Kreisliga 2: FV Gemünden/Seifr.: Nach 14 Jahren endlich am Ziel - anpfiff.info
FV Gemünden/Seifriedsburg 
Kreisliga 2 Würzburg - männlich, Erwachsene - Saison

Artikel veröffentlicht am 19.06.2021 um 20:15 Uhr
Kreisliga 2: FV Gemünden/Seifr.: Nach 14 Jahren endlich am Ziel
In der Bezirksliga wird in der kommenden Saison ein neues Gesicht auftauchen. Mit der FV Gemünden/Seifriedsburg wird der 2007 gegründete Fusionsverein erstmals seine Visitenkarte oberhalb der Kreisebene abgeben. Die FV nahm dafür einen sehr langen Anlauf und baute kontinuierlich ein Meisterteam auf, das vor allem in der Offensive überzeugte. Doch die Mannschaft von Jens Fromm hat darüber hinaus  noch mehr zu bieten.
Von Sebastian Werner
Meister Kreisliga 2 Würzburg: FV Gemünden/Seifriedsburg

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUR MEISTERSCHAFT!

Als sich der ESV Gemünden und der SV Seifriedsburg 2007 zusammenschlossen, waren beide Teams eher auf dem absteigenden Ast. Die Gemündener verloren nach ihrem Bezirksliga-Ausflug 02/03 immer mehr an Stärke und hatten wenige Jahre später große Mühe, noch die Kreisliga zu halten. Ralf Spiegel (heute BC Aura) und später Fred Lutz holten noch das Optimum aus ihren Teams heraus. Dem SV Seifriedsburg erging es noch schlechter. Nach der Hochphase unter Sven Kaiser (erster FVGS-Coach) mussten die Kicker vom Berg einen Doppelabstieg in die A-Klasse verkraften, auch wenn nach der Entscheidung für die Fusion, nicht mehr alle Anstrengungen unternommen wurden, die Kreisklasse zu halten.

Der Zusammenschluss sollte das Niveau in Gemünden und den Sportbetrieb generell in Seifriedsburg erhalten. Ziel der ersten Vorstandschaft war es aber auch, eine Mannschaft aufzubauen, die an das Tor zu Bezirksliga anklopfen konnte. Mit vereinten Kräften sah man sich in den ersten Saisons unter Sven Kaiser und Uli Nickel auf einem guten Weg, ehe man das Niveau in den Folgejahren nicht mehr halten konnte und ins Mittelfeld absackte. Zwischenzeitlich musste man gar sorgenvolle Blicke auf die Abstiegsränge werfen.

Beweis der guten Jugendarbeit - 11 der 15 Spieler entstammen der eigenen Jugend.
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Von Beginn an legten die Fusionierten aber großen Wert auf die Jugendarbeit. Diese beständige Arbeit führte in den letzten Jahren dazu, dass immer mehr selbst ausgebildete Spieler in den Kreisliga-Kader rückten und das Niveau merklich anhoben. Der Höhenflug der letzten Jahre und letztlich auch der verdiente Aufstieg sind eng mit den starken Spielern aus der eigenen Jugend verbunden. Am Erfolg wirkten natürlich die Spieler, aber eben auch fleißige Trainer und eine zielstrebige Vorstandschaft mit.

Motivationskünstler und Fußballsachverstand

Nach Jahren des Mittelmaßes nahmen mit Thomas Ködel und Thorsten Legedza zur Saison 2015/16 zwei ehemalige Spieler mit Stallgeruch auf den Trainerstühlen Platz. Den beiden Kumpels gelang es nicht nur zahlreiche Talente in die Mannschaft einzubauen, sondern auch ein Team zu formen, das zusammenhielt und Rückschläge verkraften konnte. Die beiden bauten eine starke Beziehung zu ihren Spielern auf und überzeugten mit Motivationskünsten. Nach Ködels Rückzug konnte im Winter 2018 Jens Fromm verpflichtet werden. Der ehemalige Landesliga-Kicker brachte neben enormer Eigenmotivation auch noch neue Idee in Sachen Trainingslehre in den Verein. Fromm und Legedza, einstige Weggefährten beim TSV Karlburg harmonierten prächtig und etablierten weitere junge Spieler in den Vereine. Nachdem Legedza aus zeitlichen Gründen aufhörte, führte Fromm die Geschäfte zunächst alleine weiter, ehe mit Steffen Lehofer im Juli 2020 ein spielender Co-Trainer gefunden wurde. Fromm gelang es in seiner Amtszeit, den jungen Wilden in der Offensive laufen zu lassen und die Defensive zu stabilisieren. Durch die Verpflichtung zweier Routiniers wurde das Mittelfeld gestärkt.

Erfolgreiche Teambuilder - Thorsten Legedza (li.) und Jens Fromm (re.).
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Zwei unterschiedliche Keeper auf gutem Niveau

Als die FVGS 2018 mit Florian Herbert den langjährigen Stammtorhüter an Bezirksligist Lohr verlor, war zunächst guter Rat teuer, denn so gut die Ausbildung von Jugendspieler generell war, so vernachlässigte man doch etwas gezielte Förderung der Torleute. Der FV gelang es aber, den abgewanderten Marcel Jamil vom FC Gössenheim zurückzuholen, der fortan das Tor der FVGS hütete. Jamil ist kein großgewachsener Keeper, was ihm gegen körperlich robuste Gegner Probleme bereitet, doch zeigt starke Reaktionen auf der Linie und wirft sich ohne Angst den gegnerischen Spielern entgegen. Zudem ist er fußballerisch stark, was ihm in dieser Saison entgegenkam. Gegen zumeist tief stehende Gegner konnte sich stark am Spielaufbau beteiligen. Durch kontinuierliches Training hat sich nun aber auch Philipp Ködel, der zwischenzeitlich pausierte und dann als Keeper in der Reserve überzeugte, herangepirscht. Als Jamil ausfiel vertrat Ködel den Stammkeeper in starker Manier. Unter anderem hielt er im Spitzenspiel gegen den SV Birkenfeld die Null und zeigte tolle Parden. Ködel ist nicht so geschmeidig wie Jamil, dafür ein Bär von einem Mann, der seine Elf lautstark dirigiert und Eindruck auf den Gegner macht. Auch er ist dank seiner Zeit als Feldspieler stark am Fuß und kann das Spiel aufbauen. Es dürfte ein interessanter Zweikampf um die Rolle des Bezirksliga-Stammtorhüters werden.

Marcel Jamil - trotz fehlender Körpergröße ein guter Torwart mti Sprungkraft.
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Vogt entwickelt sich zum Abwehrchef

Das Sorgenkind der FVGS war jahrelang die Abwehr. In der Saison 2016/17 kassierte man in 30 Spielen 69 Tore, es fehlte an der nötigen Balance zwischen Angriff und Abwehr. Die kontinuierliche Trainerarbeit führte zu einer deutlichen Senkung der Gegentore, so dass man bei Abbruch der Saison nur 32 Tore nach 22 Spielen zu verzeichnen hatte. Maßgeblichen Anteil hatte dabei Kapitän Jan Vogt, der die Binde im Sommer 2020 von Tim Strohmenger übernahm. Vogt, der eigentlich als Stürmer ausgebildet wurde, überzeugte in der Innenverteidigung trotz fehlender Körpergröße durch bissige Zweikampfführung und Dynamik. Daneben konnte sich mit Julian Ködel ein körperlich starker und umsichtiger Abwehrmann etablieren. Zwar neigt er gelegentlich zu Unachtsamkeiten, seine Entwicklung ist dennoch beachtlich. Für den nötigen Schuss Routine und technische Eleganz sorgt Lukas Lutz, der eigentlich im Mittelfeld beheimatet ist, dessen Stärken im Spielaufbau aber auch in der Innenverteidigung zur Geltung kommen. Johannes Scholz, Dennis Gleiß und David Lippert komplettieren den Abwehrverbund, der nicht immer stabil stand, sich aber im Laufe der letzten Jahre deutlich steigerte.

Jan Vogt (li.) entwickelte sich zum Abwehrchef der FVGS.
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Routine und Ballsicherheit als Trumpf

Die in den Vorjahren fehlende Balance brachten vor allem zwei Akteure ins Team, die vom FV Karlstadt geholt werden konnten. Christian Stich (ab Sommer wieder Trainer in Karlstadt) und Atilla Aydogdu haben die 30 Lenz schon längst überschritten, vor starken Leistung "schützt" dies allerdings nicht. Stich, einstiger Aufsteiger mit dem ESV Gemünden, überzeugte als Ballschlepper und vor allem verbaler Anführer der Mannschaft. Dies ist Aydogdu nicht, doch der Deutsch-Türke verliert kaum einen Ball und hält die wichtige Position vor der Abwehrkette. Dort war eigentlich auch Spielertrainer Jens Fromm eingeplant, doch der 35-Jährige hatte stark mit seiner Gesundheit und Fitness zu kämpfen, so dass er zumeist von draußen sein Team anleitete. Dieser Ausfall verhalf jüngeren Kräften zu mehr Einsatzzeit. Robert Erfurt erwies sich als starker 10er, eher von einer Verletzung gestoppt wurde. Der technisch versierte Tobias Haupt zeigte sich als idealer Einwechselspieler und auf dem Flügel machte Edgard Sack wohl den größten Schritt im Vergleich zu Vorsaison. Obwohl er kein Sprinter ist, war er fast überall zu finden, half hinten der Abwehrkette und leitete über den Flügel gefährliche Angriffe ein. Dabei hilft ihm vor allem sein Auge und seine Beidfüßigkeit. Nach der Fortsetzung der Runde stieß mit Leonard Mehana ein weiteres viel versprechendes Talent hinzu. Der torgefährliche Techniker traf bei seinen drei Einsätzen bereits zweimal und legte einmal auf.

Mit Christian Stich (re.) kamen Routine, Ballsicherheit und Kommandos ins FV-Mittelfeld.
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Bröckelnder Traumsturm entscheidend für den Aufstieg

Die größte Aufmerksamkeit beim Fußball genießen die Stürmer. Dies ist nicht nur im Profibereich der Fall, sondern auch in den niederen Klassen. Wenn sich dann auch noch so ein herausragendes Trio wie Tim Strohmenger, Markus Mjalov und Artur Jurkin findet, zieht das nicht nur die Aufmerksamkeit von Presse und Gegner auf sich, sondern auch von höherklassigen Vereinen. In der Tat kann man den Wert des Gemündener und Seifriedsburger Angriffs nicht außer Acht lassen. In den letzten drei Saisons erzielte die FVGS 230 Tore, davon gingen sage und schreibe 171 Treffer auf das Konto dieser drei. Der Angriffswirbel übertünchte nicht selten Probleme in der Defensivearbeit. So konnte der FV Karlstadt mit 8:4 und der FSV Esselbach-Steinmark mit 6:3 geschlagen werden.

Herausragend dabei war Kapitän Tim Strohmenger. Der Mittelstürmer vereint Wucht mit Tempo und Abschlusspräzision. Diese Qualität suchte in der Kreisliga ihresgleichen. Nur seine Vereinstreue war es zu verdanken, dass Strohmenger nicht schon früher den nächsten Schritt ging. Als im Frühjahr 2020 Bayernligist TSV Großbardorf anklopfte, wollte und musste der FV-Kapitän aber diesen Schritt gehen. Es fiel ihm sichtlich schwer, die FVGS mitten in der Aufstiegssaison zu verlassen, doch er entschied sich am Ende richtigerweise für den persönlichen Aufstieg. Als Ersatz holte die FV den bezirksligaerfahrenen Mirco Gensch, der Tim Strohmenger zwar nicht komplett ersetzen konnte, aber dennoch Qualität in der Sturmspitze nachwies.

Tim Strohmenger (li., jetzt TSV Großbardorf) überzeugte mit seinen Sturmkollegen.
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Markus Mjalov profitierte enorm von der Präsenz Tim Strohmengers, der nicht selten zwei oder gar drei Gegenspieler auf sich zog. Diese Freiräume konnte der ballgewandte Dribbler mit dem Killerinstinkt nutzen und blühte bei der FVGS auf. Nach dem Abgang Strohmengers war es vor allem Mjalov, der seine Farben mit zahlreichen Toren an der Spitze hielt. Leider für den Verein frisst aber der Erfolg seine Kinder auf. Mit dem FC Fuchsstadt klopfte ein Landesligist beim Torjäger an und konnte diesen letztlich von einem Wechsel überzeugen.

Der dritte im Bunde, und aktuell einzig verbleibendes Mitglied des Traum-Trios, ist Artur Jurkin. Der dribbel- und schussstarke Linksfuß startete ähnlich furios in seine Herrenkarriere, hatte dann aber auch immer wieder mit Form- und Verletztungsproblemen zu kämpfen, so dass er nicht die Toranzahl seiner Mitstürmer erreichte. Sein Wert für seine Mannschaft ist aber dennoch hoch anzusiedeln, weil Jurkin nämlich, ähnlich wie Strohmenger, enorm viel Defensivarbeit für sein Team verrichtet und weite Wege geht. Dadurch fehlte manchmal der entscheidende Punch im letzten Drittel. Dennoch ist Jurkins Talent eine Freude für den Verein und die Zuschauer.

Im Schatten der treffsicheren FV-Stürmer versuchen aktuell junge Nachwuchskräfte den Anschluss zu finden. Sami Tarabeh, Konrad Scholz und David Vogt werden gerade ans Team herangeführt, müssen nun aber, nach dem Abgang zweier wichtiger Stürmer, ihre Tauglichkeit unter Beweis stellen.

Dominante Saison mit wenigen Makeln

Neben der FV Gemünden/Seifriedsburg gab es mit dem SV Birkenfeld nur ein weiteres Team, das konstant auf Topniveau spielte. Wie die Elf von Yorulmazel leistete sich auch die FVGS kaum Aussetzer, so dass man am Ende punktgleich an der Tabellenspitze landete. Das gewonnene direkte Duell (2:0) reichte am Ende der FVGS zur Meisterschaft und damit zum Aufstieg. Dass der Aufstieg der Fromm-Elf am Ende verdient war, bestreitet kaum jemand, denn erst als Strohmenger das Team verließ, bekam die Mannschaft Probleme. Spielerisch war man nicht mehr auf der Höhe, vor allem weil vorne mit Strohmenger der Zielspieler fehlte. In ihrem letzten Spiel gegen den FV Helmstadt (4:1) zeigte die Mannschaft aber nochmals, dass sie verdient an der Spitze thronte und im kommende Jahr Bezirksliga spielen wird.

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Tabellenplatzierung

Pl.
 
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49
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Tabellenverlauf


Top-Torschützen


Top-Vorlagengeber


Team in Zahlen

Spiele
22
Spiele gewonnen
16
Spiele unentschieden
2
Spiele verloren
4
:0
Zu-Null-Spiele
6
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
1
Tore gesamt
73
Verschiedene Torschützen
14
Eigentore
3
Elfmetertore
8
Gelbe Karten
47
Gelb-rote Karten
4
Rote Karten
0
Eingesetzte Spieler
24
Zuschauer
1567
Zuschauerschnitt
156

Torbilanz nach Minuten


Serien

Am längsten ungeschlagen
28.07.2019 - 13.10.2019
12 Sp
34 Pkt
43:14 Tore
Am längsten ohne Sieg
27.09.2020 - 04.10.2020
2 Sp
0 Pkt
3:5 Tore
17.11.2019 - 08.03.2020
2 Sp
1 Pkt
3:4 Tore
Die meisten Siege in Folge
25.08.2019 - 13.10.2019
8 Sp
24 Pkt
24:6 Tore
Meiste Niederlagen in Folge
27.09.2020 - 04.10.2020
2 Sp
0 Pkt
3:5 Tore
Zuhause ungeschlagen
28.07.2019 - 27.10.2019
7 Sp
21 Pkt
32:7 Tore
Auswärts ungeschlagen
04.08.2019 - 06.10.2019
6 Sp
16 Pkt
18:9 Tore

Spieler-Bilanz

Spieler
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Übersicht enthält nur Verbandsspiele.



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