Meisterportrait FC Thüngfeld: Am Ende der Selbstfindung steht die Meisterschaft - anpfiff.info
FC Thüngfeld 
A-Klasse 1 Bamberg - männlich, Erwachsene - Saison

Artikel veröffentlicht am 20.06.2016 um 06:00 Uhr
Meisterportrait FC Thüngfeld: Am Ende der Selbstfindung steht die Meisterschaft
Nichts erwartet und alles bekommen - so beschreibt Thüngfelds Spielleiter Matthias Hofmann die meisterliche Saison seines Vereins. Tatsächlich mussten unzählige Schlachten geschlagen werden, um letztendlich erfolgreich zu sein. Eine märchenhafte Story mit zahlreichen Protagonisten, Schlüsselspielen und Wendepunkten - erzählt von anpfiff.info, Spielleiter Matthias Hofmann und Spielertrainer Michael Blankenbühler.
Von Sebastian Neubauer
FC Thüngfeld

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUR MEISTERSCHAFT!

Steinsdorf im Steigerwald. Eine Ortschaft, die für Naherholung und Idylle steht. Der Diedenbachl durchfließt das Dorf, der nächstgrößere Ort ist fünf Kilometer entfernt. 314 Seelen fühlen sich hier heimisch.
Es ist Samstag, der 21. Mai 2016, als sich die Mannen von Bernd Hoff zum letzten Saisonspiel dieser Spielzeit auf der Steinsdorfer Sportanlage einfinden. Da der Klassenerhalt längst geschafft ist, können die Steinsdorfer-Jungs, die mit der Nachbarortschaft Ampferbach eine Spielgemeinschaft bilden, befreit und tiefenentspannt auftreten. Nach 14 Minuten führt die Heimmannschaft 1:0, zur Halbzeit steht es 1:1.
Ein "kampfbetontes, emotionales und spannendes Match" sah Dieter Neukam, Vereinsreporter der SG, in der Entwicklung. Während der Gastgeber gegen 17:45 Uhr auf ein bedeutungsloses Unentschieden zusteuerte, zeigte die Uhr von Michael Blankenbühler nicht 17.45 Uhr, sondern 10 vor 12 an. Zurückstellen? Unmöglich! Sollte sich die favorisierte Gästemannschaft wirklich an Steinsdorf die Zähne ausbeißen? "Irgendwie müssen wir die Scheiß-Kugel doch über die Linie drücken", geisterte es in Michael Blankenbühler herum. So wurde der Spielertrainer selbst aktiv und leitete den letzten Angriff seiner Mannschaft ein: Pass auf Stephan Rehberger, Querpass auf Bojan Tatic - Siegtreffer in letzter Minute. Frenetischer Jubel, kollektiver Freudentaumel - Das verschlafene Steinsdorf wird zum Tollhaus! Es ist das Happy End einer märchenhaften Geschichte, der des FC Thüngfeld, der Mannschaft, die nicht aufbrach, um aufzusteigen - und schließlich sogar Meister wurde.

Auf dem Sportgelände in Steinsdorf feierte der FC Thüngfeld am 21. Mai die Meisterschaft in der A-Klasse 1 Bamberg.
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Phase I: Aller Anfang ist schwer

Ambitioniert, aber nicht vermessen war man in Thüngfeld in die vergangenen Spielzeit gestartet. "Unser Saisonziel ist Platz drei. Wir haben einen breiten Kader mit guten Leuten, da müssen wir zwangsweise vorne mitspielen", definierte Spielertrainer Michael Blankenbühler im September die sportliche Richtung. Zu diesem Zeitpunkt hatte es in Thüngfeld bereits mächtig gekracht. Mit 0:2 verpatzte die Blankenbühler-Elf den Saisonauftakt gegen Aufstiegskandidat SV Wachenroth - verschossener Elfmeter und interne Querelen inklusive. Nach Defensivproblemen wechselte der Coach Manndecker Matthias Bickel, genannt "Madders", aus. Eine Auswechslung mit Folgen, vor allem für den Initiator der Substitution, blickt Blankenbühler - inzwischen mit einem Schmunzeln -zurück: "Die Auswechslung fand der 'Madders' wohl gar nicht lustig. Er schrieb mir noch am gleichen Abend eine leicht hasserfüllte SMS, dass er sowas nicht mit sich machen lasse, dass er aufhöre zu spielen und dass ich mich selbst eigentlich hätte auswechseln müssen, weil ich noch viel schlechter war." Eine Geschichte, wie sie nur der Amateurfußball schreiben kann. "Die Saison fängt ja prima an, habe ich mir nach dieser Nachricht gedacht", so ein zunächst bedienter FC-Coach.

Phase II: Reflexion und Selbstfindung

Reagierte auf den Misserfolg: FC-Coach Michael Blankenbühler (li.) beorderte Libero Daniel Bickel (re.) in die Sturmspitze, wo er zum Goalgetter avancierte.
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Doch anders als aktuell im bedauerlichen Oberbayern riss das Unwetter nicht alles mit sich, sondern erwies sich als reinigendes Gewitter: Vier Siege in Folge waren die Konsequenz. Hernach folgte allerdings ein
regelrechter Einbruch und der FC fand sich nach elf Spieltagen auf Platz neun wieder. "Zu diesem
Zeitpunkt waren wir natürlich weit entfernt von der Meisterschaft. Sogar mein Ex-Verein Frimmersdorf, zu dem ich noch gute Freundschaften pflege, hatte uns überholt. Das war für mich persönlich natürlich auch nicht erfreulich", blickt Blankenbühler auf die "Dürrephase" inmitten der Saison.Nach der Niederlage gegen Reundorf habe es in der Kabine kräftig geraucht - Reflexion und Reaktion inbegriffen: "Dass sich nach diesem Spiel etwas ändern wird, war jedem klar. Ich stellte den 'Diddi' (Anm. der Red: Philipp Schmidt) als Libero auf und beorderte 'Danny' (Daniel Bickel) in den Sturm. Zudem habe ich mich auf das System der Dreierkette fokussiert, weil das mit unserem Spielermaterial das Beste schien. Die schnellen Außenspieler wie Grass, Güttler und Metzler konnten so ihr Tempo am besten ausspielen. So haben wir bis zum Winter kaum mehr Punkte abgegeben, sogar die Revanche gegen Wachenroth ist uns gelungen. Auch spielerisch wurde es von Spiel zu Spiel besser."

Phase III: Identifikation und Glaube

"So bestritten wir Woche für Woche unsere 'Endspiele'. Schließlich mussten wir ja alles gewinnen, um am Ende noch oben dabei zu sein", erinnert Blankenbühler an den denkwürdigen Aufstiegs-Vierkampf mit Schönbrunn, Mühlhausen und Pommersfelden. "Aufgrund unseres Trainingsfleißes, unserer mannschaftlichen Geschlossenheit und unserem Zusammenhalt auf und neben dem Platz haben wir alles platt gemacht, was gegen uns angetreten ist. Jedes Topspiel haben wir mit 100 Prozent Einsatz bestritten und am Ende verdient die Punkte einkassiert." Mit den Siegen wuchsen Selbstsicherheit und Glaube, bis sich schließlich alle mit der von Spielerroutinier Stephan Rehberger geäußerten Parole "Wir schaffen das" identifizieren konnten. "Ein großes Dankeschön an Stephan, der die Mannschaft immer wieder motiviert, zusammengehalten und bei Laune gehalten hat", spricht Spielleiter Matthias Hofman dem Redensführer ein Kompliment aus.

Phase IV: Purer Wille

Dieser unbändige Glaube erwies sich in richtungsweisenden Spielen als großer Vorteil und sorgte laut Matthias Hofmann dafür, dass "die Spieler keinen Zitteraal in der Hosentasche bekamen". Blankenbühler führt symbolisch drei Spiele für die mentale Stärke seiner Mannschaft an: "Gegen Schönbrunn sagte ich vor dem Spiel, 'Jungs, kühlen Kopf bewahren, nicht provozieren lassen, dann gehen wir am Ende als Sieger vom Platz, weil sich Schönbrunn selbst dezimieren wird.' Dann war ich nach 30 Minuten Spielzeit der Erste, der vom Spielfeld verwiesen wurde. Wir hielten mit zehn Spielern richtig gut dagegen und Noppenberger erzielte schließlich den umjubelten Siegtreffer. In Reundorf starteten wir schlecht. Erst sprang mir der Ball etwas hoch gegen den Fuß, so dass ich zum lupenreinen Eigentor einschob. Dann hat unser Jan Schneider einen Reundorfer mit voller Überzeugung im eigenen 'Sechzehner' von den Beinen geholt. Doch unser Keeper Dirk Giehl entschärfte mit einer Glanzparade den fälligen Strafstoß. Im Gegenzug erzielte unser Kapitän mit einem Volleyschuss den Ausgleich. Nach der Pause waren wir defensiv bei 100 Prozent und Daniel Bickel machte sogar einen Dreierpack. Dann folgte das erste Finale an unserer Sportlerkerwa gegen Pommersfelden. Besonders stolz machte es mich, dass ich den Siegtreffer in meinem letzten Heimspiel für Thüngfeld erzielen konnte. Sieggarant an diesem Tag war unser Markus Schuster, der von allen Pommersfeldener an diesem Tag für seine bärenstarke Leistung gehasst wurde. Über Aussagen wie 'Schiri, du musst mich vor dem Schuster schützen' haben wir uns noch Tage danach lustig gemacht. Die anschließende Sportlerkerwa-Feier hat mir bestimmt fünf Tage meines Lebens gekostet."
Anschließend folgte der würdige und bereits oben beschriebene Schlusspunkt gegen die SG Ampferbach/Steinsdorf, "ein Saisonfinale", so Blankenbühler, "wie man es in einer Geschichte nicht schöner erzählen kann." Oder wie es Spielleiter Hofmann nennt: "Unser Wunder von Bern".

Markus Schuster wird dem FC Thüngfeld in der Kreisklasse fehlen. Der Routinier und Kapitän beendet nach dieser Spielzeit seine aktive Karriere. Er war der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der "Gelben".
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Phase V: Freudentaumel

In Thüngfeld sind sie vier Wochen nach der Meisterschaft verständlicherweise immer noch "stolz wie Bolle". Das merkt man Matthias Hofmann an, der nach eigener Aussage in Thüngfeld seine 'zweite Heimat' gefunden hat: "Man erwartet nichts und man bekommt alles. Ich bin stolz, ein 'Thüngfelder Jung' zu sein. Da fällt es leicht, die Planungen und Vorbereitungen für die Jungs zu machen. Die Atmosphöre bei uns passt einfach, von Vorstand über Platzwart bis hin zu den Fans. Wir haben die geilsten Zuschauer überhaupt."

Durchschnittlich 132 Fans unterstützen den FC Thüngfeld über die gesamte Saison Spiel für Spiel. Noch etwas mehr waren zum letzten Saisonspiel nach Steinsdorf gekommen.
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Phase VI: Zukunftsplanung

Ein kleiner Wermutstropfen sind die Abgänge von Spielertrainer Michael Blankenbühler, der verletzungsbedingt die Fußballschuhe an den Nagel hängt, und Kapitän Markus Schuster, der seine Karriere ebenfalls beenden wird. Umso mehr baut Spielleiter Matthias Hofmann in der kommenden Saison auf die "Jungen Wilden", deren sechs sich in ihrer Premierensaison im Herrenbereich auf Anhieb die Meisterkrone aufsetzen konnten. "In der Kreisklasse 3 wissen wir, was auf uns zukommt. Wir müssen härter und mehr trainieren, mehr Spielverständnis entwickeln, schneller umschalten. Aber ich sehe da bei den jungen Spielern keine Bedenken, wir sind eine Glaubensgemeinschaft. Thüngfeld ist eine Religion. Unser Ziel ist es nun, uns in der Kreisklasse zu etablieren und uns spielerisch weiterzuentwickeln. Wir werden das schaffen, die Klasse zu halten. Wir lassen uns nicht beirren, wir glauben an uns, wir sind Thüngfeld."
Mit welchem Trainer es in die neue Spielzeit gehen wird, ließen die Verantwortlichen noch offen, nachdem sich die Verpflichtung von Ramadan Choussein aufgrund von dessen beruflichen Verpflichtungen zerschlagen hat. Matthias Hofmann spricht hier von einer "schludrigen Situation". Die Trainersuche gestalte sich als schwierig, eine Lösung soll aber schon bald präsentiert werden. anpfiff.info wird sich in Kürze eingehender zu dieser Thematik äußern.

anpfiff.info gratuliert dem FC Thüngfeld, seinen Verantwortlichen, Spielern und Fans herzlich zum Aufstieg in die Kreisklasse und wünscht viel Erfolg in der neuen Spielzeit.

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Tabellenplatzierung

Pl.
 
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104:36
62
5
28
85:47
52

Tabellenverlauf


Top-Torschützen


Top-Vorlagengeber


Team in Zahlen

Spiele
28
Spiele gewonnen
21
Spiele unentschieden
2
Spiele verloren
5
:0
Zu-Null-Spiele
10
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
2
Tore gesamt
81
Verschiedene Torschützen
17
Eigentore
1
Elfmetertore
12
Gelbe Karten
59
Gelb-rote Karten
4
Rote Karten
1
Eingesetzte Spieler
23
Zuschauer
1856
Zuschauerschnitt
132

Torbilanz nach Minuten


Serien

Am längsten ungeschlagen
seit 11.10.2015
18 Sp
50 Pkt
59:13 Tore
Am längsten ohne Sieg
30.08.2015 - 13.09.2015
3 Sp
0 Pkt
2:5 Tore
Die meisten Siege in Folge
08.11.2015 - 28.03.2016
7 Sp
21 Pkt
21:4 Tore
Meiste Niederlagen in Folge
30.08.2015 - 13.09.2015
3 Sp
0 Pkt
2:5 Tore
Zuhause ungeschlagen
seit 18.10.2015
9 Sp
25 Pkt
23:3 Tore
Auswärts ungeschlagen
seit 27.09.2015
10 Sp
28 Pkt
40:12 Tore

Spieler-Bilanz

Spieler
27
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3
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-
2,3
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Übersicht enthält nur Verbandsspiele.

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