TSV Kirchaich wird 95: „Anstößiges“ Urgestein und Kreisklassen-Dino - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.07.2019 um 18:00 Uhr
TSV Kirchaich wird 95: „Anstößiges“ Urgestein und Kreisklassen-Dino
MAGAZIN Mit attraktiven Spielen und drei Nachwuchsturnieren feiert der TSV Kirchaich am kommenden Wochenende von Freitag bis Sonntag seinen 95. Geburtstag. anpfiff.info nimmt das halbrunde Jubiläum des Fußball-Urgesteins im Steigerwald zum Anlass, um einen Blick in die Vereinsgeschichte der „Aicher“ zu werfen, die aktuell ein echter Kreisklassen-Dino sind.
Von Marco Heumann
Aller Anfang ist schwer. Als sich im Frühsommer 1924 in Kirchaich einige junge Männer mit der Absicht trafen, einen Fußballverein zu gründen, gehörte zu diesem Vorhaben auch eine Portion Mut. War doch der Fußballsport in dieser Zeit noch als „anstößig“ verschrien. Trotz dieser schwieriger Anfangsbedingungen setzte sich die Fußballidee im Steigerwald durch und der TSV Kirchaich wurde so etwas wie die Wiege der Jagd nach dem runden Leder. Wurde der Volkssport Nummer eins doch lange Jahre im Steigerwald erst einmal nur vom TSV Kirchaich betrieben.

Viel Idealismus musste von den Aktiven damals aufgebracht werden, um allen Widerständen zu trotzen. Wertvolle Hilfe beim Beginn der Fußballtätigkeit im Steigerwald leisteten der älteste Verein im Landkreis, der FC Zeil, später dann auch der FC Haßfurt, der FC Sand und der SC 1919 Eltmann.

In den ersten Jahren ging es eher ruhig zu. Geregelten Spielbetrieb gab es nur selten und ab 1939 wurde er – mit Beginn des zweiten Weltkriegs – für sechs Jahre nahezu komplett eingestellt.

Eine Szene aus der vergangenen Saison: Zwei Spieler, ein Ziel: Kirchaichs Daniel Schäder (li.) gegen Trossenfurts Bastian Eck (re.).
anpfiff.info

47 Mitglieder bei der Wiedergründung 1945

Erst am 17. August 1945 wurde der TSV im Gasthaus Neundörfer wiederbelebt. Treibende Kraft war damals das Gründungsmitglied Anton Zapf. Zu dieser Versammlung erschienen 47 Mitglieder und alles ging sehr schnell. Bereits im September wurden die ersten Freundschaftsspiele ausgetragen, im Sommer danach nahm man erstmals am Spielbetrieb teil.

Ein erster Höhepunkt war dann 1949 die Meisterschaft in der damaligen Bezirksklasse 2, die am Ostermontag in Eltmann durch einen 3:2-Sieg im wiederholten Entscheidungsspiel gegen den SC Stettfeld gesichert wurde. Nachdem der TSV auch Aufstiegsspiele gegen Ermershausen und Marktsteinach erfolgreich bestritten hatte, durfte man fortan in der B-Klasse Gruppe 3 spielen und das auf dem neuen im Juni eingeweihten erweiterten Sportplatz.

In den Jahren danach gab es ein stetes Auf und Ab. Unter anderem gelang im Jahr des 40-jährigen Bestehens, 1964, durch einen 6:0-Sieg in Eltmann gegen den VfR Hermannsberg erneut der Sprung in die B-Klasse. Bereits zwei Jahre zuvor konnte der TSV erstmals mit einer Reservemannschaft am Spielbetrieb teilnehmen. Anfang der 70er feierte dann die Schülermannschaft ihre Premiere. Zudem bekam „Aich“ mit den Gymnastikdamen 1974 eine neue Abteilung.   

So war es im November 2017: Dampfachs Antony Jilke betrachtet den spreizenden Kirchaicher Tomy Eichhorn.
anpfiff.info

Jugendmannschaft schafft die perfekte Saison


Das Jahr der WM in Deutschland war für den TSV auch ein Jahr des Umzugs. Da das eigene Sportgelände neu angelegt wurde, wanderten die Fußballer auf das Gelände des Nachbarn TSV Dankenfeld aus. Im Juli 1976 konnte dann die neue Anlage endlich eingeweiht und bespielt werden.

Besonders gut auf dem neuen Geläuf kam die Jugendmannschaft des Vereins zurecht, die in der Saison 1976/1977 mit 26 Siegen in 26 Spielen eine makellose Runde hinlegte. Für die Erste dagegen ging es wenig später nach dem verflixten 13. Jahr von der B- wieder in die C-Klasse.

Ein Makel, den man 1980 als Meister der C-Klasse 19 wieder ausmerzen konnte. Zum Aushängeschild entwickelt sich derweil die Schüler-Mannschaft, die in drei Jahren zwei Meistertitel holt. Für die Erste dagegen begann Anfang der 80er wieder eine Zeit des stetigen Auf und Ab. Erst 1980 nach oben, dann 1983 wieder runter in die C-Klasse und 1986 wieder hoch.
Eine Szene aus dem Jahr 2016: Kirchaichs Manuel Thomann kann den ballführenden Donnersdorfer Fabian Amend nicht stoppen.
anpfiff.info

Zum 65. Geburtstag hoch in die A-Klasse

Ende der 80er und pünktlich zum 65-jährigen Bestehen gab es dann den bis dato größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Als hochverdienter Meister der B-Klasse Haßfurt stieg man in die A-Klasse auf. Sicher auch ein Verdienst von Peter Deusel, der das Team in dieser Zeit betreute, aber sein Amt ein Jahr später aus einem ungewöhnlichen Grund niederlegen musste. Der Erfolgscoach wurde zum Bürgermeister von Trabelsdorf gewählt.

In der neuen Liga etabliert man sich unter Thomas Fleischmann erst einmal im Mittelfeld ehe 1992 unter dem neuen Coach Theofried Lediger fast der ganz große Wurf gelungen wäre. Der ehemalige Bayernligaspieler beim FC Schweinfurt und FC Bamberg führte die Mannschaft punktgleich mit dem TSV Maßbach auf Rang zwei der Kreisliga. Im Ausscheidungsspiel unterlagen die „Aicher“ aber mit 0:1 und verpassten die Möglichkeit, um den Aufstieg in die Bezirksliga mitzuspielen. Kleiner Trost: Die Zweite wird Meister der Reserven der A-Klasse Ost.

In den Jahren danach etabliert sich der TSV im Mittelfeld des Schweinfurter Oberhauses. Eine Besonderheit bietet dabei die Saison 1996/1997. Sie wird für den TSV Kirchaich das Jahr der Trainerwechsel. Bis zur Weihnachtspause trainiert Hans Nölscher als Nachfolger von Theofried Lediger sehr erfolgreich die Mannschaft, von Januar bis Ende März der glücklose Otto Brand und von Anfang April bis zum Saisonende hilft aus der alten Freundschaft zum Verein Theo Lediger aus. Am Ende reicht es für Rang sieben.

Den schafft man auch im Jahr danach und stellt zudem mit Bernd Schmitt, der 18 Mal trifft, den Torschützenkönig der Liga. Kirchaich überzeugt dabei als kompakte Einheit. „Prominenz“ gibt es, wenn überhaupt, auf der Bank. Dort nimmt zum Beispiel Tausendsassa Peter Göller Platz. Als es den ins Rheinland zieht, wird der ehemalige Reichmannsdorfer Landesligaspieler Harald Wenzel neuer Coach.

Derbytime 2015: Kirchaichs Peter Wirth (re.) klärt vor dem stets gefährlichen Geusfelder Spielertrainer Stephan Körber, einem echten Kirchaicher.
anpfiff.info

Erst Dritter, zwei Jahre später runter

Ins neue Jahrtausend starteten die „Aicher“ mit einem tollen dritten Platz in der Kreisliga. Ein Jahr später jedoch kann man den Abstieg nur knapp vermeiden. Erst ein Relegationsspiel in Mechenried gegen Alsfeld, das TSV durch Tore von Georg Böhnlein und Daniel Stäblein 2:1 gewann, sichert den Klassenerhalt.

Einer der Retter, Georg Böhnlein, wurde danach als Nachfolger von Harald Wenzel, neuer Trainer des Teams. Doch auch ihm gelang es nicht, den Abstieg, der den TSV schon wieder im verflixten 13. Jahr ereilte, zu verhindern.  
Unter Rainer Denzler, Stefan Götz und Otmar Schäder reichte es nach dem Abstieg stets „nur“ zum Plätzen im Mittelfeld der Kreisklasse. „Höhepunkte“ positiver und negativer Art in dieser Zeit waren das 80-jährige Bestehen des Vereins 2004 und ein Brand im Vereinsheim ein Jahr später, der den TSV in unvorhersehbare finanzielle Schwierigkeiten brachte.

Im Sommer 2008 musste der TSV dann erstmals nach vielen Jahren wieder ganz nach unten – in die A-Klasse. Dort jedoch gab es bereits nach der ersten Runde den Meistertitel und den sofortigen Wiederaufstieg zu feiern. Leistungsträger waren unter Trainer Otmar Schäder damals Kapitän Oliver Geus oder Goalgetter Stephan Körber, der 32 Treffer zum Titel beitragen konnte.
Nach einem Jahr, in dem der Klassenerhalt erst kurz vor dem Saisonende geschafft wurde, muss der Verein einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Im Juli 2010 verstarb der langjährige Vorsitzende Ludwig „Lucky“ Siedler. Er war 27 Jahre „Chef“ seines TSV und hat den Verein in Höhen wie auch in Tiefen vorbildlich geführt.

So war es 2014: Kirchaichs Fabian Burger kann den Prappacher Dilberin Tunc nicht bremsen.
anpfiff.info

Zweimal in der Relegation gescheitert

Mit Matthias Strätz übernahm ein ehemaliger Regionalliga-Spieler das Traineramt und etablierte den TSV im gehobenen Mittelfeld der Kreisklasse 3. Als er sich nach drei Jahren verabschiedet, übernimmt der Isländer Kári Reyr Jonsson Beck. Auf ihn folgte Harald Kaiser, unter dem der TSV so der Rückkehr in die Kreisliga so nahe wie schon lange nicht mehr kam. Zweimal führte der die „Aicher“ auf Rang zwei und damit in die Relegation, scheiterte aber dort mit seiner Mannschaft.

Auch seinem Nachfolger Dinis Ribeiro, wie Matthias Strätz ein ehemaliger Regionalliga-Spieler, war der Aufstieg bisher nicht vergönnt. Spitzenplätze ja, ganz oben nein – so heißt es seit einigen Jahren für den TSV Kirchaich, der längst der Kreisklasse-Dino schlechthin ist.

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Daten TSV Kirchaich

TSV Kirchaich
Gründung: 1924
Mitglieder: 310
Farben: blau/weis


Das Festprogramm

Freitag , 5. Juli

18.00 Uhr TSV Kirchaich 2 - SV Walsdorf 2
19.00 Uhr Kirche
20.00 Uhr Ehrenabend

Samstag, 6. Juli


  9.00 - 12.30 Uhr U7 Turnier
12.30 - 17.30 Uhr U9 Turnier
17.30 Uhr U19: FC Schweinfurt 05 (U19 Bayernliga) - FC Sand II (Bezirksliga)
Ab 20.00 Uhr Plattenparty-Summerjam

Sonntag, 7. Juli


10.00 Uhr Frühschoppen
10.00-13.00  Uhr U11
13.00 Uhr B-Jugend (U17): FC Sand - Eintracht Bamberg (Landesliga)
15.00 Uhr TSV Kirchaich 1- SC Kemmern 1 (Kreisliga)
17.00 Uhr Einlagespiel: DJK Oberschwarzach (Bezirksliga Ufr.) -TSV Breitengüßbach (Bezirksliga Ofr.)
Ab 19.00 Uhr gemütliches Beisammensein

Bilanz TSV Kirchaich

Saison
Pl. 
Liga
2023/24
12. 
Kreisklasse 2 Schweinfurt
 
2022/23
11. 
Kreisklasse 2 Schweinfurt
 
2021/22
6. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2019/21
3. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2018/19
4. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2017/18
5. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2016/17
2. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
2015/16
3. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2014/15
2. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
2013/14
6. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2012/13
9. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2011/12
5. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2010/11
5. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2009/10
9. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2008/09
1. 
A-Klasse 6 Schweinfurt
2007/08
14. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
2006/07
8. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2005/06
11. 
Kreisklasse 3 Schweinfurt
 
2004/05
8. 
Kreisklasse 1 Haßberge
 
2003/04
5. 
Kreisklasse 1 Haßberge
 
1946/47
6. 
3. Liga Mitte Bamberg
 

Hintergründe & Fakten

Teamdaten

Zum Thema



Diesen Artikel...