Dirk Schaefer im Interview: "Saison nicht um jeden Preis zu Ende spielen!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.03.2021 um 10:00 Uhr
Dirk Schaefer im Interview: "Saison nicht um jeden Preis zu Ende spielen!"
Im vergangenen Jahr machte sich Dirk Schaefer (54) mit einer bayernweiten Petition dafür stark, dass das Spieljahr 2019/20 im Amateurfußball abgebrochen werden sollte und hat dabei großen Zuspruch erfahren. Nichtsdestotrotz blieb es bei der Verlängerung zu einer Saison 2019/21, welcher mittlerweile immer mehr ein Abbruch droht. Wir haben uns mit dem Abteilungsleiter des FC Stein zur aktuellen Situation unterhalten.
Von Marco Galuska
Im Juli 2020 überreichte Dirk Schaefer (links) die knapp 9.000 Unterschriften aus der Online-Petition an BFV-Präsident Rainer Koch.
Nico Gelev
Hallo Herr Schaefer, Sie haben sich im vergangenen Jahr für einen Saisonabbruch ausgesprochen und gar eine Petition ins Leben gerufen. Nun könnte es zwangsläufig doch noch auf einen Abbruch hinauslaufen. Wie stehen Sie heute dazu?

Dirk Schaefer: Ich wollte mich eigentlich zu dem Thema Saisonabbruch nicht mehr zu Wort melden und hatte mich auch damit abgefunden und es respektiert, dass die Saison, eben dann als Saison 2019/21, zu Ende gespielt wird. Lange Zeit sah es ja auch so aus, als wenn dieser Plan aufgehen wird. Nach den Vorgaben, welche jetzt durch die Politik gemacht werden, kann ich daran aber nicht mehr glauben.

Bitte genauer!

Schaefer: Durch diese Vorgaben aufgrund der unterschiedlichen Inzidenzen in den verschiedenen Landkreisen gibt es nun noch weniger einen fairen Wettbewerb, der aufgrund der Umstände ohnehin schon fraglich war. Verein A kann schon wieder trainieren, Verein B aber nicht. Dasselbe betrifft das Spielen, wenn es dann vielleicht Ende April klappen sollte, was ich stark bezweifle. Sollen dann Vereine, in deren Landkreis die Inzidenz immer noch zu hoch ist, nur auswärts spielen? Oder was ist, wenn Spiele deswegen ganz ausfallen und es immer enger wird zum Saisonende 30.06.2021?

Der Bayerische Fußball-Verband hat dazu im Dezember eine Regelung geschaffen, wonach mehr Spiele in einer Woche möglich wären…

Schaefer:
Als Grund, dass damals die Saison nicht abgebrochen wird, hat man unter anderem ja auch angeführt, dass man verhindern will, dass aufgrund größerer Ligen in der darauffolgenden Saison, viele Englische Wochen gespielt werden müssen. Jetzt würde man in Erwägung ziehen, alle zwei Tage Spiele auszutragen. Dass kann meiner Meinung nach nicht funktionieren und auch nicht Sinn und Zweck sein, eine Saison um jeden Preis zu Ende zu bringen. Verletzungen durch Überlastung stehen meiner Meinung nach - und vor allem auch der Meinung einiger Sportmediziner zu Folge - Tür und Tor offen. Zudem wird in diesem Fall zusätzliche Wettbewerbsverzerrung gegeben sein, da viele Vereine auch Schichtarbeiter haben, die sicher nicht zwei- oder gar dreimal in der Woche abkömmlich sind. Aufgrund der politischen Vorgaben muss zudem davon ausgegangen werden, dass die Spiele zumindest ohne Zuschauer ausgetragen werden. Das ist definitiv nicht im Sinne der Vereine und entspricht auch nicht dem getroffenen Grundsatz, wonach keine Geisterspiele im Amateurfußball in Bayern stattfinden sollen.

Ich gehe davon aus, dass Sie sich eine weitere Verlängerung der Saison nicht wünschen…

Schaefer:
Ja, ganz sicher nicht. Irgendwann ist dann auch mal gut! Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass das keine Kritik mehr am BFV ist, sondern das hier aufgrund der politischen Vorgaben – ob die nun sinnvoll sind oder nicht, soll jeder für sich selbst entscheiden – einfach eine Beendigung der Saison vermutlich die bessere Lösung ist. Der BFV hat alles versucht, die Saison auf dem grünen Rasen zu entscheiden, aber ich denke, so langsam sollte man sich damit befassen, eine möglichst faire Lösung für alle Mannschaften zu finden, die Saison am Grünen Tisch zu beenden.

In dieser Woche tagt das das BFV-Präsidium und auch der Verbands-Spielausschuss. Wie würden Sie aktuell entscheiden?

Schaefer:
Meiner Meinung nach sollte sich der BFV hier ganz klar positionieren, bis zu welchem Zeitpunkt die Saison starten muss, damit diese auch sportlich fair und ohne Überbelastung für unsere Amateurspieler bis zum 30.06.2021 zu Ende gebracht werden kann. Hierbei muss beachtet werden, dass eine gewisse Vorlaufzeit – Training, auch mit Kontakt – gegeben sein muss, um in den Spielbetrieb einzusteigen. Zudem sollte auch auf die angesprochene Zuschauerproblematik eingegangen werden. Insgesamt scheint mir aber, wenn man sämtliche Aspekte einbringt, der richtige Schritt sich Gedanken über den Saisonabbruch zu machen. Jedenfalls sollten zeitnah die Vereine über die Planungen des BFV informiert werden, damit diese auch entsprechend planen können. Nur auf die Politik zu warten und dann zu entscheiden, scheint mir nicht der richtige Weg. Denn da ist bei allem Verständnis das „Wirrwarr“ in allen Belangen meiner Meinung nach zu groß, um auf eine baldige einheitliche Regelung für den Amateursport zu hoffen.

Wenn es mit dem regulär geplanten Abschluss nicht mehr klappt, was dann?

Schaefer:
Eine Verlängerung der Saison über den 30.06.2021 hinaus sollte meiner Meinung nach definitiv nicht in Erwägung gezogen werden. Sicher wollen wir alle wieder auf den Platz, aber derzeit scheint die Politik dafür kein Grünes Licht zu geben. Und wenn es spät dennoch kommt, müssen wir eben die Zeit bis zum Beginn der Saison 2021/2022, die dann hoffentlich wieder normal gespielt werden kann, mit Training, Turnieren und Freundschaftsspielen überbrücken, auch wenn das, wie ich selber weiß, nicht sehr attraktiv ist.

Bei der Unsicherheit der aktuellen Situation scheint ja selbst die Austragung der kommenden Saison im „normalen“ Rahmen fraglich. Mittelfrankens Bezirksligisten haben sich gegen alternative Spielmodelle ausgesprochen, würden lieber eine zusätzliche Liga in Kauf nehmen, um den Spielplan zu entzerren. Wie stehen Sie dazu?

Schaefer:
Ich persönlich würde ebenfalls ein Modell mit einer zusätzlichen Liga bevorzugen. Allerdings ist das meine persönliche Meinung. Im Verein haben wir darüber noch nicht gesprochen. Meine Hoffnung geht dahin, dass sich die Lage zum Sommer hin dennoch entspannt und wir dann hoffentlich doch eine relativ „normale“ Saison 2021/2022 spielen können.

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