Andrea Güßregen im Porträt: Titel, Tapes und Thunfischsalat - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 16.03.2016 um 06:00 Uhr
Andrea Güßregen im Porträt: Titel, Tapes und Thunfischsalat
MAGAZIN Sie ist eine der „ersten Generation“, die den famosen Aufstieg der Frauen der SpVgg Stegaurach von der Kreisklasse bis in die Bezirksoberliga von Beginn an nicht nur miterlebt, sondern auch mitgestaltet hat. Seit Beginn der laufenden Spielzeit ist sie zudem als Physiotherapeutin der Bezirksliga-Herren im Einsatz. Im anpfiff-Porträt spricht sie über Aufstiege, Kochkünste und ihre Verbundenheit zur SpVgg Stegaurach.
Von Bernd Riemke
Medikamente hin – Rezepte her. Die 20-Jährige ist der strahlende Beweis dafür, dass eine therapeutische Behandlung nicht allein aufgrund medizinischer Befunde und Anwendungen gelingt. „Ich gehe nach der Arbeit immer mit einem Lächeln nach Hause“, erklärt Andrea Güßregen – und ihre Patienten tun es zweifelsohne auch. Als gelernte Physiotherapeutin erledigt sie mitunter auch Hausbesuche und es verwundert nicht, dass sie in manchen Badezimmern sogar schon ein eigenes Handtuch bereitgelegt bekommt. Andrea Güßregen hat Spaß an ihrem Job und das wirkt ansteckend. Nach dem Erwerb der Mittleren Reife auf der Realschule Hirschaid begann sie ihre Ausbildung, weil sie den offenen Umgang mit ganz unterschiedlichen Menschen einfach mag. „Die Arbeit ist vielseitig und in einer Praxis lernt man diese Vielfalt kennen, weil jeder Patient über andere Beschwerden klagt“, so die gebürtige Bambergerin, die seit Beginn der Saison 2015/16 die müden Männer der SpVgg Stegaurach nach anstrengenden Trainingseinheiten wieder munter macht. Die machen sich gerne auf der Massageliege in Kabine vier lang und lassen sich die verkrampften Muskeln lockern oder empfindliche Stellen zur Stabilisierung tapen.

Die Physiotherapeutin mit psychologischen Fähigkeiten

Im Gegenzug genießt die 20-Jährige die Aufmunterung ihrer Jungs nach einem stressigen Arbeitstag, wenn nach dem abendlichen Training die Anspannung allmählich abfällt. „Wenn so manches Gerücht im Umlauf ist, dann fragen sie mich meist als erstes, ob ich darüber etwas weiß“, schmunzelt Güßregen, die neben ihren physiotherapeutischen Behandlungen manchmal auch als Psychologin gefragt ist. Das gilt für Spieler, die nach langer Verletzungszeit ein wenig Motivation und Aufmunterung benötigen genauso wie für manch privates Problem, das ihr unter vier Augen auf der Pritsche anvertraut wird. Am Spielfeldrand nimmt sie selbstredend keinen direkten Einfluss auf das Spielgeschehen, doch nach akuten Verletzungen obliegt es ihr zweifelsohne Ratschläge zu geben, ob ein Akteur weiterspielen kann beziehungsweise soll. Als Andrea Güßregen zum ersten Mal mit auf der Bank der Aurachter-Herren saß, schienen die kleinen Blessuren der Bezirksliga-Kicker noch inflationär zuzunehmen. „So viel wie du ist deine Vorgängerin nie gelaufen“, lautete das einhellige Credo als sich gleich eine Hand voll Spieler mehr oder weniger leichte Verletzungen zuzogen. In manchen Fällen reichen jedoch schon ihre beruhigenden Worte, um rasch für Schmerzlinderung zu sorgen.

Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz bei der Behandlung der Herren hat Andrea Güßregen sichtlich Spaß.
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„Ich gebe dem Verein gerne etwas zurück“

An ihrem neuen Tätigkeitsfeld hat Andrea Güßregen in jedem Fall schnell Gefallen gefunden. „Mannschaft, Trainer und Verein unterstützen mich immer. Da gebe ich gerne etwas zurück“, konstatiert die Strahle-Frau der SpVgg und genießt gleichsam die familiäre Atmosphäre in Stegaurach. Während die Physiotherapeutin insbesondere die Bewegungsabläufe der Spieler mit „anderen Augen“ betrachtet, achtet Andi streng darauf, dass eben das im umgekehrten Fall nicht passiert. „Die Jungs wissen genau, wie weit sie gehen dürfen. Ich unterscheide zwischen Privatleben und Job“, macht der sympathische Blondschopf klar, dass sie zwar die Vertrautheit zu den Spielern ebenso genießt wie auch zulässt, sie es darüber hinaus jedoch bei einem freundschaftlichen Kontakt zu den Spielern belässt.

„Wir sind nicht nur Mannschaftskolleginnen, sondern Freundinnen“

Enge Freundschaften knüpfte sie auch im Laufe ihrer eigenen fußballerischen Karriere, die im Sommer 2007 bei der DJK/SC Vorra begann. Aufgewachsen im benachbarten Frensdorf erfreute sich Klein-Andi zunächst am Jazz-Tanz, doch als ihre Freundinnen sie motivierten in die frisch gegründete Mädchen-Mannschaft einzusteigen, war der Werdegang der pfeilschnellen Flügelflitzerin vorprogrammiert. Schon in Vorra lernte sie, wie Meisterschaften gehen und feierte mit ihren Mädels den ersten Titelgewinn kurzerhand im Rahmen einer Zeltparty im Mittelkreis des Fußballplatzes. „Schnelligkeit ist meine einzige Stärke“, übt sich Andrea Güßregen in vornehmer Bescheidenheit, doch es bedurfte schon einiger Qualitäten mehr, damit die talentierte Außenbahnspielerin unter Diana Gibfried und Maria Wilfert schließlich bei der JFG Steigerwald zu einer ebenso taktisch wie technisch gut ausgebildeten Spielerin reifte. Die leidenschaftliche Joggerin genoss im Team vor allem auch die Tatsache „Sport in der Gemeinschaft“ zu betreiben. „Wir motivieren uns gegenseitig und halten zusammen – auch wenn es einmal nicht so gut läuft“, bringt Andrea Güßregen den Charakter der Damen der SpVgg Stegaurach auf den Punkt. Für die beackert sie seit 2012 die Fußballfelder Oberfrankens und stürmt von einem Erfolg zum nächsten. Die Kraft daraus zieht sie nicht zuletzt aus ihren eigenen Kochkünsten. „Ich esse viel Eier. Das ist gut für den Muskelaufbau. Insbesondere vor dem Training lade ich mit ausreichend Kohlenhydraten meinen Energiespeicher auf“, so die begeisterte Hobbyköchin, die ihre ältere Schwester Katha (22) in der gemeinsamen WG gerne mit diversen Salatkreationen oder leckeren Hähnchenvariationen überrascht.

Auf der Außenbahn fühlt sich die pfeilschnelle frisch gebackene 20-Jährige pudelwohl.
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Fünf Titel in drei Jahren

Weit weniger überraschend ist die Erfolgsstory der Frauen der SpVgg Stegaurach. Schon in der Premierensaison gelang der Gewinn der Meisterschaft in der Kreisklasse. Seither geht es unaufhaltsam nach oben. Der direkte Durchmarsch innerhalb von nur zwei Jahren bis in die Bezirksoberliga wurde begleitet von zwei Bezirkspokalsiegen in den Jahren 2014 und 2015. „Wir lernen viel voneinander und opfern uns im Spiel für die anderen auf“, verrät die 20-Jährige das gar nicht so geheime Geheimrezept der Aurachtalerinnen, die neben spielerischer Klasse auch mit einem enorm guten Zusammengehörigkeitsgefühl überzeugen. Trotz ungefährdeten und mitunter regelmäßig hohen Siegen fehlt es Andrea Güßregen nicht daran, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren. „Jedes Spiel ist eine Herausforderung, es immer wieder besser als vorher zu lösen“, hat der 167cm große Wirbelwind die Philosophie verinnerlicht, mit der die SpVgg Stegaurach in den vergangenen Jahren zu einer echten Hausnummer im Frauenfußball Oberfrankens avancierte. Bei aller Zielstrebigkeit und allem sportlichen Ehrgeiz soll vor allem der Spaß nicht zu kurz kommen. „Natürlich reden wir über Ziele. Ein stückweit wollen wir das aber auch auf uns zukommen lassen“, so Güßregen abschließend, die freilich nichts dagegen hätte, wenn sich in den kommenden Jahren die letztjährigen Feierlichkeiten wiederholen würden. Da gastierte „Die Liga“ mit einem Privatkonzert bei den Aurachter-Damen anlässlich des Aufstiegs in die Bezirksoberliga. „Das war die Belohnung für all die Strapazen im Laufe der Saison“, strahlt die 20-Jährige, die einem weiteren Konzert sicher nicht abgeneigt wäre. Untertitel: Die Landes-Liga!


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Leser-Kommentare


Steckbrief A. Güßregen

Andrea Güßregen
Spitzname
Andi
Alter
28
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Bamberg
Familie
ledig, 0 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
167 cm
Beruf
Physiotherapeutin
Hobbies
Fitnessstudio, Kochen, Joggen.
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Außenverteidiger
Erfolge
2013 Meister Kreisklasse
2014 Bezirkspokalsieger
2014 Meister Kreisliga
2015 Bezirkspokalsieger
2015 Meister Bezirksliga
(alle Titel mit SpVgg Stegaurach)


Meinungen über Andrea Güßregen

Ismail Yilmaz
(Trainer SpVgg Stegaurach)
Wenn sie bei den Spielen dabei ist, nimmt sie den Druck ein wenig weg und sorgt für Lockerheit bei den Jungs. Die freuen sich einfach, wenn sie wissen, dass Andi da ist. Sie ist ein echtes Goldstück.
Dominik Stöcklein
(Spieler SpVgg Stegaurach)
Sie bringt absolut positive Energie mit. In der Kabine macht sie einfach einen guten Job und lässt sich immer was Gutes einfallen. Privat ist sie ebenfalls eine gute Freundin, mit der man einfach immer Spaß haben kann.
Daniela Neff
(langjährige Mitspielerin - jetzt SC Prölsdorf)
Auf dem Fußballplatz ist sie eine totale Kämpferin und immer top motiviert. Dass man mit ihr immer Spaß haben kann, hat sie nicht nur bei der letzten Meisterfeier bewiesen als die kleine Andi mit einem riesigen Ghettoblaster für ordentlich Stimmung gesorgt hat. Unsere typischen Abende beginnen nach der Arbeit im Fitnessstudio, dann machen wir uns Tapas, schauen GZSZ und gehen in die Stadt. Andi ist wirklich ausgesprochen hilfsbereit und immer für ihre Freunde da.

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