Besuch beim Damenkick im Matsch: Getratsche, Geschnatter - & Sonntagfrüh Zahnpasta - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 15.11.2017 um 06:00 Uhr
Besuch beim Damenkick im Matsch: Getratsche, Geschnatter - & Sonntagfrüh Zahnpasta
MAGAZIN Samstagnachmittag, gegen 16.30 Uhr. Es ist ungemütlich draußen. Dauer-Nieselregen! Und es wird langsam dunkel. "Dann mache ich jetzt mal das Flutlicht an", sagt Alexander Waldmann und legt den Hebel um. In dem Häuschen, in dem gerade der Grill angeschürt wird. Fußballtime in Friesenhausen bei Hofheim. Die Damen des SV begrüßen rund 30 Zuschauer zum Heimspiel gegen die Spvgg Roßstadt.
Von Michael Horling

Frauen, Fußball und ein dreckiger Hartplatz: Irgendwie passt da zwar irgendwas nicht zusammen. Doch schon beim Aufwärmen merkt man, dass beide Teams ihren Spaß haben auf dem Geläuf ohne Gras. Die Woche zuvor fertigten die Friesenhausenerinnen den FC Wiebelsberg noch auf dem Rasen-Hauptplatz mit 6:2 ab. Diesmal spielt man 90 Minuten später und daher auf Asche/Lehm. Denn nur der Trainingsplatz hat Flutlicht. Genauer: Sechs Funzeln, die vor allem die Mitte des Feldes einigermaßen erleuchten.

Erste Saison überhaupt für den SVF

Alexander Waldmann
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Es ist für Friesenhausen die erste Saison überhaupt - nicht nur in der Kreisliga, sondern generell. Aus den umliegenden Dörfern kommen die Spielerinnen, drei sind aus der Gegend von Bad Neustadt, eine aus dem Steigerwald. Die jüngste ist 14, die älteste 23, der Schnitt liegt knapp über 18. "Spannend" seien die ersten Trainingseinheiten damals gewesen, sagt Trainer Waldmann. "Da wir ja praktisch bei Null angefangen haben . Der Ehrgeiz ist bei allen aber riesig und manche haben bis jetzt schon einen so großen Schritt vollzogen, dass man da nur den Hut ziehen kann. Weil viele auch noch Korbball spielen und anderen Sportarten oder Hobbies wie Musikspielen nachgehen."

Erst 0:13 dann 5:0

Das erste Punktspiel der Kreisliga endete mit einem 0:13 gegen Tabellenführer Grafenrheinfeld. Wie groß war die Gefahr da, dass das "Projekt" scheitert? "Die war zu keiner Sekunde da, weil die Mädels an sich und ich als Trainer an sie glaube und uns das vor der Saison bewusst war", sagt Alex Waldmann. Es folgte ein 5:0 gegen Ebelsbach - und danach große Fete? "Ja, zumal die Art und Weise des Sieges überzeugend war, vor allem spielerisch", so der Coach. Auch das 1:10 in Gemeinfeld sei kein böser Rückschlag gewesen, "sondern ein Denkzettel zur rechten Zeit nach dem Sieg. Hier freuen wir uns schon auf das Rückspiel."

"Eitel nur neben dem Platz!"

Vielleicht findet das wieder auf dem Hartplatz statt. Frauen und Dreck - wie passt das zusammen? "Eitel sind die Mädels nur neben dem Platz. Sobald es losgeht, ist ihnen das vollkommen egal und jede haut alles raus, was in ihr steckt. Das hat man am Samstag bei der Schlammschlacht wieder bestens beobachten können", strahlt der Trainer. Drei weitere Punktewurden eingefahren. Eine 2:0-Wertung gab es zudem zuvor am Grünen Tisch, weil der Gegner, das Schlusslicht aus Oberscheinfeld mangels Spielerinnen nicht angetreten ist.
In Theilheim und Ebelsbach müssen die Friesenhausener Damen heuer noch ran. "Das sind zwei Gegner, die aktuell hinter uns stehen, die wir aber nicht unterschätzen. Wir wollen so erfolgreich wie möglich in die Winterpause gehen und uns nicht verletzen. Und dann lassen wir es an der Vereinsweihnachtsfeier und an unserer eigenen und auf dem Weihnachtsmarkt krachen. Was wir nach der bisherigen Saison eh tun werden, weil es einfach auch dazugehört", lacht Alexander Waldmann.

"Super-homogene Truppe!"

Luisa Weth
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Alles in allem sei seine Mannschaft "eine super-homogene Truppe, die jeden mit offenem Herzen aufnimmt, was unser stetiger Zuwachs seit Juni zeigt". Gestartet wurde mit 14, jetzt sind es 21 Spielerinnen. Auch wenn gegen Roßstadt einige fehlten. "Es macht einfach Spaß, den Haufen zu trainieren und ich bin auch stolz, Trainer einer solchen Truppe zu sein. Großen Dank auch an unsere Sponsoren sowie Helfer und Funktionäre im Verein, die den Frauenfußball in der Region etablieren wollen", lobt Waldmann. Und er weiß: Es fällt Frauen wesentlich einfacher, einen Unterstützer an Land zu ziehen.
Urheberin der Gründung in Friesenhausen war Kapitänin Andi Pendic, welche aus der Jugend des SV Ostheim kommt und dort für sich keine Zukunft sah und eine eigene Mannschaft ins  Leben rufen wollte. Den Kern der Spieler hat sie angeworben. Und dann kam der Trainer dazu. Alex Waldmann erklärt, wie sich das anbahnte: "Via Facebook. Andi hat auf Facebook eine Anfrage gestartet und ein ´guter´ Freund hat mich aus Spaß verlinkt und Andi dann mit mir Kontakt aufgenommen. Das Projekt hat mich dann gepackt und ich bereue es bisher nicht eine Sekunde, obwohl ich nach meiner Trainerstation in Ebertshausen mit Aufstieg und Klassenerhalt aus familiären Gründen durch meinen Nachwuchs nichts mehr mit Fußball zu tun haben und nur noch Tischtennis beim TTC Fuchsstadt spielen wollte."

Frauen und Männer? "Nicht zu vergleichen!"

Tobias Baum, Co-Trainer in  Roßstadt
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Waldmann hieß früher mal Alexander Hofgesang und trainierte des SC Ebertshausen in der A-Klasse. Die Herren also. Was sind die Unterschiede zwischen einer Männer- und einer Frauenmannschaft? "Das kann man nicht vergleichen", sagt er. "Man hat als Trainer einer Damenmanschaft, zumal unser Altersdurchschnitt knapp 18 ist, mit ganz anderen Problemen und Sorgen zu kämpfen als bei den Herren. Auch wenn das Getratsche und Geschnatter während des Trainings um ein Vielfaches höher ist als bei den Herren, ist die Mannschaft doch sehr lernwillig und zieht super mit. Man wird unter anderem während des Spiels Sonntagfrüh auch mal nach Zahnpasta und -Bürste gefragt", lacht er.

Die Damenmannschaft des SV Friesenhausen.
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Knapper Heimsieg für den SVF

1:0 endet die Partie gegen Roßstadt. Glücklich, durch ein Eigentor der Gäste. "Hier war uns der Gegner spielerisch überlegen, aber alle 14 Mädels haben derart gekämpft, dass am Ende der Sieg herausgesprungen ist. In Westheim waren wir klar besser und haben unglücklich verloren, diesmal war das Glück auf unserer Seite. Rubrik Arbeitssieg", urteilt der Coach. "Alle haben bis zum Umfallen gerackert und alles gegeben", lobt er. Spielen wir die Konter clever aus, können wir den Sack früher zu machen. Roßstadt war eine starke und spielerisch die an dem Tag bessere Mannschaft. Unsere Defensive samt Torfrau hat aber einen überragenden Job gemacht, zumal Abwehrchefin Lena Bulheller mit einer Oberschenkelzerrung gespielt hat und nur mit ihren schwächeren linken Fuß schießen und nicht spurten konnte."

Vier Siege in acht Matches

Christin Pappenheimer
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Das war Sieg vier im achten Match für Friesenhausen. Weit mehr als gedacht? "Definitiv weit mehr als gedacht, da zehn Spielerinnen noch nie und einige lange nicht mehr an den Ball getreten hatten. Für uns ging und geht es darum, von Spiel zu Spiel zu lernen und besser zu werden. Vor der Runde waren wir uns alle einig, dass wir uns auch von vielen zweistelligen Niederlagen nicht den Spaß verderben lassen und uns als Einheit präsentieren. Und das machen die Mädels hervorragend", lobt Waldmann.
Schon länger dabei ist die Spvgg Roßstadt, die natürlich enttäuscht war über die Niederlage durch das Eigentor. Co-Trainer Tobias Baum musste den aus privaten Gründen verhinderten Coach Patrick Macht vertreten. Macht weiß, dass es zuletzt bei Roßstadt nicht mehr so gut lief, "weil uns zur Zeit die verdienten Torerfolge fehlen". Nachdem Friesenhausen mit 0:13 gegen Grafenrheinfeld verlor und Roßstadt dort auswärts "nur" mit 0:4, wäre sicherlich mehr drin gewesen beim durch Christin Pappenheimer unfreiwillig entschiedenen Duell der beiden Teams aus den Haßbergen.

Die Frauen der Spvgg Roßstadt
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Roßstadt in der dritten Saison

Carolin Höfler
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"Grafenrheinfeld ist eine gute Mannschaft, die zurecht an der Tabellenspitze steht, die mit Lena Schuler eine Spielerin hat, die für 40 Tore in der Saison steht. Da sind wir mit einer guten Mannschaftsleistung aufgetreten. Uns fehlte wie des öfteren der verdiente Torerfolg. Sicherlich sind wir über die Niederlage am Samstag entäuscht", sagt Macht. Die Roßstadt-Damen spielen ihre dritte Saison. "Wir sind als Team besonders stark, der Zusammenhalt ist sehr gut", lobt Macht seine Mädels, die aber aus den letzten vier Partien nur noch einen Punkt holten. Ob es am Samstag am Matsch lag? Eher nicht: "Es gibt immer bessere und schlechtere Plätze, unsere Mannschaft nimmt die Gegebenheiten aber wie sie sind."
Die Mädels kommen zum Großteil aus der näheren Umgebung von Roßstadt. "Wir haben aber auch Spielerinnen aus Oberfranken bei uns." Im Durchschnitt ist die Truppe 21 Jahre jung. Die älteste Spielerin ist 30, die jüngste gerade mal 16. Zwei Partien stehen für die Spvgg heuer noch an: Gegen Ebelsbach und gegen Grafenrheinfeld. "Da wollen wir wieder gut Fußball spielen und versuchen, zu dem im Moment fehlenden Torerfolg zu kommen", verspricht Patrick Macht.

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Tabelle Kreisliga Schweinfurt

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
7
17:7
17
4
7
22:5
14
5
8
16:31
12
8
8
13:19
7
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Spielstenogramm

Tore: 1:0 Eigentor (63.)
Gelbe Karten: - / Engel (49.), Bergmann (88.)
Zuschauer: 30 | Schiedsrichter: Markus Wlacil (1. FC Haßfurt)


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