Vor zehn Jahren: Überflieger Kulmbach - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.03.2008 um 06:00 Uhr
Vor zehn Jahren: Überflieger Kulmbach
MAGAZIN Es war eine mehr als eindeutige Angelegenheit: Mit stolzen dreizehn Punkten Vorsprung vor dem SV Mitterteich sicherte sich in der Saison 1997/98 der ATS Kulmbach überlegen und souverän die Meisterschaft in der Bezirksoberliga und den damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga. Was damals freilich niemand ahnen konnte: Für den Bayerischen Vizemeister des Jahres 1977 sollte es bis heute der letzte große Erfolg bleiben.
Von Robert Schäfer
Fünf Jahre waren vergangen, seit der ATS Kulmbach 1992 aus der Landesliga abgestiegen war. Viel zu lange, meinten Spieler, Fans und Funktionäre des Traditionsvereins vom Obermain, der Wiederaufstieg war für das Jahr 1998 fest eingeplant. Um sicher zu gehen, dass das ehrgeizige Ziel erst gar nicht in Gefahr geriet, verpflichteten die Kulmbacher zu Beginn der Saison mit Klaus Opel vom Regionalligisten SC Weismain einen namhaften Neuzugang, auf dem im Schatten der Plassenburg viele Hoffnungen ruhten. Und in der Tat erwies sich der Torjäger als ein echter Glücksgriff für die Kulmbacher. Denn zusammen mit dem gebürtigen Stadtsteinacher Sven Kunert – vom FC Bamberg damals ebenso heftig wie vergeblich umworben – bildete Opel ein Sturmduo, dem die Konkurrenz nicht viel entgegenzusetzen hatte.  

Sturmduo Kunert/Opel erzielte 49 Treffer

Am vierten Spieltag der Saison 1997/98 besiegte der ATS Kulmbach den SV Memmelsdorf auf eigenem Platz mit 4:2 und zog mit dem SV Mitterteich nach Punkten gleich. In dieser Szene setzt sich der Kulmbacher Krug (rechts im Bild) gegen den Memmelsdorfer Kraus durch.
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Zwei Drittel aller Kulmbacher Tore gingen am Ende auf das Konto des Gespanns. 31 Treffer steuerte allein Sven Kunert zum Erfolg des ATS bei, immerhin deren 18 Klaus Opel. Kunert avancierte damit – gleichsam nebenher – auch noch zum Torschützenkönig der Bezirksoberliga. Doch nicht nur die Offensive der Kulmbacher war eine Bank; mit ganzen 33 Gegentreffern stellte die Mannschaft von Trainer Horst Will überdies auch noch die beste Defensive der Liga. Und so gestaltete sich der Kampf um die Meisterkrone bald schon recht einseitig. Am sechsten Spieltag setzte sich der ATS mit einem 2:1-Erfolg beim späteren Vizemeister Mitterteich an die Tabellenspitze und gab in der Folge die Führung nicht mehr ab. Im Gegenteil. Von Spieltag zu Spieltag baute Kulmbach seinen Vorsprung auf die Verfolger weiter aus, feierte Kantersiege gegen Creußen, Neuses und in Kasendorf und stand bereits mehrere Spieltage vor Saisonende als überlegener Meister und Aufsteiger fest.    

Dem Aufstieg folgte der Sturz ins Bodenlose

Doch was blieb vom sportlichen Erfolg der Kulmbacher vor nunmehr zehn Jahren? – Die Antwort fällt ernüchternd aus. Dem ATS gelang es nach dem Aufstieg nicht, sich dauerhaft in der Landesliga zu etablieren. Einem siebten Rang im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg folgte bereits in der zweiten Saison der erneute Abstieg in die Bezirksoberliga. Dort hielt sich Kulmbach noch bis 2004, dann zog, für viele völlig überraschend, die Vereinsführung die Mannschaft vom Spielbetrieb zurück. Ganz unten, in der A-Klasse, wagte der frühere Bayernligist 2005 einen Neuanfang, errang dort auch umgehend die Meisterschaft und stieg in die Kreisklasse auf – und ist heute dennoch weiter denn je vom Erfolg vergangener Tage entfernt. 2007 nämlich meldete die sportliche Leitung des ATS die Erste Mannschaft erneut vom Spielbetrieb ab. Das frühere Aushängeschild der Bierstadt Kulmbach ist, mit Ausnahme des Jugendfußballs, seither von der Landkarte des oberfränkischen Fußballs verschwunden – das (vorläufige) Ende eines großen Traditionsvereins, nur zehn Jahre nach der triumphalen Rückkehr in die Landesliga. 

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