Tabbert will das Ehrenamt stärken: Bezirksehrenamtsbeauftragter geht neue Wege - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 10.02.2016 um 06:00 Uhr
Tabbert will das Ehrenamt stärken: Bezirksehrenamtsbeauftragter geht neue Wege
MAGAZIN Siegfried Tabbert gilt als einer, der seit jeher anpackt. Tabbert ist Bezirksehrenamtsreferent in Oberfranken. Stillstand gilt für den rüstigen und argumentativ schlagkräftigen Ahornberger als Rückschritt. Daher beschreitet er neue Wege. Mit seiner Aktion "Junges Ehrenamt" will er junge Vereinsmitglieder in die Verantwortung hieven.
Von Andi Bär
Am vergangenen Freitag traf sich die Aktionsgruppe zum dritten Mal. Im Sportheim des ASV Stockenroth versammelten sich 17 Leute, um den Ausführungen Tabberts zu lauschen und mögliche Wege, sich ehrenamtlich zu engagieren, auszuloten. Tabbert zeigte sich angetan vom Engagement der gekommenen. "Ohne euch geht es nicht", schreibt er den Interessierten ins Stammbuch. Und fürwahr: Es geht voran. Viermal im Jahr plant Siggi Tabbert zusammen mit seinem Nachfolger als Kreisehrenamtsbeauftragten, dem Selber Martin Braun und mit Philipp Feig, Vereinsehrenamtsbeauftragter des TuS Erkersreuth und Jugendsprecher des Aktionsbündnisses, dererlei Treffen. "Erst will ich das im Kreis 3 ins Laufen bringen", sagt er, "dann werden wir das auch im Kreis 1 und 2 in die Wege leiten." In seinem Heimatkreis ist Aufbruchstimmung zu spüren. Fünf Mann trafen sich beim ersten Treffen im letzten Juni, im Oktober waren es schon deren 10, jetzt 17 - und acht weitere Interessenten waren anderweitig verhindert. Wo andere aufgrund des doch zaghaften Anstiegs längst die Brocken hingeschmissen hätten, fängt bei Tabbert die Lust erst an. 2009 begann er seine Tätigkeit als Kreisehrenamtsbeauftragter mit 30 Vereinehrenamtsbeauftragten. Nicht viel bei 127 Clubs. Zwei Jahre später konnte er strahlen: Auf imposante 114 VEAB war die Zahl derer angestiegen, die sich auf Vereinsebene engagierten. "Wenn einer einen dazubringt, beim nächsten Treffen zu kommen, dann sieht das schon ganz gut aus." Im Mai in Zell hofft er die Anzahl der Teilnehmer noch einmal nach oben schrauben zu können. Und seine Denkansätze weiterzugeben.

Siegfried Tabbert und seine Mitstreiter beim Projekt "Junges Ehrenamt" - ein einheitliches Auftreten ist dank der Initiative des Machers ebenso garantiert.
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Die Youngster im Einklang

Das Gros der Veranstaltung gehörte den Neuankömmlingen in der illustren Runde - Akteure des ASV Stockenroth, des TuS Erkersreuth, des FC Martinsreuth, des FC Zell und der beiden Münchberger Vereine ATSV Münchberg-Schlegel und FC Eintracht Münchberg waren vor Ort. Die jungen Leute (und immerhin drei weibliche Zuhörerinnen) tauschten sich aus, was für sie im Ehrenamt und im Verein als Zielsetzung lohnenswert ist und weshalb sie sich der freiwilligen Arbeit für ihren Verein "opfern". Der Tenor ist klar: Man will seine zweite Familie mitgestalten und helfen, sich dort heimisch zu fühlen. "Genau das ist ein entscheidender Faktor", so Tabbert, "ich will mich dort heimisch fühlen. Gefällt mir meine Familie nicht, ziehe ich daheim aus. Gefällt mir der Verein nicht, dann wechsle ich halt zum nächsten!". Sorgen bereitet Tabbert dabei das Altersgefälle in den Vorstandschaften. Vielerorten sind diese überaltert. In Hof gibt es zwei Parade-Gegenbeispiele: Der ATS Selbitz, wo mit Philipp Hohberger der jüngste Vorstand das Zepter schwingt, und der FSV Unterkotzau, der mit Christian Michael und Florian Sachs ein blutjunges Vorstandsduo hat. Philipp Feig: "Der FSV war vor zwei Jahren bei Null. Dank der beiden jungen Vorstände hat er jetzt 40 Mann im Spielbetrieb und floriert."

Philipp Feig, Vereinsehrenamtsbeauftragter des TuS Erkersreuth und Sprecher der Initiative "Junges Ehrenamt".
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Tabbert will die Jugend etablieren

Das Ziel Tabberts ist klar: Er will weitere junge Kräfte in den Vereinen an Schalthebeln etablieren. "Es muss ja nicht gleich der Vorstand sein", sagt er. In solche Aufgaben müsse man hineinwachsen. Je früher Leute mit Vereinsarbeit beginnen, desto besser sind sie auch auf künftige Tätigkeiten vorbereitet. "Der Nachwuchs braucht das Ehrenamt", umschreibt er seine Maxime, "Jugend für Jugend". Er ist sich im klaren darüber, dass ein älterer Mensch nicht mehr die Sprache der Jugend sprechen könne. "Da braucht es junger Leute. Die kommen an die Jugendlichen viel besser heran", sagt er mit Blick auf die Tätigkeit einiger als Jugendtrainer. Er als BEAR, der gleichzeitig als einer von fünf Mann in der AG Ehrenamt des Bayerischen Fußballverbandes aktiv ist, fördert und fordert die Jugend. Im Blickpunkt steht da nicht nur die Gewinnung neuer ehrenamtlicher Kräfte, sondern auch das Angebot entsprechender Qualifizierungsmaßnahmen. Das kann auch im kleinen geschehen. Ein Vereinsorganigramm und Tätigkeitsbeschreibungen in den Vereinen - vielerorten nicht vorhanden. "Dabei wollen und müssen neue Leute doch wissen, für was sie zuständig sind." Um dabei weiter zu kommen, nimmt Tabbert die Vereine in die Pflicht. Eine von ihm an alle geschickte E-Mail mit der Bitte um Meldung von geeigneten Kandidaten verpuffte. Sechs von 74 Clubs antworteten ihm. "Aber mich kriegen die so schnell nicht los", grinst er, "die müssen sich bewusst sein, dass ich hartnäckig bin." Davon überzeugte sich auch anpfiff.info und interviewte den umtriebigen Siegfried Tabbert.

Siegfried Tabbert, Bezirksehrenamtsreferent in Oberfranken.
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Herr Tabbert, Gratulation erst einmal zu der Idee des "Jungen Ehrenamtes". Seien Sie ehrlich: Wie kommt man als nicht mehr ganz junger Funktionär auf so eine Idee?

Tabbert (lacht): Ich weiß, dass ich für die meisten jungen ein alter Knacker bin. Ich bin aber ein alter Knacker, der noch etwas bewegen will. Und irgendeiner muss es halt auch machen. Und ich habe mir das in den Kopf gesetzt. Das Feedback, das ich erhalten habe, gibt mir Recht.

In was?

Tabbert: Dass sich etwas tun muss. Schauen Sie sich die Alterspyramide der Vorstände an. Da bin ich ja im Gegensatz zu machen ein junges Rehlein. Wobei ich eines klarstellen will: Die Erfahrung sowohl in der Vereinsarbeit als auch die Lebenserfahrung der etablierten Vorstände ist unverzichtbar. Fatal wäre es, auf diesen Erfahrungsschatz zu verzichten. Aber es muss junges Blut her! Und die jungen und die alten müssen dann an einem Strang ziehen. Dann wird daraus etwas.

Und wie lässt sich so etwas bewerkstelligen?


Tabbert: Die jungen müssen ihre Mitarbeit anbieten. Und die Alten müssen ihnen die Möglichkeit geben, sich einzubringen und diese dann auch unterstützen.

Und wo genau?

Tabbert: Das ist komplett unterschiedlich. Der eine fährt gerne Rasenmäher. Den mache ich sicherlich nicht zum Vorstand. Den frage ich, ob er Lust hat, die Tätigkeit des Platzwartes zu übernehmen oder zu unterstützen. Der nächste arbeitet in einer Bank und ist ein Zahlengenie. Was sollte ich so einen als Spielleiter engagieren, wenn ich vielleicht einen Kassier brauche. Das lässt sich beliebig weiterführen.

Und wie sieht es mit den Rückmeldungen aus?

Tabbert: Gar nicht so schlecht. Das braucht Geduld. Ich habe einst mit 30 Vereinsehrenamtsbeauftragten in Hof und Marktredwitz begonnen. Am Ende hatten wir im Kreis 114. Jetzt haben wir mit fünf Mann diese Aktion begonnen. Mal sehen, wieviele es am Ende werden.

Sie haben die Aktion vorerst auf den Kreis 3 beschränkt. Wieso das? Als Bezirksehrenamtsverantwortlicher müssten Sie die Kreise 1 und 2 doch auch ins Boot nehmen.

Tabbert: Das kommt noch. Erst einmal will ich das in meinem Heimatkreis voran bringen. In den anderen beiden Kreisen kann ich meine Erfahrungen dann einbringen.

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Steckbrief S. Tabbert

Siegfried Tabbert
Spitzname
Siggi
Wohnort
Konradsreuth


Junges Ehrenamt

Mit seiner Initiative "Junges Ehrenamt" hat Siegfried Tabbert Neuland in Bayern betreten. Das Pilotprojekt startete er, da er mit dem Alterdurchschnitt der Verantwortlichen nicht glücklich ist: Zu alt sind im Durchschnitt die Macher der Vereine. Das zu ändern ist Tabberts Ziel.

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