Initiativantrag am Verbandstag: „Ohne Schiri geht es nicht“ - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 23.06.2022 um 11:35 Uhr
Initiativantrag am Verbandstag: „Ohne Schiri geht es nicht“
Unter Tagesordnungspunkt 19 wird am BFV-Verbandstag in Bad Gögging am Wochenende ein Initiativantrag zum Thema Schiedsrichter unter dem Motto "Ohne Schiri geht es nicht" behandelt. Spätestens mit dem zahlenmäßigen Rückgang an Schiris muss das Hobby attraktiver gestaltet werden, um einerseits Nachwuchs zu gewinnen und andererseits die aktiven Schiris zu binden, damit diese möglichst lange treu dabei bleiben.
Von Marco Galuska
anpfiff.info (Tobias Kühnel)
Ausgangslage

Wochenende ist Bundesliga. Ganz selbstverständlich werden die Spiele im deutschen Oberhaus von neutralen Schiedsrichtern gepfiffen. Kaum vorstellbar, dass es noch Mitte des 19. Jahrhunderts, als man mit dem Fußballspielen begann, gar keine Schiedsrichter gab. Damals übernahmen die Mannschaftsführer der beiden Teams die Funktion des Schiris.

1873 war es dann so weit. Der Begriff „Referee“ wurde in das Regelbuch aufgenommen. Doch für ein paar Jahre saß der Referee am Spielfeldrand und fungierte als Berufungsinstanz bzw. als Streitschlichter zwischen den sogenannten „Umpires“. Die Streitigkeiten der Umpires wurden mit der Zeit eher mehr als weniger, bis dann 1890 endgültig der neutrale Schiedsrichter die Spielleitung übernahm.

Ebenso wie das Fußballspiel selbst hat sich auch der Schiedsrichterbereich seitdem beständig weiterentwickelt. Viele Sportfreund*innen konnten sich in all den Jahren dafür begeistern, sich als Unparteiische einzubringen und Verantwortung auf unseren Plätzen zu übernehmen. So war es möglich, zunächst auch immer mehr Spiele von amtlichen und neutralen Schiedsrichtern leiten zu lassen. Doch während die Besetzung aller Spiele in den höheren Ligen heutzutage kein Problem darstellt, sieht die Situation in den unteren Klassen und vor allem auch im Nachwuchsbereich leider ganz anders aus.

Deshalb müssen wir uns die Frage stellen: „Quo vadis, Schiedsrichter?“ Die Anzahl der Referees in Bayern hat in den letzten Jahren rapide abgenommen. Während es im Jahr 2000 noch 13.379 Schiris waren, stehen heute nur noch 9.856 regelmäßig auf dem Platz und übernehmen Verantwortung. Zusammen stellen wir als Folge daraus immer häufiger fest, dass in vielen Kreisen nun nicht mehr ausreichend Unparteiische zur Verfügung stehen, um auch jedes Spiel zu besetzen. Dem gegenüber steht der berechtigte Wunsch, dass alle Spiele - von der Bundesliga bis in die Junioren-Gruppe - von neutralen Schiedsrichtern geleitet werden.

Schließlich gilt es dafür Sorge zu tragen, dass die rund 250.000 Amateurfußballspiele pro Jahr in Bayern unter möglichst perfekten Rahmenbedingungen über die Bühne gehen. Platz- und Passkontrolle, Spielleitung, Bestätigung der offiziellen Ergebnisse und Torschützen - allein auf den ersten Blick ist das Aufgabenfeld eines Unparteiischen riesig - und bildet doch nur die Spitze des Eisberges.

Sowohl für unsere Vereine und als auch den Verband ist es deshalb umso wichtiger, das Hobby „Schiedsrichter“ attraktiver zu gestalten, um einerseits Nachwuchs zu gewinnen und andererseits die aktiven Schiris zu binden, damit diese ihrem Hobby möglichst lange treu bleiben. In den vergangenen Jahren hat der BFV deshalb bereits verschiedene Maßnahmen unternommen, um den Schwund entgegenzuwirken. Eigens aus diesem Grund haben wir die Kampagne „Wir regeln das“ aufgelegt, um hier gezielt Lösungsansätze zu erarbeiten und um auf die Situation aufmerksam zu machen.

Gezielt haben wir auch die Vereine beteiligt und zusammen mit der Kampagne „Pro Amateurfußball“ in allen Kreisen in Bayern „Runde Tische“ zum Thema Schiedsrichter abgehalten. Dabei kam deutlich zur Sprache, in welcher Situation sich die Unparteiischen, die gleichzeitig ja selbst alle Mitglieder unserer Vereine sind, leider viel zu oft auf unseren Sportplätzen befinden. Ihre Entscheidungen werden häufig nicht akzeptiert, sie werden kritisiert, beleidigt und schlimmstenfalls auch körperlich attackiert.

Bedauerlicherweise verlieren wir aus all diesen Gründen gerade viele junge Schiedsrichter*innen oft sehr schnell wieder, da sie ihre Freizeit lieber in einem positiveren Klima verbringen wollen. Corona hat ebenfalls seinen Teil mit dazu beigetragen, dass sich einige ältere Kamerad*innen zurückgezogen haben, da diese neuen Schwerpunkte für sich entdeckten.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Schiedsrichter*innen als „Dank“ für die Ausübung ihres unverzichtbaren Einsatzes lediglich eine geringe Aufwandsentschädigung erhalten. Die letzte Anpassung der Spesensätze erfolgte im Rahmen des Verbandstages 2018. Seitdem hat es keine Erhöhungen gegeben, die allein Inflationsbedingt mehr als berechtigt wären. Unabhängig davon haben uns viele Vereinsvertreter die Rückmeldung zukommen lassen, dass entsprechende Erhöhungen wichtig sind, um die Attraktivität des SR-Wesens zu steigern.

Ein weiterer Punkt ist, dass man bei der Motivation und auch bei der Verbindlichkeit der Vereine, um aktive Schiedsrichter*innen zu stellen, umdenken muss. Die Unparteiischen kommen aus den Reihen der Vereine und sind auch von diesen zunächst für die Sache zu gewinnen. Die Aufgabe des Verbandes ist es dann die Referees auszubilden, mit den entsprechenden Spielleitungen zu beauftragen und diese dann auch weiter zu qualifizieren.

Anhand der Anzahl seiner Mannschaften, mit denen ein Verein am Spielbetrieb teilnimmt, berechnet sich auch die Zahl der Schiedsrichter*innen, ohne dabei zu unterscheiden, ob für einzelne Spielklassen nur ein Aktiver oder ein Schiedsrichterteam benötigt werden. Dies gilt es auch zu überprüfen, ob dies noch den zukünftigen Anforderungen gerecht wird.

Auftrag:

Aus den zuvor genannten Gründen und als Arbeitsauftrag der Vereine aus den durchgeführten Runden Tischen erteilt der Verbandstag dem Verbands-Schiedsrichterausschuss den Auftrag, die Spesenordnung für Schiedsrichter sowie den hier tangierten Bereich der Spielordnung und der Finanzordnung nebst Anlagen unter folgenden Aspekten zu betrachten und notwendige bzw. zielführende Anpassungen zu erarbeiten und dem Verbands-Vorstand zur Genehmigung vorzulegen:

• Zeitlicher Aufwand für die Vorbereitung und Durchführung einer Spielleitung (Aufwandsentschädigung)
• Veränderung der finanziellen Rahmenbedingungen (Fahrtkosten, Ausstattung, etc.)
• Wirkung von konkurrierenden Angeboten (z.B. Nebenjobs)
• Entwickeln eines Konzepts in Bezug auf die Ausfallgebühren für fehlende Schiedsrichter

Die Ergebnisse werden den Vereinen in Informationsveranstaltungen vorgestellt und gemeinsam mit diesen finalisiert. Der Verbands-Vorstand wird ermächtigt, die ausgearbeiteten und den Vereinen vorgestellten Anpassungen zum Spieljahr 2023/2024 umzusetzen.

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