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Artikel veröffentlicht am 04.11.2015 um 12:00 Uhr

500 Euro für TSV Wülflingen: "Fußball braucht keine Sprache!"

MAGAZIN Sieben Spieler aus dem Irak und Syrien hat der TSV Wülflingen bei sich im Verein eingebunden. Sie trainieren und spielen mit ihren deutschen Kollegen und sind längst ein wichtiger Teil des A-Klassisten. Jetzt wurde der für seine Integrationsarbeit mit 500 Euro vom Bayerischen Fußballverband belohnt.

Von Andreas Stöckinger

Im sportlichen Bereich sorgt der A-Klassist TSV Wülflingen derzeit nicht unbedingt für Schlagzeilen. Der A-Klassist, der seit dieser Runde eine Spielgemeinschaft mit der zweiten Mannschaft des FC Haßfurt hat, liegt auf Rang elf in der A-Klasse 5 und bekam zuletzt eine nicht ganz unerwartete 1:5-Niederlage gegen das Spitzenteam RSV Unterschleichach.
Dafür erhielt der TSV Wülflingen kürzlich eine Auszeichnung samt Geldpreis vom Bayerischen Fußballverband für sein Engagement für Flüchtlinge. Die Wülflinger nahmen insgesamt sieben junge Fußballer aus dem Irak und aus Syrien bei sich im Verein auf, worüber beide Seiten dankbar sind, wie Vorsitzender Konrad Ludwig sagt.

Seit Anfang des Jahres dabei

„Es ist wirklich so, Fußball braucht keine Sprache. Es geht über Gesten, mit Hand und Fuß. Irgendwie kann man sich schon verständigen“, schaut Ludwig auf die letzten Monate zurück, in denen der Verein sich der Flüchtlinge annahm. Wie alles entstand, schildert Ludwig. Irgendwann Anfang diesen Jahres hatte sein Bruder Andreas die Idee, man könne doch mal bei den damals bereits in Haßfurt untergebrachten Asylsuchenden nachfragen, ob sie nicht Fußball spielen möchten. Schnell wurde ein Termin zum Treffen mit den jungen Menschen über die Caritas vereinbart, die sich um die Flüchtlinge kümmert.

Die Mannschaft des TSV Wülflingen mit vier der sieben aufgenommenen Spieler sowie KV/KSL Gottfried Bindrim (hinten links) und dem 1. Vereinsvorsitzenden Konrad Ludwig (hinten rechts).

anpfiff.info

Mit viel Eifer beim Training

„Einer der Flüchtlinge war Lehrer und konnte Englisch, wir konnten uns dadurch gut verständigen. Sie waren begeistert von der Idee“, schaut der Vorsitzende zurück. Gleich darauf schauten drei Iraker beim Training vorbei, im März kamen die nächsten. Sie waren recht eifrig beim Training, wir haben die Formulare ausgefüllt und Spielerpässe für sie beantragt.“ Einige seien zwar nicht unbedingt die großen Fußballer, „aber sie sind recht eifrig beim Training. Einer von ihnen kann richtig gut kicken“, so Ludwig. Zwei weitere sind als Ersatz ab und an dabei, den anderen genüge das regelmäßige Training und das Zuschauen bei den Spielen.
„Sie sind voll integriert“, sagt er. Die ausländischen Gäste freuten sich über die Abwechslung und den Kontakt zu den Deutschen, meint Konrad Ludwig. Der Verein startete außerdem einen Aufruf an die Spieler, wer Fußballschuhe und Trainingsbekleidung übrig habe und diese den Flüchtlingen zur Verfügung stellen könne. Kurz darauf war die Ausstattung organisiert, und nicht nur das.
Im Sportheim gibt es für die Gäste auch Getränke, die bisweilen spendiert werden. Wenn nötig, übersetzt ein Haßfurter Taxiunternehmer, „aber mittlerweile verstehen wir uns auch auf Deutsch“, berichtet Konrad Ludwig über die Fortschritte auf allen Ebenen.

Feier bei den Flüchtlingen

Zum Dank für die freundschaftliche Aufnahme gab es nach dem letzten Spieltag der Vorsaison dann eine Einladung von Seiten der Flüchtlinge. Sie baten ihre Mitspieler zu sich ins Haus, „es waren fast alle da, wir haben mit ihnen in einem Zimmer gefeiert“, schmunzelt der Vorsitzende über die nette Geste.
Der TSV Wülflingen meldete diese Aktion an den Bayerischen Fußballverband, der prompt einen Zuschuss aus der DFB-Stiftung zusagte. Mit 500 Euro aus dem Projekt „1:0 für ein Willkommen“ unterstützte der Deutsche Fußball Bund den Verein. Schweinfrts Kreisspielleiter Gottfried Bindrim überreichte vor einigenTagen den Scheck und dankte dem Verein für den „hervorragenden Einsatz.“
Die Anerkennung freut den Vorsitzenden Ludwig Ludwig. Er ist auch sicher, dass die seit dieser Runde laufende Spielgemeinschaft mit der Reserve des FC Haßfurt ihre Früchte tragen wird. „Wir tragen die Heimspiele in Wülflingen aus, das funktioniert. Im sportlichen Bereich muss man sehen, dass es vorher zwei Mannschaften
waren. Das braucht eben Zeit, aber wir finden uns immer besser zusammen.“ Die nötigen Punkte werde man in jedem Fall einfahren, um die Liga zu halten, bleibt Ludwig optimistisch.