Der gnadenlose Verband?: BFV rechtfertigt seine Gebühren - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 31.10.2020 um 06:00 Uhr
Der gnadenlose Verband?: BFV rechtfertigt seine Gebühren
Einnahmen sind weggebrochen, Trainer verzichten mancherorts auf Gehälter, das Fußballjahr 2020 hat kaum stattgefunden. Ausgerechnet jetzt haben Bayerns Vereine die jährliche Rechnung des Verbands bekommen und werden für ein Jahr zur Kasse gebeten, in dem der Ball fast nicht rollte.
Von Uwe Kellner
Warum die bayerischen Vereine dieses Jahr Gebühren für den Spielbetrieb an den Bayerischen Fußballverband abtreten müssen, obwohl der Ball kaum rollte, erschließt sich für viele Funktionäre nicht. Die Kreisligisten in Mittelfranken beispielsweise bekamen kürzlich eine Rechnung über 66,94 Euro Bezirksgebühr plus 205,42 Euro IT-Service-Gebühr. Viel Geld für Vereine, deren Einnahmen durch den fehlenden Spielbetrieb ausblieben und Geld, das sie für die Saison 2019/20 eigentlich schon im letztes Jahr bezahlt hatten. Viele Vereinsvertreter hätten sich ein Entgegenkommen gewünscht. anpfiff.info fragte deswegen beim Bayerischen Fußballverband nach, wie diese Gebühren in einem weitgehend fußballfreien Jahr zu rechtfertigen sind. Pressesprecher Fabian Frühwirth gab die Antworten:

Guten Tag Herr Frühwirth, wie rechtfertigt der BFV die Gebühren in der aktuellen Situation?
Fabian Frühwirth: Bei der IT-Servicegebühr und der Bezirksgebühr handelt es sich um jährliche und nicht an Spielzeiten gekoppelte Beiträge. Beschlossen wurden diese Gebühren – nach umfassender Vorarbeit in der AG Finanzen mit zahlreichen Vereinsvertretern – beim Verbandstag 2018. In der aktuellen Situation hat der BFV indes sehr wohl keine Mannschafts-Meldegebühr erhoben, was die bayerischen Vereine in Summe um rund eine Million Euro entlastet hat. Die IT-Gebühr wird indes für die digitalen Dienstleistungen und Services des Verbandes für seine Vereine erhoben. Vorrangig geht es dabei um SpielPlus mit seinen verschiedenen Modulen, wie etwa dem Online-Passprogramm, ESB und Postfach sowie Website, App, Teammanagement-App, um nur einige Beispiele zu nennen. Dabei handelt es sich weitgehend um gängige Betriebs- sowie Lizenzkosten und Vorhaltung der digitalen Infrastruktur, die auch jetzt durchgängig durch die Vereine genutzt werden – unabhängig von Saisonfortsetzung oder Saisonabbruch. Die Vereine haben gerade jetzt in Zeiten der Pandemie Teile der digitalen Dienste überdurchschnittlich genutzt.
 
Sind die Gebühren genauso hoch wie im Vorjahr trotz geringeren Aufwands?
Fabian Frühwirth: Es gab keine Kostensteigerung bei der IT-Gebühr/Bezirksgebühr, aufgrund der aktuell reduzierten Mehrwertsteuersätze wurden die Beiträge entsprechend 1:1 an die Vereine weitergegeben und ist daher auch marginal gesunken. Die Aufwände sind indes nicht geringer. Die Programme, Services und Dienstleistungen stehen in vollem Umfang zur Verfügung und werden auch von den Vereinen in vollem Umfang genutzt. Mit der Entscheidung der Saisonfortsetzung sind die Aufwände sogar gestiegen, die der Verband jedoch nicht weitergibt.

Warum werden die Gebühren überhaupt verlangt, obwohl die Saison 2019/20 ja bekanntlich noch nicht beendet ist?
Fabian Frühwirth: Die Gebühren stehen nicht im Zusammenhang mit der Frage, ob die Saison abgebrochen oder nur unterbrochen wurde. Da die Saison im Herren-, Frauen- und Juniorinnenbereich nur ausgesetzt worden ist, wurde generell keine Meldegebühr berechnet und die Vereine damit um rund eine Million Euro entlastet.

Eine Ergänzung noch zum Thema Vertragsamateur: warum mussten diese Verträge während der laufenden Saison verlängert werden mit entsprechendem Einzug einer Gebühr von 153,84 Euro pro Vertragsamateur?
Fabian Frühwirth: Das sehen die übergeordneten Stauten, die der BFV zu beachten hat, so explizit vor. Hier handelt es sich um allgemein verbindliche Bestimmungen des Deutschen Fußball-Bundes. Nur über diesen Weg ist ein gesichertes Spielrecht für die Vertragsspieler möglich. Hier fallen entsprechende Bearbeitungsaufwände in der in der Passstelle an, die entsprechend weitergegeben werden – unabhängig davon, welche Zeiträume die Verlängerung angehen. Der Beratungsaufwand war gerade in dieser von großer Unsicherheit geprägten Zeit deutlich höher, den der Verband selbstredend nicht weitergereicht hat.

Vielen Dank für das Interview!

Fabian Frühwirth, Pressesprecher des Bayerischen Fußballverbands, erklärt die erhobenen Gebühren.
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