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Artikel veröffentlicht am 05.08.2015 um 22:45 Uhr
Einwurf - die Fußball-Glosse:
Für Rudi Völler: Liebeserklärung an den Fußball
MAGAZIN
"Wer so etwas macht, hat den Fußball nie geliebt!". Das ist eines der jüngsten Zitate von Rudi Völler, den es laut einem berühmten Lied nur einmal geben soll. Gott sei Dank möchte man fast sagen. Der Ex-Nationalstürmer, auch bekannt unter seinem Spitznamen 'Tante Käthe', bezieht sich aber nicht etwa auf Frank Rijkaard und seine Spuck-Attacke auf Völler im WM-Achtelfinale 1990, die sich kürzlich zum 25. Mal jährte.
Von
Markus Schütz
Er spricht auch nicht dem umtriebigen Schweizer Sepp Blatter, der momentan noch FIFA-Präsident ist, die Liebe zum Fußball ab. Warum auch? Dass Blatter den Fußball liebt, hat er bereits im Jahr 2004 eindrucksvoll bewiesen, als er vorschlug, die Sportbekleidung der Fußballerinnen femininer zu gestalten. Leider wurde sein Vorschlag bis heute nicht in die Tat umgesetzt.
Rudi Völler meinte bei seinem Zitat auch nicht mögliche Kandidaten wie den Beißer Suarez oder die Mitglieder der Wett-Mafia, die vor Jahren dem Fußball geschadet haben. Oder gar Gonzalo Jara, der kürzlich bei der Copa America seinem Gegenspieler Edinson Cavani andeutungsweise den Finger in den Po steckte... Zwar nur andeutungsweise! Aber gerade in so einem Fall gilt natürlich der fußballerische Grundsatz umso mehr: schon der Versuch ist strafbar! Vielleicht verwechsele ich jetzt etwas - aber ich denke, Gonzalo Jara wurde von der Richterin dazu verdonnert,
sich ein Bayern-Trikot zu kaufen
...
Nein, der Sportdirektor von Bayer Leverkusen richtete seine Kritik an einen der sich weitaus Verwerflicheres zu Schulden hat kommen lassen: Marcell Jansen. Einen Bundesliga- Spieler also, der sich die unglaubliche Frechheit erlaubte, seine Karriere schon mit 29 Jahren zu beenden. Und das auch noch als gesunder, junger Mann. Ich bin ehrlich: Selbst, wenn Marcell Jansen ankündigen würde, den Rest seines Lebens Luftgitarre zu spielen, wäre es mir auch egal. Das soll er entscheiden. Dass er den Fußball nicht lieben würde, nur weil er nicht spielt, bis sich die Reste seiner Knorpel verabschiedet haben, ist aber Quatsch.
Die Liebe zum Fußball
Interessant ist aber die grundsätzlich aufgeworfene Frage nach der Liebe zum Fußball! Und dass es diese Liebe gibt, das wissen viele von uns. Wenn ich von mir ausgehen und ausnahmsweise ein wenig schwülstig werden darf: Es ist eine reine Liebe, die keine Gegenliebe einfordert und bei der man nicht erklären muss, warum man liebt. Man liebt einfach und wird immer lieben. Was ich mit diesem Ball schon an Furchtbarem und Wunderschönem erlebt habe, das nimmt mir keiner mehr. Das schweißt zusammen. Ob auf einer ungemähten Wiese, einem schiefen Bolzplatz, auf Asche, Kunstrasen oder in einem vollen Stadion - und sogar zuhause vor dem Fernseher kann ich diese Liebe leben. Und auch von einem zornigen Schwiegervater - meist in Schwarz und mit Pfeife - habe ich mich in meiner Liebe nicht bremsen lassen. Von Kaninchenzüchtervereinfunktionärstypen und ihren Ideen auch nicht. Ein Spiel unter Flutlicht-Scheinwerfern ziehe ich Romantik bei Kerzenschein übrigens meistens vor.
Aber eines ist klar: meine Liebe zum Fußball hat natürlich auch Grenzen! Glaube ich zumindest, ich bin ihnen persönlich aber noch nie begegnet. Und so weit wie Thomas End, ein Amateurspieler vom SV BW Fuhlenbrock (beide muss man nicht kennen), würde ich auch nicht gehen. Er sagte: "Ohne den Fußball wäre da nur eine große emotionale Obdachlosigkeit!" Aber das, was Ernst Happel, ehemaliger und bereits verstorbener Trainer des HSV (beide muss man kennen) sagte, kann man schon eher unterschreiben: "Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag!"
Immer wieder die Widerstände auszuloten, die einem der eigene Körper, das eigene Talent oder vor allem der Gegner auferlegt und diese zu überwinden, macht nicht zuletzt den Reiz aus. Und jede Woche kommen neue Erfahrungen dazu. Denn kein Spiel ist gleich und vorhersehbar schon gar nicht. Und manche Spiele brennen sich für immer in das Gedächtnis ein. Man sagt ja immer, auf dem Sterbebett zieht in den letzten Minuten das Leben im Schnelldurchlauf vorbei. Ich gehe davon aus, dass bei diesem Film bei mir auch ein paar Szenen aus verschiedenen Spielen dabei sein werden. Der kläglich verschossene Elfmeter in einem Derby im September 1994 auf jeden Fall. Naja, ich werde es erfahren irgendwann.
Wer wie stark den Fußball liebt und ob überhaupt, das ist jedem selbst - und nicht Rudi Völler und mir schon gleich gar nicht - überlassen. Was er investiert oder aufgibt für den Fußball, genauso. Ob als Fußballer, als Trainer, Funktionär oder als Fan. Eine Stufe unter dem Lieben steht das Mögen. Ich glaube durchaus, dass der eine oder andere Fußballer heutzutage weniger eine Liebesbeziehung zu seinem Sport hat und sein Verhältnis eher mit dem Satz beschreiben kann, den ich von Mädchen früher oft gehört habe: "Ich mag dich zwar, es ist schön, dass es dich als Kumpel gibt - aber ich liebe dich nicht!" Ist doch auch in Ordnung. Ich habe das als junger Kerl überlebt - und werde es als Trainer überleben...
Natürlich kann man es mit der Liebe zum Fußball oder zu einem Verein, aber auch übertreiben. Dann wird sie ungesund oder unschön. Und damit meine ich nicht ein Tattoo von
Jürgen Klopp auf dem Rücken.
Das ist eher schrullig und liebenswert. Ein argentinischer Fan hat sich übrigens den
Namen und die Nummer von Messi
auf den Rücken tätowieren lassen. Jan-Ingwer Callsen-Bracker und die Nummer 18 wären auch gegangen, hätten aber mehr weh getan.
In Uganda aber verwettete im Jahre 2013 der glühende Arsenal-Fan
Henry Dhabasani
sein Haus auf einen Sieg der Gunners im Spitzenspiel gegen Manchester United. Im Vertrauen und aus Liebe zu seinem Lieblingsverein. Es kam, wie es kommen musste: Arsenal verlor und damit auch der Mann seine Wette. Tags darauf stürmten United-Anhänger Dhabasanis Haus und warfen ihn hinaus. Wettschulden sind schließlich Ehrenschulden. Interessant aber auch der Einsatz seines Gegenübers, den er im Vertrauen auf sein Team wettete: Ein neuer Toyota Premio - und seine Ehefrau. Ich weiß nicht, wie viel PS dieser Toyota - oder seine Frau - hatten... aber an ihrer Stelle hätte ich wohl auch auf einen Sieg von Arsenal gehofft. Und ganz ehrlich: Sein Auto verwetten - das geht selbst mir einen Tick zu weit.
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