UEFA Regions Cup: "Danke, alter Schwede, da oben!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 23.06.2019 um 13:30 Uhr
UEFA Regions Cup: "Danke, alter Schwede, da oben!"
In einem wahren Herzschlagfinale feierte die BFV-Auswahl einen späten 1:0-Sieg gegen die Türkei, der den Finaleinzug im UEFA Regions Cup 2019 beschert. Den Treffer vor 2463 Zuschauern in Landshut erzielte Henri Koudossou (SV Pullach) in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Am Mittwochabend (18.30 Uhr) trifft die BFV-Auswahl im Endspiel in Burghausen auf Polen.
Von Marco Galuska
Riesenjubel bei der BFV-Auswahl nach dem 1:0-Siegtreffer, der den Finaleinzug bedeutet.
Alexandra Beier/Getty Images for BFV
Verletzter Marx nur Zuschauer

Während der Auswahl aus Istanbul schon ein Remis zum Finaleinzug gereicht hätte, war die BFV-Truppe nach dem 1:1 gegen die West-Slowakei vom Donnerstag unter Zugzwang. Dabei hatte Verbandstrainer Engin Yanova gegenüber dem Slowakei-Spiel vier Änderungen in der Startformation vorgenommen. David Bauer (TSV Rain/Lech) ersetzte den mit bandagiertem Knöchel und Krücken am Spielfeldrand mitfiebernden Erlanger Sebastian Marx. Für Sebastian Gebhart (TSV 1860 München) spielte der zuletzt gesperrte Kapitän Michael Kraus (TSV Aubstadt). Im Sturm starteten Niclas Staudt (FC Würzburger Kickers) und Philipp Nagengast (SpVgg Jahn Forchheim) für den gesperrten Franz Fischer (FC Garmisch-Partenkirchen) und Lukas Imgrund (FC Würzburger Kickers).

Taktieren Fehlanzeige: Türkei mit Chancenplus

Auf ein Remis spielte die Mannschaft des gesperrten Coaches Ismail Tavis, der auf der Bank von seinem Co-Trainer Inanc Yavuz vertreten wurde, wahrlich nicht. Die türkische Auswahl wirkte im Spiel nach vorne etwas kreativer. Nach Flanke von Fatih Gönen verzog Caner Güner im Zentrum nur um Zentimeter (13.). Kurz vor der Pause lief Umut Aydin nach einem Musterzuspiel aufs Tor zu, aber eine tolle Grätsche von Bauer verhinderte Schlimmeres (42.) Obwohl auch die deutsche Mannschaft in der Offensive etwas spritziger agierte, blieben wirkliche Tormöglichkeiten im ersten Durchgang Mangelware: Einen Schuss von Sebastian Fries (Würzburger FV) lenkte der türkische Keeper Ahmet Pekgöz über die Latte (44.). Näher dran an der Führung war aber letztlich doch die Mannschaft aus dem Raum Istanbul: Ein Freistoß von Samet Semiz setzte kurz vor Bayerns starken Keeper Dominic Dachs auf, der noch mit den Fingerspitzen dran war und den Ball an den Innenpfosten lenkte.

Vergebener Matchball rächt sich nicht 

Die erste Aktion nach der Pause gehörte der deutschen Mannschaft: Nach Vorarbeit von Masaaki Takahara (SV Türkgücü-Ataspor München) konnte Ugur Türk (TSV 1860 München) den Ball nicht kontrolliert zum Abschluss bringen. Es blieb weiterhin ein Spiel auf Messers Schneide, bei dem die Türken durch ihren Zehner, Umut Aydin, weiter für Torgefahr sorgten (60., 65.), vor allem sein Abschluss in Minute 72 hätte die Führung gebracht, wenn nicht Dachs mit einer überragenden Parade den Ball weggefischt hätte. Doch je näher das Spiel auf die Zielgerade einbog, umso größer wurde doch der Druck der Gastgeber gegen nun abbauende Türken. Hatte Ekin per Flachschuss noch verzogen, so ergab sich in Minute 79 die Megachance für Ugur Türk, der von einem kapitalen Missverständnis der Istanbuler Hintermannschaft aber nicht profitierte und an einem Abwehrbein auf der Linie scheiterte.

Hartwigs Stoßgebete werden erhört


Hinter der bayerischen Trainerbank tigerte Ex-Profi Jimmy Hartwig, der als Botschafter, guter Geist und Fan der BFV-Auswahl ("Das sind tolle Jungs, die sich hier den Hintern aufreißen!") mitfieberte, im Innenraum auf und ab. Hartwig hatte das ein oder andere Stoßgebet ausgestoßen. Und es sollte helfen: In der zweiten Minute der Nachspielzeit landete eine Eckballvariante beim eingewechselten Eduard Root, der auf Henri Koudossou ablegte - 1:0! Sympathieträger Hartwig war mittendrin in der Jubeltraube und gab nach dem Abpfiff zu Protokoll, dass es wohl Hilfe von oben benötigt habe und sagte mit Blick gen Himmel: "Dankeschön, alter Schwede, da oben!"
 
Erste deutsche Finalteilnahme - am Mittwoch gegen Polen

"Wir waren in der ersten Halbzeit vielleicht etwas zu fahrig, aber nach der Pause haben wir das überragend gemacht, waren bis zum Schluss geduldig und haben auf unsere Chance gewartet", sagte Trainer Yanova: "Ich habe bis zum Schluss an meine Mannschaft geglaubt. Ich bin wahnsinnig stolz auf diese Jungs. Unser Ziel war das Finale in Burghausen. Das haben wir erreicht. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl."

Jimmy Hartwig fiebert mit der BFV-Auswahl mit - seine Gebete wurden spät erhört.
Getty/Alexandra Beier

Somit steht erstmals ein deutsches Team in der mittlerweile 11. Auflage des UEFA Regions Cup im Finale. Am Abend holte sich Polen in Gruppe B das zweite Finalticket durch ein 2:2 gegen Tschechien, während Spanien seine Chancen durch ein 1:2 gegen Russland verspielte.
 
Deutschland
Dominic Dachs (SV Seligenporten) - David Bauer (TSV Rain/Lech), Alexander Weiser (TSV 1865 Dachau), Masaaki Takahara (SV Türkgücü-Ataspor München), Michael Kraus (TSV Aubstadt - C) Ugur Türk (TSV 1860 München), Arif Ekin (TSV 1860 München, 83. Eduard Root/SSV Jahn Regensburg), Henri Koudossou (SV Pullach), Niclas Staudt (FC Würzburger Kickers), Philipp Nagengast (SpVgg Jahn Forchheim, 63. Marco Luburic/TSV Rain/Lech), Sebastian Fries (Würzburger FV).

Türkei
Ahmet Pekgöz (TW) - Kemal Yilmaz, Dogan Zincir, Vedat Cikin, Yildiray Uyar (C), Fatih Gönen, Samet Semiz, Umut Aydin, Caner Güner (65. Yunus Topal), Emre Seker, Onur Gecgel (84. Alpaslan Bagimsiz).

Tor: 
1:0 Koudousso (90+2.)

Schiedsrichter: 
Georgi Vadachkoria (Georgien) / Zuschauer: 2463 (in Landshut).

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Ergebnisse 1. Spieltag

Gruppe A:
Türkei - Slowakei 3:1
Deutschland - Frankreich 1:0

Gruppe B:

Russland - Polen 0:1
Tschechien - Spanien 0:3


Ergebnisse, 2. Spieltag

Gruppe A  
Türkei - Frankreich 2:1
Deutschland - Slowakei 1:1
 
Gruppe B

Tschechien - Russland 1:0
Polen - Spanien 1:1


Ergebnisse, 3. Spieltag

Gruppe A 
Frankreich - Slowakei 2:0
Türkei - Deutschland 0:1

Gruppe B 

Spanien - Russland 1:2
Polen - Tschechien 2:2

UEFA Regions Cup 2019

Gruppe A
Deutschland (BFV-Auswahl)
Frankreich (Normandie)
Slowakei (West-Slowakei)
Türkei (Istanbul)

Gruppe B
Russland (Rostov Oblast)
Spanien (Kastilien und Leon)
Tschechien (Region Hradec Králové)
Polen (Dolnoslaski)

Was ist der UEFA Regions Cup?

Der UEFA Regions Cup ist der Nachfolge-Wettbewerb des 1966 eingeführten UEFA Amateur Cup, der bis 1978 existierte. Die Reaktivierung des Wettbewerbs ist auf die Gründung des Amateurfußball-Ausschusses innerhalb der UEFA zurückzuführen und wurde 1996 vom UEFA-Exekutivkomitee beschlossen. Ziel des Wettbewerbs ist es, den Amateurfußball zu stärken und ihm internationale Aufmerksamkeit zu verschaffen. Zugelassen sind zum Wettbewerb Regionalauswahlen.

Wer ist spielberechtigt?

Bayern- und Landesliga-Spieler zwischen 19 und 40 Jahren aus Bayern, die bis dato maximal in der Bayernliga spielen und weder Lizenz-, noch A-Nationalspieler gewesen sein dürfen. Die Nationalität spielt keine Rolle, beim BFV müssen die Spieler seit mindestens zwei Jahren registriert sein.

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