Und dass die Elf von Nationaltrainerin Martina
Voss-Tecklenburg (54) zumindest zum erweiterten Favoritenkreis gehört, das hat
sie in ihren ersten beiden Gruppenspielen bewiesen, als es nämlich zwei
Zu-Null-Siege gab. Unter anderem gegen die ebenfalls hoch eingeschätzten und
technisch starken Spanierinnen. Somit ist den Frauen mit dem Adler auf der
Brust der 1. Platz in ihrer Vorrunden-Gruppe nicht mehr zu nehmen. Ganz egal,
wie das letzte Spiel gegen Finnland endet. Lohn ist nicht nur der Einzug ins
Viertelfinale, sondern als Erster geht man auch den Gastgeberinnen aus dem Weg,
die durch einen 8:0-Kantersieg über Norwegen - sicherlich auch alles andere als
Laufkundschaft im Frauenfußball - eine Duftmarke setzten.
Wegen Corona um ein Jahr verschoben
Das Turnier sollte eigentlich bereits im Sommer 2021
stattfinden, wurde aber aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Als
Titelverteidiger gehen die Holländerinnen ins Turnier. Sie sind als Vierter der
Fifa-Weltrangliste eines der Teams, das in dieser Wertung vor der deutschen
Mannschaft liegen. Erster ist dort übrigens die USA, gefolgt von den
Europäerinnen aus Schweden und Frankreich. Beide gehören nicht nur deswegen zum
mittlerweile breit gewordenen Favoritenkreis. Deutschland ist übrigens mit acht
Erfolgen der Rekord-Europameister. Viele dieser Erfolge stammen allerdings aus
einer Zeit, in der der deutsche Frauenfußball einen nicht unerheblichen
Vorsprung hatte. Mittlerweile ist die Welt- und europäische
Spitze viel enger zusammengerückt.
Portugal für Russland am Start
16 Frauen-Mannschaften haben sich für die Endrunde
qualifiziert. Für die schlussendlich infolge des Krieges gegen die Ukraine
disqualifizierten Russinnen rückten die eigentlich im Qualifikationsspiel
unterlegenen Portugiesinnen nach. Die 16 Teilnehmer duellieren sich in zehn
verschiedenen Stadion quer über die Insel verteilt darum, entweder Erster oder
Zweiter in den Gruppen zu werden, um sich für das Viertelfinale zu
qualifizieren. Das Preisgeld wurde von der UEFA übrigens im Vergleich zur
letzten EM verdoppelt: Insgesamt werden 16 Millionen Euro ausgeschüttet. Neben
dem Antrittsgeld von 600.000 Euro gibt es für einen Vorrunden-Sieg 100.000 und
für ein Unentschieden 50.000 Euro. Die Siegermannschaft erhält zusätzlich noch
einmal 660.000 Euro, so dass der Europameister - wenn er alle Vorrunden-Spiele
gewinnt - auf über zwei Millionen Euro Preisgeld kommen könnte. Für die
deutsche Mannschaft geht es im Viertelfinale entweder gegen Norwegen oder gegen
Österreich, das entscheidet sich im direkten Duell dieser beiden Mannschaften.
Trotz der hohen Niederlage gegen England gehen die Norwegerinnen als Favoriten
in dieses Duell. Fürchten braucht sich die deutsche Mannschaft vor beiden
nicht. Zumal sie nicht nur offensiv, sondern insbesondere gegen Spanien auch
defensiv überzeugte. Und eine erstaunliche Effektivität an den Tag legte. Denn
was den Ballbesitz angeht, da waren die Spanierinnen deutlich überlegen. Aber -
und da gibt es keinen Unterschied zu den Herren - im Fußball zählen halt nun
einmal die Tore.
Blockbildung im deutschen Team
Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist seit 2018 im
Amt. Sie lief als Aktive selbst 125 Mal für Deutschland im Mittelfeld auf.
Davor führte sie die Schweizerinnen 2015 zu ihrer ersten WM-Teilnahme
überhaupt. Sie und ihr Trainerteam setzen im DFB-Team auf Blockbildung: Die
meisten Spielerinnen kommen entweder vom VFL Wolfsburg, von Bayern München und
von Eintracht Frankfurt. Der Kader gehört zwar vielleicht nicht mehr zu den
Topfavoriten - das sind, wie gesagt eher England, Frankreich, die Niederlande
und Spanien - aber deutsche Mannschaften sind eben auch Turniermannschaften. So
ist es zumindest nicht ausgeschlossen, dass nach dem letzten Titel 2013 ein
weiterer hinzu kommen könnte. Die Zuschauer trauen der Nationalmannschaft
einiges zu. Zumindest ist das Interesse groß, die Partie gegen Spanien
verfolgten über 8 Millionen Menschen an den Bildschirmen und wurden damit
Zeuge, wie die spanische Nationalmannschaft nach 24 Spielen ohne Niederlage
wieder einmal eine Partie verlor. Ende Juli steht dann fest, wer sich neuer
Europameister der Frauen nennen darf. In K.O.-Spielen kann bekanntlich viel
passieren. Alles ist möglich - und das macht es umso spannender, auf die
zahlreich noch ausstehenden Spiele zu setzen.
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