"Ich muss es anders formulieren" sagt der Coach auf die Frage, wann er eigentlich damit gerechnet hat, dass es mit der Meisterschaft etwas werden könnte. "Wann ich nicht mehr damit gerechnet habe. Das kann ich sagen" schmunzelt der 48jährige. Es war das 2:2-Remis gegen den ASGV Döhlau. Nach der Niederlage in Martinlamitz und dem Remis beim Zentralverein aus Feilitzsch waren die Rehauer sieben Punkte von der Spitze weg. "Ab da galt die volle Konzentration unserem letzten Spiel gegen Wüstenselbitz. "Wir waren scharf auf das Spiel und auf Platz zwei" blickt der ehemalige Döhlauer Spieler zurück. Womit keiner rechnen konnte: Während Rehau ab diesem Zeitpunkt sechs Siege in Folge einheimste, schwächelten die Verfolger in der Phase massiv. Erst Wüstenselbitz, das vier seiner nächsten fünf Spiele verlor. Dann auch noch Feilitzsch, die ebenfalls vier von fünf Spielen verloren. Am vorletzten Spieltag thronte Rehau plötzlich mit vier Punkten Vorsprung auf dem ersten Platz. "In Trogen hatten wir defensiv zu große Lücken und die haben das clever gemacht" erinnert sich Bröcker an die Niederlage gegen das Team der Stunde "und Ahmet Topal hat einen Egotrip gehabt." Vor dem finalen Kick den FC Wüstenselbitz war die Ausgangslage plötzlich eine völlig andere wie geplant. "Wir waren verdammt angespannt" verrät der Bundespolizist "sind aber von anfang an Vollgas gegangen." Ausgerechnet sein Torjäger Topal, den er sich nach dem Trogen-Spiel zur Brust nahm, avancierte dabei zum Wegbereiter des Sieges. Schon nach einer Minute legte er auf für Christopher Dürrbeck, der mit dem 1:0-Treffer den Grundstein zum 4:1-Sieg und den Jubelarien legte. "Ich habe Ahmet gesagt, dass es egal ist, wer die Tore macht. Das hat er sich zu Herzen genommen." Mit 23 Toren katapultierte sich der Jungspund dennoch in die Top Fünf der besten Liga-Torjäger. "Die Mischung aus jungen und alten Spielern hat einfach gepasst" sagt Bröcker.
Die Mischung macht's
Doch nicht nur die Mischung zwischen jungen Kickern und alten Hasen hat gepasst. "Die ganze Stimmung war von anfang an richtig gut" so Bröcker. Das war nicht selbstverständlich. Zwar stimmten die Mitglieder der beiden Stammvereine mit eindrucksvoller Mehrheit für die Gründung des FC Rehau. Doch wer weiß schon, wie das Gebilde aus zwei Vereinen in sich homogen auftritt. "Hervorragend" sagt der Trainer "da gab es keinen Neid oder so etwas." Der Coach, lange genug im Geschäft, konnte auch schon früh abschätzen "dass da etwas drinsteckt." Bröcker wollte vor allem die Euphorie nach der Fusion mitnehmen. "Wenn etwas gehen sollte, dann war das Grundvoraussetzung" sagt er heute. Der Plan ging auf. Am Anfang war es vor allem seine routinierte Achse, die die neue Mannschaft zusammenhielt. Routinier Matthias Karnitzschky im Kasten, Markus Müller in der Viererkette, Ekrem Cehardarevic und Alexander Hopf auf der Doppelsechs. "Und das Gesamtpaket hat funktioniert." Volker Finke und "Pferdelunge" Claudio Graf beackerten die Aussenbahnen, Ahmet Topal traf vorne nach Belieben und der studienbedingt im nächsten halben Jahr aufgrund eines Auslandssemesters pausierende Christopher Dürrbeck - die Mannschaft tat das, was sie vorgegeben bekam. Zum Paradeelement entwickelte sich dabei die Abwehr.
Karnitzschky als Leitwolf
Während viele Torwart Karnitzschky als entscheidenden Faktor ausgemacht haben, schränkt sein Trainer ein. "Ich habe die beste Ligaabwehr zur Verfügung. Und dahinter halt noch einen Uschi Karnitzschky stehen." Der rettete immer wieder Punkte, hatte aber auch Spiele, in denen er nahezu beschäftigungslos war. Gleichzeitig ist die Torwartposition aber auch das Sorgenkind. Mit Oldie Stefan Herrmann hat man zwar einen zweiten Mann. Doch man würde nur zu gerne einen holen, der ständig parat ist. Ansonsten ist personell nichts großes geplant. Für Dürrbeck rückt Markus Geiger nach seinem Namibia-Aufenthalt wieder in den Kader. "Die Mannschaft funktioniert" sagt Bröcker. Was jetzt noch zur Ruhe kommen muss, ist das Umfeld. Beim VfB Rehau gärt noch immer ein eklatanter Führungsstreit zwischen dem Hauptverein und der Outdoor-Abteilung. Wann und wie das Führungsvakuum - die Vorstandschaft trat kollektiv zurück - beendet werden kann, ist aktuell überhaupt nicht absehbar. Ob und welche Folgen diese Entwicklung im Fall der Fälle auf den FC Rehau hat, ist ebenfalls nur schwer abzuschätzen. Eines ist klar: Die Kicker werden sich davon auch weiterhin nicht aus der Bahn werfen lassen.
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