Torheiten von Marina Büttel: Torschützenkönigin (fast) wider Willen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 08.08.2019 um 06:00 Uhr
Torheiten von Marina Büttel: Torschützenkönigin (fast) wider Willen
MAGAZIN Mit 18 Treffern sicherte sich Marina Büttel in der abgelaufenen Spielzeit die Torjägerkanone in der Landesliga Nord. Gemeinsam mit anpfiff.info blickt sie auf Tore mit dem Hintern, eine Mitspielerin, ohne die solche persönlichen Erfolge nicht möglich wären und die 22-Jährige erklärt, warum sie eigentlich überhaupt keine Torjägerin ist.
Von Bernd Riemke

Das Vier-Mädels-Haus der Familie Büttel in Roßdorf am Forst stand und steht ganz im Zeichen des Fußballs. „Papa war früher ein guter Stürmer. Von ihm hab ich mir scheinbar abgeschaut, bei Fouls an mich besonders laut zu schreien“, schmunzelt Marina Büttel eingedenk des fußballerischen Erbgutes, das sie mit auf den Weg bekommen hat. Aus dem 22-jährigen Zwilling – Schwester Sophia ist die einzige der Büttels, die der Deutschen liebstem Hobby nur kurzzeitig nachging – wäre indes keine gestandene Fußballspielerin geworden, wäre sie nicht von Kindesbeinen an schon in technischen Fertigkeiten trainiert worden. „Die ganze Familie war jedes Wochenende auf oder neben dem Platz“, berichtet Bü von Mama Christine, die als Kassiererin bei der SG Roßdorf am Forst tätig ist und der älteren Schwester Lisa, die sich in der Vorstandschaft engagiert.

Wer siegen kann, kann auch feiern - wie Marina Büttel eindrucksvoll beweist.
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Ein aufstrebendes Talent


Klein-Marina kickte in der Zwischenzeit stets mit den Kindern aus dem Dorf bis sie ihren ersten Spielerpass unterschrieb und beim Nachwuchs in der SG mit den Nachbarvereinen SV Wernsdorf und DJK/SC Mistendorf ihr Talent unter Beweis stellte. Ein Talent, das schon früh höheren Ansprüchen genügt und so maß sich der Rechtsfuß alsbald in der D-Jugend der JFG Steigerwald mit Gleichaltrigen. Die Bezirksoberliga stellte seinerzeit die höchste mögliche Spielklasse der Altersstufe dar und so lernte sich Marina Büttel auf hohem Niveau auch gegen körperlich stärkere Jungs nicht nur zu behaupten, sondern durchzusetzen. „Irgendwann kamen die in die Pubertät und dann wurde es schwer“, lässt Büttel augenzwinkernd erahnen, dass sie damit nicht deren fußballerische Überlegenheit meinte. Sie wechselte schließlich in die Mädchenmannschaft und sollte schon ein halbes Jahr später den großen Schritt zum ruhmreichen 1. FC Nürnberg wagen.

Aus Stegaurach in die Bundesliga

„Mit dem damaligen Trainer Norbert Frey, der mich gerne in seinem Kader gesehen hätte, haben wir uns am Valznerweiher getroffen und so erlebte ich im Anschluss die bislang coolsten Jahre meiner Laufbahn“, blickt die blonde Frohnatur auf ihre Zeit in der U17 des Club zurück, mit der sie in der Juniorinnen-Bundesliga für Furore sorgte. In der Belletage des weiblichen Nachwuchses sprang auf Anhieb ein bärenstarker 4. Platz im Tableau heraus, doch auch das Finale des Hallenmasters in Gütersloh gegen FFC Turbine Potsdam blieb Marina Büttel nachhaltig in Erinnerung. Sogar an internationalen Turnieren wie in Prag nahm die Club-Jugend teil, doch im Nachgang sind es für die reflektierte 22-Jährige gar nicht zwingend die durchschlagenden sportlichen Erfolge die nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. „Wir waren ein eingeschworener Haufen. Es sind Freundschaften entstanden, die bis heute halten“, blickt die 175cm große Strahlefrau mit einem Auge über den fußballerischen Tellerrand hinaus, betont aber zugleich, wichtige Werte gelernt zu haben, die über funktionierendes Passspiel und einen ordentlichen Torabschluss hinausgingen.

Auch in der Defensive gibt Marina Büttel keinen Ball verloren.
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Torschützenkönigin in der Landesliga

Disziplin war eines der großen Schlagwörter beim 1. FC Nürnberg. Teamgeist untereinander und jederzeit respektvolles Umgehen nicht nur mit dem Trainer oder den eigenen Mitspielerinnen, sondern auch gegenüber den Gegnerinnen. „Als junge Spielerin konnte ich gerade in dieser Hinsicht viele Erfahrungen sammeln“, so Büttel, die zudem an ihren fußballerischen Fertigkeiten feilte, einen ausgesprochen spielfreudigen rechten Fuß verfeinerte und ihr vorausschauendes Auge für entstehende Spielsituationen schulte. So blieb sie auch im Damenbereich weitere eineinhalb Jahre an der Noris und war in der drittklassigen Regionalliga Stammspielerin beim FCN. „Viele Trainerwechsel und der steigende Aufwand mit den regelmäßigen Fahrten nach Nürnberg haben mir die Entscheidung leichter gemacht“, so Büttel zu jener Entscheidung im Winter 2017 nach Stegaurach zurückzukehren, wo die SpVgg gerade auf dem schnurgeraden Weg in Richtung Meisterschaft der Bezirksoberliga stand. In 51 Pflichtspielen mit dem Karpfen auf der Brust erzielte die zentrale Allzweckwaffe bärenstarke 37 Tore. In der abgelaufenen Serie traf ligaweit keine Akteurin häufiger als Marina Büttel. „Torschützenkönigin zu sein hat für mich keine große Bedeutung. Cool ist es vor allem deshalb, weil meine Tore der Mannschaft geholfen haben, ihre Ziele zu erreichen.“ In der Tat gelang den Aurachtalerinnen mit zwei achten Plätzen jeweils der sportliche Klassenerhalt, ehe der sportliche Höhenflug der letzten Jahre jäh endete und die Stegauracher Damen in der kommenden Spielzeit einen Neuanfang in der Bezirksliga in einer Spielgemeinschaft mit dem SV Walsdorf wagen. „Ich hätte mir zweifellos einen schöneren Abschied gewünscht“, konstatiert Büttel, die der Landesliga treu bleibt und ihre Zelte zur neuen Saison beim Schwabthaler SV aufschlägt. Genau wie ihre kongeniale Zuspielerin Svenja Meißner. Ein Duo, auf das sich die Liga – am allermeisten freilich der SSV – freuen darf. Bleibt nur zu hoffen, dass die vielseitig interessierte Globetrotterin, die sich gern an neuen Hobbys versucht nicht irgendwann den Überblick verliert und die Sportarten verwechselt. „Ich hab zuletzt auch mal das ausprobiert, wo man in der Halle den Ball mit dem Schläger gegen die Wand spielt“, schmunzelt Bü, die dem Vernehmen nach auch beim Squash vielversprechende Qualitäten zeigte. Spätestens mit Beginn der neuen Saison wird sie den Schläger wieder verlässlich gegen die Fußballschuhe tauschen und mit der angestammten Rückennummer 17 das verbreiten, was der Zahl der Symbolik nach innewohnt: Hoffnung und Optimismus. Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden und Optimismus sowie Zuversicht, dass der Schwabthaler SV nicht nur eine sportlich hervorragend ausgebildete Führungsspielerin bekommt, sondern eine Mitspielerin, die für offene Worte und Verlässlichkeit steht.

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Steckbrief M. Büttel

Marina Büttel
Spitzname
Alter
27
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Roßdorf am Forst
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
173 cm
Beruf
Elektronikerin für Geräte und Systeme
Hobbies
Skifahren, mit Freunden treffen, verreisen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld ("6er")


Torschützen Landesliga 2018/19

 
In Klammern: Spiele | Elfmeter | Tor-Vorlagen
 

Torheiten von Marina Büttel

Mein erstes Tor in der U17 Bundesliga war gleich im ersten Spiel für den FCN gegen Bayern München. Es war das Eröffnungsspiel der Saison und wir lagen kurz vor der Halbzeit 0:1 hinten. Da hab ich dann aus 30m einfach einmal draufgehalten und der Ball ist tatsächlich zum Ausgleich in den Winkel gefallen.

Das kurioseste Tor hab ich für den 1. FC Nürnberg gegen SC Freiburg erzielt. Wir lagen lange 0:2 hinten und schließlich habe ich nach einer Ecke in der letzten Minute das 2:2 „geköpft“. Das hat sich natürlich wie ein Sieg angefühlt, aber obwohl ich dem Ball gut entgegen gegangen bin, habe ich eigentlich nicht geköpft. Ich wurde letztlich am Hintern angeschossen, von wo aus der Ball ins Tor ging.

Die meisten Tore in einem Spiel habe ich bei den Damen tatsächlich erst im April 2019 in der Landesliga gegen FC Karsbach geschossen. Ich traf zum 1:0, 4:0 und 5:0-Endstand.

Einen außergewöhnlichen Torjubel habe ich gar nicht. Ich laufe meist zur Vorlagengeberin, weil ich ihr mein Tor zu verdanken habe. Besonders schön ist es auch, wenn wir im Training etwas geübt haben, das dann im Spiel zum Tor führt. Beim Club bin ich dann schon auch zur Bank gerannt und wir haben alle gemeinsam gejubelt.

Am liebsten treffe ich in Derbys. Da sind die meisten Zuschauer, was mich immer zusätzlich motiviert. In der letzten Saison habe ich gegen Schwabthal zweimal zum 1:0 getroffen – und wir haben trotzdem einmal nur unentschieden gespielt und im Rückspiel sogar noch verloren.

Ein typisches Tor ist es, wenn Svenja Meißner mir dazu die Vorarbeit liefert. Ich würde sagen, dass ich fast 90% meiner Tore in der letzten Saison ihr zu verdanken habe, weil sie sie entweder direkt vorbereitet oder zuvor einleitet. Sie spielt tolle Pässe in die Gasse. Mit ihr verstehe ich mich wirklich blind. Dabei bin ich als Sechser gar kein klassischer Torjäger. Dadurch dass wir oft rochieren, tauche ich eben immer wieder vor dem Tor auf.

Elfmetertore erziele ich miest mit einem flachen platzierten Schuss ins Eck. Welches das ist entscheide ich spontan. Beim Anlauf schaue ich dem Keeper in die Augen und dann suche ich mir manchmal erst kurzfristig die Ecke aus.

Entweder...oder

Kochen oder Lieferservice
Kochen. Ich probiere recht viel aus ? und man kann es essen (lacht). Bevor ich 45min auf eine Pizza warte, suche ich lieber im Internet nach Rezepten und stelle ich dann eine halbe Stunde in die Küche. Thai Curry oder Lasagne mag ich besonders gern. Eigentlich alles außer rohe Tomaten, die kann ich nicht runterschlucken.
Strand oder Berge
Berge sind Action. Da kann ich wandern, klettern oder auf einer Hütte ein bisschen Bier trinken. Jeden Tag am Strand zu liegen ist nicht mein Ding. Ich bin auch im Alltag viel unterwegs und probiere neue Hobbys aus ? zuletzt Squash.
Techno oder Schlager
Schlager macht einfach voll gute Laune. Wenn die Sonne rauskommt, dann laufen Matthias Reim, PUR, Nena, Wolfgang Petry, Malle-Hits oder 1000 Traäume weit von Anna-Maria Zimmermann.
Premier League oder La Liga
Premier League. Da war ich unter anderem schon bei Manchester City und Tottenham Hotspur. Es ist schon krass, welch geile Stimmung da in den Stadien ist. Bei einem Tor feiert einfach das komplette Stadion mit. Bis 10min vor dem Anpfiff sitzen die Fans noch in den Pubs ? und nach dem Schlusspfiff wieder.
Tor schießen oder Tor vorbereiten
Vorbereiten ist für das Tor genauso wichtig und es ist ein schönes Gefühl, wenn sich dann jemand anderes über sein Tor freuen kann. Als Sechser freue ich mich schon, wenn es mir gelingt einen Pass durch die Schnittstelle zu spielen und so die ganze Viererkette auszuhebeln.

Saisonbilanz M. Büttel

 
23/24
16
10
1
0
6
0
0
22/23
18
8
1
0
2
0
0
21/22
17
8
0
0
2
0
0
19/21
14
11
0
0
1
0
0
18/19
22
18
2
0
1
0
0
17/18
20
8
2
0
3
0
0
16/17
9
11
5
1
2
0
0
15/16
12
3
1
1
1
0
0
Gesamt
128
77
12
2
18
0
0

Hintergründe & Fakten

Personendaten


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