Buchs Manuel Bergmüller: "Sportlich ist das sowieso jetzt alles Quatsch!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 29.04.2020 um 11:45 Uhr
Buchs Manuel Bergmüller: "Sportlich ist das sowieso jetzt alles Quatsch!"
Man hat der Saisonverlängerung zugestimmt beim TSV Buch - auf den ersten Blick mehr als nachvollziehbar, schließlich läuft es am Wegfeld in ziemlich allen Belangen im aktuell unterbrochenen Spieljahr rund. Dennoch will Trainer Manuel Bergmüller die Lage differenzierter sehen und über den Tellerrand blicken. Der Zeitpunkt des Wiederbeginns und die Frage nach dem Transferfenster bereiten schon etwas Kopfzerbrechen.
Von Marco Galuska
Manuel Bergmüller ist für eine Saisonverlängerung, aber ohne eine offenes Transferfenster.
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Den Terminkalender hat Manuel Bergmüller trotz Corona nicht aus den Augen verloren. Auf den Hinweis, dass man doch am Sonntag eigentlich zum Spitzenspiel gegen den SC 04 Schwabach antreten würde, entgegnet der Bucher Trainer prompt: "Naja, erst einmal hätten wir jetzt Frohnlach im Pokal!" Den Humor gilt es in diesen Tagen wahrlich nicht zu verlieren, auch wenn genügend Wehmut mitschwingt, wenn der TSV-Coach immer wieder die neuesten Bilder vom "Englischen Rasen" am Wegfeld zugespielt bekommt. "Die Plätze sind die großen Gewinner von Corona. Unsere Leute sind glaube ich mittlerweile schon mit der Nagelschere unterwegs. Da wird alles perfekt vorbereitet!"

Der A-Platz des TSV Buch wird gebührend gepflegt. Das Grün am Wegfeld ist sicher ein Gewinner der Coronakrise.
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Wann der Tag kommen wird, an dem auch in Buch der Ball wieder rollt, das ist derzeit noch nicht genauer definierbar. Über einige Wochen hatte sich der Tabellenzweite nach dem Stopp in der Liga und am Trainingsplatz via Videokonferenz zusammengeschlossen, um eine Art Mannschaftstraining abzuhalten. Just an jenem Donnerstag, einem Tag vor Beginn der BFV-Webinare, die nun den Plan einer Saisonfortsetzung gebracht haben, hatte Bergmüller gemeinsam mit seinem Co-Trainer Udo Brehm entschieden, dass man auch diese, wohl gemerkt freiwilligen, Video-Trainingskonferenzen nicht weiterführen würde: "Für uns war das klar, dass man das nicht ewig so fortführen kann und daher haben wir den Jungs nun einfach mal komplett freigegeben."

Für die Bucher Trainer war klar, dass die Trainingseinheiten per Videokonferenz nicht auf Dauer durchzuführen sind.
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Die viel zitierte "Planungssicherheit" kann Bergmüller längst nicht mehr hören: "Das geht im Moment - egal wie man es dreht - nicht wirklich!" Verblieben ist man mit den Spielern aber insoweit, dass man am 6. Juli mit der einen oder anderen Trainingsform - sofern möglich - wieder beginnen möchte. Von einer klaren Zielsetzung ist Bergmüller nach der Corona-Pause indes weit entfernt: "Sportlich ist das jetzt sowieso alles Quatsch! Es geht nicht mehr darum, ob wir Zweiter, Fünfter oder Sechster werden. Es geht eher darum, nicht noch mehr kaputt zu machen." Dabei zitiert Bergmüller Markus Giering, Kapitän des Bezirksligisten 1. FC Kalchreuth, und zeigt Verständnis für viele der Vereine in der Liga: "Das ist schon ätzend, wenn man sich mehrere Monate vorbereiten muss, um dann um die Goldene Ananas zu spielen."

Fortsetzung ab 1.9. wäre es die schlechtere Lösung

Dass die Entscheidung über die Saisonfortsetzung kontrovers diskutiert wird, versteht Bergmüller gut und differenziert auch sein persönliches "Ja" zum Verbandsvorschlag: "Wenn es wirklich am 1.9. wieder losgehen sollte, dann ist es tatsächlich die schlechtere Lösung. Dann wäre der Abbruch besser gewesen. Aber ich glaube eher daran, dass es erst wieder im Frühjahr 21 losgeht und dann bringt man die Saison zumindest noch zu Ende und hat nicht noch eine zweite halbierte Saison."

Ob der Heimsieg gegen Bruck vom März das einzige Punktspiel der Bucher Jungs in 2020 bleibt, ist noch ungewiss.
B. Fromm

Offenes Transferfenster als Wettbewerbsverzerrung

Das aktuelle Pokerspiel im Zuge der Saisonverlängerung hat auch aus Sicht des Bucher Trainers einen weiteren entscheidenden Parameter: "Ich bin absolut gegen ein offenes Transferfenster! Ich kann mir gut vorstellen, dass man es ähnlich wie im Winter macht: Wechsel nur mit Zustimmung des abgebenden Vereins. Sollten es aber freie Wechsel geben, wie sonst nur vor einer Saison, würde das zu einer erheblichen Wettbewerbsverzerrung führen. Dann ködern Vereine, für die es noch um etwas geht, Spieler von Vereinen, die um die Goldene Ananas spielen. Sicher würde uns das als Tabellenzweiter dann vielleicht auch in die Karten spielen, aber ich bin ein kompletter Gegner davon!"

Sowieso wird es schwierig sein, die verschiedenen Interessen der Klubs annähernd unter einem Hut zu bringen. "Ich muss da immer etwas aufpassen, was ich sage. Denn mir ist schon bewusst, dass es uns hier beim TSV Buch aktuell sportlich und auch wirtschaftlich sehr gut geht. Da werden vor allem kleinere Vereine in anderen Ligen vielmehr zu kämpfen haben", zeigt der Bucher Trainer auch ganz allgemein Verständnis für die Interessen anderer Klubs und schränkt doch ein: "Aber auch ich weiß doch derzeit nicht genau, ob bei einem Wiederbeginn noch alle Spieler von mir da sein werden."

BFV-Krisenmanagement war gut, aber zuletzt zu schnell

ASV Vach und TSV Buch - bei den Nachbarvereinen sieht man die Option eines dritten Transferfensters im Zuge der Saisonverlängerung komplett unterschiedlich.
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Zugleich offenbart sich die Schwierigkeit, aus den Begebenheiten nun eine allgemein akzeptable Lösung zu finden, schon anhand der unterschiedlichsten Interessen der Vereine in der Landesliga Nordost - wie das Beispiel vom Nachbarverein ASV Vach zeigt, der nur unter der Prämisse eines zugesicherten Transferfensters dem BFV-Vorschlag zugestimmt hat. "Man muss auf jeden Fall festhalten, dass sich der Verband mit der Entscheidung nun deutlich mehr Arbeit geschaffen hat", sagt Bergmüller. 

Beim Umgang mit der Coronakrise attestierte der Bucher Trainer dem BFV hierzu "lange Zeit ein richtig gutes Krisenmanagement. Ich kann aber nicht wirklich nachvollziehen, warum das jetzt dann alles so schnell hat gehen müssen. Es gibt für die Varianten Fortsetzung und Abbruch jeweils Vor- und Nachteile. Das ist schwierig abzuwägen, Bayern wollte der Erste sein. Das erscheint mir dann aber alles doch etwas überhastet. Es hätte doch genügt, wenn man sagt, wir haben definitiv erst einmal Pause bis August oder September. Und in der Zwischenzeit hätte man die Lösungen genauer ausarbeiten können!"

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