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Artikel veröffentlicht am 25.02.2017 um 14:00 Uhr

Nur einmal von Erfolg gekrönt: Aufholjagden in der Bezirksliga

HALBZEIT-BILANZ Wer sich nach einem Rückstand wieder zurück ins Geschehen kämpft, hat oftmals das Momentum auf seiner Seite. Oft spricht man vom psychologischen Vorteil, wenn ein Team einen Zwei-Tore-Rückstand egalisiert und anschließend gar auf den Siegtreffer drängt. Solche Aufholjagden gab es zwar im halben Dutzend in der Vorrunde, siegbringend war jedoch nur eine einzige...

Von Bernd Riemke

Als Gerd Müller im Oktober 1973 in der 57. Minute auf dem Betzenberg für seine Bayern die vermeintliche Vorentscheidung zum 4:1 erzielte, ahnte noch niemand, dass die Roten Teufel aus Kaiserslautern noch einen legendären 7:4-Erfolg feiern würden. Als Bayer 05 Ürdingen im März 1986 nach verlorenem Hinspiel (0:2) zur Halbzeit des Europapokalduells mit Dynamo Dresden 1:3 zurück liegt, glaubt niemand mehr an ein Wunder – bis es geschieht und die Krefelder nach einem 7:3 noch in die nächste Runde einziehen. Nach einem Rückstand mit mindestens zwei Toren am Ende doch noch zu gewinnen, gelang in der laufenden Saison der Bezirksliga West einzig dem TSV Breitengüßbach...

TSV Breitengüßbach – TSV Ebensfeld 3:2 (4. Spieltag)
Landesliga-Absteiger TSV Ebensfeld wartete zu diesem Zeitpunkt immer noch auf den ersten Saisonsieg und erwischte beim Aufsteiger aus der Kreisliga Bamberg einen Auftakt nach Maß. Keine sechs Minuten waren gespielt, da lag der Gast nach einem Doppelpack durch Florian Häublein bereits mit 2:0 in Front. Die Güßbacher Kerwa schien verhagelt, zumal die Hausherren – die in der Woche zuvor erst beim TSV Sonnefeld gewinnen konnten – nach dem frühen Schock der Gegentore nicht richtig in Tritt kamen. Bis die Gunreben-Elf selbst nachhalf, durch einen individuellen Fehler den Anschlusstreffer durch Stefan Herl ermöglichte (39.) und schließlich vor der Pause sogar noch den Ausgleich durch Tim Stärk schlucken musste (43.). Sichtlich beglügelt durch das Comeback in den Minuten vor dem Seitenwechsel kam Breitengüßbach entsprechend motiviert aus der Kabine und als Stefan Herl in der 75. Minute einen Foulelfmeter zum 3:2 verwandelte, waren nicht nur das Derby gewonnen und die Kerwa gerettet, sondern erfuhr auch die Aufholjagd ihren krönenden Abschluss.

Als die SpVgg Ebing am 4. Spieltag aus einem 0:3 ein 3:3 machte, schlug Hakan Bozkaya (re.) noch zweimal zu und sorgte für den 5:3-Erfolg seines SV Bosporus Coburg.

anpfiff.info

FC Mitwitz – ASV Kleintettau 3:3 (14. Spieltag)
Zu diesem Zeitpunkt hatte Mimez erst eine einzige Saisonniederlage auf dem Konto. Die Gäste reisten mit der schweren Hypothek von drei Pleiten in Folge und neun Partien ohne eigenen Dreier zum Landkreisderby ans Wasserschloss. Auf dem grünen Rasen zeigte sich jedoch ein ganz anderes Bild. Verunsicherung herrschte vor allem auf Seiten des FCM, der nach dem frühen 0:1 durch Kevin Sari auch noch ein Eigentor aus dem Kuriositätenkabinett schlucken musste. Carsten Engel und Keeper Jan Winterstein waren die Protagonisten, die Mitwitz mit einem 0:2-Rückstand in die Kabinen gehen ließ. Wie verwandelt kamen die Hausherren jedoch zurück. Binnen einer Viertelstunde legte Max Schülein drei Treffer auf: Johannes Müller und Matthias Wich per Doppelpack drehten die Partie, doch der ASV präsentierte sich an diesem Tag besonders kampfstark und fightete sich zurück in die Begegnung. Die Belohnung besorgte Hamdi Söyler mit dem Ausgleich zwei Minuten vor dem Schlusspfiff. Die Aufholjagd des FCM endete schließlich immerhin mit einem Punktgewinn.

TSV Breitengüßbach – TSV Mönchröden 7:4 (2. Spieltag)
Die elf Treffer in einer Partie sind immer noch Ergebnis des torreichsten Spiels der Liga. Am Tag der offenen Tür erwischte der Aufsteiger in seinem ersten Bezirksliga-Heimspiel einen Auftakt nach Maß und lag nach gerade einmal 21 Minuten bereits mit 3:0 in Front. Die Mönche lieferten in der Defensivarbeit zwar eine erschreckend schwache Leistung ab, zeigten während der gesamten 90 Minuten jedoch eine schier unbändige Moral und kämpften sich immer wieder heran. So ging es aus Sicht der Hüttl-Elf „nur“ mit einem 2:4 in die Pause. Selbst ein erneuter Doppelschlag zum 2:6 brach den Gästen keinesfalls das Genick. Bis zur 75. Minute kämpfte sich Mönchröden erneut auf 4:6 und damit einen Zwei-Tore-Rückstand heran. Zu diesem Zeitpunkt bekamen die gut 150 Zuschauer zweifelsohne das Gefühl, dass ein Anschlusstreffer womöglich die endgültige Wende in einem ebenso kuriosen wie turbulenten Spiel bedeuten könnte. Die letzten Angriffsbemühungen der Gäste verpufften jedoch und so machte Breitengüßbach in der 88. Minute mit dem 7:4 den Deckel drauf auf eine denkwürdige Begegnung, in der die mehrmalige Aufholjagd des TSV Mönchröden nicht belohnt wurde.

Waldemar Mayer (re.) sorgte mit seinen Treffern dafür, dass die Mönche am 2. Spieltag trotz stetiger Anschlusstreffer nicht punkten konnten.

anpfiff.info

TSV Breitengüßbach – TSV Marktzeuln 3:2 (7. Spieltag)
Zum damaligen Zeitpunkt hieß das Neulingsduell zugleich Erster gegen Vierter. Beide Teams legten einen beachtlichen Saisonstart hin. In der direkten Auseinandersetzung erwischte den freilich der heimische TSV, der nach einem Doppelpack durch Tim Stärk mit einer scheinbar beruhigenden 2:0 Führung in die Kabinen ging. Aufgrund des Spielverlaufs war dieser Zwischenstand allerdings durchaus schmeichelhaft, denn die größeren Möglichkeiten besaß der Gast. Der ließ sich folglich auch durch den Rückstand nicht beirren und erspielte sich auch nach dem Wechsel zahlreiche Möglichkeit. Ein Eigentor in der 70. Minute ebnete schließlich den Weg und nach dem Ausgleich durch André Bergmann gerade einmal zwei Zeigerumdrehungen später schien Zeuln endgültig auf die Siegerstraße eingebogen zu sein. Marktzeuln drängte auch weiter – und Breitengüßbach traf. Philipp Grasser machte die Aufholjagd der Gäste im Anschluss an einen Standard mit seinem 3:2-Siegtreffer zunichte.

SpVgg Ebing – SV Bosporus Coburg 3:5 (4. Spieltag)
Noch jung in der Saison kam es bereits zu einem Kräftemessen zweier Schwergewichte der Liga. Der SV Bosporus trat dabei insbesondere vor dem Seitenwechsel im Stile einer Klassemannschaft auf. Geduldig lauerten die Gäste auf ihre Möglichkeiten, die sie kaltschnäuzig verwerteten und so bis zur 40. Minute mit 3:0 in Front lagen. Fabian Funk weckte schließlich die Lebensgeister der SpVgg mit dem Anschlusstreffer in der 42. Minute, auf den Jan Dippold noch vor der Pause das 2:3 setzte. Coburg schien sich die Partie aus der Hand nehmen zu lassen, was durch den Ausgleich durch Johannes Skalischus unmittelbar nach Wiederanpfiff noch bekräftigt wurde. Ebing hatte auch weiterhin Gelegenheiten, den verunsicherten Vestestädtern endgültig den Zahn zu ziehen – hatte die Rechnung jedoch ohne Hakan Bozkaya gemacht. Der Torjäger des SV Bosporus schlug in der 67. und 70. Minute zweimal eiskalt zu und sorgte für Ernüchterung auf Seiten der Hausherren, die zwar eine grandiose Aufholjagd lieferten, am Ende jedoch mit leeren Händen dastanden.

SpVgg Ebing – FSV Unterleiterbach 6:3 (2. Spieltag)
Die verrückteste Partie – gemessen am Spielverlauf – sahen gut 350 Zuschauer beim Kerwa-Derby in Abich. Beide Teams starteten mit einer Niederlage in die Saison, so dass es unter anderem galt, einen Fehlstart zu vermeiden. Die SpVgg – insbesondere in Person von Johannes Skalischus – beherzigte das vorzüglich und lag nach gerade einmal zehn Minuten durch zwei verwandelte Foulelfmeter des Linksfußes mit zwei Toren in Front. Zur eigenen Beruhigung trug diese Führung jedoch nicht bei. Ganz im Gegenteil: Franz Schmuck und Bastian Schneider egalisierten die Partie innerhalb von fünf Minuten und als Fabian Bayer kurz vor der Halbzeit den Gast sogar selbst 3:2 in Führung schoss, bahnte sich eine faustdicke Überraschung an. Mit einer fulminanten zweiten Hälfte machte die Germania jedoch die Hoffnungen des FSV zunichte. Vier Tore in zwanzig Minuten korrigierten aus Sicht der SpVgg den leidigen Spielstand und so sicherte sich Ebing in einem der torreichsten Spiele der Liga den ersten Saisonsieg. Die famose Aufholjagd der „Lädderbocher“ blieb zumindest auf dem eigenen Punktekonto wertlos.