Nach Fast-Spielabbruch : BFV schließt Kickers-Fans aus - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 07.05.2025 um 13:36 Uhr
Nach Fast-Spielabbruch : BFV schließt Kickers-Fans aus
Die vergangenen Tage waren keine angenehmen für die Würzburger Kickers. Statt mit sportlichem Erfolg mussten sich die Verantwortlichen mit dem unsäglichen Verhalten ihrer eigenen Fans während des Spiels beschäftigen. Das taten sie mit markigen Worten, denen sie auch Taten folgen ließen. Aber auch der Verband reagierte und sperrt die Kickers-Fans bis auf Weiteres aus ihrem Wohnzimmer am Dallenberg aus.
Von Alexander Rausch
Der Kickers-Block brannte in Schweinfurt lichterloh.
Steffen Krapf
Unbedingt wollten die Würzburger verhindern, dass die Schweinfurter, der große Rivale aus der Kugellagerstadt, im direkten Duell den Titel und Aufstieg klar machen. Trotz des schwachen Auftritts im ersten Durchgang und der verdienten Führung durch Ebrahim Farahnak glich Fabian Wessig nach dem Seitenwechsel unter gütiger Mithilfe Lukas Schnellers aus. Damit nährte er die Hoffnung, dass die Rothosen die Schmach der Schnüdel-Meisterschaft an diesem Abend verhindern. Doch der Schütze flog wenig später vom Feld und Sebastian Müller traf zur erneuten Führung.

Kickers-"Fans" wollen Spielabbruch provozieren

Die hielt bis in die Schlussphase, was die Kickers-Ultras zum Anlass nahmen, um mit Rauchbomben und dem Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände einen Spielabbruch zu provozieren. Schon vor Spielbeginn hatten sie für die minutenlange Verzögerung des Anpfiffs gesorgt. Nun sollte das vorzeitige Ende des Spiels her, um die Feierlichkeiten des Erzrivalen zu verhindern und setzten in die Tat um, was sie schon im Vorfeld angekündigt hatten. Raketen und Böller flogen auf den Rasen und auch in gegnerische Fanblöcke. Eine selten gesehene und vor allem für andere Stadionbesucher lebensgefährliche Eskalation.

Erst weit nach 21 Uhr beendete Schiedsrichter Markus Pflaum das Spiel nach zweimaliger Unterbrechung. Die Kickers-Spieler verschwanden in den Katakomben, die Schweinfurter feierten trotz der verstörenden Eindrücke der vorherigen Minuten ausgelassen und zurecht den Titelgewinn. Zu dem gratulierten am Tag danach auch in einem offiziellem Statement die Würzburger Kickers und nahmen zugleich Stellung zu den Vorkommnissen im Sachs-Stadion.


Erschreckende Bilder im Sachs-Stadion.
Steffen Krapf

Deutliche Worte der Verantwortlichen und erste Maßnahmen

In diesem distanzierten sich André Herber, Vorstandsvorsitzender der AG, und e.V.-Präsident Michael Grieger, die das Schreiben unterzeichneten, deutlich vom „massiven Fehlverhalten durch einzelne Personen im Gästeblock“. Das sei absolut inakzeptabel. Das Zünden von Böllern und Raketen überschreite jede Grenze und stehe in krassem Widerspruch zu den Werten des Vereins. Der FC Würzburger Kickers stehe für Fairness, Respekt und Sportlichkeit – auf und neben dem Platz.

Sie sprechen von einem Angriff auf die Grundwerte des Vereins und den Fußballsport an sich. Zudem kündigten sie enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und dem Bayerischen Fußballverband, um die Vorfälle umfassend aufzuarbeiten. Ebenso wie ein sehr konsequentes Vorgehen. Diesen Worten folgten am Dienstag erste Taten. So sperrte der Verein den Ultra-Block E bis auf Weiteres. Im Zuge dessen intensivierten die Verantwortlichen den Dialog mit der Fanszene, um „gemeinsam tragfähige Lösungen für ein sicheres und positives Stadionerlebnis zu entwickeln.“

Ferner erklingt zukünftig nach Treffern der Kickers wieder die frühere Torhymne „Jump Around“. Diese änderte der Verein auf Wunsch der aktiven Unterstützer, um „die Mitgestaltung durch die Fans zu fördern.“ Auch wollte der Verein den Erlös aus den Becherspenden dem BFV-Organspende-Aktionstag zugutekommen lassen. Normalerweise geht dieser immer an die Fanszene.


Leere Ränge, wie hier in der Coroan-Saison, wird es gegen Fürth geben. Der Verband greift hart durch.
Jonas Blank

Verband reagiert entschieden

Doch dazu wird es im Heimspiel gegen Greuther Fürth 2 nicht kommen. Denn auch der Bayerische Fußballverband reagierte auf die Vorkommnisse am Freitag in Schweinfurt. „Der FC Würzburger Kickers muss als Konsequenz aus den erschreckenden Vorfällen rund um das Spiel beim 1. FC Schweinfurt 05 seine Heimspiele in der Regionalliga Bayern bis auf Weiteres unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen“, heißt es in einer Mitteilung.

In diesem verkündet der BFV ebenfalls: „Die jetzt gem. § 53 Abs. 3 der Rechts- und Verfahrensordnung (RVO) verhängte Platzsperre (Ausschluss der Öffentlichkeit) besitzt bis zur Beendigung des Hauptsacheverfahrens Gültigkeit. Gem. § 40 Abs. 1 RVO hat der Vorsitzende des zuständigen Sportgerichts die einstweilige Verfügung erlassen, weil dies „zur Aufrechterhaltung von Ordnung, Recht und Fairness im Fußballsport“ notwendig ist.“

Kickers halten die Restriktionen für ungeeignet

Der Verbandsanwalt stelle mit Blick auf das Hauptsacheverfahren, in dem die Beteiligten umgehend zu Stellungnahmen aufgefordert worden sind, fest, dass „es sich um massive Verfehlungen der Gäste-Fans und damit einhergehend um einen erheblichen Verstoß gegen die Platzdisziplin handelt. Schon aufgrund der erheblichen Spielunterbrechungen, die durch die Ausschreitungen verursacht wurden, wird im Hauptsacheverfahren ein Punktabzug zu verhängen (§ 73 Abs. 2 Buchst. b RVO) und – auch aufgrund der Gesamtsituation – eine Platzsperre durch Ausschluss der Öffentlichkeit in Betracht zu ziehen sein“.

Die Kickers bedauern die restriktiven Maßnamen des Verbandes in einer Stellungnahme und halten "kollektive Sanktionen für ungeeignet, da sie auch jene Fans treffen, die sich stets friedlich und vorbildlich verhalten".  Besonders bedauerlich sei, dass das durch den Ausschluss der Zuschauer geplante Engagement im Rahmen der laufenden BFV-Kampagne zur Organspende nicht wie geplant umgesetzt werden könne – sowohl inhaltlich als auch finanziell, schreibt der Verein weiter.

Nach einer sportlich nicht zufriedenstellenden Saison mit zwei Trainerwechseln und dem verpassten Aufstieg, in der noch die Duelle gegen die Fürther U23 und das Gastspiel in Illertissen anstehen, müssen die Verantwortlichen nun auch die Wogen neben dem Platz glätten. 

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Spielstenogramm

1. FC Schweinfurt 05: Schneller 4,5, Zeller 2,5, Langhans 2,5, Meißner T. 3,0, Piwernetz 3,0 (56. Trslic 3,5), Angleberger 2,0, Böhnlein 2,0, Thomann Mart. 2,5, Endres 2,5, Müller S. 2,0, Dellinger 2,5 / Zorn, Doktorczyk, Frisorger, Bausenwein, Feulner, Bozesan, Einsiedler, Hofmann
FC Würzburger Kickers: Hipper 4,0, Farahnak 4,0, Wieselsberger 3,5, Montcheu 3,5, Hägele 3,0, Wessig 3,0, Zaiser 3,5, Meisel 4,0, Fesser 4,0 (75. Awassi), Japaur 4,5 (74. Girth 5,0), Junge-Abiol 4,5 (62. Harz 4,5) / Langner, Portnoy, De Moura Moraes, Kurzweg, Winkler
Tore: 1:0 Eigentor (6.), 1:1 Wessig (49.), 2:1 Müller S. (66.)
Gelbe Karten: Dellinger (2.), Meißner T. (20.), Zeller (60.) / Wessig (35.), Fesser (73.) | Gelb-rote Karten: - / Wessig (57.)
Zuschauer: 11968 | Schiedsrichter: Markus Pflaum (SV Dörfleins 1949 e.V.)


Tabelle Regionalliga Bayern

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
32
54:36
55
3
32
59:43
55
7
32
44:31
51
8
32
50:50
49
10
32
43:50
43
11
32
66:61
42
13
32
49:54
39
14
32
40:48
36
16
32
33:67
26
Bei Punktgleichheit: Torverhältnis

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