Am (Spielfeld) Rande bemerkt: Sina Stummer gegen die erste große Liebe - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.07.2018 um 18:13 Uhr
Am (Spielfeld) Rande bemerkt: Sina Stummer gegen die erste große Liebe
MAGAZIN Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes auf und neben dem Fußballplatz des VfL Frohnlach groß geworden. Drei Jahre lang knetete sie bis 2016 als Physiotherapeutin die Muskeln der damaligen Regionalligakicker der Blau-Weißen und kehrte am vergangenen Freitag ins Willi-Schillig-Stadion zurück – auf der Gästebank.
Von Bernd Riemke
Der Stadionname ihres "Wohnzimmers" prangt in großen Lettern im Hintergrund, doch gemeinsam mit Bastian Pöche ist Sina Stummer nur zu Gast gewesen.
Schon lange bevor Sina Stummer im Sommer 2013 als Physiotherapeutin beim VfL Frohnlach anheuerte, war sie fester Bestandteil der blau-weißen Familie. Papa Holger machte die müden Beine der Fußballer wieder fit und Klein-Sina wuchs dadurch beinahe wie selbstverständlich auf dem Fußballplatz auf. Drei Jahre lang stand sie schließlich selbst in der Verantwortung ehe sie eine neue Herausforderung suchte und beim Handball landete. „Der HSC war äußerst attraktiv, weil er natürlich die sportliche Hausnummer schlechthin in Coburg ist“, so die 22-Jährige, die zwei Spielzeiten lang als Physiotherapeutin für die zweite Vertretung des HSC agierte. Anstelle von Bänderverletzungen oder Muskelverhärtungen standen nun gerissene Kapseln in den Fingern oder sogar leichte Gehirnerschütterungen auf dem Programm. „Handball ist viel robuster. Da gibt es schon öfter mal Blut zu sehen“, schildert Stummer nur beispielhaft aus Sicht der Physiotherapeutin einige der wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Sportarten. Obgleich sie auch unter dem Hallendach wertvolle Freundschaften schloss und die Erfahrungen keinesfalls missen möchte, zog sie es zu der Sportart zurück, die sie von Kindesbeinen an verfolgte.

Dieter Kurth hat mich nach Ebersdorf geholt

„Ich wollte wieder zum Fußball und Dieter Kurth hat jemanden gesucht“, bringt es Sina Stummer in einfachen Worten auf den Punkt. Eingedenk der erfolgreichen Zeit, die beide gemeinsam in Frohnlach verbracht hatten, erinnerte sich der Übungsleiter der Sylvia aus Ebersdorf an die junge Frau mit den heilenden Händen und musste nur wenig Überzeugungsarbeit leisten, um sie von einem Engagement beim Bezirksligaaufsteiger zu überreden. „Mir war schnell klar, dass ich zusagen werde, weil ich durch Dieter Kurth viel Wertschätzung erfahren habe“, so Stummer, die darüber hinaus in Bastian Pöche, Tayfun Peker, Jakob Engelmann oder Tobias Dalke zusätzlich ehemalige Weggefährten wiederfand, die vor Jahren das Trikot des VfL Frohnlach trugen. Umso bedeutsamer war nicht nur für die Akteure auf dem grünen Rasen, sondern auch für die Physiotherapeutin das erste Gemeindederby seit vierzig Jahren.

Jakob Engelmann (liegend) ist einer derer, den Sina Stummer schon aus VfL-Zeiten kennt. Nun lockert sie seine Muskeln zum Wohle des SC Sylvia Ebersdorf.
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Zwei Herzen in einer Brust

Schon in den Tagen vor dem mit Spannung erwarteten Match glühten die Whatsapp-Drähte heiß. Als Stummer schließlich die altbekannten Gesichter aus Frohnlacher Zeiten am Spieltag wiedersah, blieb zunächst wenig Zeit füreinander. „Die Jungs waren fokussiert und auch ich hatte meine Arbeit zu erledigen. Allerdings war es für mich schon ein merkwürdiges Gefühl in meinem eigenen Wohnzimmer plötzlich in der Gästekabine zu stehen und ein anderes Trikot zu tragen“, so Stummer die sich in Frohnlach nichtsdestotrotz herzlich Willkommen geheißen fühlte. Die Sorge um das Wohlergehen und den Fitnesszustand der ehemaligen Wegbegleiter aus denen längst Freunde geworden sind, konnte die 22-Jährige verständlicherweise nicht ablegen. Selbst während der Partie beschlich sie mitunter ein mulmiges Gefühl. „Als Kevin Hartmann einmal mit Schmerz verzerrtem Gesicht liegenblieb, bin ich schon zusammengezuckt“, macht Stummer aus ihrer inneren Zerrissenheit keinen Hehl. Der VfL Frohnlach war schließlich ihre „erste große Liebe“ und so genoss sie sichtlich die Stunden nach dem Spiel, als sie mit einigem Abstand die strittigen Elfmeterentscheidungen, den zweimaligen Führungswechsel oder manch kniffligen Schiedsrichterpfiff mit „ihren Jungs“ bis weit in den Abend hinein in geselliger Runde diskutieren konnte.

Wenn Fußball zur Nebensache wird

Fußball ist eben doch „nur“ die schönste Nebensache der Welt. So ist es selbstverständlich, dass die Physiotherapeutin der Sylvia auch die Spieler des VfL ebenso herzlich wie neckisch umarmen kann – denn über das 2:2 ihres neuen Vereins gegen den vermeintlich hohen Favoriten freute sie sich dennoch diebisch. „Ich fühle mich in Ebersdorf total wohl“, bekräftigt Stummer nachhaltig und besticht auf dem Platz während der Partie mit professionellem Verhalten und höchstem Einsatz für ihre Farben. Nach dem Schlusspfiff sind die 90 kämpferischen Minuten zuvor jedoch schnell wieder vergessen – und so freut sich Sina Stummer schon jetzt auf das geplante Ehemaligentreffen mit ihren Frohnlachern. Hoffentlich findet das nicht erst nach dem Rückspiel statt, obgleich es auch da sicher wieder einiges an Gesprächsstoff geben dürfte...

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Steckbrief S. Stummer

Sina Stummer
Spitzname
Schnuggi
Alter
28
Geburtsort
Coburg
Wohnort
Grub
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
165 cm
Beruf
Physiotherapeutin
Hobbies
Schuhe shoppen, mit Freundinnen ausgehen, Football


Die besonderen Momente

Als ich neben Dieter Kurth auf den Platz gelaufen bin, waren die Frohnlacher Jungs noch in der Kabine, unsere standen schon zum Einlaufen bereit. Ich fragte Dieter Kurth, ob er sich daran erinnern könne, dass wir hier schon öfter zusammen entlang gelaufen sind und daraufhin sind wir gemeinsam in Erinnerungen geschwelgt bevor das Spiel richtig losging.


Als Ebersdorf das erste Tor gemacht hat, habe ich mich total gefreut. Mir ist regelrecht ein Stein vom Herzen gefallen, weil wir der klare Außenseiter waren und recht früh beweisen konnten, dass der VfL uns besser nicht unterschätzen sollte. Auf der anderen Seite war ich aber auch hin- und hergerissen, weil ich wusste unter welchem Druck meine ehemaligen Jungs standen und welch große Last die Favoritenrolle im Derby für sie bedeutete. Als ich mich nach dem Jubel wieder hinsetzte, brauche ich erstmal einen Augenblick nur für mich.

Spielstenogramm

VfL Frohnlach: Jauch 2,8, Rebhan T. 2,9, Lauerbach D. 2,9, Simitci 3,7, Weinreich 3,0, Rödel C. 2,7, Friedlein M. 2,5 (70. Renk 1,9), Teuchert Y. 3,5 (85. Sener), Pflaum 2,4, Hartmann 1,8 (90. Wolf), Oppel 2,4 / Pfister, Beetz, Özdemir E., Graf Do.
SC Sylvia Ebersdorf: Weiß 1,7, Knauer M. II 2,6, Pawellek 2,9, Bohlein D. 3,0 (46. Belibi Joseph . 2,9), Engelmann J. 2,2, Peker 1,5, Heidenreich 2,6, Zapf F. 2,7, Pöche B. 2,6 (90. Celik), Dalke 2,5, Civelek C. 2,0 / Wyzgol, Atessacan K., Nemmert
Tore: 0:1 Civelek C. (5., Pöche B.), 1:1 Hartmann (37., Oppel), 2:1 Renk (72., Oppel), 2:2 Dalke, Foulelfmeter (85., Zapf F.)
Gelbe Karten: Lauerbach D. - Foulspiel (42.), Friedlein M. - Foulspiel (59.), Teuchert Y. - Foulspiel (61.) / Heidenreich - Foulspiel (24.), Dalke - Halten/Trikotziehen (27.), Civelek C. - Foulspiel (63.)
Zuschauer: 1054 | Schiedsrichter: Johannes Hamper (ATS Kulmbach 1861 e.V.) 2,4

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