Gefragt - Gejagt mit Frank Lunz: Wie Cassini den Bibliothekar zermürbte - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 25.04.2018 um 06:00 Uhr
Gefragt - Gejagt mit Frank Lunz: Wie Cassini den Bibliothekar zermürbte
MAGAZIN Im Fußballer-Leben ist Frank Lunz mit den Damen seiner DJK Teuchatz als ungeschlagener Tabellenzweiter der Bezirksliga der Jäger des Ligaprimus SpVgg Dietersdorf. In der beliebten ARD-Quizshow Gefragt – Gejagt war er gestern Abend der Gejagte und kämpfte um über 25000 Euro.
Von Bernd Riemke

In der vierten Spielzeit leitet der 52-jährige gebürtige Stuttgarter nun schon die sportlichen Geschicke der DJK Teuchatz und feierte in der vergangenen Spielzeit mit dem Double aus Kreispokalsieg und Kreisligameisterschaft den größten Erfolg der Vereinshistorie im Frauenfußball. Während er auf dem Platz Bescheidenheit vorlebt, werden die Aussagen auf dem heimischen Sofa in Brunn, einem Ortsteil des Marktes Heiligenstadt, schon forscher. Insbesondere bei einer seiner Lieblings-Quiz-Sendungen im deutschen Fernesehen echauvierte sich der zweifache Familienvater mitunter derart vehement, dass seine geliebte Gattin Erika ihn mit den lapidaren Worten „Dann bewirb dich doch selbst, wenn du immer so schlau bist“ überredete, sich anzumelden. Gesagt, getan!

Kandidat im zweiten Anlauf

Wenige Wochen später klingelte auch schon das Telefon im Hause Lunz und Papa Frank wurde von der Redaktion der Vorabendshow „Gefragt – Gejagt“ mit zwanzig Fragen aus dem Bereich des Allgemeinwissens konfrontiert, um unter Beweis zu stellen, dass er ein geeigneter Kandidat für die Sendung sei. In gewohnt souveräner Manier absolvierte er die Prozedur und sah sich schon im Frühjahr 2017 zu einem Casting-Termin in München eingeladen. Vor der Videokamera verkündete Lunz unter anderem sein Motto, mit dem die Kandidaten in der Show dem Millionenpublikum vorgestellt werden: „Beim Fußball hören zwanzig Frauen auf mein Kommando. Heute, lieber Jäger, wirst du nach meiner Pfeife tanzen“, sprach der DJK-Coach schmunzelnd in die Mikrofone und hinterließ damit einen bleibenden Eindruck. Zunächst wanderte seine Bewerbung zwar auf die Warteliste, doch im Oktober des gleichen Jahres erreichte ihn eine E-Mail mit der Anfrage, ob er sich im Herbst zu einem Aufzeichnungstermin in Hamburg einfinden könne.

Taubenblau statt kleinkariert

Gemeinsam mit Gattin Erika und Sohn Marvin ging es also mit dem Flieger gen Hansestadt und beinahe ohne Umschweife in das Fernsehstudio. „Wir wurden in Empfang genommen, in unsere Garderobe mit eigenem Namensschild geführt, kurz abgepudert und innerhalb von 35 Sekunden waren wir safe“, umschreibt Lunz die Vorbereitung auf die Show. Eine Show, für die es insofern Einschränkungen gab, dass die Kandidaten aufgefordert waren, keine Klamotten mit Werbeaufdrucken zu tragen und keine kleinkarierten Hemden, weil das zu Flimmereffekten bei der Aufzeichnung führt. Frank Lunz entschied sich für ein taubenblaues Hemd und wurde umgehend mit den anderen Kandidaten bekannt gemacht, mit denen er sich gemeinsam eine Folge der Sendung anschaute anhand derer allen noch einmal die Regeln sowie der konkrete Ablauf der Sendung erklärt wurden.

Echte TV-Stars haben natürlich auch ihre personalisierte Garderobe.
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Die Show vor der Show

Auch Moderator Alexander Bommes gab sich selbstverständlich die Ehre. „Er war ultra professionell und dazu unheimlich sympathisch. Einfach ein netter Typ, der einem mit seiner Lockerheit ein wenig die Nervosität nimmt“, beschreibt Lunz die ARD-Allzweckwaffe, dessen Gesicht unter anderem auch aus der Sportschau bekannt ist. Bevor die Scheinwerfer den Spot endgültig auf die Protagonisten richten, wird die Sendung einmal probehalber durchgespielt, damit sich die Kandidaten an die Atmosphäre gewöhnen. Animateure heizen das Publikum an und jeder der vier Mitspieler darf auch den für die Finalrunde nötigen Buzzer schon einmal betätigen. „Das sind alles 1€-Teile, die nur aus der Sicht des Zuschauers richtig edel aussehen“, stellte Frank Lunz fest, der anschließend wie in seinem eigenen Film gefangen und enorm fokussiert auf die Fragen war.

Lunz kam langsam, aber gewaltig

Fragen, die ihm zunächst ganz schön zusetzten. Nach einem Lehrer - „der war echt schlau“, so Lunz – der 3000€ auf die Habenseite brachte und einer Biersommelierin, die ausschied, war Frank Lunz an der Reihe. In der 1. Runde stellt Alexander Bommes in einer Schnellraterunde 60 Sekunden lang Fragen aus dem Allgemeinwissen. Jede richtige Antwort bringt dem Kandidaten 500€ auf sein Konto. Der sparsame „Schwob“ brachte es auf 2000€. Mit diesem Geld geht es in Runde 2 gegen den Jäger. Der hieß an diesem Abend Klaus Otto Nagorsnik, genannt „der Bibliothekar“. Beide bekommen die gleichen Fragen, wobei der Kandidat einen Vorsprung von zwei falschen Antworten bekommt. Den setzte Lunz jedoch prompt aufs Spiel. Der Jäger kauft dem Kandidaten vor der Spielrunde die Möglichkeit einer falschen Antwort ab und bot Lunz dafür an, den Gewinnbetrag auf 20000€ zu erhöhen. „Weil das ohnehin die Quizshow mit der niedrigsten Gewinnquote ist und die meisten Kandidaten leer nach Hause gehen, habe ich vorher mit meinem Sohn vereinbart, dass ich nur zocke, wenn der Jäger 80000€ bietet. Als ich mich ins Publikum umgedreht habe und mein Marvin beide Daumen nach oben hielt, bin ich trotzdem Risiko gegangen“, berichtet Frank Lunz. Allerdings erweckte es nicht den Anschein, dass dieser Mut belohnt werden sollte. „Der Jäger klebte sofort an mir dran“, schildert Lunz den Verlauf, nachdem er prompt eine Frage nicht richtig beantworten konnte. Doch auch der Bibliothekar zeigte Schwächen und so zog der Trainer der Teuchatzer Damen tatsächlich als Sieger in die Finalrunde ein.

Auch beim Fußball hat Frank Lunz häufig Grund zum Jubeln. In der laufenden Saison ist er mit seinen DJK-Mädels noch ungeschlagen.
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25500€ im Herzschlagfinale

Dort traten drei Kandidaten, neben Lunz schaffte es auch der Lehrer sowie die Angestellte einer Spielhalle ins Finale, gegen den Jäger an. In zwei Minuten legte das Trio 13 richtige Antworten vor. Üblicherweise ein gefundenes Fressen für den Jäger, der auch „innerhalb von knapp 40 Sekunden fast schon aufgeholt hatte“ - um anschließend Nerven zu zeigen. Es kam tatsächlich zum Showdown bei der allerletzten Frage: „Wie viele Nachbarländer hat Slowenien?“. Der Bibliothekar verzockte sich erneut und so wurde die Frage an die Kandidaten weitergegeben. „Der Lehrer war Erdkundelehrer und wusste es eigentlich, war sich aber plötzlich unsicher. Also habe ich seine Antwort gegeben und wir hatten gewonnen. Unter dem Strich war ich in der Finalrunde allerdings kaum existent. Ich war nur dafür verantwortlich vorher das Geld einzuspielen“, lacht Lunz in Erinnerung an eine Show, aus der der Angestellte eines Mobilfunkunternehmens schließlich mit einem satten Gewinn herausging. „Wir hatten untereinander vorher ausgemacht, dass wir einen möglichen Gewinn in jedem Fall durch alle vier Kandidaten teilen. Egal, wer ins Finale kommt“, so Lunz, der somit 6500€ auf seinem Konto verbuchen konnte.

Fernwärme und Teneriffa

Geld, das die Familie gut gebrauchen kann, da der Bau einer Terrasse am Eigenheim in Brunn sowie der Anschluss an die Fernwärme einiges an Investitionen bedarf. „Außerdem gönnen wir uns einen Urlaub auf Teneriffa“, so der Quizsieger abschließend, der seinen Triumph nach der gut dreistündigen Aufzeichnung der 45Minuten-Show mit einem Besuch der Elbphilharmonie, dem neuen Wahrzeichen im Hafen Hamburgs, abrundete. Der Alltag hat den Quizchampion indes rasch wieder und wenn er inzwischen auf seinem Sofa die berühmten Worte „Die Leute haben doch alle keine Ahnung“ witzelt, dann fehlen seiner Frau Erika inzwischen die Argumente, um ihrem Hobby-Astronomen kontra zu bieten. Spätestens wenn beide ihre Füße in den Sandstrand der kanarischen Inseln strecken und sie sich an den Husarenritt auf den Quizthron erinnern, werden beide vielleicht in den Abendhimmel schauen und sich an die Cassini-Sonde erinnern, die dem Familienvater den satten Gewinn erst ermöglichte.

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Steckbrief F. Lunz

Frank Lunz
Spitzname
Der Schwob
Alter
58
Geburtsort
Stuttgart
Wohnort
Brunn
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
178 cm
Gewicht
78 kg
Beruf
Angestellter bei einem Mobilfunkunternehmen
Hobbies
Natur, Fußball
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
Sturm


Die Fußballfrage


In der Schnellraterunde wurde meine Vorgängerin gefragt, wann der 1. FC Köln gegründet wurde. Als ich an der Reihe war, fragte mich Alexander Bommes, ob ich das denn gewusst hätte. Ich antwortete ihm, dass ich keine Ahnung hätte, wohl aber das Gründungsdatum meines VfB Stuttgart wüsste. Dass das 1895 war, habe ich derart souverän rübergebracht, dass Herr Bommes nicht den geringsten Zweifel daran hatte und sich durchaus beeindruckt zeigte. In Wirklichkeit ist es allerdings 1893...

Die schönste Frage


Ich interessiere mich für Astronomie. Als gefragt wurde, über welchem Planet sich in der Atmosphäre sechseckige Phänomene bilden können, wusste ich sofort, dass es sich um den Saturn handelt. Diese außergewöhnliche Form ergibt sich aus den gravitativen Verhältnissen auf dem Saturn. Aufgenommen hat solche Bilder die Raumsonde Cassini, die man inzwischen jedoch abstürzen ließ, damit sie keine umliegenden Monde kontaminiert, auf den aufgrund der Wasservorkommen zumindest Leben möglich erscheint.
Alexander Bommes hat mich noch gefragt, ob ich mir sicher sei. Ich war mir zu 100% sicher!

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