturniere veranstalten und herkömmlichen Hallenfußball spielen lassen, dann sind die Hallen voll. Der beste Beweis dafür ist das Hochfrankenturnier.  Dadurch, dass jetzt bei den offiziellen Turnieren des Verbandes, zum Beispiel bei den  Kreismeisterschaften, nur noch Futsal gespielt wird, hat das Zuschauerinteresse deutlich nachgelassen. Im ehemaligen Kreis Marktredwitz waren früher die Hallen bei den Kreismeisterschaften rappevoll, jetzt interessiert sich deutlich weniger Fans dafür. Darüber sollten auch die Verantwortlichen des Bayerischen Fußballverbandes einmal nachdenken. Futsal wird nie den Stellenwert bekommen, wie ihn der klassische Hallenfußball einmal hatte. 

Andreas Lang (Trainer SV Mitterteich)
Futsal ist für mich leider eine unattraktive Variante des Fußballs in der Halle. Oft wird von einer schnelleren, technisch hochwertigeren Variante gesprochen - das ist meiner Meinung nach leider nur bei Mannschaften der Fall, die das auf professionellerem Niveau und in speziellen Futsalligen betreiben. Meiner Meinung nach sollte diesen Vereinen die Möglichkeit geboten werden, weiterhin an speziellen Futsalveranstaltungen, die es ja auch bereits gibt (spezielle Ligen und Meisterschaften) ihr Können unter Beweis zu stellen, aber zeitgleich sollte es eben auch den Mannschaften, die das nicht wollen, die Möglichkeit geboten werden, bei Meisterschaften im normalen Hallenfußball wieder antreten zu können. Ich bin allerdings froh, dass man noch Turniere mit den normalen Hallenfußballrichtlinien ausrichten darf an denen wir immer wieder gerne teilnehmen.

Santiago da Silva (Trainer FC Schwarzenbach)
Ich finde den technischen Aspekt beim Futsal gegenüber dem in den letzten Jahren gespielten Hallenfußball vorteilhafter. Schwierigkeiten bereitet meiner Meinung nach bei die Akzeptanz des Balles und die Torgröße - eventuell auch die eine oder andere Regel, die beim Futsal greift.  Leider sind wir in Deutschland im Bezug auf Hallenfußball auch sehr stur und geben einer Spielkultur in der Halle, die in anderen Ländern schon immer so gespielt wurden, wenig Beachtung. Nun ist aber genau hier auch die Chance, uns im technischen Spiel weiterzuentwickeln. Da haben wir in Deutschland definitiv noch Bedarf gegenüber anderen Europäischen Ländern wie z.B. Spanien, Italien, Portugal usw. was Individualisten angeht. Spielsysteme im Fußball werden wir immer haben, aber die Individualisten wird es nur geben, wenn an der technischen Basis gearbeitet wird. Dazu sehe ich hier Futsal als perfekt an. Hier können Technikansätze hervorragend trainiert werden. 1:1 Situationen mit enger Ballkontrolle am Fuß, gepaart mit dem Auge für den Raum auf kurzer Distanz, sind einer von vielen technischen Ansätzen, die sich dann im Spiel auf dem Großfeld  bewähren. Das ist besser als ein Kick and Rush . Dies wird ja oft als schnelles Spiel nach vorne bezeichnet, was meiner Meinung nichts anderes ist,  als den Ball nur schnell und weit genug vom eigenen Tor wegzubekommen.

Norbert Drobny (Spielleiter SpVgg Selbitz und Turnierorganisator)
Zumindest bei uns in der Gegend dominiert klar der Hallenfußball. Die großen Turniere wie Hochfrankenturnier, Spielbank-Cup oder die Stadtmeisterschaft in Bayreuth locken die Zuschauer. Ich frage immer meine Spieler vorher, aber die wollen regelmäßig auf eine Teilnahme beim Futsal verzichten. Das ist für mich eine andere Sportart. Aber so lange der Verband beides zulässt, soll es mir recht sein. Vielleicht richtet er sich hier zu sehr nach der Fifa, die ja auch sonst - etwa mit der Weltmeisterschaft in Katar mit 48 Mannschaften - sehr fragwürdige Entscheidungen trifft. Sollte der BfV auf die Idee kommen, Hallenfußball verbieten zu wollen, würde er sich ins eigene Fleisch schneiden, weil dann keiner mehr in die Halle kommt. Denn auch bei großen Fernsehturnieren wie Mercedes-Cup in Sindelfingen wird nach wie vor Hallenfußball gespielt - Mannschaften wie Liverpool würden sicher nicht wegen einer Futsalveranstaltung nach Deutschland kommen.  








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