Sandau Persau wurde 50: Fußballbegeisterte mit Charme und Pioniergeist - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 07.05.2021 um 06:00 Uhr
Sandau Persau wurde 50: Fußballbegeisterte mit Charme und Pioniergeist
MAGAZIN Sie war eine der Vorreiterin in Sachen Frauenfußball und hat bereits vor 31 Jahren eine weibliche Mannschaft aus der Taufe gehoben. Dreimal klopften die Kirchahornerinnen dann an das Tor zur Bezirksoberliga. In all diesen Jahren war Sandra Persau nicht nur Spielerin und Organisatorin, sondern auch die gute Seele in Mannschaft und im Verein. Trotz schwieriger Zeit hat die umtriebige Macherin noch eine Vision.  
Von Hans-Jürgen Wunder

"Als wir damals eine Frauenfußballmannschaft gegründet hatten, wurde das von mancher Seite im Verein durchaus kritisch gesehen", erinnert sich Sandra Persau an die Anfangszeit. Mit 14 Jahren hätte sie bereits gerne im Verein gespielt und nicht nur im Freibad gekickt. Oder aber eine andere Mannschaftssportart betrieben. Aber für die einzige weibliche Mannschaft um Umkreis, den Damen der SpVgg Bayreuth, war sie noch zu jung. Und in Hollfeld Volleyball zu spielen war für sie keine wirkliche Alternative. Also entschloss sich die Kirchahornerin zunächst zu einem ungewöhnlichen Schritt und machte den Schiedsrichterschein.  Als sie ihrem Vater Dieter Hofmann, der früher ein gefürchteter Torjäger war, an der Linie in Krögelstein assistierte, sah sie im Sportheim ein Foto der einheimischen Frauenmannschaft. "Da habe ich ihn natürlich gleich gefragt, warum wir so etwas nicht machen. Er antwortete, dass er als Trainer zur Verfügung steht, wenn ich eine Mannschaft organisiere." Gesagt - getan. Am Ende stand ein Kader von 21 Mädels, die alle blutige Anfängerinnen waren, aber die nötige Begeisterung mitbrachten. 

Zwei Cousinen der Jubilarin: Stefanie Hoffmann (li.) und Gabriele Dressel (re.), wobei letztere eine Frau der ersten Stunde war.
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Schneller Aufstieg

Auch in Kirchahorn gab es nach der Gründung einige Geburtswehen. "Wir hatten eine Spielerin, deren Eltern haben es sehr kritisch sahen, dass sie gekickt hat. Und ausgerechnet die bricht sich dann in einer der ersten Spiele gleich das Schienbein. Danach hat ihre beste Freundin auch gleich mit aufgehört und wir waren nur noch 19 Spielerinnen." Die bissen sich aber durch und schafften als Tabellendritter gleich den Sprung in die Bezirksliga. Die Nachfolger von Dieter Hofmann auf der Trainerposition hießen in den ersten Jahren Jochen Ganzleben, Stephan Wickles oder Raimund Philbert. Und die SV-Kickerinnen ließen sich zwischendurch auch von einem Abstieg nicht entmutigen und stiegen schnell wieder auf. Dabei zeigte Sandra Persau eine erstaunliche Vielseitigkeit - nicht nur, weil sie zusätzlich das Amt der Spielleiterin übernahm. "Ich habe eigentlich alle Positionen gespielt, auch wenn ich als Stürmerin bei der mir eigenen Schnelligkeit nicht sonderlich geeignet war", grinst sie. Obwohl die Personaldecke mit der Zeit immer kleiner wurde, schaffte sie es mit guten Beziehungen zu den Ehemaligen und dem ihr eigenen Beharrungsvermögen, immer wieder eine Mannschaft auf die Beine zu stellen. Darüber hinaus war ihr die Geselligkeit sehr wichtig. "Das ist inzwischen leider etwas verlorengegangen. Wir haben damals viel Wert gelegt, dass wir uns nach dem Training noch beim Jochen (Gasthof Fränkische Schweiz) zusammengesetzt und nach dem Spiel waren wir sogar regelmäßig im gegnerischen Sportheim."   

Ehemann Edwin Persau (3.,v..l.) war einer der herausragenden Kicker in Kirchahorn.
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Dreimal knapp gescheitert

Mit der Zeit spielte die Kirchahorner Frauenmannschaft in der Bezirksliga eine immer bessere Rolle. Im Jahr 2007 schnupperte das Team aus der Fränkischen Schweiz sogar am Aufstieg in die Bezirksoberliga und lieferte sich mit der Bayernligareserve der SpVg Eicha ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschaft. "Das Heimspiel vor über 300 Zuschauern, das wir trotz der schweren Verletzung von Stephanie Rössert mit 2:1 gewinnen konnten, war ein absolutes Highlight", schwärmt sie noch heute. Bei dieser denkwürdigen Begegnung wurde extra eine Sprechanlage aufgebaut und der allseits bekannte und kommende Tatort-Darsteller Christian Höreth wurde als Moderator verpflichtet. Am Ende trafen sich die punktgleichen Konkurrenten in Kulmbach zum Entscheidungsspiel wieder. Für Sandra Persau, die als faire und sympathische Sportlerin bekannt ist, hatte diese Partie aber einen faden Beigeschmack. "Wir waren zur Pause mit 2:1 vorne und dann wurden beim Gegner pfeilschnelle Spielerinnen eingewechselt, die ein ganz anderes Niveau hatten." Die anschließende Überprüfung der Spielberechtigung blieb ohne Ergebnis, nachdem es damals noch keinen elektronischen Spielberichtsbogen (ESB) gab. So blieb es bei der Bezirksliga. In den beiden folgenden Jahren schnupperten die Fußballerinnen aus dem Ahorntal zwar erneut am Aufstieg, belegten am Ende aber jeweils nur den dritten Tabellenplatz. "Schade dass es nicht geklappt hat. Sicher wäre es in der Bezirksoberliga schwer geworden, aber da hätten wir sicher auch die eine oder andere zusätzliche Spielerin dazubekommen", ist sich die langjährige Abwehrchefin sicher. 

Als Eicha 2 in der Halbzeit des Entscheidungsspieles mehrere "Raketen" einwechselte, war auch Sandra Persau (li.) machtlos.
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Zwei Spielgemeinschaften

Nach mehreren Mittelfeldplätzen gelang es der damalige Elf von Bernd Haas ("er konnte gut mit jungen Spielerinnen umgehen") die Tabellenspitze vor dem Gipfeltreffen mit dem FC Eintracht Münchberg erobern. Aber im direkten Aufeinandertreffen ging die Partie mit 0:5 verloren, nachdem man die Vierfachtorschützin Anita Krauß nie unter Kontrolle bringen konnte. "Das hat dann etwas einen Knick gegeben und einige Spielerinnen haben anschließend aufgehört." Den Umbruch hatte dann der sehr menschliche Coach Dieter Radzik zu bewältigen, der sich vergeblich gegen den Abstieg stemmte. Nach der 0:2-Niederlage im Relegationsspiel gegen den VfB Einberg musste Kirchahorn nicht nur den bitteren Gang in die Kreisliga antreten, sondern schaffte es nicht mehr alleine. "Ich habe dann in Waischenfeld wegen einer Spielgemeinschaft angefragt, aber die waren nicht interessiert. Also sind wir mit Mistelgau zusammengegangen." Freilich ist dabei der Anteil der Ahorntalerinen in den letzten Jahren stetig zurückgegangen. Mehrere Spielerinnen sind inzwischen in Waischenfeld, auch die Persau-Töchter Darline und Svenja. "Die haben sich erst beim Trainer abgemeldet und dann mir Bescheid gesagt - weil sie wussten, dass ich versuche, sie umzustimmen", schmunzelt die zweifache Mutter. Daneben unterhält Kirchahorn eine weitere Spielgemeinschaft mit Plankenfels. "Unsere Spielerinnen haben dort schon als Mädchen gespielt und ich kann verstehen, dass sie bei ihren bisherigen Kolleginnen bleiben wollen." 

Breit aufgestellt: Hans Herzing (4.v.r.) und Sandra Persau (2.v.r.) führen heute mit einem großen Team den SV Kirchahorn.
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Neue Aufgaben

Inzwischen ist Sandra Persau auch zweite Vorsitzende des SV Kirchahorn. "Es war natürlich schwer, jemanden zu finden. Aber wir haben jetzt ein großes Team und es macht mir richtig Spaß", sagt Sandra Persau, die mit ihrem ausgleichenden und vermittelnden Wesen eine wichtige Rolle im Verein spielt. Als langjährige Fußballerin, die drei Kreuzbandrisse erlitten hatte, sind ihr die Sorgen und Nöte der Kicker bestens vertraut. Um den Verein und auch dem Mädchenfußball wieder nach vorne zu bringen, hat sie - zusammen mit Sandra Rösch - das Team der männlichen und weiblichen F-Junioren übernommen. "Das ist ganz schön anstrengend, aber wir müssen Aufbauarbeit leisten. Irgendwann haben wir vielleicht wieder ein eigenes Team", lacht sie. "Aber wie damals eine Frauenmannschaft aus dem Stand ins Leben zu rufen, das funktioniert heute nicht mehr."           

Die Vision: Durch eigenen Nachwuchsarbeit wieder eine Frauenmannschaft ins Rennen schicken. 
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Steckbrief S. Persau

Sandra Persau
Spitzname
Sandi
Alter
52
Geburtsort
Bayreuth
Wohnort
Kirchahorn
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Größe
172 cm
Gewicht
68 kg
Beruf
Medizinische Fachangestellte
Hobbies
Wandern, Hund, Familie, Rad
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Mittelfeld
Erfolge
Frauenfußballmannschaft aufgebaut, die über 25 Jahre im Spielbetrieb war

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Saison
Pl. 
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7. 
Kreisliga Ost
 
2018/19
3. 
Kreisliga Ost
 
2017/18
3. 
Kreisliga Süd/West
 
2016/17
9. 
Bezirksliga Oberfranken/O.
2015/16
3. 
Bezirksliga Oberfranken/O.
 
2014/15
6. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2013/14
6. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2012/13
7. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2011/12
7. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2010/11
6. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2009/10
3. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 
2008/09
3. 
Bezirksliga Oberfranken/W.
 


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