Initiative pro Sicherheit: Schiedsrichter wollen mehr Schutz! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 01.04.2015 um 06:00 Uhr
Initiative pro Sicherheit: Schiedsrichter wollen mehr Schutz!
Die Torlinientechnik wird kommen, das Freistoßspray gehört schon dazu, als hätte es nie etwas Anderes gegeben. Immer mehr durchaus sinnvolle Hilfsmittel halten im Fußball Einzug. Was jetzt in einer oberfränkischen Schiedsrichtergruppe thematisiert wird, mag auf den ersten Blick etwas unverständlich klingen, könnte aber durchaus von Bedeutung sein.
Von Carlo Fehn
Hans W. (Name von der Redaktion geändert) ist Sprecher in einer oberfränkischen Schiedsrichtergruppe. Er möchte zum jetzigen Zeitpunkt Ross und Reiter noch nicht beim Namen nennen, weil er nicht weiß, wie der Vorschlag, den er und seine Kollegen aus berechtigtem Anlass in den letzten Wochen diskutiert haben, in der Öffentlichkeit oder beim Verband aufgenommen wird. "Wir möchten da keine Revolution ausrufen", sagt er, "oder den Fußball komplett neu erfinden. Aber es sind eben gerade bei uns im Spielkreis einige Dinge passiert, die uns zum Nachdenken gebracht haben." Im erwähnten Spielkreis gibt es in den einzelnen Ligen aufgrund deren Zusammensetzung und der geographischen Lage relativ viele Derbys. "Speziell in 2014", erklärt Hans W., "gab es – viel mehr als in den Jahren vorher – größere Ausschreitungen zwischen Spielern auf dem Platz und bei einigen Partien waren dann sogar auch Zuschauer involviert. Die Kollegen haben da natürlich nicht tatenlos zugesehen, sondern sind in den meisten Fällen auch dazwischen gegangen, als sie die Situation schlichten und alles wieder beruhigen wollten." Die Zahlen, die Hans W. vorlegt, sind erschreckend. Vier Schiedsrichter mussten mit Platzwunden am Kopf im Krankenhaus behandelt werden, in einem Fall trug der Unparteiische sogar eine Gehirnerschütterung davon.

Schiedsrichter sollen zukünftig noch besser geschützt werden - so zumindest die Idee einer SR-Gruppe aus Oberfranken.
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Idee wird getestet

"Mittlerweile ist es schon so, wenn ein Schiedsrichter erfährt, dass er zu uns in den Spielkreis muss, dass der dann schon mit einem ziemlich unguten Gefühl ankommt." Neulich saß Hans W. mit zwei anderen Kollegen bei einem Bierchen zusammen und wieder kam das Thema zur Sprache. "Da sagte plötzlich einer – ich glaube es war mehr so im Spaß –, dass es noch so weit kommen wird und wir hier mit Helmen auflaufen müssen, wie sie im amerikanischen Football üblich sind." Hans W. und die Anderen hätten nur kurz gelacht, aber wenig später hätten sie ernsthaft darüber diskutiert, ob das nicht eine sinnvolle Möglichkeit für die Zukunft wäre. Eine Helmpflicht für Schiedsrichter also! "Naja", sagt Hans W. einschränkend, "man könnte das ja zunächst mal auf Spiele beschränken, bei denen man wirklich davon ausgehen muss, dass es für den Schiedsrichter wieder brenzlig werden wird. Wir haben jetzt bei uns in der Schiedsrichtergruppe auch eine interne Arbeitsgruppe eingerichtet, mit den Vereinen im Spielkreis gesprochen und wir testen das jetzt einfach einmal. So weit wir wissen, ist nirgends geregelt, dass Schiedsrichter nicht auch mit einem Helm auf dem Kopf pfeifen dürfen."

Zusätzliche Einnahmen für Vereine

"Ganz nebenbei", erzählt Hans W. stolz, "ergibt sich dadurch auch noch ein anderer Aspekt. Die Vereinskassen sind leer, immer mehr Gebühren lassen am Ende des Tages kaum noch was übrig. So ein Helm beim Schiedsrichter ist natürlich auch eine optimale Werbefläche für kleine Handwerker aus dem jeweiligen Ort. Da kannst du einerseits bei so einem Spiel 30, 40 oder 50 Euro zusätzlich einnehmen und andererseits kann der Schiedsrichter auch noch sicher sein, dass er nicht wieder mit einer blutigen Nase nach Hause gehen muss." Zwei Fliegen also mit einer Klappe, könnte man sagen. Im entsprechenden Spielkreis will man nun also die restlichen Saisonspiele dazu nutzen, dieses neue, revolutionäre Helmsystem einmal zu testen. Hans W. sagt abschließend: "Wir schauen uns das jetzt einfach mal an. Wir sind uns natürlich im Klaren darüber, dass du, wenn du als Schiedsrichter mit einem Helm aufs Spielfeld kommst, den Spielern in gewisser Weise schon einen Freifahrtschein lieferst, dich zu attackieren. Aber dafür haben wir noch gelbe und rote Karten dabei. Wenn wir der Meinung sind, dass das praktikabel ist, werden wir uns damit an den Verband wenden und unsere Empfehlung weitergeben." Bleibt nur zu hoffen, dass die Helmpflicht bei den Funktionären nicht zu Kopfschmerzen führen wird.

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