Einkaufsaktion beim TSV Zell: "Wir waren sofort Feuer und Flamme" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 23.03.2020 um 12:00 Uhr
Einkaufsaktion beim TSV Zell: "Wir waren sofort Feuer und Flamme"
MAGAZIN "Wir müssen zusammenhalten, nur so kann es funktionieren", findet Sandro Gehring, Vereinsvorsitzender des TSV Zell am Ebersberg und bezieht sich damit  auf die aktuelle Corona-Situation. Dass in der weltweiten Krise auch auf Dorfebene schon viel getan werden kann, lebt man in Zell vor: Seit der vergangenen Woche kaufen die Vereinsverantwortlichen für hilfsbedürftige Bewohner der Umgebung ein.
Von Paulina Heumann
Eigentlich würde auf dem Sportplatz in Zell am Ebersberg im Süden des Haßbergkreises der Ball bereits seit der vergangenen Woche wieder rollen. Doch durch die aktuelle Corona-Krise liegt der Spielbetrieb flach und die Sportplätze sind gesperrt. Doch das ist im Dorfverein TSV Zell am Ebersberg noch lange kein Grund die Füße still zu halten.



Einkaufskorb statt Bratwurstweck

Während unter normalen Bedingungen sonntäglicher Fußball, Bratwürste frisch vom Grill, Kuchen und vielleicht das eine oder andere Bier zur Pflege der Dorfgemeinschaft beitragen würden, finden die Vereinsverantwortlichen in der aktuellen Situation einen anderen Weg, der Gemeinde ihren Dienst zu erweisen: Seit dieser Woche erledigen Sandro Gehring, Holger Betz und Thomas Braun Einkäufe für die Leute, die dies in ihrer Situation nicht können, weil sie zum Beispiel in Quarantäne sind oder zur Risikogruppe der über 60-Jährigen und chronisch Kranken gehören.

Eine Aktion, die ein positives Zeichen setzen soll und die in der 800-Einwohner Gemeinde noch einmal einen ganz anderen Charme hat. „Wie das halt auf dem Land so ist, kennt hier jeder jeden und das macht es natürlich noch einmal persönlicher“, freut sich der Sandro Gehring, einer der Vereinsvorsitzenden. So etwas gehöre nun einmal zum Dorfleben dazu.

Thomas Braun brachte die Idee aus Traustadt

Brachte die Idee in die Vorstandschaft: Thomas Braun
anpfiff.info
Zu verdanken haben der Verein und das Dorf die Idee, für andere einkaufen zu gehen, Spielleiter Thomas Braun. Über Freunde und Eltern erfuhr der gebürtige Traustädter von einer ähnlichen Aktion bei der DJK Traustadt und war begeistert. „Wir haben das dann kurz in der Vorstandschaft angesprochen und waren alle sofort Feuer und Flamme“, erzählt Sandro Gehring. Einen Facebook-Post und zahlreiche im Dorf verteilte Zettel später, ist der Vorsitzende völlig überwältigt von der durchweg positiven Resonanz und den ersten Kundschaften. Bereits innerhalb der ersten Tage waren schon mehrere Einkäufe zu tätigen und gerade vor dem Hintergrund der neuesten Entwicklungen ist davon auszugehen, dass die Nachfrage noch steigen wird.

Bestellungen gehen über Nahrung hinaus

Interessenten können sich bei Bedarf telefonisch bei einem der drei Verantwortlichen melden. Holger Betz, Thomas Braun und Sandro Gehring koordinieren dann untereinander, wer wann und wo den Einkaufzettel entgegennehmen, einkaufen und die Einkäufe zum Kunden bringen kann. Spezi, Bier und einige Lebensmittel besorgte Sandro Gehring am Freitag. Ddoch die Bestellungen gehen auch über Essen und Getränke hinaus. So konnte einem Zeller geholfen werden, indem sein Blutdruckmeegerät aus der Apotheke abgeholt wurde.

Große Einkaufsmöglichkeiten in Zell selbst gibt es nicht. Für die Einkäufe fahren die Auslieferer in die umliegenden Ortschaften Knetzgau und Sand am Main.  „Aber das ist ja nur einen Katzensprung entfernt“, sagt Sandro Gehring. Zeitliche oder organisatorische Probleme habe es noch keine gegeben und auch ein Zeitrahmen, in dem Bestellungen angenommen werden, wurde nicht festgelegt.

Noch habe niemand mitten in der Nacht oder zu knapp vor Ladenschluss angerufen, schmunzelt Sandro Gehring. Durch die unterschiedlichen Berufe der Mithelfenden seien den Betriebszeiten kaum Grenzen gesetzt. „Außerdem ist durch die Ausgangsbeschränkung sowieso jeder ein bisschen mehr zu Hause“, weiß der Vorsitzende.

Verbreitung der Aktion ist im vollen Gange

Freut sich über die schnelle Verbeitung des Projekts: Sandro Gehring
anpfiff.info
Noch wird das Projekt zum Großteil von den drei Vereinsvorstehern getragen. Doch das Interesse an der Beteiligung geht bereits über die Grenzen des Vereins und die des Dorfes hinaus. So hätten sich weitere Helfer aus Zell gefunden und in der kommenden Woche soll die Aktion auch räumlich ausgeweitet werden. „Zwei Freunde von uns leben in Knetzgau und würden die Idee dort gerne fortführen“, freut sich Sandro Gehring. Ob die Bestellungen dann auch über die drei Verantwortlichen aus Zell laufen werden, ist noch unklar. In erster Linie freut man sich einfach, dass die Einkaufsunterstützungen so schnell die Runde machen und sich ein zunehmender Zusammenhalt in der Gesellschaft zeigt.

„Das ist schon heftig, was im Moment passiert“, spricht Sandro Gehring vermutlich derzeit Milliarden von Menschen aus dem Mund. Am Wichtigsten sei es aktuell, dass man gesund bleibe. Und dass dabei vielen Leuten auch durch Kleinigkeiten, wie erledigte Einkäufe, geholfen werden kann, hat man sowohl in Traustadtals auch in Zell und vielen anderen Gemeinden, die sich fast täglich anschließen, begriffen.

Vereine aus dem Spielkreis Schweinfurt, die die Aktion selbst aufziehen oder andere dabei unterstützen sind zum Beispiel der TSV Knetzgau, der FC Gerolzhofen, die DJK Traustadt, die FT Schweinfurt oder der SC Trossenfurt-Tretzendorf. Wenn auch Ihr Verein mitmacht, dann melden Sie sich einfach auch bei uns - via WhatsApp unter 0175/368/4461. Wir veröffentlichen Ihre Bemühungen dann über unseren Corona-Ticker.




Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Hinweise der BZgA

Aktuelle Informationen zum Coronavirus

Mit einfachen Maßnahmen können auch Sie helfen, sich selbst und andere vor Ansteckungen zu schützen,
Krankheitszeichen zu erkennen und Hilfe zu finden.
(Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)

SCHÜTZEN
Halten Sie beim Husten oder Niesen größtmöglichen Abstand – drehen Sie sich am besten weg. Niesen Sie
in die Armbeuge oder in ein Papiertaschentuch, das Sie danach entsorgen. Vermeiden Sie Berührungen,
wenn Sie andere Menschen begrüßen, und waschen Sie Ihre Hände regelmäßig und gründlich mindestens
20  Sekunden lang mit Wasser und Seife.

ERKENNEN
Erste Krankheitszeichen sind Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber. Einige  Betroffene leiden zudem an Durchfall. Bei einem schweren Verlauf können Atemprobleme oder eine Lungenentzündung eintreten. Nach einer Ansteckung können Krankheitssymptome bis zu 14 Tage später auftreten.

HANDELN
Haben Sie sich in einem Gebiet aufgehalten, in dem bereits Erkrankungsfälle mit dem neuartigen
Coronavirus aufgetreten sind? Sollten innerhalb von 14 Tagen die oben beschriebenen Krankheitszeichen
auftreten, vermeiden Sie unnötige Kontakte zu weiteren Personen und bleiben Sie nach Möglichkeit
zu  Hause. Kontaktieren Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt per Telefon oder wenden Sie sich an die
Nummer 116 117 und besprechen Sie das weitere Vorgehen, bevor Sie in die Praxis gehen. Hatten Sie
Kontakt zu einer Person mit einer solchen Erkrankung? Wenden Sie sich an Ihr zuständiges Gesundheitsamt.

Alle Informationen unter 116117 oder unter www.infektionsschutz.de


Hintergründe & Fakten

Personendaten
Personendaten
Personendaten

Zum Thema


Neueste Videos



Diesen Artikel...