Tipps und Antworten: Rasenpflege in Bundesligastadien - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 13.06.2018 um 00:00 Uhr
Tipps und Antworten: Rasenpflege in Bundesligastadien
Wenn sintflutartige Regenfälle für eine Überschwemmung der Sportplätze sorgen, dann ist nicht der Greenkeeper schuld, sondern Petrus. Die Rasenpflege eines strapazierten Fußballrasens ist eine Wissenschaft für sich und noch längst nicht jeder Greenkeeper hat ein glückliches Händchen. Das, was auf einem Außenplatz gut funktioniert, kann in einem halb geschlossenen Stadion schief gehen.
Von Manni Meisenkaiser
Jürgen Klopp beschwerte sich während seiner Zeit als Trainer in Dortmund über den schlechten Zustand des Augsburger Arenarasens. Der BVB Trainer bemängelte die holprige Oberfläche. Nicht selten versprangen Bälle beim Stoppen so hoch, dass sie nicht mehr kontrollierbar waren. Das Problem lag darin, dass die Augsburger Arena steile Ränge aufwies und wenig Licht bis zum Rasenplatz durchdrang. Insgesamt ist es sehr schattig in der Arena und durch die engen Ränge ist die Luftzirkulation eingeschränkt. Das ist soweit nichts Ungewöhnliches und trifft auf die allermeisten Stadien zu. Doch in den meisten anderen Stadien ist das Geläuf erheblich besser. Wie kann das sein?
In Augsburg kam ein weiteres Problem zur Beschattung dazu: Fresswürmer befielen den Rasen und fraßen sich bis zu den Wurzeln durch. In der Folge konnten sich die Graspflanzen nicht mehr im Boden halten und sobald ein Spieler im vollen Lauf stoppte oder eine scharfe Drehung vollführte, brach die Krume auf und der Rasen stob in alle Richtungen davon. Das Ergebnis war ein holpriger Rasen, der im Lauf der Saison immer schwieriger zu bespielen war. Der Greenkeeper von Augsburg reagierte prompt und plante den Umstieg auf Hybridrasen. In Kombination mit einer Rasen-Sonnenbank wollte er das Problem in den Griff bekommen. Denn da, wo es kein natürliches Licht gibt, braucht es künstliches. Der Kunstgriff gelang und der Rasen ist heute nahezu makellos.

Der Job eines Greenkeepers ist sehr speziell


Um als Grenkeeper tätig zu werden, braucht es eine professionelle Ausbildung. Ein Weg führt zum Beispiel über eine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau mit Schwerpunkt Sportplatzbau. Nach einigen Jahren Berufserfahrung bietet sich die Fortbildung zum Greenkeeper an. Die ist zwingend erforderlich, um den besonderen Ansprüchen eines Sportrasens gerecht werden zu können. Ein Quereinstieg ist auch denkbar. Wer sich also für den Job eines Greenkeepers qualifizieren will, dem stehen alle Türen offen. Ein wenig Hintergrundwissen kann jedoch nicht schaden. Einen kleinen Einblick in die Besonderheiten von Sportplatzrasen liefern die nächsten Zeilen.

1. Wie lassen sich tiefe Macken aus dem Sportplatzrasen nach einem Fußballspiel entfernen?
Im Grunde ist es wichtig, den Rasen im Vorfeld so vorzubereiten, dass es erst gar nicht dazu kommt. Die Grasnarbe muss kräftig und widerstandsfähig sein. Kommt es doch einmal dazu, dass tiefe Macken im Rasen nach einem Bundesligaspiel bleiben, dann geht es ans Flicken. Sogenannte Stöpsel mit einem Durchmesser von 10 bis 12 cm werden in die beschädigten Stellen eingesetzt. Bei großflächigen Beschädigungen, wie es zum Beispiel direkt im Torraum geschehen kann, wird nicht selten ein komplettes Rasenstück ausgewechselt.

2. Nach einem Spiel sieht der Rasen oft wie ein Schlachtfeld aus. Welche Schritte sind nötig, um den Rasen wieder bespielbar zu machen?


Der erste Schritt ist das Ausbügeln der Macken mit den Rasen-Stöpseln. Danach geht es ans Mähen. Dabei werden auch die abgestorbenen Pflanzenteiler und herausgerissenes Gras mit aufgenommen. Bis zum nächsten Spiel ist dann eine sorgfältige Pflege durch Mähen, Düngen, Bewässern und Belüfteten vorzunehmen. Das geschieht in Abstimmung auf den Spielplan.

3. Mit welchem Rasenmäher und wie oft wird gemäht?
Häufig bespielte Rasenflächen und auch Trainingssportplätze werden im Profibereich fast täglich gemäht. Die ideale Spiellänge für den Rasen liegt bei 24mm, beim Training dürfen es 2mm mehr sein. Trainingsfelder werden in der Regel mit einem Aufsitzmäher bearbeitet oder es kommen größere Rasenmähertraktoren zum Einsatz. Im semiprofessionellen Bereich oder bei kleinen Sportvereinen sind Benzin-Rasenmäher eine gute Wahl. Sie können unabhängig von Stromquellen arbeiten und sie bewältigen in kurzer Zeit bei relativ geringer körperlicher Belastung große Flächen.
Doch wenn es um die Spielfläche im Stadion eines Bundesligavereins geht, vermeiden professionelle Greenkeeper - soweit es geht - den Einsatz schwerer Maschinen und Geräte. Fast 8000 m² werden vorzugsweise mit einem Spindelrasenmäher gepflegt. Der Spindelmäher hat die besondere Eigenschaft, dass die Messer sich parallel zum Boden fortbewegen und sich die Grashalme in eine bestimmte Richtung legen.

4. In der Bundesliga weist der Rasen immer Streifen auf, früher war er manchmal kariert: Was steckt dahinter?
Der Weltfußballverband FIFA hat einen Standard festgelegt. Im Jahr 2004 erließ er die Regel, dass der Rasen parallel zur Mittellinie und zum Torraum verlaufen muss. Dafür gab es gute Gründe. Zum einen erzeugt die Vorschrift ein einheitliches Gesamtbild in allen Bundesliga Stadien. Zum anderen bietet das streifenweise Mähen Orientierung auf dem Spielfeld. Spieler, Schieds- und Linienrichter finden sich besser zurecht, sie können Entfernungen abschätzen und auch Abseitspositionen besser ausmachen. Auch Kunstrasenplätze sind gemäß Fifa reglementiert. Alle Mitgliedsverbände müssen sich daran halten.

5. Gibt es eine Sonnenbank für Stadionrasen?
Ja, das stimmt. In den engen Stadien gelangt nicht genügend Licht auf die Grasnarbe. Der Einsatz von 600-Watt-Natriumsdampflampen sorgt für Abhilfe. Bereiche, in denen ständiger Schlagschatten herrscht, werden in Stadien von Bundesligavereinen zum Teil 24 Stunden am Stück besonnt.

6. Welche besonderen Anforderungen muss der Rasen erfüllen?
Früher waren die Stadien offener. Inzwischen hat sich das verändert und die Arenen sind immer enger geworden. Grund ist, dass Zuschauer trocken sitzen wollen und Spieler lieber ohne Windeinflüsse Fußballspielen. Außerdem verlangen Spieler einen Platz mit kurz gemähtem Gras, damit die Stollen viel Bodenkontakt haben. Diese Kombination erschwert die Arbeit für Greenkeeper, denn den Gräsern stehen nur 15 cm Boden für ihre Wurzeln zur Verfügung. Wenn man weiß, dass Gräser eigentlich über 1 m tiefe Wurzeln ausbilden, versteht man, wo das Problem liegt. Der Rasen ordnet sich dem Spiel komplett unter. Der Aufbau ist so, dass 35 Liter Wasser pro Stunde hindurchsickern können, denn während der Fußball-Bundesliga-Saison soll wegen Unbespielbarkeit der Rasenfläche kein Spiel ausfallen. Die Deutsche Fußballliga (DFL) hat genaue Regeln erlassen, die in den Anforderungen an ein Rasenspielfeld im Lizenz-Fußball nachzulesen sind.

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